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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 20 - Jahrgang 1935
2Tim 3,16.17 - Die Heilige Schrift (1)2Tim 3,16.17 - Die Heilige Schrift (1)
„Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nütze zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, auf daß der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werke völlig geschickt.“ 2Tim 3,16.17.
Das Höchste und Kostbarste, was wir in der Welt besitzen, ist das geschriebene Wort Gottes. Es ist deshalb so hoch und kostbar, weil es von Gott eingegeben ist. Alle Schrift ist von Gott eingegeben. Gott hat geredet in den Propheten, Gott hat geredet im Sohne (Heb 1,1). „Heilige Männer Gottes redeten, getrieben vom Heiligen Geiste.“ (2Pet 1,21) Und dieses Gottes-Wort ist durch die heiligen Männer des Neuen Testaments vollendet worden. (Siehe Kol 1,25)
Es ist eine besondere Gnade, daß uns Gott Sein Wort in die Hand gegeben hat, ja, daß Er Sich zu uns Menschen herabgeneigt, zu uns geredet hat und uns alles das geoffenbart hat, was uns nützlich und nötig ist. Und wenn wir bedenken, „Wer“ es ist, der in dem Worte zu uns redet, so sollte unser ganzer Mensch sich beugen vor der Autorität Seines Wortes und von Herzen dankbar sein, daß wir es lesen dürfen in Frieden. Viele unserer geliebten Brüder haben Verfolgung, ja den Tod erleiden müssen, weil sie das Wort Gottes lasen. Wir aber dürfen es noch ungestört lesen, das ist große Gnade.
Wenn sich Menschen erdreisten, das Wort Gottes anzutasten, zu verdrehen oder nur zum Teil anzuerkennen oder gar ganz zu verwerfen, so tun sie dies zu ihrem eigenen Verhängnis. Wir, die wir aus Gnaden Eigentum des Herrn Jesus geworden sind, sollten nicht zu denen gehören, die sich „über“ das Wort stellen, sondern uns völlig „unter“ die Autorität des Wortes beugen in kindlicher Furcht. Gewiß werden wir nicht alles verstehen. Doch deshalb ist nicht das Wort Gottes verkehrt, sondern wir Menschen sind verkehrt.
Der Ungläubige mag vielleicht nach Beweisen fragen, daß die Bibel wirklich Gottes Wort ist. Mancherlei Beweise lassen sich anführen, wie z. B. erfüllte Prophezeiungen und anderes. Doch wird solche Beweisführung selten zum Glauben verhelfen. „Wenn jemand Seinen Willen tun will, so wird er von der Lehre wissen, ob sie aus Gott ist.“ (Joh 7,17) Wenn der Wille vorhanden ist, dann wird Gott auch das Wissen und den Glauben schenken können in bezug auf Sein Wort.
Die Heilige Schrift ist nutze zur Lehre. „Dein Wort ist Wahrheit.“ (Joh 17,18) Wir leben in einer Welt der Lüge und der Finsternis. In dieser Welt steht das Wort der Wahrheit als ein göttlicher Zeuge und leuchtet als ein Licht an einem dunklen Orte. Ja, wir selbst sind von Natur Finsternis. Wenn wir das Wort der Wahrheit nicht hätten, was wüßten wir über Gott, was wüßten wir über uns selbst? Wo wäre ein Mensch, der uns könnte belehren, da doch alle Menschen unwissend, ja verfinstert am Verstande sind? Sind sie doch alle von demselben Ton gemacht wie auch wir. Nicht die Überlieferungen sind uns zur Belehrung gegeben. Wie wäre es auch möglich gewesen, daß ein verkehrtes Geschlecht wichtigste Wahrheiten jahrtausendelang der Wahrheit gemäß überliefern könnte? Gott kannte den Menschen, deshalb ließ Er die Wahrheit durch den Heiligen Geist mittels heiliger Menschen Gottes niederschreiben. Unserem Gott sei Lob und Dank, daß Er Sorge getragen hat, daß somit die Wahrheit uns erhalten geblieben ist bis auf diesen Tag! Und sie wird auch erhalten bleiben, dafür wird Seine Weisheit und Stärke sorgen. Himmel und Erde werden vergehen, aber Seine Worte werden nicht vergehen.
Die Heilige Schrift belehrt uns über die Entstehung der Welt, besonders der Erde, über die Schöpfung des Menschen, über den Sündenfall und über den dadurch bedingten Fluch über diese Erde. Sie belehrt uns über das Mühen Gottes mit dem einzelnen und mit Völkern. Sie offenbart uns Gottes Ansprüche an den Menschen. Diese Ansprüche werden besonders in der Geschichte Israels offenbar. Wir sehen besonders an dem Beispiel dieses einen Volkes, daß Gott allmächtig, gerecht und heilig ist. Gegen den Gottesfürchtigen ist Er gütig, gegen den Ungehorsamen ist er ein strafender Gott. Gott offenbart sich im Alten Testament in Seiner Heiligkeit. „Heilig, heilig, heilig ist Jehova der Heerscharen.“ (Jes 6,3) Wenn wir daselbst auch oft Gottes Liebe und Güte entdecken können, so tritt aber doch vorwiegend diese erwähnte Eigenschaft Gottes hervor. Gemäß dieser Offenbarung Seiner Heiligkeit handelten und beteten auch die damaligen Männer Gottes. Denken wir z. B. an die Handlungen des Elias und an die Gebete Davids in den Psalmen, wo er Rache erflehte an Seinen Feinden.
Lesen wir im Neuen Testament (außer der Offenbarung), so sehen wir vorwiegend Gottes Gnade und Liebe hervorstrahlen. Seine Gerechtigkeit und Heiligkeit hat deshalb keineswegs aufgehört, das lehrt uns das Wort und zeigt uns die Erfahrung, aber Gottes Handeln und das Handeln Seiner Heiligen ist doch vorwiegend durch Gnade gekennzeichnet. Als einmal der Herr Jesus mit den Jüngern von den Bewohnern eines Ortes nicht aufgenommen wurde und die Jünger gleich dem Elias Feuer vom Himmel als Strafe erbitten wollten, da sprach der Herr das bekannte Wort: „Wisset ihr nicht, wes Geistes Kinder ihr seid?“ Der Geist der Gnade, der Sich im Herrn offenbarte, der sollte auch in den Kindern dieses Geistes offenbar werden. Auch lesen wir an einer Stelle: „Rächet nie euch selbst, Geliebte.“ Rachegedanken oder Rachegebete entsprechen nicht unserer Berufung (Dennoch sind z. B. jene Psalmen mit Rachegebeten für uns wichtig, weil uns dadurch Gottes Heiligkeit offenbar wird). Gott offenbarte durch Hingabe Seines geliebten Sohnes ans Kreuz Seine Liebe zu einer verlorenen Welt, indem Er die Möglichkeit der Erlösung für alle gab. Wohl sehen wir auch hier die Heiligkeit Gottes in bezug auf das notwendige stellvertretende Opfer unseres Heilandes für unsere Sünde und Sünden, doch die Liebe und Gnade tritt für uns ganz besonders in Erscheinung (Siehe auch Tit 3,4.5). Es ist verständlich, daß bei solcher Offenbarung Gottes auch wir Begnadigte in diesem Geiste der Gnade und Liebe durch diese Welt pilgern sollen. Der Herr Selbst hat uns ein Vorbild gelassen, und das Neue Testament belehrt uns.
Mit der Entrückung der Gemeinde wird das Zeitalter der Gnade seinen Abschluß finden. Gott wird Sich dann, wie uns das Buch der Offenbarung zeigt, als heiliger und gerechter Richter offenbaren. Auch das Handeln Seiner Zeugen wird gemäß dieser Offenbarung sein (Siehe Off 11,1-13). Auch die Gebete der Heiligen bringen diese Offenbarung Gottes zum Ausdruck (Siehe Off 6,9.10). Diese Gebete sind wieder ähnlich den Gebeten in den Psalmen.
Wir sehen aus dieser beiläufigen Betrachtung, daß wir die ganze Heilige Schrift zur Belehrung benötigen, um das Handeln unseres Gottes und das Seiner Heiligen in etwas verstehen zu können.
O. D.
(Fortsetzung folgt, s. G. w).