Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 19 - Jahrgang 1934
Unsere Gebete (8)Unsere Gebete (8)
8. Das sogen. „Vaterunser“.15
Außer den betrachteten Schriftstellen gibt uns auch noch die Stelle Mt 6,9-13 (siehe auch Lk 11,2-4) wichtige Belehrungen über das Beten. Die Stelle wird vielfach mit „Vaterunser“ bezeichnet. Der Herr Selbst hat dieses Wort gegeben: „Betet ihr nun also: Unser Vater, der Du bist in den Himmeln, geheiligt werde Dein Name; Dein Reich komme; Dein Wille geschehe, wie im Himmel also auch auf Erden. Unser nötiges Brot gib uns heute; und vergib uns unsere Schulden, wie auch wir unseren Schuldnern vergeben; und führe uns nicht in Versuchung, sondern errette uns von dem Bösen.“
Man kann nicht annehmen, daß der Herr den Jüngern, besonders aber uns, den Erlösten, die wir den Heiligen Geist empfangen haben, das Gebet zum wörtlichen Gebrauch gegeben hat. Die übrigen Belehrungen in der Heiligen Schrift geben uns zu dieser Auffassung Anlaß. Daß ein auswendig gelerntes Gebet schließlich zu einem Formgebet ohne Wahrhaftigkeit wird, ist wohl anzunehmen. Wenn es auch anfänglich mit Ernst und Ehrfurcht gebetet oder hergesagt werden mag, so wird es doch schließlich dahin kommen, daß es hergeplappert wird. Solches aber ehrt Gott nicht, sondern verunehrt Ihn und Seinen heiligen Namen.
Sehr ermunternd ist die Anrede, die uns, die Erlösten, an unsere Kindesstellung erinnert und daran, daß Gott unser liebender Vater ist, welcher treu für uns sorgt und ein Herz und Ohr für uns hat. Der Zusatz: „Der Du bist in den Himmeln“ erinnert uns an Seine Hoheit und Majestät. Ist doch der Himmel Sein Thron und die Erde der Schemel Seiner Füße.
Die folgenden Bitten betreffen zuerst Gottes Angelegenheiten, dann erst folgen unsere persönlichen. Das Heiligen des Namens Gottes, das Fördern Seines Werkes durch uns und andere und das Geschehen Seines Willens bei uns und anderen sollte unser vornehmliches Herzensbegehren sein. Nun folgen unsere menschlichen, persönlichen Angelegenheiten. Wir bedürfen des Brotes und der irdischen Mittel für die Erhaltung unseres Lebens. Wir bedürfen zur Aufrechterhaltung der Gemeinschaft mit dem Herrn der Reinhaltung unseres Gewissens, indem wir unsere Sünden bekennen und dabei auch selbst vergeben jedem, der gegen uns gesündigt hat. Wir bedürfen ferner im besonderen der Bewahrung vor Versuchungen, die von innen und außen uns bedrohen. Denn das Böse ist noch in uns, und die Welt und der Fürst dieser Welt um uns her.
Wenn wir nun auch überzeugt sind, daß das „Vaterunser“ nicht für die Zeit nach der Erlösung auf Golgatha und der Ausgießung des Heiligen Geistes gegeben ist, so enthält es doch auch für die Gläubigen in diesem Zeitalter sicher manche kostbaren Belehrungen.
O. D.
15 Siehe auch „Handreichungen“ Bd. 6, Seite 73ff.↩︎
Erstellt: 16.05.2024 22:02, bearbeitet: 27.10.2024 22:15
Quelle: www.clv.de