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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen Band 23 - Jahrgang 1938
Gal 1,15 – GnadeGal 1,15 – Gnade
Mit Paulus muß jedes Kind Gottes bekennen, daß es Gott wohlgefiel, Seinen Sohn in ihm zu offenbaren (Gal 1,15). Es liegt im Wohlgefallen Gottes begründet, daß diese Offenbarung überhaupt Wirklichkeit wurde. Daß der Schleier zerrissen ist, der vordem die Person des Herrn gar nicht oder nur wenig erkennbar werden ließ, und daß nunmehr dem Gläubigen der „Jesus von Nazareth“ als der „Mensch vom Himmel her“ (1. Kor. 15,47) offenbar wurde, darüber hat ein entscheidendes Wirken Gottes gestanden. Und wie auch die Freude des einzelnen sich über die erhaltene Klarheit und Freiheit ausdrücken mag, dem Sinne nach werden sich alle Bekenntnisse mit dem des Petrus decken: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“ (Mt 16,16)
Dieser wohl kostbarsten aller Erkenntnisse geht der Glaube voraus. (Joh 6,69) Er ist das Fundament, auf dem das seligste Wissen steht. Daß so etwas Menschen dieser Erde, die von Staub sind (1Kor 15,47), zur Gewißheit wird, ist nicht zu erklären. Es wird uns, solange wir über diese Erde schreiten, ein Geheimnis bleiben. Die Schrift aber sagt, daß es Gnade ist (Gal 1,15). Und wenn wir uns überhaupt vermessen, die Bedeutung dieser Gnade in Worte zu kleiden, so möchten wir wohl sagen, daß Gott nach Seinem alles menschliche Denken übersteigenden Rat das Wohlgefallen hat, uns Menschen, die wir von Natur Kinder des Zorns sind (Eph 2,3), das Kostbarste zu schenken, das je im Menschenherzen sein kann.
So ist uns schon am Anfang unseres Glaubensweges eine Gabe geworden, die nie durch menschliches Wirken, in welcher Kraft und in welchem Maße es auch geschähe, zu erreichen gewesen wäre, sondern eben empfangen werden muß. Und damit trat endgültig der Grundsatz des Empfangens seitens der Glaubenden und der Gabe auf seiten Gottes in das Leben der Erlösten. Und diesem Grundsatz gemäß muß das Schreiten auf dem Glaubenswege sein, sonst geht das Kind Gottes in die Irre.
Es sind meist bittere und schmerzliche Erfahrungen, die im Leben des Gläubigen das Erkennen der Unzulänglichkeit eigenen Könnens und eigener Stärke vorbereiten. Sie müssen dazu dienen, den wahren
Zustand der Kraftlosigkeit zu offenbaren, um so den Weg für die Gnade auch im Herzen freizumachen.
Dessen inne zu werden, daß wir ohne Ihn nichts tun können (Joh 15,5), und noch mehr, im Herzen bereit zu sein, alles, aber auch alles dem Wirken des Herrn anheimzustellen, bis dahin ist oft ein weiter Weg. Es ist kostbar, wenn Paulus bekennt: „Alles vermag ich in Dem, der mich kräftigt.“ (Phil 4,13) Laßt uns dem Herrn stille halten, wenn Er uns erziehen will, damit auch wir es lernen, in dieser Gewißheit und Erfahrung zu wandeln und völlig auf die Gnade zu hoffen!
Karl Räuber.
Erstellt: 25.05.2024 15:42, bearbeitet: 04.10.2024 18:03