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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 18 - Jahrgang 1933
1Pet 3,15 - Seid aber jederzeit bereit ...! (3)1Pet 3,15 - Seid aber jederzeit bereit ...! (3)
Wir betrachteten in den drei hinter uns liegenden Lieferungen sieben Dinge, zu denen wir „jederzeit bereit“ sein sollten: 1. auf das Kommen des Herrn, 2. zum Sterben, 3. zum Leiden, 4. zum Leben, 5. zum Dienen, 6. zum Gehorchen, 7. zum Lieben! Wahrlich, wichtige Dinge!
Heute möchte ich nun auf ein Weiteres hinweisen, das uns stets und „jederzeit bereit“ finden sollte: 8. „Seid aber jederzeit bereit“ zum Beten, zum Gebet, wie geschrieben steht: „Zu aller Zeit betend“ (Eph 6,18) oder: „Beharret im Gebet!“ (Kol 4,2) oder: „Betet unablässig!“ (1Thes 5,17) oder: „Ich ermahne nun vor allen Dingen, daß Flehen, Gebete, Fürbitten, Danksagungen getan werden für alle Menschen, für Könige und alle, die in Hoheit sind ...!“ (1Tim 2,1.2) usw. usw.
Die lieben Leser werden nicht von mir erwarten, daß ich im Rahmen dieses viele Dinge berührenden fortlaufenden Aufsatzes eine „erschöpfende“ (?)! Darlegung über das Gebetsleben der Kinder Gottes bringe! Viele haben dies zu tun versucht, wie Finney, Torrey, Gordon, Pierson (in der empfehlenswerten Lebensbeschreibung Georg Müllers) u. v. a. m., neuerdings auch unser lieber Bruder Lang („Gebet ist Arbeit!“). Und je mehr man an Hand der Schrift solche und ähnliche Werke liest, desto reicher wird einem der Gegenstand, aber nicht nur das, sondern desto mehr scheint einem noch ungesagt geblieben zu sein - es ist eben ein unerschöpflicher Gegenstand, und die Heilige Schrift zeigt uns stets neue Tiefen in diesem Meer von gottverheißenen und gottgegebenen Möglichkeiten, wie ich das Gebet hier einmal nennen möchte. Aber nicht das ist das Unbegreiflichste an dieser Sache, daß uns solche Möglichkeiten göttlicherseits erschlossen werden, sondern das, daß wir, die so unendlich bevorzugten Gläubigen, diese Möglichkeiten nicht viel mehr be- und ausnutzen, also daß wir nicht viel mehr beten! Wahrlich, es ist ein Meisterstück Satans, die Gotteskinder von ihrem vornehmsten Vorrecht, dem des Betens, abzuhalten! Fast könnte man sagen, daß er keine Aufgabe so eifrig betreibt wie diese, die Gläubigen vom Beten abzuhalten. (Daneben stehen seine leider so sehr von Erfolg gekrönten Bemühungen um die Uneinigkeit der Kinder Gottes sowie die um die Verhinderung ihres Zeugens von der erfahrenen Rettung)!
Nein, nicht in längeren Ausführungen möchte ich uns hier zum Beten ermuntern, sondern nur einen kurzen, aber nicht weniger herzlichen Appell an uns richten, doch ja kein Hindernis aufkommen zu lassen oder im Herzen zu beherbergen, das uns untüchtig macht zu dem jederzeit Bereitsein zum Gebet. Denn - was mir seit langem so sehr ernst zu sein scheint: unendlich viele Umstände, wie Mängel, Schwächen, Zukurzkommen, Gebrechen, Hemmungen körperlicher, seelischer, geistiger und geistlicher Art, Angriffe von außen und von innen, Gefahren, Versuchungen, begangene Dummheiten, Torheiten, Fehler, ja, Sünden, unüberlegt gesprochene Worte, gezeigte Mienen, getane Handlungen, eine Unzahl von unerfüllten Forderungen, Wünschen, Sehnsuchtsgedanken, erfahrenen Verleumdungen, Enttäuschungen, Schädigungen, Mißverständnissen, Nachteilen (erlittenen und zugefügten)!, uns in den Weg geratene Steine, gegen „die Schienbeine unseres Wandels“ geworfene Knüppel, Sorgen, zu befürchtende Schwierigkeiten, unter der Oberfläche lauernde feindliche, auch suggestive Beeinflussungen, Fallstricke Satans, Zaubereien, unkontrollierbare eigene Seelenstimmungen, „kaputte“ Nerven, innere Kämpfe, Not und Nöte, Verluste usw. usw., ja, alles dies und hundertmal mehr läßt sich durch Gebet ausgleichen, heilen, abwenden, ersetzen - aber nichts und abermal nichts vermag das Gebet zu ersetzen! Nicht der übersteigerte „Betrieb“, nicht der heißeste Wille, nicht die energischste Haltung - rein nichts und nichts ist imstande, auch nur ein leises, nur für Gottes Ohren hörbares sekundenlanges Seufzen und dessen Wirkungen zu ersetzen! Wissen wir das? Aber natürlich! Nun, warum handeln wir so wenig nach diesem unserem Wissen? „Wer da weiß, Gutes und das Richtige zu tun, und tut es nicht dem ist es Sünde!“ (Jak 4,17) Wir sind Gotteskinder - und doch arme Toren!
Solch ein kurzes Gebet sandte einst Nehemia zu Gottes Thron empor, während er vor dem König Arthahsastha stand und von diesem nach seinem Begehren, Jerusalems Trümmerhaufen betreffend, gefragt ward (Neh 2,4). Der „Erfolg“? Entsprach er den Erwartungen des Beters? Ich glaube, wenn irgendwo, so gilt hier (aber auch z. B. in Apg 12,5 u. Folge)! das Wort „über Bitten und Verstehen“ (Eph 3,20). Lesen wir nur nach, was alles im weiteren Verfolge der erhörten Bitte geschah! Wir sind oft so bescheiden! „Habe Ich dir nicht gesagt, so du glauben würdest, würdest du die Herrlichkeit Gottes sehen?!“ (Joh 11,40) Ich fürchte, wir begnügen uns zu oft mit menschlicher oder irdischer „Herrlichkeit“ und erfahren darum nicht das, was wir erfahren könnten! Erwarte Großes von Gott, und du wirst Großes empfangen! „Ja, aber ...!“ Natürlich! Statt rechte „Abermenschen“ zu sein, die mit Gottes „Aber“ rechnen, rechnen wir mit dem häufigen menschlichen „Aber“ und sitzen dann traurig unter dem Ginsterstrauch, statt in des Herrn Kraft voranzugehen! Es kommt auf die „Weite“ an, schrieb mir vor einiger Zeit ein teurer Bruder, einer, der in glaubenskühner Weise schon viele Fragen an die „Handreichungen“ geschickt und manche beantwortet bekommen hat (auch die in diesem Heft) - es kommt auf die „Weite“ an? Wobei? Ja, bei der Anwendung der Stelle Psalm 81,11: „Tue deinen Mund weit auf, und Ich will ihn füllen!“ Ja, Bruder, Schwester, es kommt auf die „Weite“ an! Aber doch nicht allein! Nein, es kommt noch auf etwas anderes an: darauf, daß da kein Hindernis sei im Auftun des Mundes! Verstehst du? „Seid aber jederzeit bereit zum Beten!“ Jederzeit? Ja, das ist gerade das Geheimnis. War Nehemia bereit, „jederzeit bereit“? Ja, wenigstens in dem Augenblick, als es nötig war, war er bereit - und das ist die Probe aufs Exempel! Ich denke, daraus lernen wir, daß er „ jederzeit bereit“ war. War der Herr „jederzeit bereit“? Welche Frage! Natürlich! Also darum auf: Laßt uns lernen von Ihm! Er sagt: „Lernet von Mir!“ (Mt 11,29; vgl. Joh 13,13.14a) Am besten lernt der Lehrling, der seinem Meister auf die Hände schaut, und bei uns sollte es anders sein? Wie schaute Paulus auf seinen Herrn und Meister, wie wurde er in Sein Bild verwandelt, und was ist - in dieser Hinsicht - Sein Bild? Das eines Hohenpriesters, der unsere Namen auf Seinem Herzen trägt und der sich immerdar für uns verwendet (Heb 7,25)!! War Paulus „jederzeit bereit“ zum Beten? Ganz gewiß! Ich denke, sein Gebetsleben ist vorbildlich (vgl. Röm 1,10; 15,30; 1Kor 1,4; Eph 1; Phil 1,3.4.9ff.; Kol 1,3.9; 1Thes 1,2.3 usw. .).. Also Vorbilder an ihm und anderen genug, wenn ich auch nicht mehr zu nennen Raum und Zeit habe ... Aber Geliebte, das beste Vorbild nützt nichts, wenn wir uns hindern lassen, und Gebetshindernisse sind eine gefährliche Sache! Soll ich dir schnell einige nennen? Höre: 1. das praktische Festhalten von erkannten Sünden! (Jes 59,1.2; Ps 66,18; 1Pet 3,10-12 [Zungensünden!!] u. a).; 2. selbstsüchtige Beweggründe zum Beten (Jak 4,3); 3. Hes 14,3: Götzen, Dinge, die den Platz einnehmen, der Gott allein gebührt in deinem Herzen! - 4. Spr 21,13: Unbarmherzigkeit; 5. Jak 1,5ff.: Unglaube! 6. Mt 5,23: Unversöhnlichkeit. Und so mag es noch manches geben, was im einzelnen Fall hinderlich ist. Vor allem fürchte ich, fehlt es uns oft an der nötigen Wachsamkeit! „Wachet und betet!“ sagt der Herr. (Mt 26,41 u. a). „Fanget die kleinen Füchse, die den Weinberg verderben!“ (Hld 2,15)12 Jeder mag in seinem eigenen Leben aufmerken, wer oder was solch „kleiner Fuchs“ ist, und dann - weg damit! auf daß das Gebetsleben nicht gehindert werde und jeder, ja, wir, du und ich, „jederzeit bereit“ seien zum Gebet, zur Fürbitte, zur Mitarbeit im Gebetskampf (Röm 15,30)!, und „nüchtern zu den Gebeten“ nach 1Pet 4,8 (5,5-9)! usw.
Genug davon! Mein Gebetsappell ist lang genug geworden, und am liebsten möchte ich weiter und weiter schreiben und noch eine Fülle von Stellen nennen und uns mahnen lassen! Aber es tut nicht not; wir alle kennen solche Stellen zur Genüge - daran liegt's nicht - aber daran, ob wir „Täter Seines Wortes“ sind und sein wollen, „und nicht Hörer allein, die sich selbst betrügen“ (Jak 1,22). Wie beten wir, Geliebte? Daniel betete, trotz der Aussicht auf die Löwengrube, „wie vordem“ dreimal des Tages, trotz aller politischen und religiösen Hindernisse treulich und erhörlich (Dan 6,11.12) - wie beten wir? Noch ernster: „Elias war ein Mensch von gleichen Gemütsbewegungen wie wir, und er betete - und - und - und ...!“ (Jak 5,17.18) Und wir? Sind wir „jederzeit bereit“ zum Beten („im Heiligen Geist“ nach Jud V. 20), meine Brüder und meine Schwestern? Bitte, dem Herrn Antwort zu geben: Beten wir überhaupt? Und wenn nicht - warum nicht? Und wenn ja - warum nicht mehr, treuer, gläubiger, freudiger, aussichtsreicher? „Und dies ist die Zuversicht, die wir zu Ihm haben, daß, wenn wir etwas nach Seinem Willen bitten, Er uns hört. Und wenn wir wissen, daß Er uns hört, um was irgend wir bitten - im Namen Jesu! (Joh 16,23 u. a). - so wissen wir, daß wir die Bitten haben, die wir von Ihm erbeten haben.“ (1Joh 5,14.15) „Habt Glauben an Gott!“ (Mk 11,16) „Seid aber jederzeit bereit“... zum Beten! - Beten wir? Er gebe uns Gnade dazu!
F. K.
(Fortsetzung folgt, s. G. w.)!
12 Lies Jahrbuch 14, S. 158ff.↩︎