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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 18 - Jahrgang 1933
1Pet 3,15 - Seid aber jederzeit bereit ...! (7)1Pet 3,15 - Seid aber jederzeit bereit ...! (7)
Ja, was ist das für eine Hoffnung, derentwegen wir „jederzeit bereit“ sein müssen, uns zu verantworten? Petrus sagt „über die Hoffnung, die in euch ist“. Mir scheint, dieser Ausdruck erinnert an den des Paulus in Kol 1,27: „... Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit ...“ Aber auch ohne diese Stelle ist es doch wohl für uns ganz außer Frage, was für eine Hoffnung gemeint ist. In der Schrift ist von „Hoffnung“ ja nicht in dem Sinne geredet, wie die Welt es tut, die nur gar zu gerne - statt sich zu bekehren - sagt, „ich hoffe auch, in den Himmel zu kommen“. Solchen muß man sagen, daß ihre Hoffnung trügerisch und unberechtigt sei und daß sie zuschanden werden würde dann, wenn's darauf ankäme. Das ewige Leben ist ein sicherer Besitz des Glaubens und wird nie mit dem Begriff des Hoffens im allgemeinen Sprachgebrauch verbunden20, d. h. nicht mit dem der Ungewißheit. Darüber brauchen wir aber nicht weiter zu reden, das ist ja zu bekannt! Doch in welchem Sinne redet dann die Schrift von Hoffnung, diesem dritten Stück des christlichen Lebens („Glaube, Liebe, Hoffnung“), die sehr oft in den Briefen zusammen stehen, nicht etwa nur in 1Kor 13,13! (Vgl. z. B. 1Thes 1,3 und 5,8; Kol 1,4; Eph 4,2-5; Gal 5,5.6; 1Pet 1,22.23 u. a).
Soweit ich es verstehe, spricht das Wort Gottes von „Hoffnung“ in der Bedeutung von Erwartung, d. h. gewisser Erwartung zukünftiger Dinge und Herrlichkeiten; also, daß nur deshalb „Hoffnung“ gesagt wird, weil es sich um Dinge der Zukunft handelt, um Dinge, die noch nicht in die Erscheinung getreten sind, die aber genau so sicher sind, als wären sie es bereits. Sie gehören zu unserem unverlierbaren Zukunftsgut, so daß wir uns ihrer freuen können: „In Hoffnung freuet euch!“ (Röm 12,12) und darum auch geduldig ausharren (siehe z. B. Röm 8,23-25! u. a).. In diesem herrlichen Sinne trauern wir beim Heimgang unserer gläubigen Lieben „nicht wie die übrigen, welche keine Hoffnung haben“ (1Thes 4,13; vgl. Eph 2,12), sondern unsere Hoffnung liegt vor uns (Heb 6,18), und wir gehen „in voller Gewißheit der Hoffnung bis ans Ende“ vorwärts (V. 11) und lassen uns „nicht abbewegen“ von der „Hoffnung des Evangeliums (Kol 1,23), denn es ist unser Gott und Vater, der uns geliebt und uns ewigen Trost und gute Hoffnung gegeben hat durch die Gnade“ (2Thes 2,16). Und es sind die Schriften, durch deren „Ermunterung wir die Hoffnung haben“ (Röm 15,4), und darum arbeiten wir auch auf Hoffnung, wie das Beispiel aus der Natur in 1Kor 9,10 zeigt, und zwar mit Freimütigkeit auf Grund solcher Hoffnung (2Kor 3,12) usw., usw. Alle diese Stellen zeigen zum mindesten das eine, daß unsere Hoffnung wohl - was ja der Name besagt - in der Zukunft liegt, also soviel wie Erwartung ist, daß sie aber durchaus unerschütterlich ist.
Welches aber ist der Inhalt oder der Hauptinhalt unserer herrlichen Hoffnung? Ich glaube, um dies beantworten zu können, brauchen wir nur an 1Tim 1,1 denken, wo „Christus Jesus, unsere Hoffnung“ genannt wird. Also der Inbegriff alles dessen, was wir von der Zukunft erhoffen, erwarten, ist Christus Jesus Selbst, in und mit dem uns dann, wenn wir daheim sind, die unendlichen Herrlichketten der Welt Gottes erschlossen werden, so daß dann erst 1Kor 2,9 voll erfüllt werden wird. - „Christus Jesus, unsere Hoffnung!“ Welch ein köstlich Wort, welch liebliche Aussicht, welch ermunternder Vorblick! Christus Jesus! „Christus“ - der Mensch im Vollsinne, wie Er in Gottes Augen sein sollte, Er als der zweite Mensch, der letzte Adam wird „viele Söhne zur Herrlichkeit führen“ (Heb 2,10), in Ihm stehen wir schon jetzt vor Gott in unvergleichlich kostbarer Stellung (die auf unseren praktischen Zustand hienieden bestimmend einwirken sollte)!, und „Jesus“ - der Retter und Heiland, der uns bis ans Ende bewahren, retten wird vor dem Bösen (Heb 7,25) und uns sicher ans Ziel bringt, wo wir dann Ihn, der einstmals hienieden gelitten, in Vollkommenheit und in Seinem köstlichen „Selbst“ (vgl. Frage 8)! erblicken werden. Ja, das ist unsere glückselige Hoffnung: Er Selbst! Das ist unsere über alles herrliche Erwartung: „Ihn zu sehen, wie Er ist!“ „Und“, sagt der Apostel weiter: „Ein jeder, der diese Hoffnung zu Ihm hat, reinigt sich selbst, gleichwie Er rein ist.“ (1Joh 3,2.3) Ja, solche erhabene Hoffnung kann nicht ohne Bedeutung für unser Leben hienieden bleiben! Wir werden Ihn sehen - Herrlichkeit! Und wann? Wann Er wiederkommt, „auf daß, wo Er ist, auch wir seien“ (Joh 14,1ff.)!. Wo „der Sohn“ - da „die Söhne“! (Heb 1 u. 2) Nach der glorreichen Auferstehung, Verwandlung und Entrückung Seiner dann schon entschlafenen oder noch lebenden Heiligen „werden wir bei dem Herrn sein allezeit“ - welch eine Ermunterung sind doch diese Worte! (1Thes 4,13-18)!
Ja, das ist die Hoffnung, das ist die herrliche Erwartung, zu deren „Verantwortung“ wir „jederzeit bereit“ sein sollen (und durch Gnade können)!. Den „Grund“, d. i. den biblischen Grund (wörtlich: „das Wort“) dieser Hoffnung oder die Rechenschaft von ihr müssen wir jederzeit bezeugen können. Und das, nicht wahr, das sollte nicht so schwer sein, vorausgesetzt, daß wir selber ständig in der lebendigen Erwartung stehen und uns nicht erst im Augenblick, wo's darauf ankommt, künstlich hineinsteigern müssen! Und das wäre ja auch höchst schmerzlich! Dann wäre das letzte Gebet, das uns in den Mund gelegt wird (Off 22,20b), ja nicht als für uns zu recht bestehend anzuerkennen, bzw. die also Betenden wären ganz anders Begnadigte als wir heute! Aber nein, das sind wir, wenn anders wir in lebendiger Gemeinschaft mit dem Herrn, dem Sohne Gottes, stehen ...! (1Kor 1,9) Und das hängt ab von unserer persönlichen Treue und davon, daß wir den Heiligen Geist nicht betrüben (Eph 4,30), damit diese in uns ruhende und wirkende Hoffnung nicht beeinträchtigt werde (V. 16!! davon noch später)!. Das ist sehr bedeutungsvoll! „Seid aber jederzeit bereit zur Verantwortung gegen jeden“ (nötigenfalls auch gegen die Obrigkeit, der gegenüber wir manche Verantwortung tragen, vgl. Röm 13,1ff.; 1Tim 2,1ff.; 1Pet 2,13ff.; Titus 3,1ff.)!, der Rechenschaft („Grund“) von euch fordert über die Hoffnung, die in euch ist- „aber mit Sanftmut und Furcht!“ Diese letztere Ermahnung ist eine sehr beachtenswerte, denn diese beiden Stücke werden oft ein wenig außer acht gelassen. Wieso? - Ach, es liegt so nahe, daß im glücklichen Besitze einer so herrlichen, weltüberwindenden Hoffnung bei der Verantwortung über den Grund derselben einerseits leicht selbstbewußt vorgegangen wird, und dadurch unfreundlich, gar grob und taktlos geredet und gehandelt wird, andererseits daß man ohne genügend geistlich - keusche Zurückhaltung und Furcht vor Übertreibung „den Mund zu voll nimmt“ und dadurch leicht ins Heucheln gerät, indem man mehr darzustellen und zu bezeugen trachtet als man hat und ist. Wir können sicher sein, daß Petrus wohl weiß, warum er uns solche Ermahnung gibt und geben muß. War er nicht einst auch so selbstbewußt gewesen, und hatte er nicht, indem er sich nicht vom Herrn warnen ließ (Lk 22,31)!, sondern ohne Furcht vor sich selbst dem Meister große Versprechungen gab, - hatte er nicht auf diese Weise einen tiefen Fall getan? O Geschwister, wie wichtig ist das „mit Sanftmut und Furcht“ Rechenschaft zu geben! Unser Herz ist so trügerisch und spielt uns oft einen bösen Streich, wenn wir nicht diese praktische, warnende Ermahnung beherzigen! Wir sollen aber mehr sein als scheinen, nicht umgekehrt! Wie schlimm kann die Wirkung sein auf andere, wenn wir weder mit Sanftmut noch mit Furcht uns verantworten, sondern in - ach - so falschem, unberechtigtem Selbstbewußtsein handeln und damit bei aller Treue des Zeugnisses, der Verantwortung, doch den Herrn verunehren, weil nicht Seine Gesinnung in uns ist oder wenigstens im einzelnen Fall nicht von uns beobachtet ist! (Phil 2)! O möchten wir uns vom Herrn Gnade schenken lassen, uns jeweils bewahren zu lassen vor uns selbst, vor Heuchelei, vor Unfreundlichkeit, damit unser Zeugnis nicht befleckt werde! „Mit Sanftmut und Furcht!“ Das ist Seiner wert, der uns würdigt, für Ihn und unserer Hoffnung Grund einzutreten!
Und damit genug für diesmal! Noch ein wenig soll uns, wenn Gott will, der nächste (16). Vers in diesem Zusammenhang beschäftigen, womit wir dann zum Schluß kommen mit diesem Aufsatz: „Seid aber jederzeit bereit ...!“ Der Herr aber, des wir sind und dem wir leben dürfen, segne uns Sein kostbares Wort! Möchten wir „Täter“ desselben mehr und mehr werden, nach Jak 1,22, zu Seiner Ehre!
(Schluß folgt, s. G. w).
F. K.
20 Auch nicht in der Stelle Tit 3,7 (vgl. 1Thes 5,8), denn hier wird m. E. gezeigt, daß das ewige Leben eine Hoffnung hat, nicht, daß unsere Hoffnung die auf das ewige Leben sei. Oder man nimmt „Hoffnung“ im Sinne von „Erwartung“.
F. K.↩︎