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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 15 - Jahrgang 1930
Die verschiedenen Berichte in den Evangelien über die Auferstehung des Herrn (1)Die verschiedenen Berichte in den Evangelien über die Auferstehung des Herrn (1)
Über diesen besonderen Gegenstand7 hat uns unser lieber Mitarbeiter F. Kpp. der aus dem Fragenteil der „Handreichungen“ den Lesern seit vielen Jahren bekannt ist, eine sehr ausführliche „Antwort“ geschrieben; und zwar auf folgende Frage: „Wie kann die Verlegenheit behoben werden, in die ein unbefestigter Gläubiger kommt, wenn er von ungläubigen Zweiflern in die Enge getrieben wird durch die in den vier Evangelien verschieden dargebotenen Ereignisse anläßlich der Auferstehung des Herrn ?“
Da die „Antwort“ für den Fragenteil, der keine Fortsetzungen bringen soll, zu lang ist, so lassen wir sie im ersten Teil der „Handreichungen“ als Aufsatz erscheinen, der sich, s. G. w., durch mehrere Lieferungen hinziehen wird.
Möge der Herr diese wichtige Betrachtung allen Lesern reichlich segnen, Ihm Selbst zur Ehre!
Die Herausgeber A. v. d. K. u. F. K.
Zur Beachtung! Der Anfang des Aufsatzes trägt den unveränderten Charakter der Fragenbeantwortung eben auf obige Frage!
(Antwort:) Vor allem dadurch, daß der Gläubige festhält, daß Gott der Urheber aller „Schrift“ ist, im vorliegendem Falle der Evangelien. Das setzt von vornherein viele Fragen und Vermutungen beiseite, die man selbst aus dem Munde von Gläubigen zu hören bekommt, wobei sie noch von Leitung und Inspiration des Heiligen Geistes bei der Abfassung der Schriften sprechen. Aber welche Gewähr habe ich, daß ich zum Beispiel im Evangelium nach Matthäus ein Evangelium besitze, das „Wort Gottes“ ist, wenn ursprünglich von Matthäus selber nur eine Sammlung von Logien, d. i. Aussprüchen Jesu, dagewesen sein soll (!)!, die später zu einem völligen Evangelium erweitert worden sein sollen? - Wann das? Durch wen? frage ich. Ich habe da kein „Wort Gottes“. Oder: „weil Johannes ziemlich sicher die anderen Evangelien schon kannte, hat er nicht alles wiederholt, was diese schon geschrieben hatten; ebenso mag es Lukas mit Bezug auf Markus oder Matthäus gegangen sein“ ()!! - Wenn es so wäre, dann hätten wir das Wort von Menschen, nicht „Gottes Wort“.
Ist es überhaupt der Ehrfurcht vor dem, was „Schrift“ oder „Wort Gottes“ ist, entsprechend, daß Teile der Schrift in ihrem geschichtlichen Bestande gegeneinander ausgespielt werden, im vorliegenden Falle die Evangelien hinsichtlich der Reihenfolge der Ereignisse? Wie, wenn Gottes Absicht in der Schrift wäre, diese Reihenfolge der Neugier zu entziehen? Und gewinnt man beim Lesen der Evangelien nicht den Eindruck, daß Er es wirklich wollte? Oder sind die vier Lebensbilder unseres Herrn dazu gegeben, daß wir durch Vergleicheanstellen herausbringen sollen, wie die zeitliche Aufeinanderfolge dieser und jener Ereignisse war? Wenn dies hätte übermittelt werden sollen, hätte Gott das nicht in einem Evangelium tun lassen können, wodurch jeder Zweifel ausgeschlossen wäre? Offenbar gefiel es Ihm nicht, ein solches zu geben, es wäre denn Markus als das eine von vieren. Darum: was in jedem der Evangelien und wie es gegeben ist, entspricht der der jedesmaligen Darstellung zu Grunde liegenden Absicht, ohne Rücksicht darauf, ob es für einen Vergleich dienlich oder hinderlich ist oder ob es gar Schwierigkeiten bereitet und scheinbar Widersprüche in sich birgt. Verfahren wir nicht selber so beim Erzählen? Ein aus mehreren Einzelheiten sich zusammensetzendes Ereignis erzählen wir dem einen so, daß wir dies und jenes weglassen, der Wichtigkeit halber auch einmal eine Sache vor eine andere setzen, indem wir aber genaue Zeitangaben weglassen; einem anderen erzählen wir dasselbe in anderer Absicht und fügen deshalb etwas hinzu, was wir vorher als für den früheren Zweck weniger wesentlich beiseite gelassen hatten, usw. - Sollte Gott es nicht so machen dürfen?
Heutzutage sollte doch jeder einigermaßen das Wort kennende Gläubige wissen, daß in den Evangelien vier absichtlich ganz verschieden gehaltene Lebensbilder des Herrn vorgeführt werden. Das bringt mit sich, daß vielfach die Zeitfolge nicht ausschlaggebend ist; daß vielmehr zeitlich weit auseinanderliegende Geschehnisse zusammengestellt werden zum Erzielen eines besonderen Gemäldes mit entsprechender Wirkung. Wenn Gott Jesum vor unsere Augen stellen will, sei es als Messias Seines Volkes, König aus Davids Geschlecht (in Matthäus); oder den Knecht Jehovas aus Jesaja (in Markus); oder den Sohn des Menschen, für alle gekommen (in Lukas); oder als Sohn Gottes, der, während Er auf Erden weilte, im Schoße des Vaters war (in Johannes), sollte es da nicht die allergrößten Unterschiede geben: Auslassungen, einmaliges Erwähnen, scheinbare Widersprüche und ähnliches? Gerade diese zu wiederholten Malen sich findenden scheinbaren Nichtübereinstimmungen zeugen von der Absicht des Urhebers, Unterscheidungen zu machen, und sind das Entzücken dessen, der Augen hat zu sehen!
Wir haken gerade hier ein, um zur gesuchten Antwort zu kommen. Wir sehen uns den Text der Auferstehungsgeschichte in jedem der vier Evangelien für sich an und werden finden, daß Gott es „den Aufrichtigen gelingen läßt“ und „den Demütigen Gnade gibt“. - Wir heben nur das Besondere hervor.
Matthäus.
Mt 27,57: als es Abend geworden war, d. i. nach 3 und vor 6 Uhr Freitag nachmittag.
Mt 27,61: Maria Magdalena und die andere Maria, die von Vers 56, Jakobus und Joses Mutter, waren dabei, saßen dem Grab gegenüber.
Mt 27,62: des folgenden Tages, der nach dem Rüsttag ist: d. i. der Sabbat; so sagt Lukas Kap. 23,54. Der Sabbat begann Freitag 6 Uhr. Zu irgend einem Zeitpunkt entweder selben Freitag abend, also Sabbatanfang, oder am Samstag untertags, gingen die Hohenpriester zu Pilatus und erbaten die Sicherung des Grabes.
Mt 28,1: aber spät am Sabbat: „spät“ ist auch „nachher, hintennach“, wie in jedem griechischen Wörterbuch zu sehen ist. Daher übersetzt z. B. Leander van Eß: nach Verlauf des Sabbats; Dr. Wiese: nach dem Sabbat; Luther: als aber der Sabbat um war. D. h. also: der Schluß des Sabbats, Samstag abend von 6 Uhr an, ging in den ersten Wochentag, das ist in Samstag abend nach 6 Uhr über. Näher ist der Zeitpunkt bestimmt durch: in der Dämmerung des ersten Wochentages, d. i. also auch am Samstag abend, nicht am Sonntag morgen bei der Morgendämmerung! Luther ist am einfachsten: „als aber der Sabbat um war und der erste Tag der Woche anbrach“, da kamen die Maria Magdalena und die andere Maria schon wieder, zu dem einzigen Zweck, das Grab zu besehen. Der 24 Stunden vorher anbrechende Sabbat hatte ihr Gegenübersitzen und Zusehen (27,61) unterbrochen. Sie fuhren jetzt darin fort, bis die hereinbrechende Nacht sie zwang, heimzugehen.
Dem Leser, den diese Feststellung befremdet, sei die Beweisführung nicht vorenthalten! Es heißt eigentlich: „des anbrechenden (nämlich Tages) zum ersten Wochentag.“ Also konnte es gleich nach 6 Uhr oder etwas später sein. Bekanntlich geht im Orient nach Sonnenuntergang die Dämmerung rascher als bei uns in die Nacht über. Lukas ist Zeuge für die Richtigkeit unserer Deutung. In dem schon angeführten 54. Vers des 23. Kapitels sagt er: „es war Rüsttag, und der Sabbat brach an“. Er gebraucht dasselbe Zeitwort „anbrechen“ wie Matthäus, und es ist Freitag abend, wo der Freitag in den Sabbat übergeht, wie jeder sieht. Das Zeitwort „anbrechen“, eigentlich „auflichten“, ist im Sprachgebrauch einfach zur Bezeichnung des Tagesbeginns übernommen worden, ob nun der Beginn des Morgens nach der Nacht oder der Beginn des Tageslaufs bei den Juden am Abend nach 6 Uhr gemeint ist. Daher die Übersetzung „in der Dämmerung“. Wenn wir in unserer Sprache sagen: „die Anker lichten*“: kommen die Anker etwa aus der Dunkelheit des Meeresbodens ans Tageslicht, wenn sie bei Nacht gelichtet werden?
*Korrektur: In Lieferung 4-7 dieses Jahres, unserem lieben Br. und Mitarbeiter F. Kpp., wie er uns wörtlich schrieb, „unerträglich“ ist, den Lesern etwas, wenn auch nur äußerlich, Falsches dargeboten zu haben, so bringen wir hier nachstehende von ihm selbst verfasste Berichtigung.
Die Schriftl. v. d. K. u. F. K. „Zu ‚die Anker lichten‘, Seite 87, wünscht der Verfasser zu bemerken, daß ‚lichten‘ zurückgeht auf ‚liechtern‘ ‚leichtern‘, eigentlich also mit ‚Licht‘ nichts zu tun hat. Da aber die meisten Leser das nicht wissen werden und von ‚Nacht‘ die Rede ist, möge das Ungenaue des Vergleichs verziehen werden!“
(F. Kpp).
28,2: „Und siehe! ein großes Erdbeben geschah“: Das schließt sich nicht direkt an Vers 1 an (Darum setzt die Elberfelder Übersetzung diesen für sich allein und beginnt mit Vers 2 einen neuen Absatz).. Auch für diese Behauptung sei der Beweis erbracht! Matthäus hat nämlich die Eigenheit, den Anruf a) „siehe“ oder b) „und siehe“ 8 zu gebrauchen, wenn er die Aufmerksamkeit des Lesers besonders erregen will, ob er nun Reden des Herrn wiedergibt oder ob er erzählt. Er tut das zum mindesten 37mal, wie Markus als seine Eigenheit 42mal „alsbald“ gebraucht. Matthäus wandelt da auf der Spur der Propheten, unter denen Jesaia, der Evangelist unter ihnen, es allein mindestens 26mal gebraucht. - Mt 8,24 und 34 und 19,16 (vergl. Mk 10,17): sieht nicht jeder, daß zwischen dem Vorhergehenden und dem durch „und siehe“ Eingeführten ein kürzerer oder längerer Zeitraum eingeschaltet zu denken ist, einviertel bis mehrere Stunden? Und wie ist's gar mit 8,2 und 9,2? Beide Geschehnisse fanden lange vor der Bergpredigt statt, die Heilung des Gelähmten überdies lange vor dem Sturm auf dem See, wie aus Markus zu ersehen ist. Und doch führt Matthäus sie mit seinem „und siehe“ so ein, als ob sie sich unmittelbar an das Vorhergehende angeschlossen hätten!
Beiläufig: Hat der Leser schon in acht genommen, daß die Bergpredigt in Mt 5-7 gar nicht so zusammenhängend und nicht zu einem einzigen Zeitpunkt gehalten wurde, daß der Heilige Geist nur in Matthäus sie in eine einzige Form gegossen hat? Daß ferner nur in den Kapiteln 5-13 die Durcheinanderwürfelung der Reden und Geschehnisse ohne Rücksicht auf die Zeitfolge stattfindet, von Kapitel 14,1 an aber alles chronologisch genau aufeinanderfolgt wie in Markus? Daß drittens Matthäus in knapper Form erzählt, weil er Gemälde in Umrissen entwerfen will; daß die Kolorierung (die ausführliche Zeichnung) aber sich mehr in Markus und Lukas findet? Vgl. z. B. Mt 8,1-4 mit Mk 1,40ff. und Lk 5,12ff.; oder Mt 8,28-34 mit Mk 5,1ff. und Lk 8,26ff. Hierin und in vielem anderen sollte nicht beabsichtigtes System liegen? -
In Mt 28,2 trifft das also auch zu. Ob eine Zwischenzeit ist und ob sie kurz oder lang war, kommt gar nicht in Frage. In Frage kommt nur das Ereignis an und für sich. Daher: „Und siehe!“
Mt 28,2-4: Mit dem Aus-dem-Grabe-gehen des Herrn hat das nichts zu tun. Wann das geschah, hat uns Gott vorenthalten. Ob es bald nach 6 Uhr abends am Samstag oder in der Nacht oder gegen Morgen stattfand - nichts ist mitgeteilt! Wir haben uns damit zu bescheiden, daß Er „am dritten Tage (= nach drei Tagen) auferstanden ist nach den Schriften“. (1Kor 15,4)
Mt 28,5-10: Dieselbe knappe Form der Mitteilung, wie oben erwähnt. Ein aus mehreren Einzelheiten bestehendes Ganzes tritt vor unsere Augen. Grade so unvermittelt, wie er das Erdbeben und den Engel zu einem nicht näher bestimmten Zeitpunkt einführt, führt Matthäus „die Weiber“ wieder ein. Welche? Die beiden von Vers 1? und waren die die Nacht dageblieben oder waren sie nur wieder da, und waren noch andere Weiber bei ihnen? Das ausführlich zu sagen findet der Schreiber nicht einmal der Mühe wert. Daß Er auferstanden ist; daß Seine Jünger es so rasch wie möglich erfahren sollten; daß Er mit ihnen in Galiläa, wo Er sie seinerzeit berufen hatte, zusammentreffen wolle, das ist die Zusammenfassung von allem, auf 3 knapp gehaltene Formeln gebracht. Wollen wir diese Darbietung nicht gerade so genießen, wie sie ist? Warum nicht hier diese großartige Form des Umrisses bewundern, und in den anderen Evangelien nach deren Eigenheit die den Umriß ausfüllenden Zeichnungen, zumal der Herr Selber den Auftrag des Engels den Weibern wiederholt?
Mt 28,9: sie umfaßten Seine Füße: in der Darstellung des Matthäus bleibt Jesus der Messias, der auch als Auferstandener immer bei Seinem Volke bleibt nach den Schriften. Vgl. Joh 12,34 mit Ps 72,17; 102,23 bis 27; Jes 9,7. Darum beschränkt sich Matthäus auf die Mitteilung der Tatsache, die einzig passend ist für sein Gemälde: die Frauen umfassen die Füße des in Ewigkeit bleibenden Christus und huldigen Ihm. Wir sind da ganz im Judentum. Das nachher eingeschobene Christentum muß in seiner Eigenheit als himmlische Sache außer Betracht bleiben, wenn auch die Taufe, Vers 19, die Offenbarung Gottes nach christlichem Bekenntnis voraussetzt. Darum kann auch die Himmelfahrt Christi keinen Platz in der Darstellung des Matthäus finden, obwohl er Augenzeuge derselben gewesen war.
Mt 28,16.17: Welch passendere Fortsetzung zu Vers 10 könnte es geben? Erwartet man nicht gerade das, daß nun das Zusammentreffen folgen werde? Und es folgt. Nur wird uns wieder zum Bewußtsein gebracht, wie souverän Matthäus im Berichten vorgeht. Wann? wo? durch die Weiber etwa an den Berg beschieden? Hat Jesus einen Berg genannt, an dem das Zusammentreffen stattfinden soll? - Keine Antwort! Der Leser kann vermuten, was er will, da steht's eben! Das Wenn? Wo? Wie? ist Nebensache, für ihn nicht des Erwähnens wert. Ebenso ist es mit der Frage, die sich erhebt: Wann gingen sie? gleich? anderen Tags? nach längerer Zeit? „Leser, bescheide dich, frage nicht so viel“ steht eigentlich zwischen den Zeilen; „präge dir die Tatsachen ein und laß es dabei sein Bewenden haben!“
Die Jünger gehen also hin, sehen Ihn, huldigen Ihm in demselben Sinne wie die Frauen es taten. Aber schon erhebt sich wieder eine Frage: Bezieht sich das Zweifeln (V. 17) auf den Zeitpunkt des Zusammentreffens und Huldigens in Galiläa? Der Schein spricht dafür. Aber in Anbetracht dessen, daß Matthäus Dinge aneinanderreiht, die zeitlich auseinander liegen, kann es ganz gut sein, daß er nur die Tatsache, daß etliche zweifelten, nicht unerwähnt lassen will, wenn der Zeitpunkt auch ein anderer und es bei einer anderen Gelegenheit war. Da er nur dies eine Zusammentreffen der Jünger mit dem Herrn in den Rahmen seines Gemäldes setzen will, muß er es notwendigerweise hier einsetzen. Und es entspricht ganz der Knappheit seiner Berichterstattung. Stellt sich dem Empfinden nicht unnatürlich dar: zuerst huldigen, dann zweifeln? Oder aber: die Elf huldigten Ihm, denn nur von ihnen ist die Rede, Vers 16. Es mochten aber andere dabei sein, etwa die Fünfhundert von 1Kor 15,6; auch mochte die Begegnung mit diesen eine zweite sein in Galiläa, und die Zweifler mochten unter diesen Fünfhundert sein. Etwas ähnliches in der Art der Berichterstattung zeigt Mt 8,23-27: Es sind die Jünger, die Jesu in das Schiff folgen. Die Jünger wecken Ihn. Dann heißt es auf einmal Vers 27: „Die Menschen aber verwunderten sich ...“ Wer sind die? die Jünger? Die Frage bliebe ungelöst, wenn Markus sie nicht löste, indem er sagt: (4,36) was Matthäus dem Leser überläßt zu denken oder nicht: „Aber auch andere Schiffe waren mit Ihm.“ Die zwölf Jünger waren also nicht die einzigen; wahrscheinlich waren selbst in dem Schiffe, in dem Jesus war, noch andere Jünger als die Zwölfe; darum sagt Matthäus auf einmal „Menschen“ statt „Jünger“. - Dr. Wiese übersetzt: „Andere aber zweifelten.“ Das schaltet die Elfe aus vom Zweifeln und entspricht der vorgetragenen Auffassung.
Mt 28,18-20: Der Ausklang des Evangeliums ist selbstverständlich dem Leitgedanken desselben entsprechend. Der Leitgedanke, auf den alles zugeschnitten ist, ist: der König und Sein kommendes Reich. Gediehen sind die Ereignisse bis zu dem Punkt: Nicht nur auf Erden, sondern auch im Himmel ist Ihm, dem Auferstandenen, alle Gewalt gegeben. Sein eigenes Volk hat Ihn verworfen. So sollen nun alle Nationen aufgefordert werden, sich Seiner Oberhoheit zu unterwerfen. Die Jünger, die von Anfang an den Platz des in den Propheten so oft genannten Überrestes einnehmen und sozusagen Seine Leibgarde sind, werden mit dem Auftrag betraut. Sie haben Sein Wort, daß Er während der dafür vorgesehenen Zeit und bis zum letzten Augenblick derselben bei ihnen sein werde. Es ist das, was wir schon gesagt haben: Der Christus bleibt in Ewigkeit, wie sie es aus den Schriften, aus dem Gesetz wußten. Mag die Art und Weise des Verhältnisses in der Unterwerfung während der vorgesehenen Zeit verschieden sein, nämlich zuerst Christentum, in welches der Überrest hineinwächst, dann wieder Verkündigung des Reiches, wenn der Überrest wieder Judentum ist: Das Ihm Unterworfen-, Jüngersein drückt sich aus in dem Bewahren dessen, was Er den Jüngern, die Seine Leibgarde sind, befohlen hat. Ist dieser Ausklang nicht bewundernswürdig groß in seiner Einfachheit? Mag die Taufe auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes das christliche Bekenntnis einführen (und sie tut es): Der Zweck des Auftrags führt zeitgeschichtlich darüber hinaus, und der Abschluß des Ganzen steht noch aus. Suchen wir also aus Matthäus nicht mehr herauszuholen, als der Geist Gottes hineingelegt hat!
Markus.
Mk 15,42-47 = Mt 27,57-61: Freitag abend;
Mk 16,1: der Zeit nach = Mt 28,1: Samstag abend;
Mk 16,2-8 = Mt 28,5-8. Wir fragten zu Mt 28,5-8: Waren noch andere Weiber bei der Maria von Magdala und der anderen Maria? Wir ließen die Antwort offen. Hier in Markus sehen wir in 16,1, daß zum mindesten eine dritte, Salome, dabei war. Nachdenklich geworden durch Matthäus, fragen wir uns zu Mk 16,1: Sind die „sie“ diese drei? Wir antworten: dem Schein nach, ja. Zu Vers 8: „sie sagten niemandem etwas“ ist zu bemerken: Es meint: unterwegs sagten sie zu niemandem, der ihnen etwa begegnen mochte, etwas. Das „niemand“ kann sich nicht auf die Jünger beziehen.
Mk 16,9: „zuerst“ zeigt, daß diese Begegnung zwischen dem 8. und 9. Vers von Mt 28 einzusetzen ist... Ferner läßt die Tatsache, daß Jesus der Maria Magdalena allein erschien, zur oben gestellten Frage, ob die „sie“ in Vers 2 die drei Frauen von Vers 1 seien, die Antwort „ja“ doch zweifelhaft erscheinen. Es mag ganz allgemein von den Weibern gesagt sein, die's eben waren. Denn sie
Mk 16,10 geht allein hin, es zu verkündigen. Somit wären die „sie“ von Mk 16,2 gleichzusetzen „den Weibern“ von Mt 28,5 ohne Maria von Magdala.
Mk 16,12-14: Keine Zeitbestimmung. Wenn der Herr am ersten Wochentag abend die Elfe ihres Unglaubens wegen schilt, können sie mit dem „etliche aber zweifelten“ in Mt 28,17 nicht noch einmal gemeint sein. Was wir dort sagten, findet hier seine Bestätigung.
Mk 16,15ff. Errettung für alle Menschen ohne Ausnahme, die Schöpfung eingeschlossen (Röm 8,19ff)., ist der hervorstechende Charakterzug des Auftrags hier, der Anlage dieses Evangeliums entsprechend. Es ist das „Evangelium Jesu Christi, des Sohnes Gottes“, Kap. 1,1, der sich aber Gott und den Menschen zum Knecht machte, als „Herr“ zwar in den Himmel zur Rechten Gottes erhöht ist, trotzdem aber als „Herr mitwirkte“, um der Botschaft von der „Errettung“ Nachdruck zu verleihen. Nicht Unterwerfung unter den, dem alle Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben ist, ist das in den Vordergrund Gestellte. Errettung durch einen himmlischen Herrn, der vorher starb und auferstand, an den man glaubt und zu dem man sich durch die Taufe bekennt, ist das Hervorstechende in Markus.
(Forts. folgt, s. G. w).
F. Kpp.
7 Vgl. Jahrb. 6, Frg. 11 u. Jahrb. 7, Frg. 5! (F. K).↩︎
8 a) Mt 2,1.13.19; 9,18.32; 10,16; 11,8.10; 12,2.18.46.47.49; 17,5; 20,18; 23,38; 24,23.25.26; 25,25; 26,45.47; 28,7.11. b) Mt 2,9; 3,16.17; 8,2.24.29.34; 9,2; 19,16; 28,2.7.20.↩︎