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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 21 - Jahrgang 1936
1Mo 4 - Kain und Abel1Mo 4 - Kain und Abel
Zweimal in den Lieferungen des laufenden Jahrbuches der „Handreichungen“ war von der Zahl „zwei“ die Rede. In Lieferung 2 sprach ich kurz über den kostbaren Gegenstand „Sinai und Golgatha“, in der 5. Lieferung waren es zwei Gärten, die im Mittelpunkt der Betrachtungen standen: „Eden und Gethsemane.“ Für diesmal wollen wir über zwei Brüder „Kain und Abel“ ein wenig sprechen. Gewiß will der Herr den lieben Lesern der „Handreichungen“ auch damit etwas sagen.
Im 3. Kapitel des 1. Buches Mose finden wir den traurigen Anfang der Sünde. Seit es dem Versucher gelang, in dem Menschen an dem Gebote Gottes, d. i. an dem von Gott Selbst Befohlenen, Zweifel zu erwecken und ihn zum Ungehorsam zu führen, entfernte sich der Mensch mehr und mehr aus der Gegenwart und Nähe Gottes. Es blieb nicht bei jenem ersten Sichverbergen vor Gott, es wurde daraus die lange, aber ebenso traurige Geschichte der Lösung und Abkehr von Gott und Seinen Segnungen. In Kain haben wir bereits die Vollendung der Sünde, die sich in Lüge, Frechheit und Stolz offenbart. Es ist bis heute das Bestreben der Kainiten, d. i. der Menschen des Unglaubens, aus dieser argen Welt ein Paradies in Weltkünsten und Genüssen machen zu wollen. In dieser so ernst-traurigen Geschichte Kains haben wir die Anfänge der beiden Hauptströmungen der Welt: Den Kampf zwischen Glauben und Unglauben. In Kain und Abel beginnen sich die beiden großen Linien zu entwickeln, die bis in die Gegenwart hinein deutlich genug in Erscheinung treten.
Kain und sein Geschlecht offenbaren das ruchlose und unstete Menschenherz, das nie zur Ruhe kommt, das böse ist und böse bleibt und Böses, nur Böses hervorbringt, das von der Sünde beherrscht ist und ihr dienen muß, ob es will oder nicht.
In Abel ist die andere Linie erkennbar, die in bewußter Abhängigkeit und Beugung vor Gott wandelt und die Gnade Gottes sucht und annimmt.
Nach 1Joh 3,12 und Heb 11,4 bezeugt uns die Schrift die Gesinnung Kains: „Nicht wie Kain aus dem Bösen war und seinen Bruder ermordete; und weshalb ermordete er ihn? Weil seine Werke böse waren, die seines Bruders aber gerecht.“ „Durch Glauben brachte Abel Gott ein vorzüglicheres Opfer dar als Kain.“ Aus dieser Bezeugung des Wortes Gottes sehen wir, daß Abel gläubig, Kain aber ungläubig war. Und aus dieser Haltung folgt auch die ihres Handelns, die wir im 1. Buche Mose 4,3.4 finden.
Zum ersten Male wird hier in der Schrift das Opfer erwähnt. Das Opfer ist u. a. ein Ausdruck des im Herzen des Menschen ruhenden Gefühles seiner Abhängigkeit von Gott und des Triebes, sich Ihm zu nahen. Gott sieht nicht nur auf die Opfergabe, sondern auch auf das mit dem Opfer verbundene Herz. Danach allein entscheidet Gott - nach keinem anderen Gesichtspunkt.
Kain überging in seinem Opfer die Sünde und das darüber ausgesprochene Todesurteil Gottes und die dadurch bewirkte Entfernung und Entfremdung von Gott. In der Verkehrtheit des Menschenherzens, in selbstgerechtem Sinn trat er vor Gott hin, als ob nichts - kein Fall noch Sünde - geschehen sei und Gott an seinem Opfer Wohlgefallen haben müsse.
Abel dagegen opferte mit geängstigtem Herzen und mit dem Verlangen nach Gottes Gnade von den Erstlingen seiner
Herde. Demütig und abhängig von Gott brachte er im Glauben das Sühnungsblut zwischen sich und Gott.
In der Darbringung dieser ersten Opfer offenbaren sich deutlich erkennbar die beiden Grundrichtungen des Menschenherzens: Die Anerkennung des Todesurteiles Gottes über die Sünde und gläubige Hingabe an Gott (Abel), und die Entfremdung in Selbstgerechtigkeit von Gott (Kain).
Und weiter geht der Weg der Sünde. Als die Schrift bezeugen kann, daß Gott Abel und sein Opfer in Gnaden ansah, auf Kains Opfer aber nicht blickte, da ergrimmte Kain sehr und wird trotz der ernsten Warnung Gottes nach Kap. 4,6-8 zum Mörder an seinem eigenen Bruder Abel. Das unbeugsame, mit Neid und Haß erfüllte Herz schrickt auch nicht vor dem Mord zurück. So stehen Neid und Haß am Eingang der Menschheitsgeschichte. Das erste Todesopfer: der eigene Bruder! Und wie viele Kriege sind seitdem unter Brüdern, Geschlechtern und Völkern geführt worden! Der Kainssinn ist noch nicht ausgestorben in der Welt, er sucht und findet leider oft auch Eingang in den Kreisen der Gläubigen. Abel-Leute wehren sich nicht mit dem Schwert; sie sterben und siegen im Unterliegen.
Und nun noch einige Züge der Kainsnatur:
Weil Kain seine Sünde nicht bekennen wollte, so mußte sie Gott Selbst ans Licht bringen.
Heimatlosigkeit ist die Strafe der Sünde; unstet und flüchtig auf Erden, ruheloses Umherirren schon hienieden und keine Hoffnung auf die Heimat der Seele.
Verzweiflung ist das Ende der Sünde. Die blutbefleckten Hände eines Kains schrecken ihn immer wieder auf. Die Erinnerung ist wie eine schreckliche Natter. Täglich wird ihm das Blut seines Bruders vorgehalten.
Ach, und dasselbe taten sündige Menschen mit dem Herrn Jesus Christus, dem Heiland der Welt! Kainsnaturen und Kainsgesinnung!
Die Kainsgesinnten sind bis in unsere Tage hinein groß an Zahl. Sie wollten nicht, daß Gott über sie herrsche; sie tragen Kains Züge. Hüten wir uns vor ihnen!
Vers 16: Kain ging von dem Angesichte des Herrn, d. h. weg von dem Herrn, in die Gottesfremde - in ein gottloses Leben.
Geliebte! Nur ganz wenig konnte hier berührt werden. Doch wie gewaltig und gegenwartsbetont redet Gott in dieser Geschichte des ersten Brüderpaares zu uns! Er will, daß alle Kainsanlagen in uns gerichtet werden und wir uns die Gesinnung Abels zu eigen machen: abhängig von Gott und Seiner Gnade in jeder Weise - im großen wie im kleinen; demütig vor Gott immer und in jedem Falle.
Während eine im argen liegende Welt den Weg Kains geht, laßt uns als Seine Gemeinde erbaut werden durch die Anrufung unseres Gottes und Herrn auf der Grundlage der Gnade! Gott segne uns!
H. B., U.
Erstellt: 23.05.2024 21:55, bearbeitet: 28.10.2024 14:40