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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 5 -Jahrgang 1917
Mt 16,18; Joh 5,17; Apg 8,13; 1Kor 1,2; 10,32; 11,18; 12,27-28; 14,19; 15,34; 2Kor 1,1; Eph 1,22; 3,10.21; 4,12; 5,29; 1Tim 3,15; Heb 10,7; Off 1,11; 21,9-10 - Christus und die Gemeinde (4)Mt 16,18; Joh 5,17; Apg 8,13; 1Kor 1,2; 10,32; 11,18; 12,27-28; 14,19; 15,34; 2Kor 1,1; Eph 1,22; 3,10.21; 4,12; 5,29; 1Tim 3,15; Heb 10,7; Off 1,11; 21,9-10 - Christus und die Gemeinde (4)
Gottes Hauptplan und Wirken im gegenwärtigen Zeitalter betrifft nicht die Schöpfung, nicht die Völker, nicht Israel, nicht die Wiederherstellung aller Dinge, sondern „das Geheimnis“, Seine Gemeinde.
In den frühsten Tagen Seiner Wege mit den Menschen war Sein Wirken mit den Patriarchen verbunden. Später mit Israel. Immer finden wir die Treuen in Übereinstimmung mit Seinem Wirken. Dann begann ein neuer Tag. Sein Sohn erschien auf Erden. Alles Wirken Gottes war jetzt in Verbindung mit Seinem Sohne, und wieder finden wir die Treuen in Übereinstimmung mit Ihm. Sie verließen alles und folgten Ihm nach. Und heute? Der Sohn ist verworfen. Er ist in der Herrlichkeit. Gott aber hat den Heiligen Geist auf die Erde gesandt, und durch Ihn wirkt Er ein neues Werk, das ist Seine Gemeinde. Und wie zu allen Zeiten werden wieder die Treuen in Übereinstimmung mit Seinem Wirken sein. Als der Sohn auf Erden war, da konnte Er sagen: „Ich komme, um Deinen Willen, o Gott, zu tun“; (Heb 10,7) und wieder: „Mein Vater wirkt ... und Ich wirke“ (Joh 5,17). Was das Wirken Seines Vaters war, das war auch Sein Wirken. So soll es auch bei uns sein, ja, es kann nicht anders sein, wenn wir Ihn kennen und lieben.
Stehen wir abseits von der Wahrheit Seiner Gemeinde, so ist die notwendige Folge, daß wir auch in anderen Dingen nicht gottgemäß gefunden werden können. Wir können nicht abseits von Seinem Plane für uns allein wandeln und Ihm wohlgefallen.
Jeder Gläubige ist durch den Geist mit Seiner Gemeinde verbunden, ein Teil derselben, sie beeinflussend in der Darstellung der Gedanken Gottes. Geht ein Glied an Seinen Gedanken über Seine Gemeinde vorüber, so kann es nicht Gottes Wohlgefallen haben. So tadellos auch der persönliche Wandel, und so viel Hingabe und Eifer ich auch haben mag, verwirkliche ich nicht praktisch meine Zugehörigkeit zur Gemeinde, die Sein Haus ist, so habe ich den mir vom Herrn angewiesenen Platz verfehlt. So viel Anerkennung und Lob ich auch von Menschen finden mag, es ändert nichts an der Tatsache: Ich bin an dem Hauptziel Seines Wirkens vorübergegangen. Sein Wirken war nicht mein Wirken.
Manche meinen nun, die Wahrheit der Gemeinde sei wohl für die damalige Zeit, aber nicht für heute passend. Die Verhältnisse, die Menschen, kurz, die Welt sei so gänzlich verändert, daß es geboten sei, die Gemeinde diesen anzupassen.
Die solches sagen, sehen nicht, daß sie damit die Gemeinde zu einem Teil der Welt machen. Hat aber die Gemeinde und ihr Haupt einen Zusammenhang mit der Welt? Wenn das Haupt nicht der Welt angepaßt werden kann, kann es dann der Leib? Müssen die göttlichen Ordnungen betreffs Seiner Gemeinde Rücksicht nehmen auf das Wesen der Zeit, und sollen Dinge, die dem Willen Gottes zuwider sind, die Wahrheit Seiner Gemeinde aufheben? Nichts gibt mir ein Recht, das Bild der Gemeinde, wie es die Schrift zeichnet, als die heute noch geltende Norm aufzugeben. Soll das Wort Gottes sich dem Menschen oder dem Zeitlauf anpassen? Nimmermehr! Alles muß sich dem Worte beugen.
Andere sagen: Gewiß, die Gemeinde ist im jetzigen Zeitlauf der Zentralgedanke Gottes, aber unter „Gemeinde“ dürfe man keineswegs die als Gemeinde zusammenkommenden Kinder Gottes verstehen, sondern die sogenannte „unsichtbare“ Gemeinde, d. h. die Summe aller bereits gestorbenen, teils lebenden, teils noch nicht geborgen Kinder Gottes.
Laßt uns an der Schrift prüfen, ob im gegenwärtigen Zeitalter der Zentralgedanke Gottes nur die sogenannte „unsichtbare“ oder auch die auf Erden sichtbare Gemeinde umfaßt, und ob wir für diese verantwortlich sind.
Die Schrift gibt uns über Seine Gemeinde nach vier verschiedenen Seiten hin Belehrungen, Belehrungen, in denen uns sowohl Seine Gedanken wie auch unsere Verantwortlichkeit, dieselben auszuführen, gezeigt werden. Wir finden:
I. Die Gemeinde, als die große Gesamtgemeinde gesehen, bestehend aus allen Gläubigen, die jemals lebten, vom ersten Pfingsttage (Apg 2) an bis zum Kommen des Herrn in der Luft (1Thes 4). Der Herr sagt: „Auf diesem Felsen will Ich Meine
Gemeinde bauen“, (Mt 16,18) und der Gemeinde ist Er als Haupt gegeben (Eph 1,22; 3,21). Sie ist die Braut, das Weib des Lammes, die heilige Stadt, die aus dem Himmel herniederkommt.(Off 21,9.10)
II. Dieselbe Gemeinde, gesehen als bestehend aus allen Gläubigen, die zurzeit auf Erden leben. Diese lebenden Gläubigen (in ihrer Gesamtheit) bilden bis zur Ankunft des Herrn stets das „Haus Gottes, welches die Gemeinde des lebendigen Gottes ist“ (1Tim 3,15). Als Paulus diese Worte schrieb, waren viele Gläubige schon entschlafen. Der Heimgang solcher hob aber nicht die Gemeinde auf. Alle zur Zeit Timotheus' lebenden Gläubigen bildeten damals die Gemeinde Gottes. Und dieselbe Gemeinde ist heute noch da, obgleich von jenen Gläubigen niemand mehr lebt. Es ist noch dasselbe Haus Gottes, bewohnt von demselben Heiligen Geiste, obgleich andere Personen es bilden. Genau so wie damals gilt heute noch das Wort des Apostels: „Auf daß du wissest, wie man sich verhalten soll im Hause Gottes, welches die Gemeinde des lebendigen Gottes ist.“(1Tim 3,15) Vergl. Auch 1Kor 10,32; 12,28; Eph 3,10; 5,29 u. a. m. (Es ist wie mit einem Regiment. Z. B.: Im Jahre 1621 wurde das Leibgarde-Regiment Nr. 115 [Darmstadt] gegründet. Dasselbe Regiment existiert heute noch, obgleich niemand mehr von denen lebt, die es seinerzeit bildeten).
III. Dieselbe Gemeinde, gesehen als örtliche Gemeinde, bestehend aus allen Gläubigen an einem Orte. Alle Gläubigen, welche in Rom, in Jerusalem usw. wohnten, wurden durch den Heiligen Geist als die Gemeinde in Rom, Jerusalem usw. angeredet. (1Kor 1,2; 2Kor 1,1 ; Apg 8,13; Off 1,11 usw.)
Diese Gläubigen an einem Orte sind natürlich mit eingeschlossen, sowohl in die unter I bezeichnete Gesamtgemeinde wie auch in die unter II bezeichnete eine Gemeinde auf Erden. Alles, was diesen gilt, gilt auch der örtlichen Gemeinde. Sie ist berufen, an ihrem Orte die Wahrheit der einen und Gesamtgemeinde darzustellen. „Ihr aber“ (sagt der Apostel zur örtlichen Gemeinde in Korinth) „seid der Leib Christi und Glieder insonderheit.“(1Kor 12,27) Das, was die Gemeinde in ihrer Gesamtheit war, das sollten die Gläubigen als Gemeinde in jedem Orte insonderheit sein. Sie sind an ihrem Orte ein Ganzes und verantwortlich, die Wahrheit und den Charakter der Gemeinde Gottes zu offenbaren. In Einheit verbunden mit allen, und doch jede Gemeinde für sich dem Herrn verantwortlich, nichts in ihrer Mitte zu dulden, was irgend mit Seinen Gedanken über Seine Gemeinde in Widerspruch steht.
In der Gemeinde in Korinth herrschte viel Unordnung. Diese Dinge konnten dort Boden finden, weil sie in Unwissenheit über Gott waren. Zur Beschämung mußte Er es ihnen sagen (1Kor 15,34). Hätten sie Gott gekannt und sich als „Gottes Gemeinde“, so hätte der „Mensch“ und das „Fleisch“ ihr Auge nicht gefesselt, und die Dinge der Unordnung hätten keinen Platz gefunden.
Und heute? Ach, die Mehrheit der Gläubigen hat das lebendige Bewußtsein, „Gottes Gemeinde“ zu sein, verloren. In den sieben Sendschreiben der Offenbarung wird uns gezeigt, daß der Herr heute noch inmitten Seiner Gemeinde wandelt. Sein Auge sieht alles. Er ermutigt, tadelt, ruft zur Buße, züchtigt. Wohl uns, wenn wir zur Besinnung und zur Buße kommen und alles, was Seiner Gemeinde nicht entspricht und mit Seinen Anordnungen nicht im Einklang ist, hinwegtun.
IV. Dieselbe Gemeinde, gesehen zusammengekommen „als Gemeinde“. Z. B. sagt der Apostel: „Wenn ihr als (oder in) Gemeinde zusammenkommt“, und wieder, daß er lieber „in der Gemeinde“ fünf Worte reden will usw (1Kor 11,18; 14,19 u. a. m). Es mag sein, daß nicht alle Gläubigen an einem Orte vollzählig zusammenkommen (weil, wie in Korinth, „viele schwach, krank“ oder andere Hinderungsursachen da sein mögen). Die Zusammengekommenen aber betrachtet die Schrift „als Gemeinde“ versammelt.
Obgleich alle an diesem Zusammenkommen als Gemeinde nicht teilnehmen mögen, sind und gehören sie doch (ob daheim oder versammelt) zur Gemeinde an ihrem Orte. Aber alle sollten, wenn die Gläubigen in der Wahrheit der Gemeinde Gottes (der jedes Glied verpflichtet ist unterworfen zu sein) zusammenkommen, auch dort gefunden werden.13
Wir sehen somit aus der Schrift, daß das große Zentralwirken Gottes im jetzigen Zeitalter nicht nur die sogenannte unsichtbare Gemeinde, sondern überhaupt Seine Gemeinde nach jeder Seite hin umfaßt.
Solange Er Seine Gemeinde hienieden hat und Sein Geist in ihr wohnt und wirkt, solange der Herr inmitten der Leuchter prüfend wandelt und Er „in der Gemeinde“(1Kor 12,28) die Gaben setzt „für die Auferbauung Seines Leibes“(Eph 4,12), solange gelten uns auch Seine Anordnungen über unser Verhalten im Hause Gottes, welches die Gemeinde des lebendigen Gottes ist, und haben wir keine Freiheit, Gottes Gemeinde als Nebensächliches zu behandeln, noch sie den Formen und Verhältnissen der Welt anzupassen.
Es ist nicht schwer zu sehen, daß, so wie Satan zu allen Zeiten gesucht hat, Gottes Volk zu hindern, in die Gedanken Gottes einzugehen, er auch heute dabei ist, den Gläubigen den Blick für Seine Gemeinde zu verdunkeln.
Der Herr schenke Gnade, nüchtern und wachsam zu sein.
13 Z. B. wenn die Gemeinde zusammenkommt, das Abendmahl des Herrn zu feiern. Wie sollte das Bild der von Gott gemachten Einheit „ein Brot, ein Leib sind wir, die vielen“, dort gesehen werden!↩︎