Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 17 - Jahrgang 1932
Mt 17,24-27 - Steuern und ihre wunderbare EinrichtungMt 17,24-27 - Steuern und ihre wunderbare Einrichtung
Wie eigenartig mutet es uns an, daß auch der Herr der Herrlichkeit an
die Entrichtung der Tempelsteuer gemahnt wird! Es traten nämlich die
Tempelsteuer-Erheber an Petrus heran und fragten ihn, ob denn ihr
Meister nicht mit dem ganzen Volke die Abgabe an den Tempel entrichte. Alle Juden, welche 20 Jahre alt und darüber waren (
Wenn wir den 23. Vers des gleichen Kapitels lesen, wird uns die Stellungnahme des Petrus klar. Der Herr hatte in deutlicher und bestimmter Weise von Seinem Ende gesprochen. Die Jünger wurden darüber sehr betrübt. Sie hätten so gern das Leiden und den Tod von ihrem Herrn ferngehalten. Ihnen waren noch nicht die Augen geöffnet für den in der Schrift niedergelegten Ratschluß zu unserem Heil. Und während Petrus in Gedanken über das Leiden und Sterben seines Meisters versunken ist, wird ihm diese leidige Steuerahngelegenheit vorgetragen. Er duldet keine Erniedrigung seines Herrn und antwortet mit einem kräftigen „Ja“. Obwohl ihm die Schlüssel des Reiches des Himmels anvertraut sind, verkennt er doch in diesem Falle die Würde des Königs dieses Reiches. Ihm ist's in Liebe zu dem Herrn nur darum zu tun, daß Sich der Herr der Obrigkeit Israels gegenüber keine Blöße gebe. Da muß ihn nun der Herr aufmerksam machen, daß Er als König des Reiches nicht in diesem, Seinem Reiche, oder als Sohn Gottes nicht für den Tempel, Seinen eigenen Palast, besteuert werden dürfe, und ebenso wenig Seine Diener und Jünger. Doch weil Petrus jenen die Steuer zugesagt hatte, erniedrigt Sich der Herr, der eben noch Seiner Oberhoheit Ausdruck gegeben hatte, zur Zahlung derselben. Er läßt die Torheit Seines Jüngers gelten, zeigt ihm aber, daß Er als der Sohn auch Gewalt hat über die Fische im Meer und die Schätze der Welt. Welch ein erhabenes Beispiel hat uns doch der Herr für alle Zeiten und Verhältnisse hinterlassen! Sind wir auch Kinder und Erben, so haben wir uns doch, solange wir über diese Erde gehen, die Lasten im bürgerlichen Leben gefallen zu lassen und sie mitzutragen. Wenn auch ein guter Grund und ein besonderes Recht für uns spricht, so haben wir uns anderen gegenüber nichts herauszunehmen. Es handelt sich in unserem Leben nicht mehr um ausschließliches Recht, sondern um die Sorge, kein Ärgernis zu geben. Es kommen Fälle im Leben des Christen vor, wo man vollführt und leistet, was man nicht schuldig ist. Die Erniedrigung des Sohnes Gottes beschämt die Eitelkeit, den Stolz und die Hitze des natürlichen Menschen, mit welchen er seine Rechte verteidigt. Der Herr der Herrlichkeit verschmähte keine Art von Gehorsam und Untertänigkeit, wenn Er damit Menschen gewinnen konnte. Er besaß nicht einmal soviel Eigenes auf dieser Erde, um Sein Haupt darauf hinlegen zu können, und ... gab doch Steuer! Wie oft füllen wir die flüchtigen Stunden unseres Lebens aus, indem wir unsere Rechte verteidigen und anderen gegenüber unsere Pflichten abgrenzen. „Aber“ - wird der eine oder andere sagen - „ich bin in eine so unglückliche und ungerechte Zeit hineingestellt, da muß ich mich schützen und wehren, es gilt meine Existenz.“ Gewiß kannst du alle dir gegebenen Rechte benutzen, nur daß du dich im Gebrauch derselben im Einklang mit dem Geiste deines Herrn befindest! Bist du in einer solchen Lage, wie Christus hier war, so wird Er dir ebenso helfen, wie Er dem Petrus und Sich half. Auf welche Weise Er uns hilft, ob durch einen Fisch oder einen Menschen, das ist ganz gleich. Des Petrus nächste Aufgabe war, mit der Angel den Fisch heraufzubringen. Auch wir haben im Glauben gleichsam die Angel des Gebetes auszuwerfen, und Seine Altmacht führt den Fisch herbei, der gerade das im Munde trägt, was wir so nötig haben. Der treue Herr gibt uns für das Nächstliegende immer auch die nötige Unterweisung. Glaube und Gehorsam, verbunden mit Gebet, führen uns hinein in das köstliche Erleben göttlicher Hilfe. Der Herr bezahlte für Sich und Petrus, weil dieser mit Ihm wandelte. Wenn du nur immer mit dem Herrn wandeln wolltest, so würde Er auch jedesmal für dich bezahlen. Daß der gefangene Fisch gerade soviel in sich trug, als für den Augenblick nötig war, zeigt uns, wie der Herr für uns und die Unsrigen Augenblick um Augenblick zu sorgen vermag. Sollten wir nicht viel kindlicher und sorgenloser durch diese Zeit gehen? Auch dieses lernen wir hier, daß es nicht fein ist, um seiner Rechte willen sich gegen Gesetz und Obrigkeit aufzulehnen. Freiheit und Dienstbarkeit stehen bei dem Gläubigen nebeneinander. Der Gläubige ist nur dann frei von allen irdischen Dingen, wenn er sie gern hingibt. Wer seine Güter festhält und darüber streitet, ist ein Gefangener seines Besitzes. Daß der Herr allwissend war, ist uns ein Trost. Er kannte die
Fische im Meere und wußte, was sie in sich trugen. Und Seine Augen, die in das Meer und in alle Tiefen schauen, sehen auch uns auf der Erde wandeln. Hat Er die Fische im Meere gezählt? Weiß Er, wo jeder ist und was er im Munde trägt? Ja, Er ist der Allmächtige und Allwissende, Er weiß auch, was ich in mir trage, was ich denke und begehre.
In dem Leben des Herrn war alles vollkommen. Als Sohn Gottes hatte Er eigentlich die Abgaben für den Tempel nicht zu entrichten. Er war der Juden König, und doch verschmähte Er jedes Gewaltmittel, Sich in den Besitz Seiner Würde zu setzen. Der Herr beginnt auch kein Gespräch mit dem Steuereinnehmer. Einmal hatte dieser nur die Steuergesetze auszuführen; sodann stand er dem Herrn der Herrlichkeit noch zu fern, um die wunderbare Majestät des Sohnes Gottes zu erkennen. Aber dem Petrus mußte Er es sagen, um ihm auf eine eindringliche Weise die Tatsache Seiner Gottheit unvergeßlich einzuprägen. Der Herr vergibt Sich nie in Seiner Würde, wie wir es aus falscher Demut, Untreue usw. tun können. Er offenbart Seine Herrlichkeit und Größe nur vor denen, die Ihn verstehen, und wird um der Schwachen willen ein Diener aller. Daß der Fisch das Geldstück im Munde hatte, konnte „zufällig“ sein. Aber darin bestand das Wunder, daß der Herr Jesus es wußte. Und diese wunderbare Hilfe bestätigte auch, was Er von der Freiheit des Sohnes und der Kinder Gottes gesagt hatte. Gerade weil unser eine unaussprechliche Befreiung und Herrlichkeil wartet, sollten wir die Dinge dieser Erde in ihrem tatsächlichen Wert erkennen und danach behandeln. Darum sagt der Herr Jesus in Matthäus 3,15, daß es uns gezieme, jede Gerechtigkeit zu erfüllen.
Möchte der Herr uns Gnade geben, daß wir beim Durchschreiten unseres Lebensweges Ihn stets vor Augen und im Herzen haben! Er hat uns nicht nur ein köstliches Vorbild hinterlassen, daß wir Seinen Fußtapfen nachfolgen sollen, sondern reicht uns auch Gnade und Kraft, Weisheit und Gaben dar, damit wir nicht für andere ein Anstoß seien, sondern ein Brief Jesu Christi, von jedermann gelesen.
Ed. v. d. K., H.