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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 13 - Jahrgang 1928
Lk 8,1-3 - „Mit Ihm“Lk 8,1-3 - „Mit Ihm“
Alles, was den Herrn Jesus betrifft, ist kostbar für das Herz derer, die Ihn lieben. Aber wir finden über Ihn Berichte in dem Worte Gottes, welche mit einer besonderen Kraft auf unser Herz wirken. So empfand ich das Wort in Lk 8,1: „Und es geschah danach, daß Er nacheinander Stadt und Dorf durchzog, predigend und das Evangelium vom Reiche Gottes verkündigend.“
Wir können heute sehr bequem Dörfer und Städte durchziehen. Aber welche Mühe war dies für unseren Herrn ! Er durchzog nacheinander Stadt und Dorf, predigend und verkündigend das Evangelium vom Reiche Gottes. Das geschah nicht in D-Zügen oder mit Autos, sondern unser hochgelobter Herr vollführte diesen Dienst zu Fuß.
Sein Dienst umfaßte die Zeit von 3½ Jahren. Wieviel tat Er in diesen 3½ Jahren! Welcher Bericht würde über unseren Dienst nach 3½ Jahren gegeben werden können? Laßt uns darüber nachdenken! Wofür war der Herr Jesus hier? Er war hier für Gott. Und wofür bist du und ich hier? Dies ist die wichtige Frage. Und wie lange sind wir hier? Nimm an, nur 3½ Jahre. Was würde Gottes Geist nach 3½ Jahren über deine und meine Geschichte zu schreiben haben? Über den Herrn Jesus konnte Er schreiben, daß Seine Füße Stadt und Dorf in dem dunklen Lande Israel nacheinander durchzogen.
Wie gesegnet ist es doch, Ihn anzuschauen in Seinem Fleiß und Seiner Mühe, Ihn, den die Schrift den „Mann der Schmerzen“ nennt. Und was tat Er? Er predigte und verkündigte das Evangelium des Reiches Gottes. Das ist es gerade, wozu Gott uns berufen hat. Einige sind berufen zu predigen. Möge Gott ihnen Eifer und Kraft geben, um ihren Dienst mit Fleiß zu vollführen! Aber wenn jemand denkt, daß für ihn das Predigen die Hauptsache sei, so ist er ein armer Wicht. Die Frage ist vielmehr, ob wir die frohe Botschaft ausleben.
In unsern Tagen tun uns Männer und Frauen not, nicht die vom 1. Januar bis zum 31. Dezember predigen, sondern solche, die die frohe Botschaft ausleben. Dies ist die wichtige Sache. Es ist kein Zweifel, der Herr offenbarte in allem, was Er tat, in allen Seinen Worten und Wegen, stets das, was Gott ist. Dieselbe frohe Botschaft der Gnade Gottes, die so holdselig über Seine Lippen floß, dieselbe frohe Botschaft predigte auch Sein Leben. Möchten unsere Herzen hiervon berührt werden! Ich kann die Worte dieses ersten Verses nie ohne ein Gefühl der Beschämung für mich lesen.
Und weiter lesen wir: „Und die Zwölfe mit Ihm.“ Du sagst: „Das waren die Apostel, die bei Ihm waren.“ Ganz gewiß. Aber Mk 3,14 sagt uns: „Er bestellte zwölf, auf daß sie bei Ihm seien“. Dies war der Punkt. Das gesegnete Teil ihrer Berufung war, daß sie „bei Ihm sein“ sollten. Und genau dieses ist es, wozu Seine Gnade uns jetzt noch beruft. Ohne dieses „bei Ihm sein“ ist alle Predigt nur ein armseliges und kraftloses Gerede.
Vielleicht sagst Du: „Ich bin kein Apostel. Ich bin auch kein Bruder.“ Nun, eine große Zahl derer, die diese Worte lesen, sind jedenfalls Frauen. Und dies bringt mich zu dem nächsten Wort unseres Textes. Haben nicht auch Frauen ihren Platz auszufüllen? Ganz gewiß! Die Schrift gibt einigen Frauen aus Galiläa ein sehr gutes Zeugnis. Wir lesen hier: „Und gewisse Weiber, die von bösen Geistern und Krankheiten geheilt worden waren: Maria, genannt Magdalena, von welcher sieben Dämonen ausgefahren waren, und Johanna, das Weib Chusas, des Verwalters Herodes', und Susanna und viele andere, die Ihm dienten mit ihrer Habe.“ (Lk 8,2.3).
Diese gehörten nicht zu den „Zwölfen“, welche der Herr besonders berief, daß sie bei Ihm sein sollten, aber Seine Gnade war auch ihnen begegnet, und ohne daß Er es ihnen sagte oder befahl, waren sie bei Ihm. Der Geist Gottes sagt nicht nur dieses von ihnen, sondern Er nennt uns mit aller Sorgfalt auch ihre Namen. Ich denke, das ist eine große Ermutigung für die Schwestern. Der Herr ist heute nicht mehr hier, doch du kannst Seine Gemeinschaft haben, denn Er kommt und offenbart Sich allen, die Ihn lieben und Sein Wort halten. (Joh 14,23).
Maria Magdalena, von der Er sieben Teufel austrieb, nimmt einen besonderen Platz unter denen ein, die bei dem Herrn Jesus waren. Je mehr wir uns der Macht der Sünde und des Satans bewußt sind, um so größer wird uns die Befreiung, die in Christo ist, und um so inniger wird sich unser Herz Ihm zuneigen; und entgegengesetzt, je schwächer das Bewußtsein unserer Sünde und Schuld vor Gott und je geringer die Erkenntnis unseres Zustandes ist, in welchem wir uns von Natur befinden, um so weniger werden unsere Herzen dem Herrn anhangen. Es ist ein großer Schade, wenn Seelen die Tiefe ihres Verlorenseins nicht kennen.
Hier finden wir ein Weib, welches von der siebenfachen Macht Satans befreit worden war, und ihr Herz gehörte jetzt ganz dem Herrn Jesus, ihrem Erlöser. Wahrscheinlich war sie eine hochstehende Dame, aber sie war ebenso wie alle andern unter der Macht Satans geknechtet, bis Jesus sie befreite. Und als sie befreit war, folgte sie dem Herrn nach. Aus dieser Schriftstelle ersehen wir, daß sie ihr Heim verließ und dem Herrn von Stadt zu Stadt folgte; sie war unter denen, welche Ihm mit ihrer Habe dienten. Vielleicht besaß sie an irdischem Gut mehr als die andern, die bei Ihm waren, aber jede dieser Frauen hatte etwas, mit dem sie dem Herrn dienen konnten. Diese Frauen nahmen den besten Platz ein, den sie auf Erden haben konnten.
Würde Gott von allen gläubigen Frauen heute das schreiben können, was Er über diese Frauen schrieb? Bist du so dem Herrn hingegeben, wie diese es waren?
Am Schluß des Evangeliums finden wir wieder Frauen unter dem Kreuz. Nur ein Mann stand dort, so viel wir wissen, die andern waren Frauen. Sie waren an Seinem Grabe bei Seiner Beisetzung, und am Auferstehungsmorgen waren sie wieder die ersten am Grabe.
Teure Schwestern, dem Herrn ist unsere Liebe mehr wert als unsere Predigt. Zu predigen ist eine geringe Sache. Ein unbekehrter Mensch kann predigen; auch kann ein Mann predigen, ohne Gemeinschaft mit Christus zu haben, und ebenso ein Mann mit dem Kopf voll Erkenntnis; aber nur das Herz, welches in Liebe für Ihn schlägt, kann Ihm anhangen und folgen und um Seinetwillen von den Menschen verachtet und verworfen werden. Es ist ein köstliches Vorrecht, nahe bei dem Herrn zu sein. Die hier genannten Schwestern hatten mit den Zwölfen dieses gesegnete Teil. Gehörst auch du zu dieser Schar? Du sagst: „Ich möchte nicht so voranstehen.“ Nun, du wirst bald im Hintergrunde stehen, denn diejenigen, welche in der Hingabe an den Herrn nicht wünschen voranzustehen, werden bald von dem Feinde in den Hintergrund geschoben werden. Gott bewahre dich davor, denn es gibt kaum einen unglücklicheren und elenderen Menschen unter der Sonne als ein zurückgegangenes Kind Gottes! Und nicht nur wirst du elend sein, auch der Herr entbehrt deine Gemeinschaft.
Sein Herz verlangt, uns bei Sich zu haben. Er wählte die Zwölfe, daß sie bei Ihm sein sollten. Aber die Frauen sagten: „Wir wollen auch bei Ihm sein.“ Und der Geist Gottes fügt dem Bericht noch hinzu, daß sie Ihm dienten.
Wende dies auf dich an! Ist dein Herz auch darauf gerichtet, bei Ihm zu sein? Suchst du Seine Nähe? Dann wirst auch du Ihm dienen. Hange dem Herrn an von ganzem Herzen, sei für Ihn da, für Seinen Willen, zu Seiner Freude. Es ist unser höchstes Vorrecht, hier auf dieser Erde für den Sohn Gottes zu leben, der uns geliebt und Sich Selbst für uns dahingegeben hat. Und wir können hier zu Seinem Wohlgefallen sein. Gewiß, es wird uns etwas kosten, aber wer kann den Lohn ermessen?
W. (v. d. K).