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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 13 - Jahrgang 1928
1Mo 18,1-8 - „Abraham, ein Vorbild für uns“1Mo 18,1-8 - „Abraham, ein Vorbild für uns“
„Und Jehova erschien ihm bei den Terebinthen Mamres, und er saß an dem Eingang des Zeltes bei der Hitze des Tages. Und er hob seine Augen auf und sah: und siehe, drei Männer standen vor ihm ...“ (Vers 1.2).
Noch nicht lange war es her, daß der Herr dem Abraham erschienen war (siehe Kap. 17,1), und schon erscheint ihm der Herr aufs neue. Wir dürfen wohl annehmen, daß diese so wunderbare Erscheinung mit dem Gehorsam Abrahams in Verbindung steht, der den Befehl Jehovas, alles Männliche bei sich zu beschneiden (Kap. 17,10), gehorsam ausgeführt hatte.
Was für ein liebliches Bild ist es, Abraham, den von Gott aus Ur in Chaldäa Herausgerufenen, an dem Platze zu sehen, wo Gott ihn haben wollte. Seine Wohnung war nicht inmitten der Städte der Bewohner des Landes, sondern nach den Gedanken Gottes wohnte er abgesondert von ihnen unter einer Baumgruppe, unter den Terebinthen Mamres. An diesem Platze der Absonderung für den Herrn , fern von dem sündigen Treiben der Landesbewohner, dort unter einer Terebinthe erschien der Herr Seinem gehorsamen Knechte. Der Herr traf ihn am Eingang des Zeltes; Er traf ihn nicht am Eingang eines für sich selbst gebauten Hauses, auch nicht im Tore einer der Städte Kanaans (1. Mose 19,1), sondern am Eingang des Zeltes. Abraham war kein „Bürger jenes Landes“; er war Fremdling, zu jeder Zeit bereit, seinen jeweiligen Wohnsitz nach dem Willen seines Herrn gegen einen anderen einzutauschen.
Wenn wir dieses Verhalten Abrahams auf uns in geistlicher Weise anwenden, können wir viel von diesem Manne des Glaubens lernen. Abgesondert von Welt und Sünde, machte er sich nicht ansässig auf dieser Erde. Er wohnte in Zelten, obgleich er reich war. „Durch Glauben hielt er sich auf in dem Lande der Verheißung, wie in einem fremden, und wohnte in Zelten mit Isaak und Jakob, den Miterben derselben Verheißung; denn er erwartete die Stadt, welche Grundlagen hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist“ (Heb 11,9.10).
Wohl sehen wir auch manchen Fehltritt bei ihm. Wie uns Gott aber das erstere zum Vorbild und zur Ermunterung mitteilt, so berichtet Er uns das letztere zur Warnung und Mahnung, damit wir wachen und beten möchten, um vor Irrungen und Sünden bewahrt zu bleiben. -
Abraham saß bei der Hitze des Tages an dem Eingang des Zeltes. Auch wir gehen durch die Hitze der Leiden und Beschwernisse dieses Lebens, wo aber befinden wir uns geistlicherweise? Sind auch wir am Eingang des Zeltes der Fremdlingschaft, oder befinden wir uns zwischen den kühlen und scheinbar festen Mauern dieser Welt?
Abraham saß am rechten Platze. Als der Herr kam, da hob er seine Augen auf, um Ihm alsdann sogleich entgegenzugehen. Sind auch wir an dem Platze, leben auch wir in den Verhältnissen unserer Tage so, daß wir dem Herrn mit Freuden entgegengehen können, wenn Er kommt?
Drei Männer standen vor ihm. Ein wunderbarer Augenblick für Abraham. Abraham kannte die Männer, Gott hatte es ihm geoffenbart. Es war der Herr Selbst mit zweien Seiner Engel (siehe V. 13 und Kap. 19,1). Wir dürfen wohl annehmen, daß es der Sohn Gottes war, welcher mit Seinen Engeln vorübergehend durch Seine Macht und Herrlichkeit sichtbare Gestalt angenommen hatte. Welche Gnade, welche Liebe des Herrn dürfen wir darin erblicken! Um mit Seinem Knechte in menschlicher Weise verkehren zu können, nahm Er die Gestalt eines Mannes an. Seine Wonne war bei den Menschenkindern (Spr 8,30.31). „Und als er sie sah, lief er ihnen entgegen von dem Eingang des Zeltes und beugte sich nieder zur Erde; und er sprach: Herr , wenn ich anders Gnade gefunden habe in Deinen Augen, so gehe doch nicht an Deinem Knechte vorüber!“ (Vers 2.3).
Abraham war nicht bestürzt, als er die Männer sah und erkannte. Er lief ihnen entgegen. Mit einer gewissen Freimütigkeit, aber auch mit der rechten Ehrfurcht nahte er sich dem Herrn und beugte sich nieder zur Erde.
Auch aus diesem Verhalten Abrahams können wir gar manches, was Freimütigkeit, Ehrfurcht und Schicklichkeit in der Gegenwart des Herrn betrifft, lernen.
Mit dem geziemenden Wort „Herr“ Ihn anredend und als solchen anerkennend, nimmt Abraham sogleich den Platz eines Menschen ein, welcher Gnade gefunden hat in Seinen Augen. Welche Demut sehen wir doch bei Abraham! Obgleich er nicht gering geachtet war in der Welt, denn er war reich, auch wurde ihm eine nicht geringe Ehre zuteil, denn er wurde „Fürst Gottes“ genannt (1. Mose 23,6), so war er sich doch nur des Einen in der Gegenwart des Herrn bewußt, daß er Gnade gefunden habe in Seinen Augen.
Mit Freimütigkeit und Ehrfurcht, in Demut und in der Liebe, bat er Ihn, nicht vorüberzugehen, sondern Sich ein wenig bei ihm aufzuhalten. Er begehrte die Nähe seines Herrn .
Welch ein lieblicher und vorbildlicher Zug ist dieses für uns. „Wo zwei oder drei versammelt sind in Meinem Namen, da bin Ich in ihrer Mitte“ (Mt 18,20). Daselbst verspüren auch wir Seine Nähe. Aber auch im stillen Kämmerlein können wir die Nähe des Herrn finden. Verlangt unser Herz nach Seiner Nähe im Kämmerlein wie auch bei der täglichen Beschäftigung? Begehren wir Seine Nähe in der Versammlung Gottes? „Es werde doch ein wenig Wasser geholt, und waschet Eure Füße, und lagert Euch unter dem Baume, und ich will einen Bissen Brot holen, und stärket Euer Herz; danach möget Ihr weitergehen, da Ihr nun einmal vorbeigekommen seid bei Eurem Knechte“ (Vers 4.5).
Abraham durfte die Gegenwart des Herrn genießen; doch seine Liebe drängte ihn, auch dem Herrn zu dienen. Er nahm die Stellung eines Knechtes ein. Abraham hatte eine ganz besondere Gelegenheit, dem Herrn zu dienen. Da Er bei ihm in der Gestalt eines Mannes war, bot Abraham den drei Männern Erquickungen nach menschlicher Weise an: Wasser für die Füße, einen Ruheplatz unter dem Baum und Brot zur Stärkung. So sehen wir ihn in Demut vor dem Herrn stehen, bereit zum Dienst mit den Gaben, die der Herr ihm gegeben hatte. „Und sie sprachen: Tue also, wie du geredet hast“ (Vers 5).
Der Herr nahm die Gastfreundschaft und den Dienst Seines Knechtes an, obgleich Er all der angebotenen Dinge nicht bedurfte. Welche herablassende Gnade! Ja, Seine Wonne war bei den Menschenkindern. „Da eilte Abraham ins Zelt zu Sara und sprach: Nimm schnell drei Maß Feinmehl, knete und mache Kuchen! Und Abraham lief zu den Rindern und nahm ein Kalb, zart und gut, und gab es dem Knaben, und der beeilte sich, es zuzubereiten. Und er holte dicke und süße Milch und das Kalb, das er zubereitet hatte, und setzte es ihnen vor, und er stand vor ihnen unter dem Baume, und sie aßen“ (Vers 6-8).
Wie eilig hatte es doch Abraham, als es galt, dem Herrn zu dienen! Wir lasen: Er „eilte“ ins Zelt ... und sprach: Nimm „schnell“ drei Maß ... Und Abraham „lief“ zu den Rindern ... und der Knabe „beeilte“ sich ... Durch Abrahams Beispiel wurden auch die Seinigen zur Eile angespornt. Fleiß möchte der Herr auch bei uns finden. (Röm 12,8.11).
Auch in diesem Stück ist uns Abraham ein Vorbild. Wie langsam und träge können wir manchmal sein, wenn es gilt, unserem Herrn „jetzt“ irgend einen Dienst zu tun. Abraham war ein Ansporn für die Seinigen, so daß auch sie mit teilnahmen an diesem wunderbaren Dienst, den sie zu tun gewürdigt waren. Sara folgte dem Vorbild ihres Mannes und der Knecht dem Gebot seines Herrn.
Gott hatte den Abraham mit irdischen Gütern gesegnet, doch Abrahams Herz hing nicht an denselben; sein Herz hing an dem Herrn . Das Beste, was er hatte, das bereitete er für den Herrn . Der Kuchen mußte von Feinmehl, dem besten Mehl, sein, das Kalb zum Braten mußte zart und gut sein, und von der Milch mußte es dicke und süße sein. So diente er dem Herrn mit dem Besten, was er hatte. - Dienen auch wir dem Herrn mit dem Besten, was wir von Ihm zuvor empfingen? -
Und Abraham setzte es ihnen vor, und er stand vor ihnen unter dem Baume. Auch dies zeigt uns wieder die uns geziemende Ehrfurcht in der Gegenwart des Herrn . Der Herr , der Schöpfer und Erhalter der Welten, mit zweien Seiner Engel in menschlicher Gestalt sitzt unter dem Baume und nimmt und ißt mit den Engeln die Speise, die Abraham mit den Seinigen bereitet hat, und Abraham steht vor ihnen - o anbetungswürdiger Herr , gelobt sei Sein Name!
Und wir, liebe Geschwister, wir dürfen heute das Gleiche tun wie Abraham tat, wir dürfen dem Herrn dienen, wenn auch nicht im Schauen, so doch im Glauben. Ja, Ihm dürfen wir dienen in unserem ganzen Wandel, Ihm, der uns geliebt und Sich Selbst für uns hingegeben hat, und bald kommt die Stunde, wo wir Ihn auch schauen dürfen.
Doch möchten wir nicht vergessen, was mit einem dem Herrn wohlgefälligen Dienen in Verbindung steht und was wir besonders bei Abraham sehen durften: Glaube, Gehorsam, Absonderung von Welt und Sünde, Fremdlingschaft, Freimütigkeit, Demut, Gottesfurcht, Dienstbereitschaft, Liebe. „Wenn jemand Mich liebt, so wird er Mein Wort halten, und Mein Vater wird ihn lieben, und Wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen“ (Joh 14,23).
D.