Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 9 -Jahrgang 1923/24
Erste Schritte im Glaubensleben - Einige Winke zur Belehrung für Neubekehrte
ErsteSchritte im Glaubensleben - Einige Winke zur Belehrung für Neubekehrte (2)ErsteSchritte im Glaubensleben - Einige Winke zur Belehrung für Neubekehrte (2)
13.
Auf unserem Wandel durch die Welt kommen leicht noch Unwachsamkeitssünden vor. Diese müssen nicht sein; aber wenn sie vorkommen, so müssen sie auch wieder beseitigt werden. Sie bedingen keine neue Bekehrung. „Gott gedenkt unserer Sünde nie mehr“ (Heb 10,17). Das Lamm Gottes hat alle unsere Sünde beseitigt (Joh 1,29), aber solche kleinen oder größeren Sünden auf dem Wege erfordern das Eintreten des Heiligen Geistes, unseres Sachwalters (Rechtsanwalts) hienieden (während Christus als Sachwalter und Hoherpriester uns droben vertritt und Sich in unseren Schwachheiten für uns droben verwendet, Röm 8,34; Heb 7,25), der uns unsere Verfehlungen zum inneren Bewußtsein zu bringen sucht und uns beugt. Durch solche Sünden bringen wir etwas zwischen Gott und uns. Gott liebt uns nach wie vor, aber unsere köstliche lebendige Herzensgemeinschaft mit Ihm wird von uns aus unterbrochen. Wie wird sie von unserer Seite aus wiederhergestellt? Durch Selbstgericht und Bekennen (vgl. 1Kor 11,31 und 1Joh 1,9). Das ist sehr wichtig und viel mehr als nur ein Ihn-um-Verzeihung-Bitten, wovon in dieser Stelle gar nichts steht. Bekennen! Ihm bekennen! Die Sünde vor Ihm in ernstem Sichbeugen mit Namen nennen! Dann ist Er treu und gerecht, daß Er uns vergibt und uns reinigt. Er reinigt durch das Wasser, welches in der Schrift ein Bild Seines Wortes ist. Die Fußwaschung (Joh 13) zeigt uns bildlich, wie Er das tut, und so dürfen und sollen wir mittels des Wortes einander die sich so leicht auf dem Wege durch die Welt beschmutzenden Füße waschen; nicht den Kopf, wozu wir uns hochmütig über den anderen stellen müssen, sondern die Füße, was Demut erfordert, die wir nur lernen bei Dem, der von Heizen demütig ist (Mt 11,29). Die Sünden der Gläubigen, auch die Gedankensünden, sind nichts Gleichgültiges. Sie trennen uns freilich nicht (wie den Ungläubigen) für ewig von Gott und Seiner Gnade, aber sie unterbrechen hienieden unsere praktische Gemeinschaft mit Ihm! Wie ernst sollten wir's damit nehmen und kurze Rechnung darin halten! Nicht warten bis zum Abend, ehe wir Ihm unsere begangenen Sünden bekennen, sondern es gleich in Ordnung bringen, gleichsam in der Stille des Herzenskämmerleins, das jedes Kind Gottes außer dem wirklichen Gebetskämmerlein daheim kennen sollte. (Vgl. Mt 6,6)!
14.
Wie aber ist es mit Sünden, die wir an Menschen begangen haben, d. h. in Fällen, die vor unserem eigenen Gewissen ein Wiedergutmachen an jenen zu erfordern scheinen? Diese Frage macht vielen Gläubigen mehr Schwierigkeit, als sie sollte. Wenn der Fall stets so klar läge, wie eben geschildert, so wäre es leicht zu sagen: Handle wie Paulus nach Apg 24,16: „Darum übe ich mich auch, allezeit ein Gewissen ohne Anstoß zu haben vor Gott und den Menschen“. Dies Wort hat in meinem Leben manche gesegnete Wirkung erzielt. Und wenn da auch der eine oder andere sagen wird: „Dann komme ich ins
Gefängnis“, so würde doch dies Wort im Prinzip stehen bleiben müssen, und Gott kann Sich dann auch wunderbar gnädig zeigen, wenn man im Vertrauen auf Sein Wort in diesem Sinne handelt. Er kann alle bösen Folgen für uns verhindern. Aber nicht immer liegt der Fall so ganz klar; auch sind wir lange nicht immer imstande, alte Dinge in Ordnung zu bringen, zumal sie oft nicht einmal mit Geldeswert in Ordnung gebracht werden können. Was dann tun? Nun, meine teuren Geschwister, Gläubige des Neuen Bundes stehen nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade. Und nur die Gnade kann die Folgen unserer alten Sünden, die uns durch Glauben an Christus alle vergeben sind, austilgen oder in Ordnung bringen. Laßt uns also, wenn wir an solche Dinge aus der Zeit vor der Bekehrung erinnert werden, sie zuerst unserem Gott und Vater im Namen Jesu im Gebet bringen! („alle Sorgen werfet auf Ihn!“ [auch die selbstverschuldeten!], 1Pet 5,7; Phil 4,6), und Ihn um Licht und Weisheit bitten, wie wir uns verhalten sollen. Und wenn Er den Seinen den inneren Herzensfrieden läßt oder gibt nach solchen Gebeten, so ist es vielleicht nicht nötig, solche alte Sache, die man am Ende gar nicht ordnen kann, aufzurollen. Wenn Er aber diesen Frieden nicht gibt, so bitte um Licht, um zu handeln nach Seinem Willen, aber handle nicht unbesonnen! Und hier glaube ich, solchen teuren, angefochtenen Seelen noch einen Rat geben zu sollen, der sich auch anwenden läßt, wenn man mit anderen Sachen nicht zurechtkommen kann, wie etwa mit irgendwelchen Gebundenheiten und sündigen Gewohnheiten:
15.
Vertrauet euch irgend einem älteren Bruder an, vorzüglich solchen, die das Zeugnis haben, Hirtendienste in der Gemeinde zu tun. Solche teuren, erfahrenen Helfer werden nicht über eure Sachen zu Dritten reden, aber sie werden viel zu Gott darüber reden, d. h. für euch und mit euch beten, und die Schrift sagt: „Wenn zwei von euch auf der Erde übereinkommen um irgend eine Sache, welche es ist, um die sie bitten mögen, so wird sie ihnen werden ...“ (Mt 18,19).
16.
Wichtig ist auch, daß Jungbekehrte mit allem aufräumen, was das Wort Gottes als offenbare Sünden verurteilt. Und wenn manche da nicht klar sehen, ist es auch hierin nötig, von älteren Geschwistern Rat und Weisung zu erbitten. Ich möchte hier erwähnen, daß junge Gläubige (auch alte)! es sehr genau nehmen sollten mit dem Beseitigen von alten persönlichen Feindschaften, Unversöhnlichkeiten, übler Nachrede, die sie sich etwa zuschulden kommen ließen, und dergl. mehr. Ein Christ sollte in persönlichen Angelegenheiten aller Art auch unbedingt vergeben (können)! Lies dazu z. B. Mt 6,14.15 und 18,21-35! Wir lernen diese Gesinnung nur an und von Christus Selbst durch Seinen Geist (vgl. Lk 23,34; Apg 7,60; Kol 3,13; Röm 12,17-21 u. a).
Den Mißbrauch des Namens Gottes (z. B. „Ach Gott!“ u. dergl). sollten Junggläubige frühzeitig durch des Herrn Gnade vermeiden lernen!
Eine ernste Gefahr bietet sich allen Gläubigen durch Verbindung mit Zaubereidingen wie spiritistischen Sitzungen, Sympathieheilungen, Kartenlegen, „Besprechen“ und dergl. bösen satanischen Dingen mehr, die heute in der Welt eine große Rolle spielen und gegen die den Gläubigen das Anlegen und Angelegthaben der ganzen Waffenrüftung des Glaubens (Eph 6,12-20) nottut; sie allein schützt uns gegen derlei finstere Dinge, in denen manche unbefestigte Gläubige gar nichts sehen, zumal solche Zauberformeln, Amulette, Kettenbriefe und anderer satanischer Unfug meist mit einem „frommen Mäntelchen“ behängt wird. Aber stets bringen sich Gläubige, die mit diesen Satansdingen, besonders nachdem sie gewarnt sind, nicht brechen, unter einen gefährlichen Bann. „Rühret Unreines nicht an“, sagt die Schrift 2Kor 6,17. Lies auch Apg 19,18-20!
17.
Mit solchen Dingen zu brechen heißt nicht, sich ein neues Gesetz auf
den Hals laden zu lassen. Das alttestamentliche Gesetz ist in Christo
erfüllt, und wer an Ihn glaubt, ist gerecht! (Röm 10,4; Galaterbrief)! Wir stehen nicht unter dem Gesetz des alttestamentlichen
Gesetzesbuchstabens, der sich nur an den unwiedergeborenen
Fleischesmenschen wandte, aber wir wollen dem Worte des Herrn gehorsam
sein, das Er den wiedergeborenen Seinen, die Er um den Preis Seines
Blutes aus der Welt erkauft hatte (1Kor 6,20; 1. Petrus 1,18.19), durch
den Mund Seiner heiligen Apostel gab, und von dem Er sagt: Liebet ihr
Mich, so haltet Mein Wort! (Vgl. Joh 14,21.24). Und nach diesem Wort
sollte der Gläubige, auch der neugeborene (vgl. 1. Petrus 2,1ff).,
seinen Wandel einrichten. Dies Wort zeigt uns, daß mancher meint, ihm
sei alles erlaubt! Ja, sagt Paulus, „aber nicht alles nützt!“ (
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Ja, möchten mir alles zu Seiner Ehre tun: auch unsere äußere Lebenshaltung unter diesem Gesichtspunkt betrachten, unsere Geldausgaben, unsere Verwaltung! Gott sucht Verwalter, die treu sind im Kleinen. Und die Schrift sagt: „Wer im Geringsten treu ist, ist auch im Großen treu“ (Lk 16,10), nicht umgekehrt! In dieses Gebiet gehört die schöne, sehr zu empfehlende, weil biblische Gewohnheit der Christen, von ihren gesamten Einkünften stets einen gewissen Teil allein dem Herrn und Seiner Sache sowie den Armen, besonders denen in Seinem Volk, zu widmen (vgl. 1Kor 16,1.2). Wieviel - das zu erkennen ist Sache der einzelnen. Geben sie sich zuerst selbst dem Herrn, wie es 2Kor 8,5 so köstlich heißt (und zwar aus Liebe zu Ihm), so werden sie dann schon nach und nach durch Gottes Geist belehrt, ob sie ihrer Habe gemäß den 25., 20. oder 12., 10. oder etwa den 8. oder gar den 5. Teil oder noch mehr dafür zurücklegen sollten (zu dem gesetzlichen alttestamentlichen „Zehnten“ möchte ich persönlich keinem raten)!. Aber sie sollten lernen zu geben, und zwar zu geben, wo und wie der Herr es von ihnen wünscht, gemäß der ihnen gewordenen Erkenntnis! Über die gesegnete Tätigkeit des Gebens lese man Stellen wie Spr 11,24.25; 3,9.10; Lk 6,38; Röm 12,13 u. a. Und keiner möge fürchten, durch das Geben zu kurz zu kommen. Gott läßt Sich nichts schenken, was Er nicht überströmend vergilt. (Heb 6,10; 2Kor 9,6-9; Spr 19,17; Gal 6,6.9.10).
19.
Ehe ich Schluß mache, gebe ich noch einen praktischen Rat, dessen Befolgung uns Gläubige vor mancher ernsten Zucht seitens unseres Gottes bewahren würde: Möchten wir lernen, Ihm schnell zu gehorchen, nachdem wir irgend etwas als Seinen Willen mit uns erkannt haben. Eine wunderbare Unterweisung gibt uns hierin z. B. das Leben des Mannes, der „der Vater der Gläubigen“ heißt und ist nach Gal 3 und Röm 4. Es ist Abraham. Lesen wir nur u. a. das 22. Kapitel von 1. Mose, wo es sich um Isaaks Opferung handelt! Sofortiger Gehorsam gegen den erkannten Willen Gottes ist die Grundlage köstlicher Segnungen von Seiner Seite, wie sie eben auch Abraham erfuhr und Paulus usw. Und nie wird Gott etwas von uns verlangen, was uns schädlich wäre. Er hat stets nur Gedanken des Friedens mit uns, wenn Er auch aus Liebe zu uns oft unseren Glauben prüft!
20.
Und nun komme ich mit meinen Winken zum Ende, indem ich allen teuren
Lesern, jungen wie alten im Glauben, auch mir selber zurufe: „Lasset uns
wegschauen von allem auf Jesum hin, den Anfänger und Vollender unseres
Glaubens!“ (Heb 12,2). Hienieden leben wir aus Glauben (2Kor 5,7). Hienieden sollen wir durch das geistliche Anschauen der Herrlichkeit
Jesu Christi in Sein Bild verwandelt werden durch Seinen Geist (2Kor 3,18). Die Zeit des wahren Schauens kommt auch, und sicher sehr bald. Nur hier auf Erden können wir Christus verHerrlichen durch Glauben,
droben nicht mehr. Bis wir bei Ihm sind allezeit, haben wir hienieden in
Christo Jesu alles: Leben, und zwar Leben im Überfluß (Joh 10,10),
Seinen Geist als Führer, Sachwalter und Kraft zum Wandel (Gal 5,25),
Gnade, Freude, Friede, Liebe, eine gewisse Hoffnung und ein Herrliches
Ziel, worüber Paulus sagt: „Vergessend, was dahinten, und mich
ausstreckend nach dem, was vorne ist, jage ich, das Ziel anschauend, hin
zu dem Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben ... Unser Bürgertum
(unsere Heimat) ist in den Himmeln, von woher wir auch den Herrn Jesus
als Heiland erwarten, der unsern Leib der Niedrigkeit umgestalten wird
zur Gleichförmigkeit mit Seinem Leibe der Herrlichkeit ...“ (
Der Herr aber segne Sie, mein teurer Leser, Bruder und Schwester, aus Seiner Fülle zur Ehre Seines Herrlichen Namens! Ihm sei Preis, Dank und Anbetung in Ewigkeit!
F. K.