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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 20 - Jahrgang 1935
Dan 6,11 - Wie er vordem getan hatte (1)Dan 6,11 - Wie er vordem getan hatte (1)
Selbstverständlich wird in den „Handreichungen“ oft auf das Gebetsleben der Kinder Gottes hingewiesen; es kann dies ja auch nicht zu häufig geschehen. Wie beten wir, Geschwister? Beten wir überhaupt? Welche Frage! Natürlich! Ist es uns natürlich, d. h. der neuen Natur entsprechend? Möchte es so sein! Prüfen wir uns! Vieles wird versäumt, vieler Segnungen gehen wir und andere verlustig, wenn wir nicht Beter sind, was ja wohl mehr ist, als nur zuzeiten beten.
Daniel lehrt uns nicht nur, was „beten“ ist, sondern was es heißt, ein Beter zu sein. Er war ein Beter im vollsten Sinne. Dazu kurz einige Punkte, kurz und knapp angeführt, uns zur Mahnung!
Der Text ist wohlbekannt, auch die „Handreichungen“ haben vor einigen Jahren über denselben geschrieben26. Das tut aber nichts. Solche Texte kann man gern öfter besprechen, sonderlich wenn man wünscht, ein Beter zu werden. „Vordem!“ Mein Bruder, meine Schwester! Dein „Vordem“ vor dem „Heute“ war gestern, vor morgen ist heute, das „Heute“ baut sich und baut auf dem „Gestern“ auf! Seien wir praktische Leute, der Text ist so schlicht und praktisch, daß wir gar nicht fehlgehen können in seiner Erklärung. Warst du gestern ein Beter? Wirst du es heute noch werden? (vgl. Paulus: Apg 9,11 am Schluß)! Wenn du nun morgen heimgehen solltest, was würde dann von Gott, dem Allsehenden, über dein Gestern gesagt werden können? Daß du gebetet hattest, daß du ein Beter warest? Manchmal müßte vielleicht gesagt werden über den einen oder den anderen: Er war ein Denker - aber ein Beter? Nicht, daß ich wüßte! Mein Bruder, vor Gott gilt nur die Wirklichkeit! Wie war's mit unserem „Vordem“?
Aber Daniels „Vordem“ hatte noch andere Inhaltspunkte, das geht aus dem ganzen Kapitel hervor: Zählen wir schnell einiges auf! V. 5: „sie konnten keine schlechte Handlung an ihm finden“ (wie mögen sie gesucht haben)!, „weil er treu war!“ So sah sein „Vordem“ außerhalb des Kämmerleins aus! V. 6a: „wir werden gegen diesen Daniel keinen Anklagegrund finden.“ So war sein Ansehen in der Welt, so sah es vordem um ihn herum aus, wenn man die Meinungen der Menschen über ihn fragen wollte. Meine geliebten Brüder und Schwestern, wie urteilen die Menschen über unseren Dienst in der Welt? Sage nicht, das sei einerlei, wenn man nur wüßte, wie Gott urteilte. Ja, weißt du das? Denkst du, Gott beurteilt deinen äußeren Dienst als „gut“, wenn die Menschen dich - etwa - nennen würden (ich sage es mit Zittern): faul, träge, untreu, ungenau, nachlässig, unaufmerksam, mit Widerspruchsgeist erfüllt, unsauber, ungezogen, Klatsch zugänglich usw. usw. Würde da das Urteil Gottes gar so anders lauten? - Wie ist unser „Vordem“? Aber V. 6b: „wir werden gegen ihn etwas finden in dem Gesetz seines Gottes!“ Warum denn? O weil er ein so treuer Mann war, treu seinem Gott! Das wußte man, und da würde man ihn zu Fall bringen können, nicht in dem Sinne, daß er seine Treue gegen seinen Gott aufgeben würde ihnen zuliebe, sondern eben: Er würde sie fortsetzen, auch wenn sie Gefahr für ihn bedeutete. Und darauf gründeten diese Leute ihren Plan, und der gelang (zunächst), eben weil Daniel sie nicht enttäuschte! Enttäuschen wir die Menschen durch Untreue Gott und Seinem Worte gegenüber? Erwarten sie wohl manchmal ein anderes Verhalten von uns, weil sie uns als wahre Christen kennen, und sind enttäuscht, daß wir mehr ihnen ähneln als unserem Herrn Jesus Christus? Wie also sieht unser „Vordem“ aus? Vor was? Vor einer ernstesten Probe unserer Treue, unseres Gebetslebens, unseres Wandels mit Gott! Kommen wir nie in ernste Krisen hinein? Sicher! Sind wir da gerüstet durch ein herrliches „Vordem“, oder tappen wir unvorbereitet in Schwierigkeiten hinein, die Gott zuläßt, um uns in uns selbst zuschanden werden oder uns Seine Treue und Gnade besonders erfahren zu lassen?! Das muß doch jeder zugeben: Daniel war nicht unvorbereitet! Sein „Vordem“ entsprach seinem „Heute“, dem „Heute“ besonderer Prüfung, in der sein Leben auf dem Spiele stand: Und gab es für ihn noch ein Morgen, es würde dem „Heute“, dem „Vordem“ entsprochen haben - und es entsprach ihm (V. 29 und die weiteren Kapitel)!. Wunderbar!
Wie sah sein Heute der Prüfung nun aus?
1. Als er erfuhr, welcher Plan gegen ihn ausgeheckt war, „ging er in sein Haus“ (V. 11a), nämlich still und völlig gottergeben! Wohlgemerkt: Er lief nicht zum König, um sich zu beschweren (und seine Beschwerde als die eines der höchsten Beamten, als die des designierten Reichskanzlers, hätte unbedingt Erfolg gehabt)!; nein, er ging in sein Haus. Was tun wir, wenn wir ungerecht, ohne Schuld unsererseits, in eine schwierige Lage kommen? Die Schrift sagt: „Jehova wird für euch streiten, und ihr werdet stille sein!“ (2. Mose 14,14) Glauben wir dieses oder nicht? Wir können es ständig erfahren!
2. Dann lesen wir (11b): „er hatte in seinem Obergemach offene Fenster nach Jerusalem hin“. Aus dem ganzen Vers geht hervor, daß er diese offenen Fenster vordem hatte und jetzt auch noch; sein „Heute“ in dieser Hinsicht war wie sein „Vordem“. Es ist wichtig, das zu beachten. Was hätte wohl näher gelegen, d. h. wenn Daniel sich nach Menschen gerichtet hätte, als sich jetzt zu fragen: „Ist es wirklich so nötig, daß die Fenster, so etwas Äußerliches, nach Jerusalem offenstehen? Wenn mein Herz nur offensteht zu Gottes Stadt hin, dann ist's doch auch gut?“ - Aber nein, die Fenster blieben offen! Oder er hätte sagen können: „Vorsicht tut not, ich kann ja in dem Gemach, dessen Fenster hinten zum Hofe führen, die Fenster öffnen, das fällt nicht auf, und da ich Jerusalem auch vorn heraus doch nicht sehen kann, so ist es eigentlich gleichgültig.“ Wäre es gleichgültig gewesen? Nein, es hätte ein feiges Herz offenbart, es war eines Daniel unwürdig, die Fenster blieben vorn heraus offen! - Oder er hätte stillschweigend die Vorhänge vorziehen können - und damit hätte er auch vor sein Herz einen Vorhang gezogen! Nein, es blieb alles, wie es „vordem“ gewesen! Glücklicher Daniel!
3. „Und dreimal des Tages kniete er auf seine Knie und betete und lobpries vor seinem Gott, wie er vordem getan hatte.“ (V. 11c) Aber Daniel, das ist unweise von dir, so darfst du die Welt nicht reizen: „Knie nicht nieder, auf die äußere Form kommt's nicht an!“ Und dreimal des Tages? Warum? Gott hört dich auch beim erstenmal zur Genüge. So? Aber ein Mann heiliger Gewohnheiten (wie Christus27)! gibt diese, gibt seine Gebetszeiten nicht aus Menschengefälligkeit preis! Und dann Lobpreis? Dazu ist jetzt doch kein Anlaß! - Ach, warum denn nicht? „Sollt ich meinem Gott nicht singen, sollt ich Ihm nicht dankbar sein?!“ „Seid dankbar in allen Dingen!“ (1Thes 5,18) „Aber du spielst mit deinem Leben!“ - „Das ist Gottes Sache! Ich will lieber treu sein als leben!“
Siehe, das ist Daniel! So „vordem“ wie gegenwärtig, wie nachdem! Das ist Treue, das ist Liebe zu Gott! Der Erfolg, besser der Segen, kann nicht ausbleiben. Zunächst finden die Feinde, was sie erwartet haben und darum suchten, und triumphieren, aber ihr Ende ist anders als ihr Anfang: V. 25! Unser Gott ist gerecht!
Es kommt nun alles, wie es kommen muß, und mehr als das! Darüber in der Schlußlieferung der „Handr.“ noch ein paar Worte - aber laßt uns uns fragen: Wie waren wir bis heute „vordem“? Wie werden wir morgen und übermorgen sein? Waren wir treu, waren wir entschieden? Wie beteten wir „vordem“, und wie werden wir von nun an beten? Wenn nicht ein Leben der Treue wie bei Daniel dahintersteht, so werden wir zum treuen Gebet auch nicht zuviel Lust verspüren. Es paßt dann das eine nicht mit dem anderen zusammen und - wir beten dann eben nicht, weil wir's „vordem“ auch nicht - so recht - taten, und ungemessene Segnungen gehen uns und durch uns anderen verloren!
Brüder, Schwestern, wie beten wir? Ja, beten wir überhaupt, beten wir regelmäßig, beten wir unbedingt täglich, beten wir im Kämmerlein kniend? Sind wir Beter? Wie ist unser „Vordem“? Wie wird unser „Heute“, wie unser „Morgen“ sein? Gott segne uns!
F. K.
(Schluß folgt, s. G. w).
26 Siehe Jahrb. 18 (1933)! F. K.↩︎
27 Vgl. meinen Aufsatz „Nach Seiner Gewohnheit“ in Jahrb. 10!
F. K.↩︎