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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 19 - Jahrgang 1934
Wie kam es? (5)Wie kam es? (5)
(Fortsetzung).
Elf, einschließlich des kurzen Blickes auf Israel zwölf, Typen der Schrift haben wir in den schon erschienenen vier Lieferungen betrachtet, Typen, Beispiele von Menschen, die uns das tiefbeschämende Schauspiel des nicht Erreichthabens solches ihnen von Gott zugedachten Lebenszieles bieten, daß sie uns kostbare Vorbilder sein könnten! Wohl zeigten sich bei einigen, vor allem bei Salomo und Demas, vorbildliche Züge in ihren Lebensanfängen, aber „sie fuhren nicht fort“ (4Mo 11,25). „Wie kam es“, daß alle diese Menschen: Saul, Jonathan, Orpa, Demas, Salomo, (Rotte) Korah, Esau, Pilatus, Hymenäus, Alexander, Philetus nicht dahin gelangten, wohin sie nach dem Willen Gottes unzweifelhaft kommen sollten, bzw., sofern sie zu den Gläubigen gehörten und gehören, nicht das ihnen von Gott gesteckte Ziel ihres Zeugnisses erreichten, wie kam es, daß sie, wie ich in Lieferung 4 schrieb, „nicht Ihm zur Ehre ihren Lauf vollendeten, sondern zur Schande“? Ja, wie kam es? Ernst - diese Frage, ernst für uns alle, daß die im Hintergrunde dieses Aufsatzes stehende Stelle 1Kor 10,12 in ihrer auf alles mögliche anzuwendenden inneren Bedeutung und Kraft oft so wenig von uns beachtet wird! Gott helfe uns!
Wie kam es? Wieder möchte ich mehrere Typen der Schrift vorführen, wie der Herr Gnade schenkt. Der Herr gebe Gnade, daß wir nur nicht „vergeßliche Hörer“ seien! (Jak 1,22)
Als ersten lassen wir den alttestamentlichen Achan vor unseren geistlichen Augen vorübergehen! Wie kam es, daß dieser Mann, dessen böses Tun uns im Buche Josua, Kap. 7, gezeigt wird, das Volk Israel auf seinem Zuge tiefer nach Kanaan hinein so „in Trübsal brachte“, daß man, um sich jener Sünde, die sonst auf der ganzen Gemeinde Israel als Bann lasten geblieben wäre, zu entledigen, ihn steinigen mußte? Denn jene Sünde, daß Achan von dem Jehova „Verbannten“, d. i. Geheiligten, etwas für sich genommen hatte, war eben nicht ein Einzeldiebstahl (vgl. das Nehmen Evas von der Frucht des Baumes in 1Mo 3)!, sondern mehr: Es war eine Untat, die das ganze Volk anging, nämlich in der Wirkung, die sie hatte vom Herrn aus. Und sie war darum von weitest tragender Bedeutung, weil sie Israel zum weiteren Siegen, zum siegreichen Einziehen ins Gelobte Land unfähig machte, sie führte dazu, daß das Volk Gottes seinen Feinden „den Rücken“ zeigen mußte (V. 8)!, indem es vor der kleinen Stadt Ai zuschanden wurde, während es die gewaltige Festung Jericho mühe- und verlustlos genommen hatte; als gehorsam dem Worte des Herrn konnten sie Sieger sein - und wir auch! Und hier vor Ai versagte ihre Kriegskunst, hatten sie Verluste an Menschenleben, erlahmte ihr Mut, triumphierte der Feind - und das alles, weil ein (bis dahin unbekannt gebliebener) Ungetreuer unter ihnen war, der einen Bann und damit dies Gericht Gottes über das ganze Volk gebracht hatte! Hat dies keine Bedeutung für uns, das Volk Gottes, die Gemeinde des Herrn, in heutiger Zeit? Diese Frage stellen heißt, sie bejahen müssen! 1Kor 12,26 (vgl. Jahrb. 13, Frg. 2)! „Wie kam es“ nun zu dem Tun Achans, durch das er so strenge gestraft und aus dem unter so Herrlichen Vorrechten vorangehenden Volke Gottes durch seine Steinigung ausgeschlossen werden mußte? In dem erschütternden Sündenbekenntnis des Mannes, das er vor dem Führer des Volkes ablegte, ist uns der Weg, den die Sünde genommen hatte, so einfach und schlicht aufgezeigt, daß wir gar nicht irregehen können: „Ich sah - mich gelüstete danach - ich nahm sie - sie sind vergraben.“ (V. 21) Kann es deutlicher gesagt werden? Es ist ja wunderbar mit diesem Bekenntnis! Wunderbar, daß dieser Sünder nicht wie Korah bis in den Tod hinein an seiner Sünde festhält, sondern sie freimütig bekennt, wunderbar auch die Höhe der geistlichen, gottgegebenen Kraft Josuas, wie sie sich zeigt in der Art der Behandlung des Falles und des Sünders (siehe besonders V. 20)!, aber wie schön es auch ist, daß Achan so offenbar gemacht wird und so seinen Sündenweg ans Licht bringt - die Strafe wird vollzogen, denn Jehova Gott ist heilig und gerecht, und es handelt sich um mehr als um diesen Mann, es handelte sich um das Wohl und die Erziehung des ganzen Volkes! „Ich sah - mich gelüstete danach - ich nahm ...!“ So kam es, geliebter Leser! So verscherzte ein Achan seine Vorrechte! So wurde er beinahe zu einem Fallstrick für die ganze Gemeinde der Kinder Israel, oder wenigstens, er wäre es geworden, wenn seine Sünde nicht sofort gesühnt worden wäre! Bruder, Schwester, haben auch wir manchmal „gesehen“, angesehen wie Achan, wie Eva - wie so ähnlich ist doch Achans Tun mit dem unserer ersten „Stammutter“! Ich hatte nicht vor, überhaupt über des Weibes Fall, der unser aller Fall ist, zu schreiben, aber, wenn wir uns Achans Verhalten und seine Folgen zur ernsten Warnung dienen lassen, dann können wir nicht daran vorbeigehen, zu sehen, wie seine Sünde mit der Evas so ähnlich ist, daß wir sagen müssen: Hier finden wir die letzten Anfänge der Sünde überhaupt! Und das hat neutestamentlich Johannes so klar gesagt in seinen unzweideutigen Worten: „die Lust des Fleisches und die Lust der Augen“ (1Joh 2,16), und Jakobus beschreibt die Entstehung der Sünde in Kap. 1,14.15 ebenfalls so ähnlich: „ Ein jeder wird versucht, wenn er von seiner eigenen Lust fortgezogen und gelockt wird - danach, wenn die Lust empfangen hat, gebiert sie die Sünde, die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebiert den Tod.“ Wie ernst ist das! Wie ernst zu sehen an dem Kommen der Sünde in die Menschenwelt durch Eva (vgl. 1Tim 2,14)!, wie ernst an ihrem „Nachfolger“ Achan! So verläuft auch unser Weg zum Sündigen! Das Weib hatte wie auch Adam keine an sich schon sündige Natur7, wie sie Achan hatte, wie wir, du und ich; und dennoch: Das Einfallstor für die Sünde ist einst gewesen und ist geblieben fortgesetzt: das Auge, die dadurch entstehende Lust und das dann nicht mehr Zurückkönnen! „Ich sah - mich gelüstetete danach - ich nahm!“ O Bruder, wie redet das doch eine so laute, klare Sprache! Wir müssen es doch eigentlich dem Achan „danken“, daß er so unumwunden, genau wie die Schrift es durch Mose von Eva berichtet, über die Entstehung seiner Sünde sein Bekenntnis und seinen Bericht ablegt und damit uns allen die Frage beantwortet, die uns manchmal mehr oder weniger unbewußt in der Seele liegt: „Wie kam es nur?“ (Vgl. Lief. 1, Anfang des Aufsatzes)! Alle anderen Gründe, Ursachen, Nebenursachen, Veranlassungen, somit alle anderen „Wie kam es - Antworten“ finden ihren Urgrund in dieser Darstellung, die uns Achan gibt, mit der er seiner und unserer Stammutter Eva sich würdig erzeigt! Wie gut nur, wie unendlich Herrlich, daß jetzt nach des Mittlers Blutvergießen, Seinem Tode und Seiner Auferstehung wir - „mit Christo gestorben, begraben und auferweckt“ (Röm 6 u. a). - nicht mehr sündigen müssen! Und daß - doch ist das eine andere Linie [Gesetz und Gnade, oder Freiheit vom Gesetz!] - „das Jerusalem droben ist frei, welches unsere Mutter ist“! (Gal 4,26) - Dennoch - es bleibt die Warnung Achans an uns bestehen: „Ich sah - mich gelüstete danach - ich nahm!“ Mögen diese Worte so zu unserem Gewissen reden, daß wir diese Sprache nie mehr vergessen und dann unter ihrem Eindruck im Glauben zu verwirklichen mehr und mehr lernen: Röm 6,12.17.18.11; Kol 3 u. a.!
Ich hatte nicht so ausführlich über Achan schreiben wollen, doch der Vergleich mit Eva brachte es mit sich, und so haben wir ja auch eigentlich gleich 2 Typen betrachten dürfen. Mögen sie uns zum Segen sein! „Wie kam es?“
Und im Anschluß daran nenne ich nur kurz die beiden unglücklichen Angehörigen der Gemeinde des Herrn in der ersten Zeit: Ananias und Sapphira (Apg 5). Über dies Ehepaar ist mehrfach in den „Handr.“ geschrieben, so erst im vergangenen Jahrbuch (S. 123) und vor allem im Jahrbuch 4, Frg. 22, aber auch abgesehen davon brauche ich hier nicht ausführlich auf die Frage: „Wie kam es?“, bei diesen beiden einzugehen, weil die Ursachen bei ihnen denen bei Achan ähneln, d. h. nicht grobsinnlicher-, sondern geistlicherweise. Sie sahen, welchen Eindruck das Tun derer auf die Gemeinde machte, die, ohne Zwang, freiwillig (vgl. Frg. 15 in Jahrbuch 15)! ihr Vermögen für die Bedürftigen hergaben, und weil sie danach gelüstete, auch in solchem Ansehen zu stehen, wie z. B. Barnabas (4,36.37), weil sie gelüstete, auch als Opfernde gepriesen zu werden, so taten sie so, als ob sie auch ihr alles hingäben, behielten aber für sich einen Teil und meinten, sie könnten die Gemeinde ungestraft betrügen. Wenn sie das vielleicht gekonnt hätten (damals??) - Gott konnten sie jedenfalls nicht täuschen, und so war ihr Gericht, durch schnellen Tod aus der Gemeinde (wie Achan)! entfernt werden zu müssen, besiegelt. „Wie kam es“ also bei ihnen? Durch das „mehr-scheinen-Wollen als man ist“, weil „man“ gesehen hatte, daß solche, die gleichsam umgekehrt mehr waren, als sie schienen, geehrt wurden oder daß es wenigstens ein „erhebendes Gefühl“ sein mußte, so als Opfernde angesehen zu werden. Kurz gesagt: sie waren Heuchler, Heuchelei müssen wir in tiefer Beschämung ihre Sünde nennen! Aber so kam es dazu, wenn es auch nicht buchstäblich dasteht: sie sahen, und sie bekamen Lust, es den anderen gleichzutun - aber nicht ehrlich, nicht aufrichtig, nicht ganzen Herzens, nicht ihrer Verantwortung vor dem Herrn sich bewußt usw. -, und so heuchelten sie und mußten die Folgen ihres bösen Tuns tragen, uns - den Gläubigen! - zur bleibenden Warnung! Wieder seien wir wie in Lief. 4 erinnert an das Wort: „Auch unser Gott ist ein verzehrendes
Feuer!“ (Heb 12,29) Wie ernst ist das doch! Wie nehmen auch wir Gläubigen oft die Gegenwart des Herrn in Seinem Hause so leicht! „Deinem Hause geziemt Heiligkeit, Jehova, auf immerdar!“ (Ps 93,5) - „Wie kam es?“
Mit dieser Warnungsgeschichte für uns Gläubige glaube ich für heute schließen zu sollen. Ich hatte noch kurz auf einige ähnliche Typen hinweisen wollen, aber Zeit und Raum reichen heute nicht für mehr; also bleiben wir unter dem Eindruck des „Wie kam es?“ bei den Heutgenannten, und bitten wir den Herrn, uns Licht und Weisheit zu geben, wie wir das Gelesene sach- und sinngemäß auf uns anwenden oder uns unter diese stellen sollen, auch in heutiger Zeit! Denn die in der 1. Lief. angeführten Stellen 1Kor 10,11(.12) und Röm 15,4 behalten für unser Leben in dieser Weltzeit ihre dauernde Bedeutung, und sie ihrerseits geben der Betrachtung der Typen des Wortes Gottes ihre dauernde, bleibende Bedeutung für uns. Wenn wir daher zu kurz kommen, geschieht es durch eigene Schuld, und wir und andere, auch die Gemeinde, erleiden dadurch schier unberechenbaren Schaden. Daß wir nur nie sagten: Ach, „das ist nicht so wichtig für uns“! (Vgl. Jahrb. 7, S. 160)! Was Sein Wort sagt, und zwar Alten genau wie Neuen Testaments, ist für uns Gläubige, für uns, Sein Volk, für mich und dich, und zwar für unser Herz, stets unendlich wichtig! Der Psalmist sagt Ps 119,11: „In meinem Herzen habe ich Dein Wort verwahrt, auf daß ich nicht wider Dich sündige!“ Und wenn wir uns einmal fragen müssen: „Wie kam es?“ - haben wir da nicht vielleicht ehrlicherweise zu bekennen: „Weil ich Sein Wort nicht in meinem Herzen verwahrt habe!“? Darum - Er gebe uns Gnade, den Beispielen der Schrift die Beachtung zu schenken, die sie verdienen, und Sein Wort zu verwahren in unserem Herzen, dann werden wir nicht so oft schmerzlich zu fragen haben: „Wie kam es?“ - 2Tim 3,16.17 und 4,2!
F. K.
(Fortsetzung folgt, s. G. w).
7 Das Weib wurde vom Satan bei der Versuchung (1Mo 3) allein, „nur“ von außen her, also direkt angegriffen, d. h. nicht durch die Mittlerschaft eines schon sündlich gewordenen Fleisches (wie wir)!. Sie ließ sich betrügen durch die das Wort Gottes verdrehende lügnerische List des Feindes, sie gab ihm allmählich mehr und mehr Gehör, „sie sah an“ und so fiel sie, indem „sie nahm“; und durch sie wiederum fiel Adam, „der erste Mensch Adam“. Damit wurde das Fleisch des Menschengeschlechts sündlich! - Christus Jesus aber, „der letzte Adam, der zweite Mensch“ (1Kor 15,45.46), ebenso unmittelbar versucht durch den Teufel, der Ihn nicht als „Gottes Sohn“ anerkennen wollte, sich also in der wahren, nämlich unversuchlichen Natur des Herrn irrte - Christus ließ sich nicht täuschen durch das falsch angewandte Wort Gottes und fiel nicht! (Mt 4,1-11 und Parall., vgl. Mt 16,22.23) Er blieb stets „Er Selbst“ (Lk 24,15.36.39), stets „Das Heilige“ (Lk 1,35), stets „Der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist“ (Joh 1,18)! In Ihm sind auch wir Sieger, in Ihm allein! (Röm 8) Preis sei Seinem Herrlichen Namen! F. K.↩︎