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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 13 - Jahrgang 1928
Mt 14,16 - "Sie haben nicht nötig"
Mt 14,16 - „Sie haben nicht nötig...“ (3)Mt 14,16 - „Sie haben nicht nötig...“ (3)
(Fortsetzung).
In der Einleitung zu meinem Aufsatz in Lieferung 8 betonte ich: Die Hauptsache ist, daß Er, der Herr Jesus, da ist, daß Er gekommen ist, um Sich all unserer Bedürfnisse anzunehmen. Aber Sein Kommen auf diese fluchbeladene Erde hat eine unendliche Fülle von Segnungen zur Folge, und zwar, was das betrifft, was uns hier beschäftigt, die z. B., daß durch Seine Tätigkeit hienieden auch Jünger, Nachfolger Seiner Selbst aus der verlorenen Menschheit hervorgegangen sind, Boten Gottes an die in Sünde und Elend versinkende Welt, Zeugen Seiner Gnade mitten in all den Nichtigkeiten dieses Zeitlaufs. Diese Seine Jünger waren damals zur Zeit unseres Textwortes noch sehr schwach und unfähig, Seine Gedanken zu kennen und zu verwirklichen zum Segen für andere, aber sie waren doch da, und als braubare Werkzeuge in Seiner Hand war ihr Dasein sogar von unschätzbarem Werte, nicht - natürlich - um ihrer selbst willen, sondern um Seinetwillen und durch Ihn, der sie segnete und zum Segen setzte für andere. „Gebt ihr ihnen zu essen!“ Das war Sein Wort an sie, die sie der Segenskanal für andere zu sein gewürdigt wurden. Mochten sie sich in sich selbst noch so unfähig wissen, mochten sie sich tiefinnerlich bewußt sein, nicht einmal „Scherben“ zu sein, so wurden sie durch Sein allmächtig Wort doch brauchbare „Scherben“, „Gefäße Seiner Hand“ (vgl. 2Kön 4,1-7), in die Er Seine wunderbare Segensfülle ausströmen ließ, die dem hungernden Volk vermittelt werden sollte. Wohl ihnen! Sie ließen sich brauchen, um das Brot, das aus Seinen Händen hervorging, der verschmachtenden Volksmenge auszuteilen. Welche Erinnerung wird es für sie in späteren Jahren gewesen sein, daß sie einst von Ihm befähigt wurden, Tausenden Sein Brot darzureichen! Das, was sie dort fürs leibliche Wohl ihrer Mitmenschen tun durften, das hatten sie gar bald ins Geistliche zu übertragen, indem sie am Pfingsttage und dann wieder und wieder das „Brot vom Himmel“ (Joh 6,31.32) mitzuteilen hatten denen, die sich davon nähren wollten ... Ja, wahrlich, die Tausende damals und die Tausende heute haben nicht nötig, ewiglich zu verhungern, denn nicht nur Er - das ist die Hauptsache! -, auch sie, die Seinen, sind ja da, und ihnen ist „das wahrhaftige Brot“ in die Hände gelegt (Joh 6,32.33), um es denen anzubieten, die „das Brot des Lebens“ (Joh 6,35) zu essen begehren. Nein, man hatte dort nicht nötig, wie man sagt, „mit hungrigem Magen“ fortzugehen, sie, die Jünger des Herrn , waren ja da! Und das möchte ich nun, wie angekündigt, in sieben einzelnen Punkten, herausgegriffen aus der Fülle, deuten auf die heutige Zeit und besonders auch auf uns Gläubige. Möge der Herr uns Licht und Weisheit schenken, die folgenden, höchst einfachen Dinge auf unser Leben anzuwenden! - Also
B.
Was wir „nicht nötig“ haben, weil die Seinen da sind:
1. Den ersten Punkt, den ich jetzt nenne, habe ich oben schon in der Einleitung kurz erwähnt: Wir haben „nicht nötig“, an geistlichem Gut zu darben. Die Seinen sind ja da! Und diese, die Seinen, die Kinder Seines Gottes und Vaters, hat Er zu „Seinen Zeugen“ gemacht, die in dieser Eigenschaft nach Apg 1,8 und 1Joh 1,1-3 bezeugen sollten, was sie „gesehen und gehört“ hatten. Freilich sind wir heute nicht in dem Vollsinne „Seine Zeugen“, daß wir buchstäblich Seine Auferstehung erlebt hätten, jenes wichtigste Stück, was jene zu bezeugen hatten in der Apostelgeschichte (vgl. 1,22 z. B. mit 2,24.32; 3,15; 4,2.10; 5,30; [9,27;] 10,40.41.42; 13,34.37; 17,31 [Paulus, der den Auferstandenen verherrlicht gesehen hatte, ist ebenso ein „Zeuge der Auferstehung“ wie die Urapostel!]; 22,14; 25,19; 26[!!] V. 23 und 1Kor 15,3-8! usw). - aber insofern jene auch erst „Seine Zeugen“ sein konnten, nachdem der Heilige Geist auf sie gekommen war (Apg 1,8; Lk 24,46-48), und insofern als wir durch die uns mittels des Wortes überlieferte apostolische Verkündigung mit jenen (den ersten Zeugen) Gemeinschaft haben (1Joh 1,1-3)! und ebenso wie die ersten zu Pfingsten gewonnenen Jünger „in der Lehre der Apostel“ verharren können (Apg 2,42), insofern sind auch wir wahrhaft Gläubigen von heute berufen, „Seine Zeugen“ an die Menschen zu sein. Wir haben Seinen Geist, Er wohnt in uns (1Kor 6,19 u. a)., leitet uns (Röm 8), läßt uns Sein Wort verstehen und belehrt uns, es zu halten und im praktischen Leben zu betätigen, ja, „Darsteller des Wortes des Lebens“ zu sein (Phil 2,16). Wir bezeugen also das Blutvergießen, den Tod und die Auferstehung des Herrn , wir bezeugen Seine Liebe und Güte, wenn anders wir sie geschmeckt haben (1Pet 2,3). Wir bezeugen die Wahrheit von Christus, dem „Brot Gottes“ (Joh 6,33), und wir bezeugen der hungernden, darbenden Menschheit von heute mit genau dem gleichen Recht wie die Jünger von einst (nämlich als Wissende, die es selber erfahren haben), daß, wer von dem „lebendigen Brote, das aus dem Himmel gekommen ist“, (Joh 6,50) isset, d. h. „wer an Ihn glaubt, nicht mehr hungern wird“ (Joh 6,35). - Sollte ein Ungläubiger diese Worte lesen - Freund, laß dir diese Wahrheit nicht nur bezeugen, nimm sie auch an für dich, - und du hast ewiges Leben! Nein, wahrlich, nicht nötig zu darben hat man, wenn man an eine gedeckte Tafel geführt wird, und das, gerade das (dies „Führen“) aber ist es, was die Zeugen des Herrn heute zu tun haben und was sie so gern in die Worte des Evangeliums kleiden: „Kommt, denn schon ist alles bereit!“ (Lk 14,17).
Und was der Welt gilt, das gilt auch den Gläubigen: sie haben nicht nötig, zu darben an geistlichem Gut, wenn sie sich von den Seinen, Seinen Boten und „Zeugen“, Seinen „Mitarbeitern“ („Mitarbeiter Gottes“, 1Kor 3,9, vgl. Frage 18 d. Js.)! an Seinen Tisch, den „Tisch des Herrn “ leiten lassen (1Kor 10,21; Ps 23! u. a)., an dem wir beständig unseren Platz haben dürfen, wie einst Mephiboseth am Tische Davids (2Sam 9,7.10[.11].13).13 Du hast nicht nötig, Bruder, Schwester, geistlicherweise Mangel zu leiden, solange hienieden die geistlichen Gaben von Eph 4,11-14 vorhanden sind und solange der Geist Gottes die Gnadengabe der Weissagung „zur Erbauung, Ermahnung und Tröstung“ (1Kor 14,3.12 u. a). innerhalb der örtlichen Gemeinde darreicht! Du hast nicht nötig, zu kurz zu kommen an geistlicher Nahrung, wenn du nur Heb 10,25 zu beachten dich bemühst! (Diese ernste Verantwortung liegt ganz und gar auf deiner Seite)! Der Herr hat reichlich für uns gesorgt, indem Er „Seine Zeugen“ bestellt hat, „in Wort und Werk und allem Wesen“ Ihn zu bezeugen, in Dem wir alles haben, was wir bedürfen, vor allem für Seele und Geist! Höre auf die, welche dir die Wahrheit bezeugen, und warte nicht auf schmackhaftere Kost als die dir dargereichte! Es wird uns Gotteskindern nie bessere Nahrung gegeben werden können als die „jedes Wortes, das durch den Mund Gottes ausgegangen ist“ (Mt 4,4). Leben wir davon, so werden wir nicht darben. Und solange die Seinen hienieden sind, wird kein Mangel sein an dieser köstlichen Nahrung, der Seines Wortes, das Er Selber in Person ist, den wir, die Seinen insgesamt, zu bezeugen haben, der Welt sowohl als auch ebenso, nur in tieferer Weise, uns selbst, indem wir „einander ermuntern und erbauen“ (1Thes 5,11).
2. Weil die Seinen da sind, so haben wir nicht nötig, allein zu wandeln, einsam zu sein! Gewiß zuerst deswegen nicht, weil der Herr Jesus da ist, heißt es doch in einem schönen Liede: „In dem Herzen Jesu - da ist Lieb' für dich, Liebe rein und heilig, Liebe ewiglich! Sag', warum du einsam, ohne Freude bist? Da am Herzen Jesu doch die Fülle ist!“ („Rettungsjubel“, Nr. 78). Aber diese Fülle, die bei Ihm ist, offenbart sich eben auch in Seinem Verbundensein mit den Seinen (vgl. auch Apg 9,5; 22,8; 26,15). Weil die Seinen da sind, weil hier auf der Erde Sein Volk ist, Seine Jünger, Seine Gemeinde, deshalb braucht kein Kind Gottes Seinen Weg hienieden einsam und allein zu pilgern, es müßte denn sein, daß es das einzige an einem Ort wäre! Und auch dann gibt's brieflichen Austausch mit Gleichgesinnten und gelegentliche Zusammenkünfte, durch die das Band der Liebe fester geknüpft wird. Solche Fälle zeitweiligen äußeren Alleinstehens sind natürlich leicht möglich, aber sie ändern nichts an dem Grundsatz, an der grundsätzlichen Tatsache, daß wir nicht nötig haben, einsam unsere Straße zu ziehen, denn Gott hat Sein Volk hienieden, ein Volk, innerlich abgesondert von den übrigen Menschen (vgl. 4Mo 23,9), „in der Welt“, aber „nicht von der Welt“ (Joh 17,11.14-18), hier einige, dort einige, nirgends viele im Vergleich zu den vielen Weltmenschen, und doch einst „eine unzählbare Schar“ (Off 7,9). Wer zu ihnen gehört, hat durch den Geist Gottes, der sie alle umfaßt und in Dem sie „zu einem Leibe“, einer Körperschaft „getauft“ sind (1Kor 12,13), das innige Begehren, mit denen, die des gleichen „Weges“ sind (vgl. Apg 9,2; 22,4; 24,14a usw)., praktisch Gemeinschaft, das ist „Teilhaberschaft“ zu pflegen. Dies Begehren ist tief und kann durch irgend etwas anderes nicht gestillt werden, es ist mit ein Haupterfordernis für uns alle, daß wir als „Genossen der himmlischen Berufung“ und als „Genossen des Christus“ (Heb 3,1.14) auch tatsächlich, getrennt von der Welt „streben nach Gerechtigkeit, Glauben, Liebe, Frieden mit denen, die den Herrn anrufen aus reinem Herzen“ (2Tim 2,22b). Weil dies so ist, also, weil das innere Begehren, nicht von Natur, sondern durch den Geist Gottes uns gegeben, tatsächlich vorhanden ist und weil dieses Begehren zu allen Zeiten, selbst heute in den Tagen des geistlichen Niedergangs (2Tim 3)!, gestillt werden kann, da die Seinen hienieden sind - Sein Volk, Seine Gemeinde noch auf der Erde ist -, deshalb hat kein wahrer Christ nötig, einsam und verlassen seinen Weg zur oberen Heimat zu pilgern! Einerlei Gesinnte (Phil 2,2)! sind da, und einerlei Gesinnte gehören zusammen zur Ehre des Herrn , dessen sie sind, und zu ihrem eigenen Nutzen und Segen. Fühlst du also je dich einsam und allein, so suche die auf, mit denen Gottes Geist dich für ewig zusammengeschlossen hat - in der Gemeinschaft der Heiligen haben wir nicht nötig zu darben! Weil sie noch heute vorhanden ist, haben wir nicht nötig, sie zu entbehren!
Es liegt an uns, wir sind Schuld, wenn wir sie gleichwohl nicht genießen! Lesen wir noch einmal Heb 10,25! (Vgl. auch S. 102-107 d. Jahrb.)!
3. Wie wir nicht nötig haben, allein zu stehen und allein zu gehen, weil Sein Volk da ist, so haben wir aus dem gleichen Grunde nicht nötig, unter irgendwelchen Lasten zusammenzubrechen! Wie manche teuer erkaufte Gläubige gibt es, die sich abmühen und abringen mit Sorgenlasten, denen sie nicht gewachsen zu sein scheinen und die sie zu erdrücken drohen! Hat da Gott vielleicht doch einen Fehler begangen - ich rede menschlich-töricht! -, als Er ihnen diese Lasten auferlegte? Hat Er Sich versehen in den Abmessungen des Lastenquaders, den Er jenen Armen aufpackte?! Nein, wir wissen, daß Er Sich nie versieht, daß Er nie Fehler macht, und wenn Er auch Lasten auferlegt, so „hilft Er sie auch tragen“ (Ps 68,20 nach Luther, nach Elberf.: „Tag für Tag trägt Er unsere Last“). Aber nicht nur das, sondern Er hat noch andere Liebesabsichten mit dem Auferlegen von Lasten auf uns. Nicht nur will Er, daß wir, die wir oft selbst schuld sind an manchen uns drückenden Lasten (vgl. Davids Leben)!, es lernen, unsere Sorgenlasten, auch die aus Sünden entstandenen, auf Ihn zu werfen (1Pet 5,7; Phil 4,7), sondern Er wünscht die Seinen dazu zu erziehen, daß sie mittragen lernen an den Lasten ihrer „Mitpilger auf der schmalen Bahn“. Gottes Wort hat uns aus der Feder des großen und so praktischen Apostels Paulus die Ermahnung gegeben (Gal 6,2): „Einer trage des anderen Lasten, und also erfüllet das Gesetz des Christus!“ (die Liebe)! Dies ist aber nur ein besonders ausdrückliches Wort in dieser Beziehung; es gibt auch noch andere mit ähnlichem Sinne, wie z. B. unter anderen Phil 2,1-4.20; 4,3a.14, wenngleich diese letzteren Stellen von höheren Gesichtspunkten aus geschrieben sind, da der Zusammenhang der Galaterstelle von Fehltritten und Schwächen auf geistlichem Gebiet redet, welche ja, wie wir alle wissen, die bösesten Lasten der Gläubigen sind. Aber einerlei - wir Gotteskinder, vor allem die, welche „geistlich“ sein wollen (Gal 6,1), sind verantwortlich, die Lasten unserer Geschwister mit Geduld und liebender Hingabe als unsere eigenen anzusehen und uns mit darunter zu stellen, sie in Fürbitte und praktischer Weise zu tragen und denen, mit denen wir für ewig zusammengeschlossen sind (vgl. Punkt 2)!, zu helfen, mit den Dingen, die ihrer geistlichen Entwickelung ein Hemmschuh sind, die aber auch andererseits ihren Glauben prüfen, soweit fertig zu werden, daß sie zum Segen werden für die davon Betroffenen. Wir haben nicht nötig, uns „tot zu tragen“ („Wer will, der trag' sich tot!“ sagt ein Lied), es sind andere da, die gerne - ach, daß es stets so wäre! - mit uns tragen, und wenn sie weiter nichts können, so doch mit uns fühlen und, wo es am Platze ist, auch mit uns weinen (Röm 12,15, auch so ein Wort von der Gemeinschaft, der Teilhaberschaft im Mittragen)!. Darum, wenn du unter einer Last niederzustürzen fürchtest, vertraue dich - zuerst Ihm, unserem treuen Gott und Vater im Namen Jesu an und dann lasse dir von Ihm die zeigen, die du bitten darfst, mit dir zu tragen und dir zu helfen, der Last in gottgewollter Weise Herr zu werden; du hast nicht nötig, allein zu tragen! Das ist die eine Seite, aber die andere verantwortungsvollere ist die, daß wir Gläubigen ein feines Gemerk dafür haben sollten, wo unter unseren Mitpilgern welche in Gefahr sind, ihren Lasten zu erliegen, worin diese auch bestehen mögen. So gut wie jene nicht nötig haben, ihre Lasten allein zu tragen, so sehr tut's den anderen not, ihre Herzens-Augen offen zu halten, um zu sehen, wo einer, vielleicht äußerlich seinen Jammer geschickt verbergend (unter wie mancher Maske)!, am Zusammenbrechen ist. Nur ein Schriftwort dazu (Heb 12,15): „... indem ihr darauf achtet, daß nicht jemand Mangel leidet an der Gnade ...“ Was dies wunderbare Wort auch alles einschließt, mit hinein gehört das Achten darauf, daß keiner unter uns an der Gnade darbt, die allein ihn zu halten vermag in den Trübsalen seiner Leiden und Lasten. Haben wir ein liebendes Auge für „die Bedürfnisse der Heiligen“! (Vgl. Röm 12,13; Heb 6,10)! Der Herr schenke es uns, denn sie, d. h. wir Gläubigen alle, haben nicht nötig, unsere Lasten allein zu tragen - darum also die Ermahnung an uns alle, auch hierin praktische Gemeinschaft, d. i. Teilhaberschaft, zu betätigen. „Einer trage des anderen Lasten!“
F. K.
(Fortsetzung folgt, s. G. w).
13 Vgl. auch Schreuder, „Briefe über den Tisch des Herrn “, zu haben bei A. v. d. Kammer, Klotzsche (35 Pfg).! F. K.↩︎