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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 8 -Jahrgang 1921/22
2Tim 1,14 - „Der Heilige Geist, der in uns wohnt“
2Tim 1,14 - „Der Heilige Geist, der in uns wohnt“ (9)2Tim 1,14 - „Der Heilige Geist, der in uns wohnt“ (9)
(Fortsetzung von Seite 208 und Schluß).
Wenn wir uns so mit der herrlichen Gabe des Heiligen Geistes
beschäftigen und die Fülle der Segnungen betrachten, die uns in Ihm
geworden sind, wie berührt es dann unser Herz, daß Gott uns ermahnen
muß, Ihn nicht zu betrüben. Ja, mit Scham muß es uns erfüllen, daß Er
sogar noch über Lüge, Diebstahl, Zorn, faule Worte usw. zu denen reden
muß, die Er mit dem Heiligen Geiste versiegelt hat (
Wer den Satan und sein eigenes Herz noch nicht kennt, der mag fragen, ob solche Dinge bei Kindern Gottes noch vorkommen können; aber hier zeigt uns Gott, zu welchen Dingen wir fähig sind, wenn wir den Heiligen Geist betrüben.
Und wenn Er über diese Dinge mit uns spricht - welche Gnade! -, so droht Er nicht, den Heiligen Geist von uns zu nehmen, sondern Er bringt die Tatsache vielmehr uns zum Bewußtsein, daß wir mit dem Heiligen Geiste versiegelt sind auf den Tag der Erlösung. Diese Gnade soll uns bewahren und bewegen, nicht nach dem Fleische zu wandeln, sondern im Geiste, und Ihn nicht zu betrüben. Wenn wir im Geiste wandeln, so werden wir die Lust des Fleisches nicht vollbringen (Gal 5,16). Der Wandel im Geiste ist kein Wandel unter Gesetz: „Du sollst ...! berühre nicht, koste nicht, betaste nicht!“ (Kol 2,21). Es ist vielmehr ein Wandel in der Kraft des Heiligen Geistes, Christo gemäß, so wie Er gewandelt hat.
Manche Kinder Gottes sind zufrieden mit einem an ständigen Wandel. Es genügt ihnen, wenn sie gewisse Grenzen nicht überschreiten und sich als Männer und Frauen ehrbar bewegen. Der Wandel im Geiste aber ist etwas ganz anderes. Das ist kein Wandel als ehrenhafte Männer und Frauen, sondern ein Wandel als solche, die den Heiligen Geist haben und Gott kennen. Die Erkenntnis Gottes ist ihnen der Maßstab für alles. Alle Dinge werden so beurteilt, wie sie in der Verbindung mit Ihm aussehen. Unser Verhalten, Handel und Wandel ist dieser Kenntnis gemäß, die wir von Gott haben.
Ich fragte einmal den gläubigen Diener eines früheren deutschen Königs, der ihn fast täglich zu bedienen hatte, ob der König zu den Dienern immer seine Wünsche äußere.
Er antwortete: „Er sagt uns kaum ein Wort.“ „Aber,“ fragte ich, „wie können Sie dann wissen, was er will?“ „O,“ sagte er, „wir kennen ihn so genau, daß wir wissen, was er will und was wir ihm zu tun haben.“
So ist es auch mit uns, wenn wir Gott kennen. Unser Wandel ist dann dieser Kenntnis gemäß, die wir von Gott haben, durch Seinen Geist.
Durch Anstrengung des Fleisches können wir den Wandel im Geiste nicht hervorbringen. Der Wandel im Geiste ist ein ganz selbsttätiges Ergeben des Wirkens des Heiligen Geistes in uns, wenn Er die Herrschaft über uns hat. Durch Ihn gestärkt am inneren Menschen, wohnt und thront Christus in unseren Herzen (Eph 3,17), und die natürliche Folge ist, daß auch Christus in unserem Wandel sichtbar wird. Wenn aber der Heilige Geist durch uns betrübt ist, so können wir nicht im Geiste wandeln. Oftmals beachten wir nicht, daß wir Ihn betrübt haben, und vergeblich strengen wir uns dann an, einen Wandel nach dem Geiste zu führen. Wie ernst ist deshalb die Ermahnung:
Betrübet nicht den Heiligen Geist (Eph 4,30).
Manche haben gemeint, das Betrüben des Heiligen Geistes geschehe, wenn wir lügen, stehlen oder dergleichen Dinge tun. Sicher wird der Heilige Geist betrübt, wenn wir in solche Sünden fallen; aber wird Er nicht auch be trübt, wenn wir dem Lichte des Wortes nicht gehorsam sind oder wenn wir auf Seine Stimme nicht achten und uns mit den eitlen Dingen der Welt beschäftigen?
Denke dir, du hättest einen Brief von den Deinigen. Voll Freude liest du mir daraus vor und erzählst mir von denen, die deinem Herzen so teuer sind. Indem du noch liest und sprichst, blickst du einen Augenblick zu mir hin und siehst, daß ich die Zeitung lese und gar nicht mehr acht habe auf das, was du liest und sprichst. Schmerzt es dich nicht, daß ich so wenig Interesse für das habe, was dir so teuer ist? Betrübt hörst du auf, von den Deinigen zu reden, und still legst du deinen Brief beiseite.
So auch der Heilige Geist. Er spricht zu uns von der Liebe des Vaters, von der Herrlichkeit des Sohnes und macht uns bekannt mit den himmlischen Segnungen, die Gott uns bereitet hat. Aber, statt auf Seine Stimme zu achten, ist unser Herz mit den Stimmen der Menschen und den Dingen der Welt beschäftigt.
Betrüben wir da nicht den Heiligen Geist? Muß Er nicht, statt von Christo zu reden, uns strafen über unsere Achtlosigkeit und Lauheit?
Im Buch der Offenbarung ruft der Herr noch einmal Seiner Gemeinde zu: „Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt“ (Off 2 und 3). Dieses Wort zeigt uns, daß nicht mehr alle Ohren hatten, auf die Stimme des Heiligen Geistes zu hören. Haben wir Ohren? Wollen wir uns nicht prüfen?
Wenn du nicht mehr Ohren hast für die Stimme des Geistes, wunderst du dich dann, daß du nichts mehr von der himmlischen Freude schmeckst, die dich einst so glücklich machte? Welche Freude fandest du da in dem Gebetsumgang mit dem Herrn und im Betrachten Seines Wortes! Wie glücklich machte es dich, wenn beim Forschen des Wortes ein neuer Strahl Seiner Herrlichkeit in dein Herz fiehl! Sind diese Tage dir nur noch Erinnerungen an das, was du einst hattest, aber jetzt verloren hast? Welche Dinge nehmen jetzt dein Herz ein? Sind es Sorgen oder der Reichtum des Lebens? Ist es die Familie, das Geschäft oder die Welt? Oder sind es Personen, denen Er hat Platz machen müssen?
Wenn es so ist, dann magst du noch beten, aber dein Umgang mit dem Herrn ist ohne dein Herz, dein Lesen der Schrift ohne Genuß, und ein Überfließen deines Herzens in der Freude an Ihm, in Lob und Anbetung ist dir fremd geworden. Woher dieser Wechsel? Ist es nicht, weil der Heilige Geist betrübt worden ist? Er kann nicht mehr von der Liebe des Herrn und den himmlischen Dingen zu dir reden, aber Er will dich aus dem Schlafe wecken, daß du Seine Stimme wieder vernimmst.
Vielleicht gebraucht Er diese Worte, ein schlafendes Herz zu berühren. Höre auf Seine Stimme sofort! Beuge dich in Buße und Bekenntnis vor Ihm und, wo es nötig, auch vor Menschen! Richte, was Ihn betrübt! Laß die Dinge fahren, die dich binden! Räume Ihm wieder die Herrschaft über dich und dein Leben ein, und Gottes Liebe wird der Sonnenschein deiner Seele sein. Du wirst wieder trinken aus der Quelle lebendigen Wassers, und Herz und Mund werden voll sein im Lobe und Bekenntnis Seines Namens.
Wie unsagbar groß ist der Verlust eines Kindes Gottes, das den Heiligen Geist betrübt! Möchten wir mit mehr Sorgfalt wachen, Ihn nicht zu betrüben, damit durch Ihn Christi Bild und Wesen in uns sichtbar werde! v. d. K.