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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 9 -Jahrgang 1923/24
1Kor 10,24 - „Selbstsucht“1Kor 10,24 - „Selbstsucht“
1Kor 10,24: „Niemand suche das Seine, sondern das des anderen.“
Sünde ist im tiefsten Grunde Selbstsucht. So lesen wir von Engeln, daß sie ihre eigene Behausung verließen (Jud 6); sie wollten selbst Herren sein ohne Gott. So auch beim ersten Sündenfall: „Ihr werdet sein wie Gott.“ Dies Schlangenwort reizte die Menschen, eigenmächtig und selbstisch zu handeln. Jesajas sagt: „Wir wandten uns, ein jeder auf seinen Weg“ (53,6). Das ist das Wesen der Sünde - Selbstsucht. Sie stellt sich nur auf das eigene Ich. Was machte den Heiland so Herrlich und groß? Er dachte nie an Sich, nicht an Seine Ehre, an Seinen Vorteil, an Seine Bequemlichkeit. Er dachte nur an Seinen Vater und an die, die Ihm der Vater gegeben hatte. Das tritt uns besonders in den Abschiedsstunden entgegen, von denen wir in Joh 13-17 lesen. Schon in dem ersten Verse kommt das zum Ausdruck: „Vor dem Feste des Passah aber, als Jesus wußte, daß Seine Stunde gekommen war, daß Er aus dieser Welt zum Vater hingehen sollte - da Er die Seinigen, die in der Welt waren, geliebt hatte, liebte Er sie bis ans Ende.“ So sollen auch wir nicht dem eigenen Ich dienen, sondern dem Herrn Jesus und unseren Brüdern.
Aber das liebe Ich spielt eine große, ja, meist ausschlaggebende Rolle. Wir ahnen gar nicht, wie wir uns dadurch um unser Glück betrügen und um viel Segen bringen. So ist's im Leben der Völker: Was war das Begehren der Pharisäer, obenan zu sitzen und von den Leuten gesehen zu werden, anderes als Selbstsucht? Ebenso die Verachtung der Samariter bei den Juden und die Meinung der alten Griechen, alle anderen Völker seien Barbaren, die Sucht der Welteroberer, alles unter ihre Füße zu treten: alles Auswüchse der Ichsucht und Selbstüberhebung.
Die kalte, rücksichtslose Selbstsucht zeitigt noch viel schlimmere Dinge, ja, ist die Quelle aller Übel. Wir spüren sie als den ärgsten Volksfeind am eigenen Leibe in den schändlichen Auswüchsen des Wuchers, der Preisverteuerung und rücksichtslosen Ausbeutung jeder Gelegenheit, um nur für sich Gewinn und Genuß zu haben; andere läßt man kalten Blutes entbehren und hungern. Ungerechtigkeit und Lieblosigkeit sind die Folgen der Selbstsucht und des Eigennutzes. Die Nächstenliebe ist geschwunden. Es ist deshalb notwendig, daß ein jeder sein eigenes Werk prüfe (Gal 6,4) und aus seinem Herzen alles selbstsüchtige Wesen ausrotte. Möchten wir doch bereit sein, Opfer zu bringen und Verzicht zu leisten auf eigenen Profit und Genuß. „Einer trage des anderen Last, und also erfüllet das Gesetz des Christus. Denn wenn jemand meint, etwas zu sein, da er doch nichts ist, so betrügt er sich selbst“ (Gal 6,2.3). Laßt uns Nachfolger Dessen sein, der Sich Selbst für uns hingegeben hat, wie es in Eph 5,1.2 heißt: „Seid nun Nachahmer Gottes, als geliebte Kinder, und wandelt in Liebe, gleichwie auch der Christus uns geliebt und Sich Selbst für uns hingegeben hat als Darbringung und Schlachtopfer, Gott zu einem duftenden Wohlgeruch.“
O. v. Br. (Nach einem Aufsatz im „Ev. Bayr. Sonntagsblatt“).
Erstellt: 01.04.2024 14:36, bearbeitet: 08.10.2024 21:32