verschiedene Autoren
Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 14 - Jahrgang 1929
2Tim 3,14 ; 1Pet 4,11 – „Der Diener und der Dienst“2Tim 3,14 ; 1Pet 4,11 – „Der Diener und der Dienst“
Die erste der obigen Schriftstellen betrifft den Diener selbst, die andere dagegen spricht von seinem Dienst. In Bezug auf uns selbst sind wir immer in Gefahr, einseitig zu werden. Ein wichtiges Wort in der Schrift ist das Wort: „Aufbauen“ oder „erbauen“. „Aufbauen“ heißt, eine Wahrheit auf die andere legen, und dieses soll durch den Dienst geschehen, sei es, daß dieser direkt durch das Wort geschieht oder durch Schriften oder dergl. So ermahnt der Apostel die Kolosser, „aufgebaut in Ihm“ zu sein (Kol 2,7), und Judas ermahnt: „Ihr aber, Geliebte“, euch selbst erbauend auf euren allerheiligsten Glauben.“ (Judas 20)
Zu den ersten Rückgängen der Gemeinde zählte das Einseitig- und Fleischlichwerden der Glieder, indem sie sagten: „Ich bin des Paulus, ich des Apollos“ usw. (1Kor 3,4)
Machen wir eine Seite der Wahrheit zu unserem Steckenpferd, so werden wir in anderen Linien der Wahrheiten zurückbleiben und Einseitigkeiten in der Erkenntnis zeigen.
Im Alten Testament gab es drei jährliche Feste (siehe 5Mo 16); das Passah war das erste. Der Israelit konnte aber bei diesem Feste nicht stehen bleiben, er mußte auch zum Pfingstfeste kommen. Und auch hier blieb er nicht stehen, er ging weiter zum Laubhüttenfest. Den ganzen Kreis der Wahrheit jener Tage mußte er in sich aufnehmen und mit jedem Jahre immer wieder neu durchgehen. Dadurch lernte er, wenn er ein Mann des Glaubens war, mit jedem Jahre die Bedeutung jener Feste tiefer kennen. So ist es auch bei uns; wir brauchen die ganze Schrift, wenn wir zum „vollen Wuchse der Fülle des Christus“ (Eph 4,13) gelangen wollen.
Man begegnet zuweilen Gläubigen, die sich nur mit objektiven, und wieder anderen, die sich nur mit subjektiven Wahrheiten beschäftigen; solche aber sind bald in ihren Einseitigkeiten verweht. „Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nütze zur Lehre ...“ (2Tim 3,16) Das Neue Testament wurde uns gegeben. Das, was für uns geschrieben wurde, sollte deshalb sicher auch besonders erforscht werden. Wir haben jedoch beide, das Alte und das Neue Testament zu studieren nötig, „auf daß der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werke völlig geschickt“. (2Tim 3,17)
Jede Wahrheit sollte ihren Platz in unserem Herzen finden.
Wir haben den Heiligen Geist in uns wohnend, und wir sind verantwortlich, Ihn nicht zu betrüben. Wenn es heißt, daß „der Mensch Gottes vollkommen“ sei usw., so ist das ein an den Menschen Gottes persönlich gerichtetes Wort. In dem persönlichen Lesen des Wortes für uns selbst müssen wir ständig durch die Bücher der Schrift gehen, oder wir werden nie einen wirklichen Überblick über die einzelnen Bücher, die Evangelien oder die Briefe usw. erhalten.
Nehmen wir an, ein Christ würde sagen: „Ich halte mich ganz an die Schriften Johannes; ein solcher würde nichts über den „Leib Christi“ erfahren. Die Schriften des Apostels Paulus belehren uns über Dinge, die Johannes gar nicht erwähnt. Wir brauchen also alles, was geschrieben ist. Die Wahrheiten über die Dinge, die wir in Christo haben, sind meistens objektiv (sachlich), und Wahrheiten verbunden mit dem Heiligen Geist sind meistens subjektiv (persönlich).
Nun noch einige Worte über den Dienst am Worte. Wir alle sollen Diener sein. Gewissermaßen ist unser Dienst einseitig, aber der Diener selbst darf nicht einseitig sein. Jeder kann nur gemäß den Fähigkeiten dienen, die ihm von Gott gegeben sind. In dem Augenblick, wo jemand einen anderen Diener nachahmt, gibt er seinen Dienst nach der göttlichen Bestimmung gemäß der ihm zugeteilten Gabe auf. Gott will jeden Seiner Diener verschieden haben und hat deshalb die Gaben verschieden ausgeteilt. Der Mensch in gewisser Weise sucht sie alle gleich zu machen; er sendet seine Diener auf die Universitäten, um den einen gleich dem anderen zu bilden. Gottes Plan ist ganz entgegengesetzt.
Der Grund, warum junge Brüder manchmal sich scheuen, am Worte zu dienen, ist oft der, weil sie denken, es nicht so tun zu können wie dieser oder jener Bruder. Die Weise des einen Bruders mag sein, insonderheit vom Gericht zu sprechen, und sein Dienst ist gesegnet; ein anderer dagegen mag hauptsächlich von der Gnade reden, und sein Dienst ist ebenso gesegnet. Jeder muß seine eigene, ihm vom Geiste Gottes zugeteilte Weise innehalten und gemäß der Fähigkeit, die Gott ihm gegeben hat, dienen, damit in allem Gott verherrlicht werde. Wenn wir mehr Glauben hätten und treuer wären, würde sich der Dienst am Wort sicher mehren. Noch eine andere Seite ist zu beachten. Der Dienst am Wort ist nicht der Willkür des Menschen überlassen. Der Dienst in der Gemeinde muß deutlich die Kennzeichen des Gewirktseins vom Heiligen Geiste tragen und zur Erbauung der Gemeinde dienen. „Alles geschehe zur Erbauung.“ (1Kor 14,26)
Die Gemeinde hat das, was in ihrer Mitte geredet wird, zu beurteilen. (1Kor 14,29) Werden Irrlehren ausgesprochen oder tritt das Fleisch im Reden hervor, so muß der Dienst aufhören und verhindert werden. Auch über ein gewohnheitsmäßiges Sprechen ohne Nutzen und Erbauung für die Gemeinde soll in aller Liebe und Gnade gewacht werden. Die Gemeinde - Gottes Herrlichkeit -ist verantwortlich, alles Sprechen, alles Reden, worin der Mensch hervortritt, zu verhindern. Die Gemeinde ist keine Stätte, wo das Fleisch ungehindert sich zeigen darf. Sie ist ein Platz, wo volle Freiheit dem Heiligen Geist, aber nicht die geringste Freiheit dem Fleische gegeben ist.
Wenn wir geistlich sind, werden wir das Nützliche von dem Unnützen unterscheiden können; und ein geistlicher Mann wird auch ein Wort vom Herrn , gegeben durch den Mund eines jungen Bruders, anerkennen.
So wie nicht eines Apostels Schriften allein zu unserer Auferbauung genügen, so bedürfen wir auch der verschiedenen Gaben. Obgleich wir durch die Untreue der Gemeinde vieler Gaben beraubt sein mögen, sollten wir doch den Wert jeder Gabe und das Gefäß, das sie trägt, erkennen.
Manche mögen glauben, keine Gabe empfangen zu haben. Aber sind wir nicht alle berufen, sei es in dieser oder jener Weise, den Heiligen zu dienen? Auch die Schwestern haben ihren Dienst, obgleich in einer weniger öffentlichen Weise als die Männer. Bevor wir aber einen segenbringenden Dienst ausüben können, muß es um unsere Seele wohl stehen, und wir müssen gesund im Glauben und in der Lehre sein. Wenn darin ein Aufbauen in unserer eigenen Seele geschieht, so wird dieses auch seinen Ausdruck im Dienste finden, welcher Art er auch sein mag.
Der Herr gebe Gnade, daß diese Auferbauung in unseren Seelen wachse um Seines Namens willen!
G. Y. (v. d. K).