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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 20 - Jahrgang 1935
1Kön 17,1 - Elia vor Ahab1Kön 17,1 - Elia vor Ahab
Nach der gesegneten Regierungszeit Salomos wurde das zwölfstämmige Volk in zwei Teile zerrissen: Rehabeam, der Sohn Salomos, wurde König über das zweistämmige Reich Juda und Jerobeam König über das zehnstämmige Reich Israel.
Um die zehn Stämme unabhängig von den Festen Jehovas im Tempel zu Jerusalem zu machen, stellte Jerobeam goldene Kälber in Bethel und Dan auf und führte dadurch Gottes Volk dem Götzendienst zu. Diese Sünde war so schrecklich in Gottes Augen, daß, wenn Jerobeams Name in der Schrift genannt wird, auch immer wieder seiner Sünde gedacht wird, mit der er Gottes Volk sündigen gemacht hatte. Welche Mahnung für uns, wachsam über unser Werk in Gottes Gemeinde zu sein!
Durch den Propheten Achija ließ Gott dem Weibe Jerobeams sagen, daß Er um seiner Sünde willen Unglück über dessen eigenes Haus und auch über das Reich Israel bringen werde (1Kön 14). Und so geschah es. Sein Sohn Nadab, der nach ihm König wurde, wurde von einem Verräter ermordet und mit ihm das ganze Haus Jerobeams. Sein Mörder wurde dann König. Und so ging es weiter: Verräter, Trinker, Mörder usw. herrschten in dem vierzigjährigen Zeitraum zwischen Jerobeam und Ahab über Gottes ungetreues Volk. Dann tritt Ahab - der siebente König - die Herrschaft an. Von ihm sagt die Schrift: „Ahab tat mehr, um Jehova, den Gott Israels, zu reizen, als alle Könige von Israel, die vor ihm gewesen waren.“ (1Kön 16,29-33) Nicht genug, daß er in den Sünden Jerobeams wandelte, er verheiratete sich auch noch mit einem heidnischen Weibe - der götzendienerischen Isebel; die Altäre Jehovas wurden niedergerissen, und dem Baal wurden sie aufgerichtet; die Propheten Jehovas wurden getötet und ein Heer von Baalspriestern eingesetzt, die das Volk zum Abfall von Jehova verführten.8
Um gleichsam das Bild des völligen Abfalles in den Tagen Ahabs zu vollenden, berichtet dann die Schrift: „In seinen Tagen baute Hiel, der Betheliter, Jericho wieder auf. Mit Abiram, seinem Erstgeborenen, legte er ihren Grund, und mit Segub, seinem Jüngsten, stellte er ihre Tore auf, nach dem Worte Jehovas, das Er durch Josua, den Sohn Nuns, geredet hatte.“ (1Kön 16,34) Mit diesem Bericht zeigt uns die Schrift, wie völlig Jehova beiseite gesetzt und Sein Wort vergessen war. (Wir bitten hierüber den Artikel: „Der Wiederaufbau Jerichos“ in den „Handr.“, Bd. 10, Seite 118, zu beachten).
Nie zuvor war Gottes Volk so tief gesunken; es schien wirklich, als lebe Baal, aber nicht mehr Jehova, als sei Baal und nicht mehr Jehova Israels Gott. Seinen Platz hatte ein toter Götze eingenommen, und diesem wurde Jehova gleichgeachtet. In diese Nacht des Abfalls tritt plötzlich Elia ein und verkündigt dem König, daß Jehova lebt und Israels Gott ist.
Menschen mögen Gott aus ihrem Leben und Herzen verbannen, aber eins vermögen sie nicht, sich den Augen Gottes zu entziehen. Auch Ahab hatte Gott aus seinem Leben ausgeschaltet, aber er mußte erfahren, daß Gottes Auge auf ihn gerichtet war. Plötzlich sieht er sich dem Knechte Jehovas gegenüberstehen, der ihm die Wirklichkeit Gottes, des lebendigen Gottes, bezeugt und ihm dessen Botschaft überbringt, daß weder Tau noch Regen fallen werde, es sei denn auf das Wort Seines Knechtes.
Gottes Volk hatte unter der Führung Ahabs Jehova, die Quelle lebendigen Wassers, verlassen, „um sich Zisternen auszuhauen - geborstene Zisternen, die kein Wasser halten“ (Jer 2,13). Jetzt sollte es erfahren, daß Jehova, Israels Gott, lebe und daß Seine strafende Hand die Quellen dieser Erde vertrocknen lassen würde. Gott hatte Sein Volk durch den Mund Moses gewarnt, sich vor anderen Göttern zu bücken, damit Er nicht den Himmel verschließe und kein Regen mehr sein werde. Diese Warnung hatte Gott in feierlicher Weise dem Volke auf Herz und Seele gebunden und es verpflichtet, dieselbe auch ihre Kinder zu lehren (5. Mos. 11,16-20). Wer aber dachte in Ahabs Tagen noch daran? Gott aber hatte diese Seine Worte nicht vergessen. Nachdem Er lange Zeit Sein schuldiges Volk in Geduld getragen hatte, kündet Er jetzt dem König die Erfüllung Seines Wortes an.
Mit welcher Ruhe und Kraft erledigt sich Elia seines Auftrages! Er steht vor dem Angesichte Gottes. Der lebendige Gott ist ihm Wirklichkeit. Was ist Gott uns? Vielen ist Gott nur ein Begriff, eine Idee. Ist Gott uns Wirklichkeit? Ist Er uns der lebendige Gott, der Seine Hand - auch in den kleinsten Dingen hat? Wenn wir bewußt gleich Elia vor Gottes Angesicht stehen, muß dann nicht von Gottes Herrlichkeit auch etwas in und durch uns sichtbar werden? Wie in den Tagen Elias, sind auch wir vom Abfall umgeben. Auch wir haben eine Botschaft auszurichten, aber die Botschaft, die wir auszurichten haben, ist eine herrlichere als die des Elia, sie ist Gnade, nicht Gericht. Sind wir treu darin? Wir wissen nicht, wie lange der Tag des Heiles noch währt; darum laßt uns die Zeit auskaufen und die köstliche Botschaft der Gnade Gottes ausrichten, sei es in Wort oder Schrift, solange wir noch dazu Gelegenheit haben!
Über das frühere Leben Elias schweigt die Schrift. Gott bereitet Sich Seine Werkzeuge oft ganz unbemerkt und unbeachtet von Menschen in der Stille zu, und wenn dann Seine Zeit gekommen ist, ruft Er sie auf den Plan, Seinen Willen auszuführen. In der Geschichte des Volkes Gottes finden wir dieses oft. So war es bei Joseph, bei Mose, und besonders im Buche der Richter haben wir viele Beispiele dafür. Wenn es schier hoffnungslos für Gottes Volk aussah, dann brachte Gottes Gnade die Werkzeuge ans Licht, die Er Sich im Verborgenen für Seine Ziele und Pläne zubereitet hatte.
Wenn das Alte Testament uns auch über das frühere Leben Elias nichts berichtet, so finden wir im Neuen Testament doch eine wichtige Mitteilung darüber. Jakobus schreibt (Kap. 5,17): „Elias war ein Mensch von gleichen Gemütsbewegungen wie wir; und er betete ernstlich, daß es nicht regnen möge, und es regnete nicht auf der Erde drei Jahre und sechs Monate. Und wiederum betete er, und der Himmel gab Regen, und die Erde brachte ihre Frucht hervor.“ Aus diesen Worten sehen wir, daß Elia ein Leben des Gebetes und der Gemeinschaft mit Gott führte. Hier lernen wir das Geheimnis seiner Kraft kennen.
Ehe er vor Ahab hintrat, hatte er in inbrünstigem Gebet mit seinem Gott gerungen. Sein Gebet war kein oberflächliches; die Schrift sagt ausdrücklich: „Er betete mit Gebet“ oder „ernstlich“ - „inbrünstig“ - „eindringlich“. Sein
Gebet war ein Ringen um die Ehre Jehovas, die mit Füßen getreten wurde - ein Ringen um Gottes Volk, das dem Abfall entgegenging. Er empfand dieses in seinem Herzen. Er sah den Abbruch der Altäre Jehovas - sah die Ermordung der Propheten Jehovas - sah das Böse sich erheben, triumphieren und gleich einer Flut Gottes Volk mit sich reißen - sah, wie keiner mehr Jehova die Treue hielt, keiner mehr für die Rechte Jehovas eintrat (1Kön 19,10). Seine Seele litt unter dem Abfall des Volkes. Das aber war nicht alles. Er tat mehr. Er betete mit Inbrunst, er betete mit Gebet, eindringlich. Er war ein Mensch von gleichen Empfindungen wie wir. Was empfinden wir? Ist der Abfall heute geringer als damals? Leidet auch unser Gemüt darunter? Fühlen wir die Schmähungen des Namens des HErrn? Sehen und empfinden wir, wie auch unter den Gläubigen die Treue nachläßt, auch im Bekennen Seines Namens? Beten wir mit Gebet, mit Inbrunst?
Elia betete um das Gericht, daß es nicht regnen möge. Unser Herz mag über eine solche furchtbare Bitte erschrecken. Ohne Zweifel aber kannte Elia die feierliche Strafandrohung Jehovas in 5Mo 11,16.17. In dem ernsten Gebetsumgang mit Gott wurde ihm gewiß die Erleuchtung, daß das Maß der Sünde voll sei und Gott jetzt den Himmel verschließen und durch Seine strafende Hand das Volk zur Umkehr bringen wolle. Betend im Heiligen Geiste wußte er, daß seine Bitte an Gott, keinen Regen zu geben, nach dem Willen und Herzen Jehovas sei.
Und so gewiß war sich Elia der Übereinstimmung seiner Bitte mit dem Willen Gottes, daß, als er vor dem Angesichte Jehovas stehend Ahab das Aufhören von Tau und Regen ankündete, er hinzufügen konnte: „Es sei denn auf mein Wort.“ Hatte Gott seinen Mund gebraucht, das Gericht anzukünden, so wußte er im Glauben, daß Gott auch wiederum seinen Mund zur Ankündigung des Segens gebrauchen und damit das Zeugnis Seines Knechtes bestätigen werde. Wie ermunternd ist es, die Güte und Treue des Herrn zu sehen, wie Er Sich zu Seinem Knechte, der Seinen Willen tut, bekennt! Wir tun leider oftmals unseren eigenen Willen, sogar zuweilen in der Meinung, den Willen des Herrn zu tun; können wir uns dann wundern, wenn Seine Hand und Kraft nicht mit uns ist?!
Blicken wir auf den Glauben des Elia, so möchten wir uns unseres Kleinglaubens schämen. Ist Elias Gott nicht auch unser Gott? Konnte der Herr nicht auch uns fragen: „Wie, habt ihr keinen Glauben?“ (Mk 4,40) „Was seid ihr furchtsam, Kleingläubige?“ (Mt 8,26)
8 Wir gedenken, so der Herr will, weitere Betrachtungen über das Leben Elias (zum Teil unter Mitverwendung engl. Lit). folgen zu lassen. D. Schriftl., A. v. d. K.↩︎