Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen Band 14 - Jahrgang 1929
Jak 3,1-12 – „Die ungezähmte Zunge“Jak 3,1-12 – „Die ungezähmte Zunge“
So beschreibt die Schrift dieses kleine und doch so ungemein wichtige Glied unseres Leibes. In unseren modernen Tagen möchten wir der Zunge auch die Feder beigesellen, denn die Feder ist gleich der Zunge das Medium für unsere Mitteilungen. Wenn die Zunge nur sprechen und die Feder nur schreiben würde, was zur Erbauung dient, wieviel weniger würde dann gesprochen und geschrieben werden.
Ist es nicht bemerkenswert, daß ein ganzes Kapitel in der Schrift (Jak 3) der Zunge gewidmet ist?
Es wird uns gesagt, daß, wenn ein Mensch seine Zunge im Zaume halten kann, so daß er nicht im Worte strauchelt, er ein vollkommener Mann ist. Wie sollten wir es beachten, daß eine beherrschte Zunge Vollkommenheit bedeutet, während eine zügellose Zunge einem Feuer, einer Welt der Ungerechtigkeit gleicht. Gebisse werden den Pferden in die Mäuler gelegt, und ein kleines Steuerruder in der Hand des Steuermannes lenkt die gewaltigen Schiffe trotz der widrigen Elemente, aber die Zunge ist unbezähmbar.
Jede Art von Tieren, ob Vögel, Schlangen oder Seetiere, kann gebändigt werden und wird gebändigt, aber „die Zunge ist ein unstetes Übel voll tödlichen Giftes“.
Es ist eine furchtbare Tatsache, daß das Wort „Gehenna“ = Hölle zum ersten Male in der Schrift von dem Herrn Jesus gebraucht wird, als Er vor dem bösen Reden warnt. Genau dasselbe Wort, was der Herr dort gebraucht, gebraucht auch Jakobus durch den Heiligen Geist von der Zunge: „Die den ganzen Leib befleckt und den Lauf der Natur anzündet und von der Hölle angezündet wird.“ (Jak 3,6)
Solche Worte offenbaren uns das schreckliche und finstere Gebiet der Zunge. Kann es ernster uns gezeigt werden?
Eine andere Seite wird uns in Phil 4,8.9 gezeigt; dort wird uns gesagt, daß wir alles erwägen sollen, was wahr, was würdig, was gerecht, was rein, was lieblich ist, was wohllautet, was irgend eine Tugend, was irgend ein Lob gibt. Durch die Zunge drücken wir unsere Gedanken aus. Wenn wir die angeführten Dinge erwägen, dann werden sie auch in unseren Worten gefunden werden.
Haben wir in dieser Hinsicht nicht alle gefehlt? Niemals aber ist es zu spät, uns über solche Dinge in Wahrheit zu beugen und Buße zu tun.
Es mag etwas wahr sein, aber es auszusprechen mag Nachteil und Schaden in sich bergen. Ehe wir es aussprechen, sollten wir uns mit aller Bedachtsamkeit die Frage vorlegen: „Ist es nötig, diese Sache zu erwähnen? Ist es weise, sie auszusprechen? Ist es Gewinn und ist ein Segen damit verbunden? Ist es Güte gegen den, der mit der Sache, die wir aussprechen, verbunden ist?“ Wenn solche Fragen verneint werden müssen, dann ist es viel besser, unseren Mund zu verschließen. Die Zunge in Zucht zu halten ist für die Naturen mancher Kinder Gottes in besonderer Weise heilsam und zur Umbildung ihres Charakters notwendig.
Laßt uns immer daran denken, daß, wenn Worte unseren Lippen entfahren sind, sie in ihrem Lauf nicht mehr aufgehalten werden können, ebenso wie ein Stein, der, wenn er geworfen, der Hand entglitten, nicht mehr aufgehalten und in seiner verderbenbringenden Wirkung nicht mehr gehemmt werden kann.
Der Apostel Petrus ermutigt uns zum rechten Gebrauch dieses unbändigen Gliedes, wenn er schreibt: „Wer das Leben liebt und gute Tage sehen will, der enthalte seine Zunge vom Bösen und seine Lippen, daß sie nicht Trug reden. Er wende sich ab vom Bösen und tue Gutes, er suche Frieden und jage ihm nach.“ (1Pet 3,10.11) „Ein guter Mensch bringt aus dem guten Schatz Gutes hervor, und der böse Mensch bringt aus dem bösen Schatz Böses hervor.“ (Mt 12,35) Unsere Sprache zeigt an, was wir sind.
Und weiter sagt uns der HErr, „daß von jedem unnützen Worte, daß irgend die Menschen reden werden, sie von demselben Rechenschaft geben werden am Tage des Gerichts.“ (Mt 12,36) Dieses ist sehr ernst.
Wenn wir alles dieses in unserem Herzen bewahren, wieviel eitles Geschwätz, wieviel böser Klatsch, wie manche boshaften, hämischen, schadenfrohen, arglistigen, bissigen Bemerkungen würden dann zurückgehalten werden!
Und wiederum gibt es solche, die mit ihren Zungen sündigen, mehr aus Gedankenlosigkeit als mit Absicht. Sie wollen nicht damit Unrecht tun noch Böses mit ihren Worten anrichten, wollen auch niemand wehe tun, kränken oder beleidigen, und doch tun sie es.
Möge der Herr durch dieses Wort zu aller Herzen reden, damit wir in dieser äußerst wichtigen Sache sorgfäflig über uns wachen, denn in dieser Hinsicht fehlen wir und fehlen andere! Er lehre uns, mehr auf die Worte unserer Lippen zu achten!
S. F. (v. d. K).
Erstellt: 06.04.2024 11:08, bearbeitet: 15.11.2024 17:17
Quelle: www.clv.de