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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen Band 5 -Jahrgang 1917
Lk 14,25-26 - „Christi Jünger“Lk 14,25-26 - „Christi Jünger“
Christo nachzufolgen ist eine ernste Sache. Als eine große Volksmenge einst mit dem Herrn ging, da wandte Er sich um und sagte ihnen: „Wenn jemand zu Mir kommt und haßt nicht seinen Vater und seine Mutter und sein Weib und seine Kinder und seine Brüder und seine
Schwestern, dazu aber auch sein eigenes Leben, so kann er nicht Mein Jünger sein.“ (Lk 14,25.26). Das sind feierlich-ernste Worte. Nichts ist uns auf Erden so teuer als Vater und Mutter und Weib und Kind (und mit Recht). Aber nehmen diese Seinen Platz in unserem Herzen ein, dann sind sie ein Hindernis in Seiner Nachfolge. Der Herr sagt uns, daß niemand zwei Herren dienen kann, er wird einen hassen und den anderen lieben, einem anhangen und den anderen verachten (Mt 6,24). Einer von den beiden muß zurückstehen. Von einem muß es offenbar werden, daß wir ihn mehr schätzen und er uns höher steht als der andere. Der Herr sagt uns offen: wer etwas (und sei es das uns Teuerste auf Erden) Ihm vorzieht, der kann nicht Sein Jünger sein.
Viele in unseren Tagen bekennen wohl, dem Herrn anzugehören, und gehen (wie damals) mit Ihm, aber was es heißt, Sein Jünger und Nachfolger zu sein, davon wissen sie kaum etwas. Sie verstehen nicht, daß dies ein völliges Ver- und Gebundensein an die Person und das Wort des Herrn bedeutet und tatsächliche Abhängigkeit von Ihm bedingt. Im Gegenteil, solche fühlen sich frei und rühmen sich ihres Ungebundenseins, sie wandeln und tun, wie es recht ist in ihren Augen, und meinen wirklich noch dabei Christi Jünger und Nachfolger zu sein.
Woher kommt dies? Liegt nicht ein Grund darin, daß beim Lesen oder in der Verkündigung des Wortes über die Bedingungen der Nachfolge Jesu oft so leicht hinweggegangen wird? So war es nicht bei dem Herrn. Wer zu Ihm kam und sich somit offenkundig als Sein Jünger und Nachfolger bekannte, der sollte auch die ganze Wahrheit wissen und klar verstehen, daß es keine gemächliche Sache sei, sondern ein Bruch mit allem Eigenen - dem eigenen Willen und dem eigenen Wollen - ein Entsagen und Aufsichnehmen des Kreuzes. Jeder sollte mit Ernst „die Kosten“ überschlagen (Lk 14,28), und diese Kosten sind „Vater und Mutter, Weib und Kind“, „das eigene Leben“, und zwar das „eigene Leben“ Tag für Tag ganz als Opfer auf den Altar gelegt.
Warum sind wir so ängstlich, mit den Seelen so zu handeln, wie der Herr es tat? Die Frucht solcher falschen Zartheit sehen wir in den seelischen Gefühls- und Gemütschristen, die sich für geistlich halten, in den vielen „Unmündigen“, „die hin und her getrieben werden von jedem Winde der Lehre“, von einer Person zur anderen - „die immerdar lernen und niemals zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“, in den Unentschiedenen, die Jesu Jünger sein - und es mit dem „Hohen Rat“ nicht verderben möchten. Laßt uns ihnen sagen, was es heißt, ein Jünger Jesu sein!
Als der Herr Seine Jünger aussandte, sagte Er ihnen: „Siehe, Ich sende euch wie Schafe inmitten von Wölfen“ (Mt 10,16). Was will Er damit sagen? Daß sie nichts anderes erwarten sollen als zerrissen zu werden. Worte dieser Art wirkten wie eine Sichtmaschine. Die Mitgänger schieden aus und blieben zurück. „Von da an gingen viele Seiner Jünger zurück und wandelten nicht mehr mit Ihm“ (Joh 6,66). Aber die wahren Jünger schlossen sich mit ganzem Herzen Ihm um so inniger an. Solche Sichtungen, wie in den Tagen Gideons, die das große Heer auf 300 verringerten, finden auch heute noch statt. Gott mußte diese Sichtung vornehmen, ehe er Gideons Schar gebrauchen konnte.
Wir gedenken auch jenes Mannes, der zum Herrn kam mit den Worten: „Ich will Dir nachfolgen, wohin irgend Du gehst, HErr“ (Lk 9,57). Was antwortet der HErr? Er öffnet Ihm die Augen, damit Er in ernster Erwägung die Kosten überschlagen kann. Anstatt ihn mit Freude als einen neu gewonnenen Jünger zu begrüßen, sagt Er ihm: „Die Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels Nester, aber der Sohn des Menschen hat nicht, wo Er Sein Haupt hinlege.“ Er zeigt ihm, daß er auf dem Wege Seiner Nachfolge auch Sein Los teilen müsse und daß er bald ein gemiedener Mann sein und nichts in dieser Welt finden werde als Leiden. Die Schrift sagt uns nicht, daß daraufhin der Mann ihm nachfolgte.
Scheinbar verlor der Herr einen Nachfolger, aber Er begehrt nicht solche Jünger, die in Augenblicks-Begeisterung Ihm folgen wollen. Sie sollen die Kosten überschlagen, mit dem „Ich“ und dem „eigenen Leben“ Abschluß machen zu müssen. Der Herr will keine Nachfolger, die nur scheinbar Nachfolger sind, die aber bald umkehren, weil sie nicht erfaßt, mit wem sie sich verbunden haben, und somit nur Sein Werk hemmen und schädigen. Haben wir solche nicht gesehen? Begeistert traten sie in die Nachfolge des Herrn ein und folgten dem Worte der Wahrheit, aber kaum hatten sie einige Schritte gemacht auf dem Wege der Schmach zum Herrn hin, außerhalb des Lagers, da standen sie bestürzt vor der Verachtung der Welt und mehr noch vor dem Verlassenwerden von Brüdern, und erschrocken vor dem Opfer des „eigenen Lebens“ kehrten sie dahin zurück, wo sie zuvor waren und zu dem, was sie abgesagt hatten, und der Weg der Wahrheit wurde verlästert, und in ihnen selbst wurde das Licht zur Finsternis nach dem Worte des Herrn: „Siehe zu, daß das Licht, welches in dir ist, nicht Finsternis ist.“ „Wandelt, während ihr das Licht habt, auf daß nicht Finsternis euch ergreife“ (Lk 11,35, Joh 12,35).
Laßt uns von dem großen Meister lernenl So wie damals, so ist es heute noch. Das „Ärgernis des Kreuzes“ ist noch nicht hinweggetan. Handeln wir nach dem Beispiele des Herrn, so mag die Zahl der Nachfolger klein sein und das Werk nach außen kein Ansehen haben, aber das Licht und die Kraft des Herrn wird in ihrer Mitte gefunden werden. Laßt uns einander ermuntern „zu Ihm hinauszugehen, außerhalb des Lagers, Seine Schmach tragend“ (Heb 13,13). Auf dem einsamen Pfade Seiner Verwerfung genoß der Herr die Freude des Wohlgefallens Seines Vaters, und auf demselben Pfade hat Er uns diese Seine Freude hinterlassen, Sein Wohlgefallen zu genießen. Und bald kommt der Herr und Sein Lohn mit Ihm. Welche Freude für den Jünger und Nachfolger, von Seiner Kraft getragen, Ihm auf dem Wege Seiner Schmach entgegenzugehen.
Erstellt: 21.03.2024 21:13, bearbeitet: 02.09.2024 14:22