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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 16 - Jahrgang 1931
3Mo 23 - Die Feste Jehovas - Die jüdische Zeitrechnung (4)3Mo 23 - Die Feste Jehovas - Die jüdische Zeitrechnung (4)
Die jüdische Zeitrechnung.
Es scheint uns für unsere Betrachtung doch notwendig zu sein, auch etwas darüber zu sagen, wie die Juden ihr Jahr rechneten. Heute ist es allgemein bekannt, daß die Länge eines Jahres (die Zeit, in welcher die Erde die Sonne umkreist) 365¼ Tage beträgt. Das gewöhnliche Jahr wird deshalb heute zu 365 Tagen gerechnet, und der daran fehlende ¼ Tag, der nach vier Jahren einen ganzen Tag ausmacht, wird jedem vierten Jahre hinzugefügt, und dieses vierte Jahr wird dann als Schaltjahr bezeichnet.
Den alten Israeliten war der Lauf der Erde um die Sonne noch unbekannt, die Länge eines Jahres beobachteten sie an dem Wechsel der Jahreszeiten.
Zeitteilungen oder Zeitmaße.
Es gibt gewisse natürliche Zeitmaße, die von jedermann wahrgenommen werden, so wenig Kenntnis man auch darüber haben mag. Die kürzeste, allen bemerkbare Teilung der Zeit ist der Tag - die Zeit, in welcher sich die Erde um ihre Achse dreht. Jemand, der keine Kenntnis von den Dingen hat, mag denken, die Erde sei eine feststehende, ebene Fläche, an deren einen Seite die Sonne am Himmel aufgehe, auf der anderen aber wieder untergehe. Und selbst bei dieser Annahme kann jemand seine Tage genau so regelmäßig zählen wie der gelehrte Astronom. Je näher wir dem Äquator kommen, desto gleichmäßiger ist die Teilung des 24-Stunden-Tages, so daß die Tage und die Nächte des Jahres ungefähr je 12 Stunden haben. Deswegen sagt der Herr zu den Juden: „Sind der Stunden des Tages nicht zwölf?“ (Joh 11,9)
Ein weiteres natürliches Zeitmaß wird uns durch den Mond gegeben, in der Zeitspanne von einem Neumond zum anderen, es ist die Zeit, in welcher der Mond die Erde umkreist. Wir nennen diese Zeit im Gegensatz zu unseren Kalender-Monaten einen Mond-Monat. Die Länge eines Mond-Monates ist ungefähr 29½ Tage, und die Juden waren gewohnt, ihre Zeit nach Mond-Monaten zu bestimmen. Um nun den halben Tag auszugleichen, mußten sie abwechselnd ihre Monate auf 29 und 30 Tage rechnen. Es ist klar, daß die feste Zahl von zwölf Monaten zu je 29 bezw. 30 Tagen nicht ein Jahr ausmachen konnte. Zwölf solcher Mond-Monate hatten nur ungefähr 354 Tage, es fehlten somit zirka 11 Tage an einem wirklichen Jahre. Wie schon gesagt, die Juden hatten zu der Zeit noch keine Kenntnisse von der wirklichen Länge eines Jahres, noch, wodurch die Länge eines Jahres bestimmt wird. Es mußte sich deshalb bei einer beständigen Zählung nach zwölf Mond-Monaten sehr bald bemerkbar machen, daß die Jahreszeiten und Witterungsverhältnisse bei dieser Zählung ganz aus ihrer Ordnung kamen. Wie wir schon bemerkten, haben wir heute die Länge unserer Kalender-Monate (ohne Rücksicht auf den Mond) auf 30 und 31 Tage und den Februar auf 28 Tage festgesetzt, und damit erreichen wir die Jahreslänge von 365 Tagen. Die Juden zählten dagegen die natürlichem Mond-Monate, und am Ende des zwölften Monates fehlten somit ungefähr 11 Tage am vollen Jahre. Nach zwei Jahren war der Unterschied bereits zirka 22 Tage und nach drei Jahren etwa 33 Tage. Da sich bei dieser Zeitrechnung natürlich die Jahreszeiten völlig verschieben mußten, so wurden sie genötigt, fast alle drei Jahre einen Ausgleich durch Einfügung eines Schalt-Monates zu schaffen. Wenn nun nach drei Jahren ein 13. Monat eingeschaltet wurde, so fehlten immer noch zirka vier Tage. Um auch diese wieder auszugleichen, wurde dieser Zusatz-Monat von Zeit zu Zeit statt nach drei Jahren schon nach zwei Jahren eingefügt, je nachdem der Fortschritt der Jahreszeiten die Notwendigkeit dafür anzeigte.
Die Schrift gibt uns keine direkte Belehrung hierüber, aber alles, was wir in Beziehung hierzu in der Schrift finden, steht in Übereinstimmung mit dem, was jüdische Geschichtsschreiber darüber geschrieben haben, so daß kein Zweifel in dieser Sache besteht. Aus dem, was z. B. Josephus und der Talmud berichten, sehen wir, daß die alten Israeliten zwei Zeitmaße hatten: die Sonne und den Mond. Die Monate berechneten sie nach dem Mond und das Jahr nach der Sonne. Diese beiden (Mond-Monate und Sonnen-Jahre) wurden, wie oben beschrieben, miteinander in Einklang gebracht. Und hiermit stimmt die Schrift überein.
In 4Mo 28 und 29 werden für bestimmte Zeiten des Jahres die Opfer
angegeben. Zuerst wird das tägliche Brandopfer (ein Lamm jeden Morgen
und jeden Abend) genannt, dann jenes für den Anfang eines jeden Monates
und dann folgen die bestimmten Opfer an den Festen, mit denen wir uns
jetzt beschäftigen, so wie sie uns auch im 3Mo 23 vorgestellt sind. Nun laßt uns dieses mit 2Chr 2,4 vergleichen! Salomo sandte eine
Botschaft an Huram, den König von Tyrus, betreffs des Baues des Tempels,
und er beschreibt den Tempel als „ein Haus ... Brandopfer morgens und
abends zu opfern, an den Sabbaten und an den Neumonden und an den Festen
Jehovas, unseres Gottes.“ Hier finden wir genau dasselbe, was in
Es ist auch das Wort in Ps 104,19 beachtenswert: „Er hat den Mond gemacht für die bestimmten Zeiten, die Sonne weiß ihren Untergang.“ Das hebräische Wort „moed“, welches in dieser Psalmstelle mit „bestimmten Zeiten“ übersetzt ist, ist dasselbe Wort, welches in 3Mo 23,2 u. 4 mit „die Feste Jehovas“ übersetzt ist. Gott regulierte diese durch den Mond, wogegen der Zeitraum des Jahres von der Sonne abhing.
Das Sonnenjahr.
Das Sonnenjahr war das Jahr, welches durch die Sonne und nicht durch den Mond bestimmt wurde. Gott hatte geboten, daß die Erstlingsgarbe am Tage nach dem Sabbat in der Zeit der ungesäuerten Brote vor Ihm gewoben werden solle. Das Fest der ungesäuerten Brote fand ungefähr Mitte des ersten Monates im Jahre statt. Das neue Jahr fing somit kurz vor dem Beginn der Ernte an. Das Korn mußte der Reife dann schon so nahe sein, daß die Erstlingsgarbe in etwa zwei Wochen geschnitten werden konnte, um an dem bestimmten Tage vor Jehova gewoben zu werden. Die Gerste war das erste Getreide, welches in Kanaan für die Sichel reifte. Aus der jüdischen Geschichte lernen wir, daß, wenn der letzte Monat des Jahres sich dem Ende nahte, die Gerste sehr sorgfältig beobachtet wurde, um zu sehen, ob sie bis zur Mitte des folgenden Monates - des ersten des Jahres - für den Schnitt reif sein würde. Wenn dieses der Fall war, so konnte das alte Jahr mit dem zwölften Monat abgeschlossen werden, war es aber soweit in der Reife zurück, daß die Erstlingsgarbe nicht zur Zeit der ungesäuerten Brote dargebracht werden konnte, so wurde ein Schalt-Monat eingefügt. - Der zwölfte Monat wurde mit dem Namen „Adar“ bezeichnet, und dieser eingefügte Schalt-Monat wurde dann „Ve-Adar“ oder „der andere Adar“ genannt. In dieser Weise geschah die Anpassung ihrer nach Neumonden bestimmten Monate an die durch die Sonne bestimmten Jahre und Jahreszeiten.
Manche unserer Leser mögen denken, da es sich doch in unserem Artikel um die geistliche Auslegung der Feste Jehovas handelt, daß diese Erläuterung hier nicht am Platze sei; wenn wir aber mit der Betrachtung unseres Gegenstandes fortfahren, werden wir doch finden, daß ein Verständnis betreffs der jüdischen Rechnung der Monate und Jahre notwendig ist, um die Feste in ihrem zeitlichen und prophetischen Charakter recht zu verstehen. Wir bitten deshalb unsere Leser, diese Einzelheiten sich zu merken, damit sie um so besser den weiteren Auslegungen über die Feste Jehovas folgen können.
Forts. folgt, s. G. w.