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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 12 -Jahrgang 1927
1Chr 12,1-18 - „Hingabe in schwerer Zeit“ (2)1Chr 12,1-18 - „Hingabe in schwerer Zeit“ (2)
Als die Gaditer, um sich zu David abzusondern, über den Jordan gehen wollten, fanden sie alle seine Ufer überflutet, und nicht allein dies, sie fanden auch Feinde im Osten und Westen, die sie an dem Übergang des Jordans hindern wollten. Nach jeder Seite hin stellten sich ihnen Schwierigkeiten entgegen, so daß ihr Entschluß, sich zu David abzusondern, zur allerunpassendsten Zeit gefaßt zu sein schien. Sie hätten sich sagen können: „Wir müssen eine gelegene Zeit abwarten, wenn der Jordan nicht überflutet ist und die Feinde uns nicht zu hindern vermögen“. Sie ließen sich aber durch die Hindernisse und die Widerstände der Feinde nicht aufhalten. Sie erwogen nicht die Schwierigkeiten und warteten auch nicht auf eine gelegene Zeit. Ihr Herz hing an David, und sie gaben Heimat und Verwandtschaft auf. Unerschrocken überschritten sie den Strom des Todes in Seiner gewaltigsten Ausdehnung und schlugen ihre Feinde, „die Bewohner der Niederungen“, in die Flucht.
Wie gering kommen wir uns vor, wenn wir den Blick auf diese Männer richten, die die Schrift „tapfere Helden“ nennt. Möchten unsere Herzen so für den Sohn Gottes schlagen, wie die Herzen dieser Männer für David schlugen! Nichts konnte sie von ihm trennen, sie wollten an dem Tage seiner Verwerfung bei ihm und mit ihm sein.
Wenn wir dem großen Sohne Davids in seiner Verwerfung folgen wollen, so werden auch wir den Weg gleichsam versperrt, den Jordan überflutet und Feinde zur Rechten und zur Linken finden. Dann heißt es, unser Fleisch und unsere irdischen Interessen in den Tod zu geben und die Bewohner der Niederungen, die uns in dem Schmutz und Kot ihrer „Niederungen“ festhalten und hindern wollen, auf die „Bergfeste“ zu David zu gehen, in die Flucht zu schlagen.
Was mußte in dem Herzen Davids vorgehen, als er diese Männer, die den Jordan zur Zeit seiner schrecklichsten Breite überschritten hatten, zu sich kommen sah? Er wußte, sie hatten alles verlassen um seinetwillen. Und meinen wir, daß der Herr uns nicht sieht und daß Sein Herz nichts empfindet, wenn wir heute zu Ihm hinausgehen außerhalb des Lagers, um Seine Schmach zu tragen? (Heb 13,13). Die Freude Davids ist sicher ein Vorbild von der Freude des Herrn, wenn Er uns Ihm nachfolgen sieht.
Auch von den Kindern Benjamin und Juda kamen zu David nach der Bergfeste. David ging ihnen entgegen und richtete prüfende Worte betreffs ihrer Treue und Lauterkeit an sie. Er warnt sie, trüglich mit ihm zu handeln. Würden sie ihn seinen Feinden verraten, dann würde Gott sie strafen. Er sagt: „Wenn ihr zum Frieden zu mir gekommen seid, um mir zu helfen, so wird sich mein Herz mit euch vereinigen; wenn aber, um mich an meine Feinde zu verraten, ohne daß Unrecht in meiner Hand ist, so möge der Gott unserer Väter es sehen und strafen!“ (1Chr 12,17). Meinten sie es aber treu mit ihm, dann würde er sein Herz ihnen zuwenden, und seine Liebe sollte ihr Lohn sein.
Es ist so schön, zu sehen, wie David aus der Bergfeste heraustritt und ihnen entgegengeht. Er redet sie zuerst an. So sehen wir es auch bei dem Herrn. Als einst die beiden Johannes-Jünger Jesus nachfolgten, da wandte der Herr Sich nach ihnen um, und Er redete sie an: „Was suchet ihr?“ (Joh 1,38). Wenn wir dem Herrn treu sind und an Seiner Seite stehen, dann werden auch wir die Erfahrung machen, daß Er Sich unseren Herzen offenbart. Seine Liebe ist auch unser Lohn. Und anderseits wiederum, wenn wir durch unsere Untreue Seinen Namen dem Gespött der Feinde überliefern, wird nicht Gott für die Ehre Seines Sohnes eintreten und Seine richtende Hand auf uns legen?
Nachdem David geredet hatte, tritt Amasai auf. Wir lesen, „der Geist kam über Amasei“, und wir haben deshalb mit um so größerer Aufmerksamkeit dessen Worte zu beachten. Das erste, was er sagte, war: „Dein sind wir, David.“ Er wußte, daß er und die mit ihm waren nicht mehr sich selbst angehörten; David war ihr Herr. Ihm gehörten sie an, und ihm wollten sie dienen. Er sagte nicht: „David, du bist unser“, sondern er sagte: „Dein sind wir, David.“ Er bekannte, daß David alle Rechte über ihn und die mit ihm waren hatte, und deshalb sagte er ohne jede Reserve: „Dein sind wir, David.“ (V. 18).
Nicht alle Kinder Gottes können mit einem solchen Bekenntnis vor den Herrn treten. Gar manche sind da, die mit Freuden bekennen: „Du bist mein Heiland, Herr
Jesus!“ Sie fanden in dem Blute Christi die Vergebung ihrer Sünden und wurden von ihrer Last und dem Druck ihrer Seele befreit, aber sie sind noch nicht zu Ihm als zu ihrem Herrn, dem allein ihr Leben gehört, gekommen. Als die Gnade des Herrn Saulus auf dem Wege nach Damaskus entgegentrat, war seine erste Frage: „Herr, was willst Du, daß ich tun soll?“ (Apg 9,6 [Luther] u. 22,10). Von diesem Augenblick an wußte er, daß der, der ihn bei seinem Namen gerufen hatte, sein „Herr“ war. Weißt du, lieber Leser, daß du und dein ganzes Leben Ihm gehören? Stehst du so vor Ihm, daß du fragen kannst: „Was willst Du, Herr, daß ich tun soll?“, und kannst du in Wahrheit mit Amasai sagen: „Dein bin ich, Herr Jesus“?
Es waren nicht leere Worte, als Amasai sagte: „Dein sind wir, David“. Wenn nur unsere Lippen sagen: „Dein sind wir, Herr Jesus“, dann können wir noch unseren eigenen Willen tun. Bei Amasai und denen, die mit ihm waren, war es aber Wirklichkeit und Wahrheit. Durch ihr Leben hatten sie es bewiesen, daß sie sein waren. Sie hatten das Haus Sauls, ihren Stamm, ihre Verwandtschaft verlassen und sich zu David abgesondert und ihre Wohlfahrt mit Drangsal vertauscht. Sie bewiesen die Wahrheit ihrer Worte: „Dein sind wir, David“ durch ihre Stellungnahme.
Bestätigt unser Leben, was unsere Lippen reden? Dein Herz wird die Antwort darauf geben! Möchten wir mit einem ungeteilten Herzen vor dem Herrn stehen und uns nicht nur Seiner Gnade erfreuen, die uns errettet hat, sondern Ihn auch bekennen als unseren Herrn und Ihn herrschen lassen über uns und über unser Leben, damit die Welt nicht nur unsere Sprache hört, sondern an unserem Leben erkennt, daß Er unser „Herr“ ist, indem wir wie diese Männer mit dem Hause Sauls Bruch machen, das Land dieser Welt verlassen und die Feinde der Niederung, die uns in den Weg treten und hindern wollen, auf schmalem Pfade dem Herrn nachzufolgen, in die Flucht schlagen.
Die Tat dieser Männer hat Gott als ein Beispiel uns zur Ermunterung niederschreiben lassen, auf daß auch wir mit Hingabe und Treue und ungeteiltem Herzen Dem anhangen, der uns liebte bis in den Tod. Erfreut es nicht unser Herz, wenn Er zu uns spricht: „Du bist Mein, in Meine Hände habe Ich dich gezeichnet,“ wenn Er uns versichert, daß niemand uns aus Seiner Hand reißen kann und aus der Hand Seines Vaters? Und meinst du nicht, daß es auch Ihm eine Freude ist, wenn Er in unserem Herzen liest: „Wir sind Dein, Herr Jesus“ und wir dieses Bekenntnis auch in dem Wandel nach Seinem Willen beweisen?
Dieser Wunsch, Sein zu sein, lebt in den Herzen aller, die Ihn kennen. Das Verlangen, Ihm wohlzugefallen, legt der Heilige Geist in jedes Herz, in welchem Er Wohnung gemacht hat. Wir sind schwach und haben in uns selbst keine Kraft, Ihn zu lieben und Ihm zu dienen. Seine Liebe aber weckt unsere Liebe, daß wir Ihn wiederlieben können, nicht mit Worten, sondern in der Tat und in der Wahrheit. Möchten diese Worte: „Dein sind wir“ sich tief in unser Herz einprägen!
Welch ein Bewußtsein hatte Paulus davon, daß er dem Herrn angehöre! Als er auf dem Wege nach Rom Schiffbruch erlitt, konnte er die Mutlosen aufrichten. Er sagte: „Ein Engel des Gottes, dessen ich bin und dem ich diene, stand in dieser Nacht bei mir“ (Apg 27,23). Damit sprach er dasselbe aus, was einst Amasai in den Worten aussprach: „Dein sind wir, David.“
Möchten doch die Geliebten des Herrn sich nicht nur damit begnügen, in Ihm einen Heiland zu haben, sondern möchten sie Ihn auch als ihren „Herrn“ anerkennen und sich mit derselben Entschiedenheit zu Ihm bekennen als zu dem, dessen sie sind und dem sie dienen, und die ihr Wort auch durch ihren Wandel bestätigen.
Amasai aber sagt noch mehr. Er fährt fort: „Und mit dir sind wir, Sohn Isais.“ Damit sagten Amasai und seine Genossen, daß sie sich an die Seite Davids gestellt hätten, sein Los mit ihm teilen und seinen Feinden entgegentreten wollten. Sie standen von nun an nicht mehr auf Sauls Seite, sondern fest und entschieden an der Seite des verachteten „Sohnes Isais“.
Wenn unsere Herzen gleich Amasai sagen können: „Dein sind wir, Herr Jesus“, dann werden wir auch bald an Seiner Seite stehen in dem Tragen Seiner Schmach und in dem Kampf um Seine Rechte bei dem Abfall von Seinem Worte. Für Amasai und Seine Genossen waren es nicht Tage der Ruhe, sondern Tage des Kampfes. Paulus sagt: „Obwohl wir noch im Fleische wandeln, so kämpfen wir nicht nach dem Fleische; denn die Waffen unseres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern göttlich mächtig zur Zerstörung von Festungen; indem wir Vernunftschlüsse zerstören und jede Höhe, die sich erhebt wider die Erkenntnis Gottes, und jeden Gedanken gefangen nehmen unter den Gehorsam des Christus.“ (2Kor 10,3-5). Das ist der Kampf, in dem wir heute noch stehen, wenn wir an der Seite des Herrn sind. Der Herr fordert Entschiedenheit; Er will ein ganzes Herz. Unentschiedenheit und Halbherzigkeit sind Ihm ein Greuel. Solche, die das Böse wohl nicht billigen, aber Sich auch nicht davon trennen, die nach keiner Seite hin entschieden Stellung nehmen, solchen gilt Seine Klage: „Ach, daß du kalt oder warm wärest!“ Ein solcher Zustand ist dem Herrn so zuwider, daß Er sagt: „Also, weil du lau bist und weder kalt noch warm, so werde Ich dich ausspeien aus Meinem Munde.“ (Off 3,15.16).
Zu den frommen Pharisäern sagte der Herr einst: „Wer nicht mit Mir ist, der ist wider Mich, und wer nicht mit Mir sammelt, der zerstreut.“ (Mt 12,30). Wenn es sich um die Anerkennung von Christus oder Belial, von Licht oder Finsternis, von Wahrheit oder Irrtum handelt, gibt es keine Neutralität, nur ein Entweder - Oder, nur offene Stellungnahme und Entschiedenheit.
Es waren sicher gut gemeinte Worte, als Petrus zum Herrn sagte: „Das widerfahre Dir nicht, Herr!“ Hinter diesen Worten aber stand der Satan. (Mt 16,22). Der Herr sagte: „Gehe hinter Mich, Satan!“ (V. 23). Hinter welchen Worten, Formen und Personen Satan sich auch verstecken mag, nehmen wir nicht entschieden Stellung dagegen, so haben wir dem Feinde schon Macht über uns eingeräumt. Unser Auge schaut dann nicht mehr allein auf Ihn, Christus, und auf Sein Wort. Menschenworte, Traditionen, Personen finden dann Platz zwischen Christus und uns. - Suchen wir noch Menschen zu gefallen, so hören wir auf, Christi Knecht zu sein (Gal 1,10). Wie manche haben Schaden gelitten, indem sie sich durch das Ansehen von Männern der Ehre oder durch die Vernunftschlüsse von Männern der Wissenschaft oder durch die Einflüsse von Männern der Kraft blenden und gefangennehmen ließen.
Wer nicht mit dem Herrn Jesus ist, nicht mit Ihm sammelt, mit dem können wir nicht verbunden sein. Unser
Platz ist nicht an der Seite eines Menschen, sondern an der Seite des Herrn Jesus. Wir sind nur dann an der Seite des Herrn, wenn wir die Reise von Saul über den Jordan zu Ihm gemacht haben; und diese Reise machen wir erst, wenn wir Gottes Gedanken über Saul und über den verworfenen Sohn Isais im Glauben erfaßt haben. Wenn dann die Aufforderung kommt, die einst Mose an das um das Kalb tanzende Volk richtete: „Her zu mir, wer auf der Seite Jehovas ist“ (2. Mose 32,26), dann verlassen wir das um das Kalb tanzende Volk, verlassen das Haus Sauls, verlassen die Festungen und die Vernunftschlüsse der Menschen und stellen uns auf die Seite des geschmähten und verworfenen Christus.
Wie klein ist die Zahl derer, die mit Ihm und an Seiner Seite gefunden werden! Bei manchem ist es nicht der Mangel an Liebe zum Herrn, daß sie den Pfad der Absonderung nicht wandeln, sondern der Mangel am Verständnis Seines Willens. Sie stehen so im Nebel der Überlieferungen, daß sie das Licht der Wahrheit nicht zu schauen vermögen. Andere wieder haben sich in die irdischen Dinge verstrickt, und ihre Gesinnung ist irdisch geworden, ihr Haus, Geschäft oder Beruf hat ihr Herz in Fesseln gelegt, und sie empfinden keine Regung, an Seine Seite zu treten. Bei anderen wieder ist es die Ehre der Welt, das Geld, der gesellschaftliche Verkehr usw., die sie so lahm legen, daß sie nicht an Seine Seite treten können. Und wenn dies schon für diejenigen Trauer ist, die auf Christi Seite stehen, wieviel mehr schmerzt dieses Ihn, unseren teuren Herrn?
Wir wissen, das Ende ist nahe; der Abfall und das Gericht stehen vor der Tür. Umso mehr gilt es, zu Ihm hinauszugehen außerhalb des Lagers und Seine Schmach zu tragen. Möchtest du nicht deinen Platz an Jesu Seite einnehmen? Möchtest du Ihm nicht auch sagen: „Dein bin ich, Herr Jesus und auf Deiner Seite, Du Sohn Gottes?“ Wenn wir diesen Stand an Seiner Seite einnehmen, wie gesegnet ist es, dann andere zu finden, die gleichfalls zu Ihm hinausgegangen sind! Und wie köstlich, mit diesen vereint Seinen Namen zu bekennen und für Den Schmach zu leiden, der die Freude des Herzens des Vaters ist! Gewiß, dieser Weg mag nach außen hin Entsagungen, Prüfungen und Leiden mit sich bringen, aber es ist der
Weg, den Er Selbst ging; und bald kommt Er, und wie froh werden wir sein, wenn wir bei Seinem Kommen an Seiner Seite gefunden werden!
Aber noch ein Wort fügt Amasai hinzu: „Friede, Friede dir und Friede deinen Helfern! Denn dein Gott hilft dir.“ In diesen Worten überschaute Amasai den Weg. Kämpfe harrten ihrer, aber welche Kämpfe auch kommen mochten, Friede war bei David und Friede das Teil derer, die an seiner Seite waren. Kein Kampf, kein Sturm vermochte diesen Frieden zu stören: „Denn dein Gott hilft dir.“ Das ist die Sprache des Glaubens. Amasai wußte, daß viele wider David waren, wenn aber Gott mit David war, so waren diese alle, diese Vielen, nichts. Saul mochte auf dem Throne sein, der Glaube aber sah Gott und den Tag der zukünftigen Herrlichkeit Davids.
So mag auch der Gott dieser Welt heute noch seine Macht in den Söhnen des Ungehorsams entfalten. Aber vollkommener Friede ist das Teil unserer Seele. Wir folgen Seinen Fußtapfen nach und wissen, daß Er bald kommt, und dann wird alles Seinen Füßen unterworfen sein. Möchten wir die Dinge der Gegenwart mehr in dem Lichte Seiner zukünftigen Herrlichkeit schauen, damit wir ungeteilten Herzens sagen können: „Dein sind wir, Herr Jesus, und an Deiner Seite, Du Sohn Gottes!“ v. d. K.