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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 19 - Jahrgang 1934
Die Spaltung des Reiches Israel
Die Spaltung des Reiches Israel (1)Die Spaltung des Reiches Israel (1)
Die Spaltung des Reiches durch Jerobeam war Gottes Gericht über Sein Volk. Zwei Personen treten in der Geschichte der Spaltung besonders hervor: Salomo und Jerobeam. Beide waren Werkzeuge - Gefäße in Gottes Hand; der eine berufen, die Segnungen Gottes, der andere berufen, die Strafe Gottes über Sein Volk zu bringen. Beide waren dafür verantwortlich, in der Ausführung ihrer Aufgabe nicht sich selbst, sondern Gott zu verHerrlichen und Ihn darin darzustellen. Sie hatten nicht das Recht, in der Erfüllung ihrer Aufgaben nach Willkür zu handeln. Gott wacht darüber, daß die, welche Er zu Seinem Dienst bestellt, diesen Dienst auch so ausführen, daß Sein Wort und Sein Charakter darin gesehen werden. Der unsichtbare Gott will, daß Sein Wesen, Sein Wille und Walten durch Seine Diener zum Ausdruck gebracht werden sollen. Beide, sowohl Salomo als auch Jerobeam, fehlten hierin, und beide brachten deshalb Gottes strafende Hand über sich. Salomo fehlte darin am Ende seiner Regierung, und Jerobeam versagte darin gänzlich. Es ist eine ernste Sache, in des Herrn Dienst zu stehen, denn „wer kann merken, wie oft er fehlet“? (Ps 19,13 Luth).
Viele Beispiele der Schrift zeigen uns, wie Gott nicht nur darauf achtet, daß Sein Wille getan wird, sondern auch darauf, wie derselbe ausgeführt wird; ob wir als Seine Diener es in Seinem Geiste tun, oder ob wir ein falsches Bild von Ihm geben.
Wir wissen alle, daß der Assyrer die Rute Seines Zornes, der Stock in Seiner Hand war, Sein Volk zu strafen, aber Er achtete darauf, wie Assyrien als Sein Werkzeug sich verhielt, als es Israel schlagen durfte. Er hörte die Worte des Königs: „Durch die Kraft meiner Hand und durch meine Weisheit habe ich es getan, denn ich bin verständig. Ich verrückte die Grenzen der Völker und plünderte ihre Schätze usw.“ Jehova fragt: „Darf die Axt sich rühmen wider den, der damit haut, oder die Säge sich brüsten wider den, der sie zieht?“ Weil der Stock sich rühmte wider den, der ihn in Seine Hand genommen hatte, Sein Volk zu züchtigen, kündigt Gott das Gericht der Heimsuchung über Assyrien an: „Und es wird geschehen, wenn der Herr Sein ganzes Werk an dem Berge Zion und an Jerusalem vollbracht hat, so werde Ich heimsuchen die Frucht der Überhebung des Herzens des Königs von Assyrien und den Stolz der Hoffart seiner Augen. Denn er hat gesagt: Durch die Kraft meiner Hand ... habe ich es getan.“ (Jes 10,12-15)
Ein anderes Beispiel finden wir in Jehu. Er vollzog das gerechte Gericht Jehovas an der gottlosen Isebel und dem götzendienerischen Hause Ahabs, wie der Herr es geboten hatte. Aber Gott übersah nicht die eigenwillige Grausamkeit und Herzenshärte, in der Jehu handelte, die nicht dem Charakter Jehovas entsprach. Die Strafe dafür blieb nicht aus. Hosea mußte das Urteil ankündigen: „Um ein Kleines, so werde Ich das Blut Jisreels an dem Hanse Jehus heimsuchen.“ (Hos 1,4)
Das Verhalten Jerobeams, durch den die Spaltung des Reiches geschah, ist ein höchst trauriges. Gott hatte diesen Mann aus dem Nichts hervorgezogen, zum König über Israel gemacht, mit hohen Fähigkeiten ausgerüstet und zu allem noch die Zusage gegeben, wenn er in Seinen Wegen wandeln würde, ihm ein beständiges Haus zu bauen, so wie Er es dem David gebaut habe (1Kön 11,38). Ohne jeden Schwertstreich fiel ihm dann das Reich zu, und Gott ließ in keiner Weise auch nur den Zweifel aufkommen, daß die Spaltung des Reiches von Ihm ausgegangen sei. Obgleich Jerobeam alles dieses wußte und trotz der Verheißung, ihm ein beständiges Haus zu bauen, wenn er Seine Gebote beobachten würde, wandelte er doch nicht den Weg des Glaubens, sondern vertraute seinem Herzen und seiner Klugheit mehr als dem Gott, der ihm mit solcher Güte begegnet war.
Die Geschichte der Spaltung des Reiches durch Jerobeam ist eng verknüpft mit der Untreue Salomos. Um das Walten Gottes in der Spaltung des Reiches besser zu verstehen, müssen wir uns mit der Ursache der Spaltung, dem Abweichen Salomos und der Untreue des Volkes beschäftigen.
Salomo.
Blicken wir auf den Anfang der Regierung Salomos, so tritt uns in besonderer und lieblicher Weise dessen Herzensdemut entgegen. Jehova erschien ihm in Gibeon. Und Gott sprach: „Bitte, was Ich dir geben soll.“ Mit dieser Aufforderung prüfte Gott sein Herz. Wie klein und gering Salomo in seinen eigenen Augen war, zeigt seine Antwort: „... Ich bin ein kleiner Knabe, ich weiß nicht aus- und einzugehen; und Dein Knecht ist in der Mitte Deines Volkes, das Du erwählt hast, eines großen Volkes ... So gib Deinem Knechte ein verständiges Herz, Dein Volk zu richten.“ (1Kön 3,7.8.9) Salomo spricht von sich nicht als König, sondern als Knecht Jehovas, und von dem Volke spricht er nicht als von seinem, sondern als von Jehovas Volk. In dem tiefen Gefühl seiner Ohnmacht und Hilflosigkeit, Gottes Volk nach dem Willen Jehovas regieren zu können, bittet er um ein verständiges Herz. Diese Bitte war gut in den Augen des Herrn, und Er, der über Bitten und Verstehen gibt, gab ihm das, um welches er nicht gebeten - Reichtum und Ehre - hinzu, und außerdem sollten auch seine Tage noch verlängert werden, wenn er wie sein Vater David in Seinen Wegen wandeln würde.
So auch mit uns. Sind wir klein in unseren Augen, so gibt Gott auch uns ein weises Herz, das Ihn erkennt, wie Er auch dem Herzen, das Ihn liebt, sein Begehr erfüllt.
Manche haben Salomo um die Erlaubnis, Gott eine Bitte aussprechen zu dürfen, beneidet. Aber wir brauchen Salomo nicht zu beneiden; Gott hat uns mehr freigestellt als Salomo. Wir dürfen Ihm nicht nur eine Bitte, sondern alle unsere Anliegen aussprechen. Salomos Bitte offenbarte sein Herz, und unsere Bitten offenbaren auch die Gedanken unserer Herzen. Möchten wir von Salomo lernen, um geistliche Dinge zu bitten, Ihn besser zu erkennen und in Sein Bild verwandelt zu werden!
Salomo hatte die Tochter des Königs von Ägypten zum Weibe genommen. In dieser Vereinigung dürfen wir wohl wie in der des Joseph mit einer Ägypterin einen vorbildlichen Hinweis auf die Segensvorsätze Gottes mit den Nationen der Erde sehen. Im Anfang seiner Regierung lesen wir: „Salomo liebte Jehova, indem er in den Satzungen seines Vaters David wandelte.“ (1Kön 3,3) Dieses köstliche Zeugnis der Liebe zu Gott und des Haltens Seiner Satzungen und Gebote konnte Gott ihm am Anfang seiner Regierung geben. Kein schöneres Zeugnis kann einem Menschen gegeben werden. Die Liebe zum Herrn und das Halten Seines Wortes gehen zusammen. Das eine ist nicht ohne das andere. Der Herr sagt: „Wenn jemand Mich liebt, so wird er Mein Wort halten.“ (Joh 14,23)
In dieser Liebe zu Jehova verharrte Salomo nicht. Während wir im Anfang seiner Regierung lasen: „Salomo liebte Jehova“, lesen wir in 1. Kön. 11,2: „Salomo liebte viele fremde Weiber.“ Und zwar liebte er nicht nur viele, sondern fremde, abgöttische Weiber, und dazu noch aus Völkern, von denen Gott ausdrücklich gesagt hatte: „Sie sollen nicht unter euch kommen; gewiß, sie würden euer Herz neigen ihren Göttern nach.“ Und gleich einer Klage folgen die Worte: „An diesen hing Salomo mit Liebe.“ Und so, wie Gott es zuvor gesagt hatte, so geschah es. Wir lesen: „Und seine Weiber neigten sein Herz ... anderen Göttern nach ..., und sein Herz war nicht ungeteilt mit Jehova, seinem Gott, wie das Herz seines Vaters David.“ Hand in Hand mit dem Verlassen der Liebe zu Jehova ging auch das Verlassen der Gebote Jehovas13.
Ist es nicht so: In dem Maße, wie die Liebe zum Herrn erkaltet, in dem Maße zieht die Liebe zur Welt ins Herz hinein. Das verborgene Weilen des Herzens in der Gegenwart des Herrn nimmt ab und das Verlassen der Versammlungen dagegen zu. Das Betreten der abschüssigen Bahn geschieht nicht erst dann, wenn die Fehltritte sichtbar werden, es ist längst zuvor im Herzen geschehen; den Anfang wird niemand gewahr. Keiner merkt es als nur allein der Herzenskündiger. Er sieht das Erkalten der Liebe, die Verdunklung des Lichtes in der Seele, das Trübewerden der Augen des Herzens, die nicht mehr klar Gutes und Böses unterscheiden, und das Taubwerden der Ohren für die Stimme des Heiligen Geistes.
Der Herr sagt: „Wachet und betet, auf daß ihr nicht in Versuchung kommet.“ (Mt 26,41) Und Paulus schreibt: „Wer zu stehen sich dünkt, sehe zu, daß er nicht falle.“ (1Kor 10,12) Wie nötig es ist, wachsam zu sein, das sehen wir so recht an Salomos Geschichte. Salomo ließ es an der Wachsamkeit über die Neigungen seines Herzens fehlen; Weiber konnten sein Herz neigen. Welches sind die Dinge, die unser Herz in Gefahr bringen? Wohin gehen die Neigungen unserer Herzen? Was fesselt dein Herz? Wo triffst du immer wieder deine Gedanken? Damit ist dein Herz beschäftigt.
Salomos Herz „war nicht ungeteilt“ mit Jehova, seinem Gott, wie das Herz seines Vaters David (1Kön 11,4). Der Herr will nicht unser Herz mit einem anderen teilen. Er sagt: „Niemand kann zwei Herren dienen ..., ihr könnet nicht Gott dienen und dem Mammon.“ Einer muß zurückstehen - muß zurücktreten hinter den, den unser Herz am meisten schätzt.
Gott erinnert Salomo immer wieder an seinen Vater David, dessen Herz ungeteilt mit Jehova war. Gewiß, David fiel, von der Versuchung überwältigt, wiederholt tief in Sünde, aber er brach damit, und in Geradheit und Lauterkeit beugte er sich darüber vor seinem Gott. Und Gott sah sein Herz, daß es ungeteilt Ihm anhing. Von Salomo wird uns solches nicht berichtet. Trotzdem haben wir Grund, sowohl aus dem Nichterwähnen seiner Fehltritte im Buch der Chronika als auch aus der Zusage Gottes, seine Verkehrtheiten wohl zu bestrafen, aber Seine Güte ihm nicht zu entziehen, wie Er sie Saul entzogen habe u. a. m. (2Sam 7,15), entnehmen zu dürfen, daß er sich gebeugt und Gottes Vergebung gesucht und gefunden hat.
Gott zürnte Salomo, „weil er sein Herz von Jehova abgewandt hatte“, von dem Gott, „der ihm zweimal erschienen war“ und der ihn gerade vor den fremden Göttern gewarnt hatte, ohne daß Salomo dies beachtete. Gott ist langsam zum Zorn und groß an Güte und Treue (Ps 86,15). Diese Güte und Treue Gottes kommt besonders in Seinem zweimaligen ihm Erschienensein zum Ausdruck, welches hier als ein erschwerendes Moment in der Verbindung mit Salomos Untreue angeführt wird.
Zum ersten Male erschien Gott Salomo zu Gideon (1Kön 3,5). Zum zweiten Male erschien Er ihm nach der Vollendung seiner großen Bauten und der Erfüllung all seines Begehrens (1Kön 9). Sein erstes Erscheinen war Ermutigung für den demütigen Salomo; Sein zweites Erscheinen war Ermahnung, Verheißung und Warnung für den auf der Höhe seines Erfolges stehenden Salomo.
Gott hatte Sein Wort, welches Er ihm bei Seiner ersten Erscheinung gegeben, eingelöst. Er hatte ihm Weisheit gegeben und ihn all sein Begehr gelingen und vollenden lassen. Nun, da er am Ziel seiner Wünsche stand, erscheint ihm Jehova zum zweiten Male. Gott kennt das Menschenherz;
Er weiß, daß die größten Proben für uns nicht die Tage des Kreuzes und der Leiden sind, sondern die Tage des Glückes und Glanzes, des Gelingens und des Jubelns. Gott gibt so gern; Er ist der Geber aller guten Gaben. Es ist Seine Freude, uns zu segnen; aber Seine Segnungen erforschen unser Herz. Wie leicht hängt sich das Herz an die Gaben, und der Geber derselben steht daneben!
Gott sah diese Gefahr bei Salomo. Gott warnt, bevor Er richtet. Auch Salomo wurde gewarnt. Gott erscheint ihm zum zweiten Male. Er erinnert ihn daran, daß Er sein Gebet und Flehen erhört habe; Er ermahnt ihn, in Lauterkeit und Geradheit vor Ihm zu wandeln; Er verheißt ihm, wenn er Seine Satzungen und Rechte beobachten werde, seinen Thron zu befestigen; Er warnt ihn vor dem Nichtbeachten Seiner Gebote und dem Sichbücken vor anderen Göttern. Gott kennt unser Herz besser als wir. Auch Salomo wußte dieses; er selbst hatte es vor Gott ausgesprochen: „Denn Du, Du allein kennst das Herz aller Menschenkinder.“ (1Kön 8,39) Wenn Gott so sein Herz kannte und eigens erschien, ihn zu ermahnen und zu warnen, Seine Gebote zu beobachten, wie hätte Salomo auf sein Herz achten und seinen Weg prüfen müssen, so wie es einst sein Vater David tat, der zu Jehova sagte: „Du kennst mein Sitzen und mein Aufstehen, Du verstehst meine Gedanken von ferne ..., siehe, ob ein Weg der Mühsal bei mir ist, und leite mich auf dem ewigen Wege.“ (Ps 139,2.24)
Kannte Salomo nicht die Satzungen und Gebote des Herrn? Wußte er nichts von dem Königsgebot, welches Gott durch Mose gegeben hatte? (5. Mose 17,14-20) Hatte er sich, wie es Gott geboten, eine Abschrift dieses Gesetzes schreiben lassen und es täglich gelesen? Drei Dinge nannte Gott, die nicht bei ihm als König gefunden werden sollten: 1. Er sollte sich nicht viele Rosse halten und sich diese nicht aus Ägypten holen lassen, 2. sollte er sich nicht viele Weiber nehmen, damit sein Herz nicht vom Herrn abwendig gemacht werde, und 3. sollte er Silber und Gold sich nicht im Übermaß sammeln.
Heidnische Könige mochten in diesen Dingen den Glanz ihrer Größe und Macht zum Ausdruck bringen, aber ein König des Volkes Gottes sollte seine Herrlichkeit nicht in diesen Dingen suchen und zeigen. Seine Größe sollte in seiner Treue und Abhängigkeit von seinem Gott gesehen werden, der Seine Macht und Herrlichkeit durch ihn offenbaren wollte.
Es ist betrübend, zu sehen, wie Salomo in allen drei Punkten fehlte. „Nicht viele Rosse“ hatte Gott geboten - er aber hatte 40000 Stände für Rosse (1Kön 4,26); und statt die Rosse Ägyptens zu meiden, sandte er dorthin, um sich diese berühmten ägyptischen Pferde für seinen Marstall und für seine Kriegsmacht holen zu lassen (1Kön 10,28). Vermochten die Rosse Ägyptens ihm die Sicherheit und Verteidigung seines Reiches zu stärken? Wie stand diese seine Handlung im Gegensatz zu dem, was Gott im Roten Meere getan hatte! Was sollten ihm diese Rosse Ägyptens, über welche seine Vorfahren sangen: „Das Roß und seine Reiter hat Er ins Meer gestürzt.“ Sie jubelten Jehova zu: „Meine Stärke und mein Gesang ist Jah, denn Er ist mir zur Rettung geworden.“ Diesen Glaubensstand verließ Salomo. Jesaja, der Prophet, mußte ausrufen: „Wehe denen, welche nach Ägypten hinabziehen um Hilfe, auf Rosse sich stützen und die ihr Vertrauen auf Wagen gesetzt, weil ihrer viele, und auf Reiter, weil sie zahlreich sind.“ (Jes 31,1)
Dann, entgegen dem Gebote Jehovas „Silber und Gold soll er (der König) sich nicht sehr mehren“, sehen wir Salomo den Reichtum so aufhäufen, daß das Silber in Jerusalem gleich den Steinen war (1Kön 10,27). Das, was ihm anfangs als Segen von Gott gegeben wurde, wurde ihm nun, als sein Herz darauf gerichtet war, zum Unsegen. Sein Herz hängte sich an den Reichtum und nicht an den Gott, der einst das ganze Volk in der Wüste mit dem Manna vom Himmel, klein wie Koriandersamen, erhielt. Aber ist das koriandersamen-kleine Manna nicht kostbarer als Gold und Silber? Für den, der Gott als seinen Erhalter sieht, sicher!
Weiter sehen wir, wie Salomos Herz durch die vielen Weiber vom Herrn abgezogen wurde. Er beobachtete nicht das Gebot für den König: „Er soll sich die Weiber nicht mehren, daß sein Herz nicht abwendig werde.“ Er mehrte ihre Zahl auf tausend (siebenhundert Fürstinnen und dreihundert Kebsweiber). Und wie Gott zuvor gesagt, so geschah es: Seine Weiber neigten sein Herz. Ein zahlenreicher Harem war in jenen Tagen der Glanz eines königlichen Hofstaates.
Und Salomo ahmte der heidnischen Welt nach. Die Ordnung Gottes genügte ihm nicht. Seine Seele fand nicht in Gott und dem Erlangen Seines Wohlgefallens ihre Befriedigung. Er fiel in den Irrtum, in welchen immer wieder auch Kinder Gottes fallen, zwei Herren zu dienen. „Sein Herz war nicht ungeteilt.“ Er wollte es teilen zwischen Gott und seinen Weibern, und die Folge war, Gott teilte sein Königreich zwischen ihm und seinem Knecht. Wie erinnert uns Salomos Weg an das Wort des Herrn an Ephesus: „Ich habe wider dich, daß du deine erste Liebe verlassen hast.“ (Off 2,4) Das war der Anfang des Weges, der in Laodizäa endete. So auch in der Geschichte Salomos; im Anfang liebte er den Herrn, am Ende aber die vielen fremden Weiber.
Nun richtete Gott das ernste Wort an Salomo: „Darum, daß solches bei dir gewesen ist und du Meinen Bund nicht beobachtet hast ..., werde Ich dir das Königreich gewißlich entreißen ..., in deinen Tagen will Ich es nicht tun, um deines Vaters David willen ... Einen Stamm will Ich deinem Sohne geben, um Meines Knechtes David willen ...“ (1Kön 11,9-13) Wir lesen nicht, daß diese Worte seines Gottes eine Beugung bei Salomo bewirkten. Wie ganz anders war es doch in dieser Hinsicht bei seinem Vater David!
Diese Worte lassen uns wieder das wunderbare Walten unseres Gottes anschauen. Um seines Vaters David willen sollte das Königreich erst nach seinem Tode geteilt und aus der Hand seines Sohnes gerissen werden. Diese Stelle und viele andere Beispiele der Schrift öffnen uns einen Blick in das geheimnisvolle Walten unseres Gottes. Wir sehen, daß Kinder um der Sünde ihrer Eltern willen und Nationen um der Sünde ihrer Herrscher willen nach Gottes unausforschlicher Weisheit manchmal zu leiden haben, wie auch anderseits Kinder sowie auch Völker um der Treue ihrer Eltern bzw. ihrer Herrscher willen gesegnet werden. Der Mensch mag sich dagegen auflehnen und es als Ungerechtigkeit bezeichnen, aber die Wahrheit dieser Tatsache bleibt bestehen. Sehen wir nicht Tag für Tag vor Augen: Kinder, belastet mit den Sünden ihrer Eltern, und Völker, belastet mit den Sünden ihrer Herrscher? Wie sorgfältig sollten Kinder Gottes auf ihren Leib, auf ihr Leben, auf jedes ihnen anvertraute Gut achten, es für den Herrn zu gebrauchen und Ihn damit zu verHerrlichen! Ein hinterlassener Segen Gottes ist wertvoller als ein hinterlassenes Gut. Für jeden Mißbrauch und jede Untreue in der Verwaltung des uns Anvertrauten mögen unsere Nachkommen zu leiden haben. Aber wie dem auch sei, Gottes vergeltendes Walten geht nicht über die kurze Zeit dieses Erdenlebens hinaus. Nie wird ein Mensch um der Sünde anderer willen für die Ewigkeit verlorengehen. Der Weg der Errettung ist geöffnet für jeden. Verloren geht der Mensch nur aus eigener Schuld.
Oft beantwortet Gott die Buße Seiner Kinder über ihre Sünden nicht allein mit der Vergebung, sondern auch mit dem Erlassen der Strafe; anderseits aber haben wir auch viele Beispiele der Schrift, daß die Folgen unserer Sünden von Gottes Seite nicht aufgehoben werden: David tat tiefe Buße über seine Sünde gegen Uria, aber trotz der erlangten Vergebung mußte er doch schwer darunter leiden. Auch Manasse fand Gnade und Vergebung seiner vielen Sünden, und doch mußte sein Land Juda um seiner Sünde willen leiden. 2Kön 23,26 lesen wir: „Doch kehrte Jehova nicht um von der großen Glut Seines Zornes, womit Sein Zorn über Juda entbrannt war, wegen all der Reizungen, mit welchen Manasse Ihn gereizt hatte. Und Jehova sprach: Auch Juda will Ich von Meinem Angesicht hinwegtun, wie Ich Israel hinweggetan habe.“ „Wie unausforschlich sind Seine Gerichte und unausspürbar Seine Wege!“ (Röm 11,33) Einmal werden wir erkennen, wie genau alles mit der Waage Seines Heiligtums gewogen ist. Gott wird recht behalten und Sieger bleiben, wenn man mit Ihm rechtet! (Röm 3,4, Menge)
A. v. d. K.
13 Vgl. in der Artikelserie „Wie kam es?“ Lief. 3, S. 58ff.!↩︎