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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 21 - Jahrgang 1936
Eden und GethsemaneEden und Gethsemane
Zwei Gärten, die Schauplätze gewaltiger Geschehen gewesen sind, sollen im folgenden ein wenig betrachtet werden.
Indem Gott, der Herr, Seinen Schöpferplan durchführte, demzufolge 1Mo 2,1 sagt, daß „Himmel und Erde vollendet waren samt ihrem ganzen Heer“, hatte Er auch am sechsten Tage die Schöpfung gekrönt durch die Erschaffung des Menschen nach dem Bilde Gottes. Nun war alles nach Seinem Urteil „sehr gut“, und Gott ruhte am siebenten Tage (1Mo 1,26ff.31; 2,7 und 1). Wie einfach für die Geliebten Gottes, sie brauchen sich um den Streit der Meinungen um Ursprung und Herkunft des Menschen nicht zu kümmern; für sie, denen Gottes Wort mindestens ebensoviel und mehr gilt wie Auffassung oder Lehrmeinung irgendwelcher Forscher und Denker, ist die Fragen einfach und schlicht gelöst; denn aus dem Munde Gottes wird zum ersten Male das Wort „Mensch“ ausgesprochen. Unser Ursprung liegt sonach in Ihm Selbst, durch dessen Machtwort wir ge- und erschaffen sind. Gott, der Herr, bereitete einen Garten und gab ihn den nach Seinem Bild geschaffenen Menschen zum Aufenthaltsort. (2,8)
Im Garten von Eden wird dem Menschen auch die Gehilfin bereitet, die ihm von Gott gegeben wird. Im Garten fanden die nach dem Ebenbild Gottes geschaffenen Menschen alles, was sie an Bequemlichkeiten benötigten, darüber hinaus auch reichlich „tägliches Brot“. Von allen Bäumen des Gartens durften sie essen und sich freuen, daß ihnen alles untertan war, alles geschaffen um ihretwillen. Den Garten zu bauen und zu bewahren war nach der Anweisung Gottes die dem Menschen gestellte Lebensaufgabe. Neben solcher gesegneten Freiheit lag in den von Gott gegebenen Anweisungen nur eine Beschränkung. „Von dem Baume der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn welches Tages du davon issest, mußt du unbedingt sterben“, so hatte Gott, der Herr, angeordnet und befohlen.
Allein, der Leser kennt ja jenen traurigen Ausgang. Die Schlange vermochte es, Zweifel am Gebote Gottes in die Herzen der ersten Eltern zu legen, und in dem „Sollte Gott gesagt haben“ lag der Weg der Sünde. Das Nichtbleiben bei dem Worte Gottes wurde die Ursache zur Sünde und ist es geblieben durch die jahrtausendlange Menschheitsgeschichte.
Eden wird nunmehr der Schauplatz des Sündenfalles, der die Ausweisung der Menschen aus paradiesischer Herrlichkeit zur Folge hat. Hinfort mußte der Mensch von dem verfluchten Acker mit Mühe sein Brot essen im Schweiße seines Angesichtes, hinfort mußte das Weib Kinder gebären mit Schmerzen. Mit dem Fluche beladen, verlassen beide das Paradies, das ihnen von Gott Selbst bereitet war. Eden ging somit verloren, und seitdem war zwischen Gott und (Seinem Ebenbild) Mensch die Sünde getreten. Hinfort war der Verkehr zwischen Gott und den Menschen nur bedingt möglich. Die Sünde wurde zur Scheidewand zwischen Geschöpf und Schöpfer.
Im Zustand der Sünde verlor sich das Menschengeschlecht mehr und mehr. Bald konnten sie sich auch in ihrer Sprache nicht mehr verstehen. Sündenherrschaft machte sich geltend, und die Menschen wurden, weil los von der Bindung zu Gott hin, immer mehr in ihren Bannkreis gezogen. Alle Versuche, die Gott, der Herr, um das gefallene Menschengeschlecht zu seiner Errettung und Umkehr unternahm, sie blieben ohne ersehnte und für die Menschen befreiende Wirkung. Gott sandte Richter und Könige und Propheten, alle mit dem gleichen Auftrage, die Menschen zur Umkehr zu bewegen. Allein, entweder verhallten die Mahnungen zur Buße gänzlich, oder aber sie hatten eine nur ganz bedingte und in der Beziehung zum Menschengeschlecht nur unbedeutende Wirkung. Es blieb bei dem durch die Ausweisung aus dem Garten Eden bewirkten Getrenntsein von den Segnungen Gottes.
Die Menschheit schmachtete mehr und mehr unter der Sündenherrschaft. Mochte auch das Sehnen und Verlangen nach den Segnungen Gottes oft deutlich hervortreten, es wurde von den gefallenen Menschen kein Weg gefunden und gezeigt, auf dem ein Nahen zu Gott möglich gewesen wäre. Der Mensch konnte und mußte infolge des Ungehorsams die Segnungen Gottes verlieren, fand jedoch keinen Weg zurück zu Gott. Das ist eine gewaltige Sprache, die uns von dem ersten Garten dieser Erde redet: Gefallen, abgeirrt, los von Gott - durch eigene Schuld.
Jahrtausende vergehen. Noch immer bemüht sich die Menschheit um einen Aufstieg. Vergebens! Als aber die
Zeit erfüllet ward, da begann Gott zu reden und zu handeln. Wohl mußte Gott, der Herr, gemäß Seiner Heiligkeit das Verbleiben in dem Garten von Eden versagen; allein Seine Liebe zu Seinen nach Seinem Bild geschaffenen Menschen hörte damit nicht auf.
Wieder ist es ein Garten, in dem sich Gewaltiges ereignet und noch Gewaltigeres vorbereitet, in Art und Weise ganz anders als der paradiesische Zustand Edens. Die Schrift teilt uns Näheres über jenen Garten nicht mit. Sie sagt uns aber, daß der Herr Jesus mit Seinen Jüngern in einen Garten kam mit Namen Gethsemane (Mt 26,36). In diesem Garten kämpft der Herr einen überaus schweren und ernsten Kampf. Dort liegt Er auf Seinen Knien im heißen Gebetskampf. Betrübt bis zum Tode ist Er. Das Ihm bevorstehende Gericht der Sündenschuld einer gefallenen Menschheit drückt Ihn zu Boden. Den Beistand Seiner Jünger findet Er in dieser so bedrängten Stunde nicht, ihre Augen sind voll Schlafes. Jener Kampf, der schwerste seiner Art - endet mit der inneren Gewißheit der baldigen Vollendung, des baldigen glorreichen Sieges. Mit dem „so geschehe Dein Wille“ (V. 42) richtet Sich der Herr auf, um wenige Augenblicke später von Judas verraten zu werden.
Gethsemane ist der Garten von ewigkeitsgeschichtlicher Bedeutung! Der Herr kämpft hier um die Erlösung einer gefallenen Menschheit, d. h. Er legt durch Seinen Gehorsam bis zum Tode, ja, zum Tode am Kreuze, den Weg zu Gott frei. Sein vollkommener Sieg wurde uns allen, die wir an Ihn glauben, die Ursache zum ewigen Leben.
Joh 3,16 sagt uns, daß wir, die wir an Ihn glauben, nicht verlorengehen, sondern ewiges Leben haben. Was Menschen nicht vermochten und auch heute nie vermögen, das tat Gott durch Seinen geliebten Sohn, unseren Herrn Jesus Christus. Nun kann Er wieder mit uns verkehren und wir mit Ihm auf der Grundlage der Erlösung durch Sein Blut. Was uns mit der paradiesischen Herrlichkeit Edens verlorenging, ist uns im siegreichen Gebetskampf in Gethsemane und im Tragen unserer Schuld am Kreuze auf Golgatha in ungleich herrlicherer Weise wiedergeschenkt. In beiden Fällen waren es Liebeserweisungen Gottes uns Menschen gegenüber. Möchte es dem Herrn gelingen, uns willig zu machen, an der von Ihm vollbrachten Erlösung teilzunehmen durch gläubige Hingabe und Übergabe!
Im Lichte Edens werden wir beurteilt nach unseren Werken, empfangen wir, was unsere Taten wert sind; im Lichte Gethsemanes und Golgathas ist uns Gottes Liebe im größten Ausmaß angeboten: Gnade, Friede und ewiges Leben! Preis sei unserem Gott und unserem Herrn Jesus Christus!
H. B., U.