Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 8 -Jahrgang 1921/22
Mk 2,1-12 - „Bemühungen der Liebe“Mk 2,1-12 - „Bemühungen der Liebe“
Vier Männer bringen einen armen gichtbrüchigen Mann in seinem Bett zu Jesu. Der Herr erbarmte sich seiner Not in zweifacher Weise. Als ein Sünder hatte jener Vergebung nötig, als ein „Kraftloser“, der gänzlich hilflos auf seinem Bette lag, bedurfte er Kraft, und der Herr gab sie ihm.
Diese beiden Dinge - Vergebung und Kraft - sind die großen Anfangssegnungen des Evangeliums. Vergebung ist eine persönliche Sache zwischen der Seele und Gott allein, aber Kraft wird auch von anderen gesehen und ist für andere ein Beweis der empfangenen Vergebung. Ich habe kein Recht zu erwarten, daß andere es glauben, wenn ich ihnen sage, daß meine Sünden vergeben sind, wenn sie nicht die göttliche Kraft in meinem Wandel sehen. (Mk 2,10-12).
Aber ich möchte nur ganz kurz mit einigen Bemerkungen auf das Werk dieser vier Männer hinweisen, die diesen sündenkranken und gänzlich kraft- und hilflosen Mann zu Jesu brachten und so Werkzeuge seiner Erregung wurden.
Erstens beachte, daß ihr Werk ein Werk der Liebe war. Sie taten es nicht um Lohnes oder Gewinnes willen. Sie hatten keinen Nutzen davon zu erwarten. Kein selbstsüchtiger Gedanke bewog sie zu diesem Dienst. Aus innigem Mitgefühl und mit willigen Herzen und Händen suchten sie ihm zu dienen. Der Dienst, der Sünder zu den Füßen Jesu bringen will, muß aus der Liebe hervorgehen. Wenn ich von der großen Liebe Gottes erfüllt bin, so treibt diese Liebe mich, alle meine Fähigkeiten und Mittel in den Dienst der Errettung Verlorener zu stellen. Wie steht es mit dir, mein teurer Leser?
Das Werk dieser Männer war ein vereintes Werk. Jeder nahm eine Ecke des Bettes, jeder hatte seinen Platz auszufüllen und sein Werk zu tun. Jeder war persönlich verantwortlich, seinen Teil in dem Werke zu vollführen. So half einer dem anderen, und alle arbeiteten an einer gemeinsamen Aufgabe. In der Arbeit des Evangeliums muß jedes Kind Gottes „mitkämpfen in dem Glauben des Evangeliums“ (Phil 1,27). Einer betritt das Podium, ein anderer hütet die Tür, ein anderer ladet die Vorübergehenden zum Eintritt ein. Wohl mögen viele nicht in solcher tätigen
Weise mitwirken können, jeder und alle aber können, sollen und werden (wenn ihr Herz recht zum Herrn steht) mit beitragen, hilflose Sündenkranke durch Bemühungen der Liebe, des Glaubens und des Gebetes zu den Füßen des Herrn zu bringen.
Evangeliumsarbeit muß ausharrende Arbeit sein. Diese Männer hatten Schwierigkeiten, die Tür war durch die Volksmenge versperrt. Sie konnten mit ihrer Bürde nicht hindurchkommen. Aber die Schwierigkeiten schreckten sie nicht zurück. „Wo ein Wille ist, da ist ein Weg.“ Wenn gewöhnliche Mittel versagen, so müssen ungewöhnliche Mittel gebraucht werden. Schwierigkeiten, ungezählte Schwierigkeiten treten Arbeitern am Evangelium entgegen, Schwierigkeiten, wie sie nur solche kennen, die in der tätigen Arbeit stehen. Aber Schwierigkeiten können die Liebe nicht dämpfen, die da brennt, arme Verlorene zu Jesu zu bringen und jeden Weg zu benutzen (der mit der Schrift übereinstimmt), um das gesegnete Ziel zu erreichen.
Das Werk dieser Männer war auch ein Werk der Selbstverleugnung. Die Mittel, die sie anwandten, den Kranken zu Jesu zu bringen, kosteten sie etwas. Mit vieler Mühe und Arbeit brachten sie den Kranken im Bett auf das Hausdach, dann deckten sie das Dach auf, und vorsichtig und sanft, voll heißer Erwartung ließen sie ihn nieder zu den Füßen des Herrn. Natürlich wußten sie, daß sie für die Reparatur des Daches aufzukommen hatten, aber sie sorgten sich nicht um die Kosten, wenn nur dem Armen möchte geholfen werden. O, daß da mehr Hingabe wäre für das Evangelium! Die Hingabe, die eine halbe Stunde früher zum Gebet aufsteht, die Hingabe, die die Börse öffnet für das Werk des Herrn, die Hingabe, die in nasser, kalter Abendstunde zur Evangeliums-Verkündigung eilt, wenn auch nur, um den Evangelisten in seinem Dienst zu ermutigen - solche Hingaben sieht der Herr, Er segnet sie und sie bleiben nicht unbelohnt.
Ein solches Werk muß ein Werk des Glaubens sein. Sie sprachen nicht viel davon, sondern sie führten es aus. „Ich werde dir meinen Glauben aus meinen Werken zeigen“ (Jak 2,18). In diesen Tagen des Lippenwerkes sieht Gott nach solchen, in denen der Glaube durch die Liebe wirkt. Solchen Glauben ehrt der Herr. Er kann uns nicht gebrauchen, wenn Er nicht solchen Glauben findet. Als Er ihren Glauben sah, redete Er mit dem Gichtbrüchigen. Es ist nicht genug, für das Evangelium zu beten oder zu predigen, es muß ein Werk des Glaubens durch die Liebe sein. So werden wir Werkzeuge, durch welche Er andere segnen kann.
Laßt uns sündenkranke, hilflose Menschen zu Jesu bringen - laßt sie uns bringen in ihrem Bett, das ist in und mit ihren Umständen, ganz so, wie sie sind. Ja, laßt uns nicht müde werden im Gutes tun, Sünder zu Jesu zu bringen. Er wird auch unseren Glauben ansehen (wie Er den Glauben der vier Männer ansah) und die, die wir Ihm bringen, segnen, so wie Er uns gesegnet hat, als wir zu Ihm gebracht wurden.
C. - (v. d. K).
Erstellt: 29.03.2024 15:15, bearbeitet: 16.07.2025 14:48
Quelle: www.clv.de