Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 12 -Jahrgang 1927
Joh 16,14 - „... denn von dem Meinen wird Er nehmen ...!“Joh 16,14 - „... denn von dem Meinen wird Er nehmen ...!“
In Joh 14,16ff. kündigt der Herr Jesus den Seinen das Kommen des Geistes der Wahrheit an, und am Schluß von Kap. 15 offenbart Er ihnen, daß jener von Ihm zeugen werde. In Kap. 16 aber erweitert der Herr Seine kostbaren Mitteilungen, indem Er Seine Jünger über die Tätigkeit des Sachwalters (des Trösters, des Fürsprechers) belehrt. Und zwar sagt Er uns zunächst etwas über das Wirken des Geistes in der Welt und dann über das unter ihnen, denen Er jetzt noch nicht alles mitteilen könne, da sie nicht imstande seien, es zu tragen.
Nun ist es wichtig zu sehen, daß alle Tätigkeit des Heiligen Geistes, des Geistes der Wahrheit, sich konzentriert, ihren Mittelpunkt hat in Christo Jesu Selbst. Er, der Geist, die dritte göttliche Person, wesenseins mit dem Vater und dem Sohne, Er hat hier auf der Erde, sobald Er gekommen sein wird, kein wichtigeres Ziel, keine höhere Aufgabe, als von Christo Jesu zu zeugen (15,26), oder noch deutlicher gesagt: „Ihn zu verherrlichen“, ja, „von dem Meinen wird Er nehmen“. Und wie wird Er's tun? Genau wie der Sohn alles vom Vater nahm, nichts tat von Sich selber, also ohne den Vater nichts sagte, außer was Er vom Vater hörte (vgl. z. B. Joh 5,19ff.; 12,49 u. a)., so wird auch der Geist nicht von Sich Selber aus, sondern nur reden, was Er hören wird, Er wird nehmen vom Sohne, was Sein ist - und was ist Sein? was der Vater hat! Welche köstliche „Drei-Einheit“! Die Wesenseinheit, das Einssein der drei Personen in Gott, ist in dieser Stelle (V. 12-15) klar bezeugt und für jeden, der geistliches Verständnis hat, deutlich zu sehen! -
Das also ist des Geistes Tätigkeit: „von dem Meinen wird Er nehmen“. Dies Wort ist aber eingeleitet durch das Wörtchen „denn“; also dieser Satz enthält die Begründung des Vorhergehenden. Mit anderen Worten: weil der Geist der Wahrheit alles, was Er uns verkündet, von dem nimmt, was des Herrn Jesus ist, deswegen verherrlicht Er den Sohn, oder: die Verherrlichung Jesu Christi durch den Geist zeigt sich darin, daß dieser nur von dem Seinen (was Christi ist) nimmt. Das ist eine herrliche Tatsache, die uns gläubigen Lesern natürlich vollauf bekannt ist, die uns aber in der Praxis nie zu wichtig werden, nie zu viel von uns gewürdigt und geschätzt werden kann.
Alles, aber auch alles, was der Geist Gottes verkündigt, hängt mit dem, was den Herrn betrifft, zusammen. Das ist uns in dem, was Seine Tätigkeit in der Welt anbelangt, mit wenigen knapp und klar umrissenen Worten mitgeteilt (16,8-11) in dem, was die Seinen angeht, in einigen alles umfassenden, ewigkeitsweiten Ausdrücken wie „die ganze Wahrheit“ und „das Kommende“. Was die Welt anbelangt, so liegt Ihm daran, sie davon zu überführen, daß der Unglaube Jesu Christo gegenüber die größte, ja, die Sünde ist - daß Sein Hingang zum Vater der göttliche Erweis der Gerechtigkeit ist (d. h. Seiner, Christi Rechtfertigung vor der Welt, vgl. u. a. Apg 2,36; 3,15; 5,30) - daß das am Kreuz vollzogene Gericht die Besiegelung des Gerichts über den Fürsten der Welt, den Satan ist. Diese dreifache Überführungstätigkeit des Geistes hat also unmittelbar und mittelbar mit Christo zu tun, und wer sich überführen läßt, findet in Ihm seinen Heiland und Erretter, der ihn für immer aus dem Machtbereich Satans befreit und ihn zum Teilhaber ewiger Herrlichkeit macht. -
Was die Seinen anbetrifft, so sind die Ausdrücke absichtlich unbestimmt, besser: unbegrenzt gehalten. Weil den Seinen ja erst nach und nach die volle Wahrheit Seiner herrlichen Person durch den Geist erschlossen werden kann und weil die Zukunft - von dem Tage der Herniederkommens des Geistes am Pfingsttage an bis, ja - bis in die Ewigkeiten der Ewigkeiten hinein - sich überhaupt nicht in Worte fassen läßt. „Das Kommende“ sowohl wie die jeweils „gegenwärtige Wahrheit“ (vgl. 2Pet 1,12) - alles besteht in Ihm, in dem „die Fülle“ ist, „der alles in allem erfüllet“ (vgl. Eph 1,23 und Kol 2,9.10) und zu dessen Fülle wir hingelangen sollen, „zu dem Maße des vollen Wuchses der Fülle des Christus“ (Eph 4,13). Ja wahrlich, alles, was uns der Geist mitzuteilen hatte und was Er uns mitgeteilt hat in den neutestamentlichen Schriften, hat Ihn, den Herrn Jesus Christus, bald Ihn als den Sohn Gottes, bald Ihn als den „Menschen Christus Jesus“, „den
Mittler“ (1Tim 2,5), das Haupt Seines Leibes (Eph 5,23; 4,15; Kol 2,19), das Haupt eines neuen Menschengeschlechtes (Röm 5), „das Haupt jedes Mannes“ (1Kor 11,3), „das Haupt über alles“ (Eph 2,22) oder „Ihn, den Sohn über Sein Haus“ (Heb 3,6), Ihn, den Sohn, das Haupt über jede Gewalt (Kol 2,10), Gott von Ewigkeit (Heb 1,8; Tit 2,13), Ihn, den Baumeister Seines Tempels, den Herrn Seines Hauses (1. Tim)., das Vorbild für die Seinen, den großen Hirten, den Erzhirten usw. usw. - alles, was der Geist mitteilte, hat bald diesen, bald jenen Zag der Herrlichkeit des Sohnes zum Inhalt, und erst die ganze Offenbarung des geistgehauchten Wortes Gottes gibt uns das Gesamtbild dessen, den wir anschauen dürfen, um durch den Geist Sein moralisches Wesen hienieden zu tragen (2Kor 3,18). „... denn von dem Meinen wird Er nehmen ...“ Prüfen wir die Dinge, die wir hören, die uns verkündet werden, ob sie mit dem Seinen: mit Seinem Wesen, mit Seiner Vortrefflichkeit, Seiner Natur, Seiner Niedrigkeit, Seiner Schmach, Seinen Leiden, Seiner Herrlichkeit, Seiner Schönheit, Seiner Macht, Seiner Demut, Seiner Sanftmut, Seiner Geduld, Seiner Gnade, Seiner Treue, Seiner Wahrheit usw. usw. zusammenklingen, zusammenpassen, oder ob da ein Riß ist, ein Auseinanderklaffen, ein Widerspruch gegen das, was das Wort uns über Ihn sagt. Was Ihn nicht preist, ist nicht vom Geist! Wo Er nicht der Mittelpunkt, da mag Menschengeist oder Satansgeist den Menschen zum Mittelpunkt machen - und wie sehr strebt der Mensch danach! -, aber da wirkt nicht der Geist Gottes. Jede Lehre, die sich nicht auf Ihn zurückführen läßt, die nicht stimmt mit Ihm und dem Worte über Ihn, die nicht „die Lehre des Christus“ (2Joh V. 9) ist, haben wir ohne weiteres abzulehnen. Es ist uns nach Seinem Worte „denn von dem Meinen wird Er nehmen“ und „alles, was der Vater hat, ist Mein“ nicht schwer, zu erkennen, was vom Geist ist und was vom Fleisch oder von unten ist. Der Feind kann nicht Christum verherrlichen, und das Fleisch kann's auch nicht. Das Fleisch macht stets etwas aus dem Menschen, und der Feind verkleinert Christum und macht Fragezeichen hinter Seiner alleinigen Herrlichkeit, Macht, Wahrheit, Liebe, Heiligkeit usw.
Der Geist spricht im Worte Gottes aber doch auch viel von uns, den Gläubigen? Ja natürlich, denn wir gehören doch zu dem Seinen! Wer Christi Geist hat, ist doch Sein Eigen (vgl. Röm 8,9), und Sein Geist spricht deshalb so viel von uns, weil Er wünscht, daß wir auch praktisch so seien, wie Er ist in der Welt (vgl. 1Joh 4,17). Wir haben ja „durch den Geist das Leben“ - „das Leben aber ist Christus“! -, folglich sollen wir auch „durch den Geist wandeln“ (Gal 5,25), und wie? „in Neuheit des Lebens“, und zwar weil Christus auch auferstanden ist! (Röm 6,4). Der Geist spricht nie von uns Gläubigen um unsertwillen, sondern um Seinetwillen; was wir sind, sind wir „in Christo“, sonst sind wir im Fleische und können nichts für Gott sein, brächten und bringen dann vielmehr eine Frucht, deren wir uns schämen müssen (vgl. Röm 6). Der Geist nimmt's von dem Seinen - herrlich! Wir sind die Seinen, weil wir des Vaters sind und der Vater uns dem Sohne gegeben hat (Joh 17), wie wir auch durch den Sohn zum Vater gekommen sind, und darum redet Er, der Geist, von uns!
Und nicht nur von uns einzelnen, sondern auch von uns in der Gesamtheit, von Seinem Leibe, Seiner Gemeinde! Wie viele Abschnitte der Schrift handeln davon, mit welcher Liebe verbreitet sich der Geist der Wahrheit über diese Dinge! Aber wenn's nicht „Seine Gemeinde“ (Mt 16) wäre, „die Gemeinde Gottes“ (1Kor 1,2), die Gemeinde als „Leib Christi,“ als „Sein Haus“, „der Tempel Seines Geistes“ usw., dann hätte der Geist uns nichts darüber zu offenbaren! Er gibt nicht armen Menschen das Recht, von „ihrer Gemeinde“ zu reden - nur „Seine Gemeinde“ ruft des Geistes Bewunderung und Beschreibung hervor.
Und so redet Er auch von unserem Versammeltwerden zu Ihm hin, wenn Er uns zu Sich entrückt bei Seiner Ankunft (2Thes 2,1 und 1Thes 4,13-18), weil das für Ihn selber, für den Herrn Jesus, der Augenblick höchster Freude ist, weshalb auch der Geist in den sehnsüchtigen Ruf der Braut (der Gemeinde Jesu Christi) einstimmt: „Komm, Herr Jesus!“ (Off 22,17a). Aber wenn der Herr noch verzieht, so ist auch unser Tod ein Entschlafen in Christo. Und unsere Leiden hienieden werden uns von dem Geist gezeichnet und verklärt durch den Blick auf Jesum, oder sie werden in Vergleich gesetzt zu zukünftiger Herrlichkeit bei Ihm, und so wird alles, was von uns gesagt wird, in irgendwelche Beziehung zu Ihm gebracht. Und darum müssen wir sagen: alles und jedes, was der Geist uns verkündigt, steht in Verbindung so oder so mit Ihm, dem Urheber des Lebens und Herrn der Herrlichkeit.
Und darum kann es für uns auch keine neuen Offenbarungen geben als wie die, die das Wort für uns enthält, da Sein Wort in die fernste Ewigkeit hinausreicht und alle Offenbarungen des Wortes bis in diese Ewigkeit verknüpft sind mit dem „Namen, der über alle Namen ist“ (Phil 2,9-11). Wenn daher jemand auftritt mit dem Anspruch, etwas über die Heilige Schrift Hinausgehendes uns als Wahrheit anzubieten, so erkennen wir sofort einen solchen als Lügner oder Irrlehrer, „der weitergeht und nicht bleibt in der Lehre des Christus“ (2Joh V. 9), und verwerfen Ihn und Seine Lehre. Dieser Punkt ist unsagbar wichtig, und zwar heute mehr denn je! -
Ich komme zum Schluß!
Wieviel wird heute geredet: „mehr Geist, mehr Geist!“ Ja, möchten wir
alle mehr erfüllt sein mit dem Geiste Christi - „werdet mit dem Geist
erfüllt!“ Eph 5,18 -, möchten wir treuer wandeln im Geist (
Sein Wort ist der Ausdruck des Geistes Christi, und dieser, der Sohn, ist „der Abdruck des Wesens Gottes“ (Heb 1,3)! In Seinem Worte haben wir Ihn Selbst, wie Er verherrlicht ist vom Geiste, der von dem Seinen genommen und uns verkündet hat. Was brauchen wir mehr?! Was gäbe es Herrlicheres?!
Sein Name allein sei ewig gepriesen!
F. K.