verschiedene Autoren
Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Inhaltsverzeichnis
verschiedene Autoren
Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 8 -Jahrgang 1921/22
Joh 16,7 - „Es ist euch nützlich“Joh 16,7 - „Es ist euch nützlich“
Wie schwer will es uns oft werden, den Wegen des Herrn zu vertrauen, wenn wir sie nicht verstehen! Unser Herz bäumt sich so leicht wider Sein Walten über uns auf, wenn es nicht nach unseren Gedanken ist und Prüfungen und Leiden über uns kommen. Solche Zeiten sind Gelegenheiten für den Feind, Mißtrauen an Gottes Liebe und Macht in unser Herz zu säen. Er sagt dann zu uns (wie einst zu Hiob): Gib Gott auf! Was nützt es, Ihn anzurufen? Er hört nicht. Gottes Gedanken und Wege aber sind höher als unsere, soviel höher, wie der Himmel höher ist denn die Erde. (Jes 55,8.9). Wie vermögen wir deshalb, Seine Wege zu verstehen?! Nur im Nachschauen können wir lernen. Seine Wege mit uns aber stellen uns die Frage: Hast du Mich lieb? Vertraust du Mir?
Auch die Jünger verstanden die Wege des Herrn nicht. Traurigkeit erfüllte ihr Herz, als Er von Seinem Weggang mit ihnen redete. Wohl sagte Er ihnen: „Es ist euch nützlich, daß ich weggehe“, aber sie verstanden es nicht. Sie erwarteten die Aufrichtung des Reiches, und ihre Enttäuschung war deshalb groß und bitter. Sie hatten alles um Seinetwillen verlassen, und nun ging Er weg. Was wurde nun aus ihnen? Sie sahen nur, daß alles, was sie erhofft und erwartet hatten, dahin war.
Der Herr will ihre Gedanken von ihnen weg auf die Pläne der Liebe Gottes hin richten, und Er spricht: „Niemand von euch fragt Mich, wo gehst Du hin? ... Es ist euch nützlich, daß Ich weggehe ...!“ Aber sie sind so mit sich und ihren Umständen beschäftigt, daß sie kein Verständnis haben, weder für Seine Worte noch für die himmlischen Dinge.
Lag nicht in Seinen Worten ein leises Mahnen, auch an Ihn zu denken, wohin Er gehe, was aus Ihm werde? Fühlte der Herr, daß sie nur an sich dachten, an ihren Verlust, was aus ihnen werde? Hätten sie den Herrn gefragt: „Wohin gehst Du?“, welche Fülle der Gedanken Gottes hätte Er ihnen offenbaren können. So aber verstanden sie nicht, daß Sein Weggang mit ihrer Versöhnung und mit ihren Segnungen zusammenhing. Der Herr konnte ihnen nur andeuten: „Wenn Ich nicht weggehe, wird der Sachwalter nicht zu euch kommen“. Vieles hatte Er ihnen noch zu sagen, aber sie konnten es jetzt nicht tragen.
Was mußte es für Johannes sein, als er in späteren Jahren diese Worte des Herrn verstand und dann die Worte Jesu niederschrieb: „Es ist euch nützlich, daß Ich weggehe“. Auch wir verstehen oft die Wege, Absichten und Ziele unseres Gottes nicht. Wenn aber die Stunde kommt, wo wir Seinen Wegen nachschauen können, dann geht es uns wie Johannes, und wir erkennen, daß die Wolke, die wir am meisten fürchteten, den größten Segen enthielt, und daß das uns Allerschwerste das Alternützlichste war.
Es war ein schwerer Schlag für Jakob, als ihm sein Sohn Joseph entrissen wurde. Er wollte sich nicht trösten lassen und klagte: „Ich werde mit Leid hinunterfahren in die Grube zu meinem Sohnes“. Der Weg aber wurde noch schwerer. Hungersnot kam über ihn und seine Kinder, und sie waren daran, Hungers zu sterben. Dann wurde Simon in Ägypten festgehalten, und Benjamin wollte man ihm nehmen. Da jammerte seine Seele: „Alles kommt über mich!“ (1. Mose 42,36). Er meinte, im grauen Haare mit Herzeleid in die Grube fahren zu müssen, und wußte nicht, daß das, was ihm so viel Herzeleid bereitete, Gottes Wege waren, ihn zu segnen. Aber dann kam ein Tag für ihn, wo er auf das Walten Gottes zurückschauen konnte, und dann erfuhr er, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken. (Röm 8,28).
Paulus hatte eine ihm sehr schwere Sache: einen Dorn im Fleisch, einen Engel Satans, der ihn mit Fäusten schlug. Dreimal flehte er dieserhalb zum Herrn, los davon zu kommen. Gottes Gedanken waren höher als seine Gedanken! Er tat nicht nach Pauli Wunsch. Er nahm nicht den Dorn hinweg, aber Er gab ihm Seine Kraft, und Paulus lernte nicht nur, sich an Seiner Gnade genügen zu lassen, sondern sich auch seiner Schwachheit zu rühmen, auf daß die Kraft Christi über ihm wohne und verherrlicht werde. (2Kor 12).
In Philippi saß Paulus, von den Heiligen getrennt, einsam im Gefängnis. Von der Arbeit abgeschnitten, hört er, wie etliche aus Neid und Streit Christus predigen. Es war ein schwerer Weg für ihn, und es ging nicht nach seinem Wunsch. Aber aus dem Gefängnis heraus schreibt er, daß, wie es auch sei, er doch eins wisse, daß ihm „dies zur Seligkeit ausschlagen werde“ (Phil,1,19). Wie verwirklichte doch Paulus es in seiner Seele, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken!
Als die Volksmenge sich von dem Herrn als von einem Fresser und Weinsäufer abwandte und Johannes der Täufer, unzufrieden mit dem Herrn, sich an Ihm ärgerte, dann hob Jesus an und sprach: „Ich preise Dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, daß Du dieses vor Weisen und Verständigen verborgen hast und hast es Unmündigen geoffenbart. Ja, Vater, denn also war es wohlgefällig vor Dir“ (Mt 11). Als in Gethsemane die Häscher mit Schwertern und Stöcken kamen, um Ihn zu fangen, und die Seinigen schliefen, da nimmt Er den Kelch der Leiden als aus Seines Vaters Hand und fragt: „Soll Ich den Kelch, den Mir der Vater gegeben, nicht trinken?“ (Joh 18,11).
Warum haben wir, wenn Prüfungen und Leiden über uns kommen, so wenig Kraft, diese Gesinnung des Herrn zu zeigen? Warum kommt es so wenig aus unserem Herzen heraus: „Ich preise Dich! - Ja, Vater, so war es wohlgefällig vor Dir!“? Ist es nicht, weil wir so wenig gelernt haben, unseren Willen unter Seinen Willen zu beugen? Was auch über uns kommen mag, laßt uns Ihm stille sein und Vertrauen zu Seiner Liebe haben, bis der Tag kommt, wo auch wir zurückschauen können und erkennen werden, daß die schwersten Wege uns die nützlichsten waren, die den größten Segen in sich bargen, und daß alle Dinge denen, die Gott lieben, zum Guten mitwirken. v. d. K.
Erstellt: 29.03.2024 15:15, bearbeitet: 05.10.2024 15:50