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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen Band 8 -Jahrgang 1921/22
Mt 14,16b - „Gebt ihr ihnen zu essen!“Mt 14,16b - „Gebt ihr ihnen zu essen!“
„Sie“ - wer? die fünftausend Männer, die mit den Ihren vielleicht fünfzehn- bis zwanzigtausend Menschen ausmachten - „sie haben nicht nötig, wegzugehen“ - nein, gewiß nicht, denn Ich, der Herr, bin ja da! Sagte Er so? Hätte Er es gesagt, es wäre allerdings, menschlich angesehen, der vollwertigste Grund gewesen zu Seinem beruhigenden Wort, und gewiß hätte kein Jünger, auch ein Thomas nicht, eine Einrede noch für am Platze gehalten. Aber so lauten Seine Worte, die Worte Dessen, der bei allem, was Er tat und sagte, auch eine erziehende Wirkung auf die Seinen bezweckte - war Er doch der „Lehrer“, der „Meister“ - so lauteten Seine Worte nicht, vielmehr legt Er die Verantwortung ihnen aufs Herz: „sie haben nicht nötig wegzugehen - gebt ihr ihnen zu essen!“ Welch eine Aufforderung! welch eine Verantwortung! Wie erklärlich die sofortige Antwort: „Wir haben nichts!“, wie erklärlich die kopfschüttelnde Resignation: „nichts als nur ...“
Und dann dürfen diese schwachen, damals noch so schwer belehrbaren Jünger (vergl. Mk 6,51.52; 8,14-21) erleben, wie unter den Händen des Herrn die wenigen Brote und Fische zu einem solchen Nahrungsreichtum werden, daß nicht nur alle, alle gesättigt werden, sondern daß noch ganze Haufen von Brocken übrigbleiben. Und wer hatte die Speisen austeilen dürfen? Sie selbst! Unfaßbare und doch kostbare Tatsache! Wie leicht war da ihre Verantwortung geworden!
Und wo lag die Lösung? In Seiner Person und dem gehorsamen, vertrauensvollen Sichverbinden mit Ihm: „bringet sie Mir ...! Er gab den Jüngern, die Jünger der Volksmenge“ (V. 18, 19). Ist das so unfaßbar? Keineswegs, die lebendige Glaubensgehorsamsverbindung mit dem Herrn bewirkt auch heute noch
Wunder. Der Herr sucht auch heute noch nur Menschen, die sich Ihm hingeben und sich brauchen lassen wollen so, wie Er will. Sind wir solche Ihm hingegebene Menschen? Möchten wir's mehr und mehr werden wollen!
Aber da ist noch etwas, das sehr wohl zu beachten ist. Der Heiland schafft nicht einfach aus dem Nichts, was die Menge bedarf, Er bedient Sich vielmehr dessen, was da ist. Das Wunder freilich wäre kaum größer zu nennen, wenn Er, wie einst das Licht (1. Mose 1), so hier die Nahrung aus dem völligen Nichtsein ins Dasein gerufen hätte, aber er tat es nicht, und damit gibt Er uns eine wichtige Belehrung und Ermunterung. Er benutzt das Vorhandene. Das tat Er öfter (vergl. z. B. Joh 2,7; 4,6ff.; Mk 8,5-7; auch „die Geißel aus Stricken“ [Joh 2,15] gehört in etwa hierher u. a). Und wenn manchmal das Vorhandene auch nur für Seine allsehenden Augen da sein mochte, wie einst die Steuermünze (Mt 17,27), so nimmt Er doch gern das, was da ist, um, wie ich glaube, uns (unter anderem) zu zeigen, daß auch die natürlichen Dinge Seine Segenskräfte vermitteln können, wenn sie nur angewandt werden in Verbindung mit dem Glauben an Ihn (man vergl. hierzu 1Tim 5,23; Jes 38,21 u. dergl).
Und dazu nunmehr noch eine geistliche Anwendung für uns! Es hat sich wohl schon jeder angesichts einer nach dem Brot des Lebens hungernden Welt arm und unfähig gefühlt, um andere zu speisen, sei es in einer Versammlung oder auch in der Bahn, auf der Berufs-Arbeitsstelle oder wo auch immer. Vielleicht haben wir nicht die vorpfingstliche Gesinnung der Jünger gehabt: „Entlaß sie!“, sondern wir wollten jenen gern geben, was wir selber als das allein Sättigende kennen lernten, aber ach: wir hatten nichts! Bruder, Schwester - haben wir denn nichts? wirklich nichts? Nehmt doch das Vorhandene (Christus, „das Brot vom Himmel“)! Aber - wenn nichts vorhanden ist? Dann laßt uns sorgen, daß etwas da ist, d. h., daß wir etwas von Ihm im Herzen vorrätig haben, gesammelt in stiller Morgenstunde, ehe wir unter die Menschen traten! Wie wichtig ist das! (2. Mose 16,13.21; Ps 90,14 usw).
Und wenn etwas vorhanden ist - was zagst du? Wag's mit dem, was im Herzen vorhanden ist, in kurzem, innerem Flehen dich an den Herrn zu wenden, gläubig Ihm zu vertrauen, daß Er das „wenige“ segnen wird - und dann teile es mutig aus an die Nächsten und weiterhin, und du, wir alle, werden merken: es reicht, es langt aus für viele, und es bleibt noch übrig! Mit anderen, deutlicheren Worten gesagt: Laßt uns es wagen, mutig unseren teuren Herrn mit den „schwächsten“ Worten zu bekennen, mit „fünf Broten und zwei Fischen“ im Vertrauen auf des Herrn Kraft und Gnade den Menschen entgegenzutreten, und wir werden spüren: das, was uns so gar nichts erschien, wird zu einer Fülle von Gedanken und kostbarsten Zeugnissen, mit denen viele gespeist werden können! Viele werden staunend hören, wie der, der eine „schwere Zunge“ zu haben vermeinte, sich gar nicht genug tun kann im Bezeugen des herrlichen Heilands, vielen wird die Fülle unserer Worte unangenehm werden, so daß sie es nicht mehr ertragen können, andere werden sich um so mehr, wenn auch vielleicht nur im geheimen, daran erquicken, und eine Fülle von Brocken bleibt übrig, und wenn wir schon längst außer Sichtweite sind, werden die Brocken noch erzählen von der Macht, Herrlichkeit und Gnade Dessen, von dem zu reden wir nicht lassen konnten (vgl. Apg 4,20)!
Es kommt nur darauf an, Geschwister, daß wir dem Herrn gebräuchliche, gehorsame, aufmerksame Werkzeuge mit geöffneten Ohren sein und Ihm gläubig und mutig vertrauen wollen, dann werden wir im Benutzen und Verwerten des Vorhandenen ebensowenig enttäuscht werden wie jene die Volksmenge unermüdlich speisenden Jünger! Trat dort etwa Mangel ein? Nein, vielmehr Überfluß! -
Um uns herum hungert die Welt! Bei uns heute weniger nach irdischem Brot als vielmehr geistlicherweise nach Ruhe vom bösen Gewissen und Friede für die gequälte Seele, wenn allerdings auch den meisten selber unbewußt. Was wollen wir tun? Sie fortsenden? Uns nicht um sie kümmern? Sie womöglich zusehen lassen, wie wir uns nähren und satt werden (Joh 6), indessen sie, die Millionen ärmster Armen, verhungern?! - O, möchten wir es durch die Gnade des Herrn immer besser verstehen, was Paulus sagt mit dem kostbaren Wort: „Als Arme, aber viele reich machend“ (2Kor 6,10; vgl. 8,9)! und was der Herr Selber uns zuruft: „Gebt ihr ihnen zu essen!“
F. K.
Erstellt: 29.03.2024 15:15, bearbeitet: 08.10.2024 21:03