Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 15 - Jahrgang 1930
Lk 2,13-14 - „Lobpreis der Engel“Lk 2,13-14 - „Lobpreis der Engel“
Die Geburt des Herrn ist auch in der Geschichte der Welt ein Ereignis, und die Welt mag deshalb auch Weihnachten feiern. Gott Selbst ließ Seine Geburt als die Geburt des „Heilandes“ verkündigen, also in dem Titel, in welchem Er in Beziehung zur ganzen Welt - zu der ganzen gefallenen Menschheit steht. Die Welt mag deshalb einen Tag aus den Tagen des Jahres aussondern und diesen Tag feiern, ebenso wie sie auch den Tag feiert, an dem sie ihre Hände an den Gesalbten Gottes legte und Ihn ans Kreuz schlug! Beide Ereignisse gehören ihrer Geschichte an. Ostern und Pfingsten dagegen sind Ereignisse, die nicht der Weltgeschichte angehören.
Wenn wir nun auch nicht mit der Welt Weihnachten feiern, so werden unsere Gedanken doch zu dieser Zeit mehr als sonst auf Sein erstes Kommen in die Welt hingelenkt, und unsere Herzen versenken sich anbetend in die „unaussprechliche Gabe“ der Liebe Gottes, da Gott der Welt Seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß jeder, der an Ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.
Nach den göttlichen Aussprüchen sollte Christus, der Herr, in Bethlehem geboren werden. Was Gott gesagt hat, muß geschehen, und wenn das gewaltige Reich des römischen Kaisers dazu auch in Bewegung gesetzt werden muß. Welche Beweggründe der Kaiser auch haben mochte, den Befehl der allgemeinen Schätzung zu erlassen, sie kommen gar nicht in Frage; Gott sitzt im Regimente, Sein Wort muß erfüllt werden, und der Mann auf dem Throne muß zur Erfüllung Seines Wortes dienen.
Joseph und Maria, unterwürfig dem Befeht des Kaisers, dem Gott die Macht in die Hand gelegt hat, pilgern schlicht und demütig nach Bethlehem. Im Stalle finden sie Unterkunft. Gott verbirgt in Seinem Bericht in keiner Weise die äußeren Umstände, die ihre Armut offenbaren. In der Herberge dieser Welt war für Christus kein Raum. In Gottes Herberge aber war Raum für den unter die Räuber gefallenen Menschen.
Ein Engel wurde von Gott gleichsam als Evangelist beauftragt, den Armen die frohe Botschaft zu verkündigen, daß ihnen heute ein Erretter (Heiland) geboren sei. Wohl nie ist einem Engel ein herrlicherer Dienst und eine köstlichere Botschaft übertragen worden als diese Botschaft, die dieser den Hirten zu überbringen hatte.
Kaum ist die Botschaft ausgerichtet, als plötzlich eine Menge der himmlischen Heerscharen Gott über das Wunder lobpreist, welches sie anschauen: Gott ist geoffenbart worden im Fleisch. Engel schauen Ihn in der Gestalt der Menschen. Sie, die immer in Berührung mit Gott waren, sehen mit ihren Augen etwas ganz Neues, und ihre Lippen öffnen sich zum Lobpreis Gottes.
Ihr Jubel erinnert uns an den Anfang der Schöpfung, da Gott die Erde gründete; auch dort jubelten die Morgensterne mit einander und alle Söhne Gottes (Engel) jauchzten. Jetzt aber schauten sie noch Größeres, sie schauten Gott Selbst in der Gestalt eines Menschen. Was mußte es für die Engelwelt sein, als der Sohn in der Gestalt eines kleinen Kindes in diese Welt eintrat!
Ihr Lobpreis läßt uns etwas nachempfinden von der Bewegung, die sie ergriffen hatte, als sie dieses unendlich große und wunderbare Ereignis anschauten, dessen Inhalt und Ausgang sie noch nicht kannten. Eins wußten sie aber, daß das, was Gott auch tun mochte, Herrlichkeit sein müsse, und sie jubelten über diese neue Offenbarung.
Gott war auf diese Erde zu den gefallenen Menschen herabgekommen, und so wandten sich ihre Blicke der Menschenwelt zu, und sie beobachteten die weitere Enthüllung Seiner Wege und Seines Waltens in dieser Welt der Sünde. Aber nicht nur die Menschen, auch Engel waren in Sünde gefallen. Kein Neid und keine Mißgunst war bei ihnen, daß ihr großer Schöpfer und Herr Sich nicht zu der gefallenen Engelwelt niederneigte, sondern Mensch wurde und Sich „des Samens Abrahams“ annahm. Unverhohlen jubelten sie über das, was Gott tat.
Wie selbstsüchtig ist doch der Mensch! Was nicht ihn betrifft, daran geht er kalt vorüber. Wie tief hat ihn die Sünde erniedrigt! Als der eine Engel die frohe Botschaft Gottes verkündigt hatte, bekräftigte die Menge der himmlischen Heerscharen seine Botschaft durch den Lobpreis Gottes. Können wir nicht den Dienst eines Evangelisten heute mit dem Dienst jenes einen Engels vergleichen? Und wird so, wie durch die Menge der himmlischen Heerscharen, nicht auch die Verkündigung der frohen Botschaft durch die Teilnahme der Gläubigen und ihren Lobpreis gestärkt und unterstützt? Sollte nicht jede Offenbarung Gottes, ob dieselbe uns oder andere betrifft, uns mit Lob und Jubel erfüllen? So wird es sein, wenn wir den Leib der Niedrigkeit abgelegt haben. Aber jetzt schon sollte jede Enthüllung Seiner Gedanken unser Herz mit Anbetung erfüllen.
Die himmlischen Heerscharen lobten Gott, obgleich sie die Person, über die sie lobpriesen, in einen Stand treten sahen, der niedriger als ihr Stand war. Sie verstanden noch nicht, daß Er wegen des Leidens des Todes ein wenig unter die Engel „erniedrigt war“; aber obgleich sie Ihn unter die Engel erniedrigt sahen, konnte doch Seine Selbsterniedrigung die Herrlichkeit Seiner Person (das, was Er in Sich Selbst war) nicht herabsetzen. Er blieb Derselbe, gestern, heute und in Ewigkeit, unverändert: „Gott gepriesen in Ewigkeit“. Wir wissen, daß Er diesen Stand, als Mensch ein wenig unter die Engel erniedrigt, einnahm, um den Willen Gottes zu tun. Wo der gefallene Mensch gefehlt und sich unter den Fluch des Todes gebracht hatte, dahin trat jetzt der zweite Mensch, um den Willen Gottes zu tun und Ihn zu verherrlichen. Für den gefallenen Menschen trug Er das Gericht und ging Er in den Tod, um viele Söhne zur Herrlichkeit zu bringen.
So sehen wir in dem Lobpreis der Engel das Verständnis, welches sie über die Person hatten, die in der Gestalt des Kindleins in der Krippe lag. Sie jauchzten über Gottes Herrlichkeit, die jetzt in einem Menschen gesehen wurde und daß Gott wieder Wohlgefallen an Menschen finden konnte, in welchen Gottes Gedanken und Gottes Werk sichtbar werden sollten. Möchten auch unsere Herzen über die Größe der Gnade und Liebe Gottes in der Gabe Seines Sohnes in Anbetung überströmen!
A. v. d. K.
Erstellt: 25.04.2024 20:52, bearbeitet: 17.11.2024 21:21
Quelle: www.clv.de