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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 7 -Jahrgang 1920
2Kor 6,14-18 - „Ein unbeliebtes Schriftwort“2Kor 6,14-18 - „Ein unbeliebtes Schriftwort“
„Ich will dich segnen“, so sagte einst Gott zu Abraham. Dieser Vorsatz war verborgen in Seinem Herzen. Nun machte Er ihn Abraham offenbar (1. Mose 12,1-4).
So sagte Er auch einst zu Israel: „Ich werde (oder will) Meine Wohnung setzen in eure Mitte ... und Ich werde wandeln in eurer Mitte und werde euch zum Gott sein und ihr werdet Mir zum Volke sein“ (3. Mose 26,11.12). Hier haben wir Seinen Vorsatz über Israel, und Er machte ihn durch Mose bekannt.
So wie Gott über Abraham und über Israel Vorsätze des Segens hatte, so hat auch Gott Segensvorsätze über uns. Er sagt den Gläubigen in Korinth, „samt allen, die an jedem Orte den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen“ (1Kor 1,2): „Ich werde euch aufnehmen, und Ich werde euch zum Vater sein, und ihr werdet Mir zu Söhnen und Töchtern sein, spricht der HErr, der Allmächtige“ (2Kor 6,17.18).
Gott aber konnte Seine Vorsätze über Abraham und Israel nicht ausführen, ganz abgesehen davon, wie diese sich zu Ihm verhielten. Und Gott kann die Vorsätze Seiner Liebe über uns nicht zur Ausführung bringen, ganz einerlei, wie wir zu Ihm stehen. Sein Segen ist an Bedingungen gebunden. Die Ausführung Seiner Vorsätze muß im Einklang mit Seiner Vollkommenheit sein. Gott kann nicht
Sich Selbst in Seiner Heiligkeit verleugnen. Gott hat Sich durch Seine Vollkommenheit gleichsam Selbst Grenzen gesetzt. Seine Allmacht wie auch Seine Liebe können nichts tun, was Seiner Heiligkeit und Gerechtigkeit unwürdig wäre.
Er machte Abraham mit Seinem Vorsatz bekannt, ihn segnen zu wollen, aber Seiner Heiligkeit gemäß fordert Er Absonderung von seinem Vaterhause usw. Zuerst mußte Abraham seine Verbindung mit allem, womit Gott nicht verbunden sein konnte, lösen, erst dann konnte Gott ihn segnen. Der erste Schritt des Glaubens, den Abraham zu tun halte, um gesegnet zu werden, war nicht ein Schritt „hinein“ ins Land, sondern „heraus“ aus der Verwandtschaft. Ebenso war es mit Israel. Ebenso ist es auch mit uns. Wollen wir den uns verheißenen Segen empfangen, so muß auch unser erster Schritt ein „ Heraus“-Schritt sein. Seine Bedingung, uns aufzunehmen und Ihm Söhne und Töchter zu sein, ist wie bei Abraham: „Gehet aus ihrer Mitte aus und sondert euch ab, spricht der HErr, und rühret Unreines nicht an - und Ich werde euch aufnehmen“ (2Kor 6,17.18).
Du sagst, ich kann nicht verstehen, warum Abraham sich zuerst absondern mußte. Ein Vaterhaus und eine Verwandtschaft zu haben ist doch nichts Böses? An sich ist darin gewiß nichts Böses. Abrahams Vaterhaus jedoch, von dem er sich absondern mußte, stand nicht unter der Leitung des Geistes Gottes, sondern unter der Nacht und Macht des Götzendienstes (Jos 24,2). Gott konnte Seinen Segen nicht über Abraham bringen, solange er mit einer götzendienerischen Verwandtschaft verbunden war. Und Gott kann die Segnungen Seiner Vaterliebe uns nicht zuteil werden lassen, so lange wir „in einem Joche mit Ungläubigen“ sind. Deshalb, weil Er in unserer Mitte wohnen und uns den Reichtum Seiner Liebe offenbaren will, sagt Er: „Darum gehet aus aus ihrer Mitte und sondert euch ab - und Ich werde euch aufnehmen, und Ich werde euch zum Vater sein, und ihr werdet Mir zu Söhnen und Töchtern sein, spricht der HErr, der Allmächtige.“
Sage, was sind dir solche Forderungen und solche Verheißungen deines Gottes? Berühren sie dein Herz? Abrahams Herz wurde tief berührt, als ihm Gott sagte: „Ich will dich segnen“. Die Verheißungen, die Gott uns gibt, sind größer und herrlicher, als die Abraham empfing. Er verheißt uns Seine Vaterliebe und den Platz von Söhnen und Töchtern. Wie schätzest du diese Verheißungen? Abraham schätzte die ihm gegebenen so hoch, daß „er ging, wie Jehova zu ihm geredet hatte“ (1. Mose 12,4).
Die Forderung Gottes: „Gehe aus deinem Vaterhause“ und die Verheißung: „Ich will dich segnen“ machten Abrahams Herz offenbar. Jetzt mußte es offenbar werden, was ihm wertvoller war, sein Vaterhaus oder Gottes Segen. Beides konnte er nicht haben. Eins mußte er aufgeben. Er mußte wählen und sich entscheiden. Eine solche Wahl geht nicht ab ohne tiefe innere Kämpfe. Meinst du, daß Abraham kein Herz für sein Vaterhaus, seine Verwandtschaft, sein Vaterland gehabt hätte? Sicher! Aber Gott war ihm mehr, und so trat er auf Gottes Seite und tat, „wie Jehova zu ihm geredet hatte“.
Sieh Mose an! Auch für ihn kam ein Tag, da er wählen mußte. Er war weise; er wählte, lieber mit dem Volke Gottes Ungemach zu leiden und die Schmach Christi zu tragen, als den Reichtum Ägyptens zu haben. Er schaute auf die Belohnung und verließ das Land (Heb 11,23-28). Das sind Glaubensschritte! Glaubensschritte, die uns „heraus“ und zugleich „hinein“ führen, und zwar in die Segnungen Gottes.
Das Wort des Herrn an uns: „Gehet aus aus ihrer Mitte und sondert euch ab ... und Ich werde euch aufnehmen“ macht auch dein und mein Herz offenbar. Wie Abraham und Mose, so müssen auch wir wählen zwischen dem Gehen aus ihrer Mitte und dem Aufgenommenwerden von der Liebe Gottes. Beides kannst du ebenso wenig haben wie Abraham und Mose. Eines mußt du zurücktreten lassen. Und doch versuchen Kinder Gottes immer wieder das Unmögliche, zwei Herren zu dienen. Ach, solche sind die allerärmsten, sie finden keine Freude, weder bei diesem noch bei jenem.
Wie einfach, wie klar und bestimmt ist ein solches Wort unseres Gottes. Es kann gar nicht mißverstanden werden. Er will, daß die Kinder Gottes aus jeder Verbindung mit den Kindern der Welt herausgehen sollen. Er nennt eine solche Verbindung ein „ungleiches Joch“ und will, daß die Gläubigen nicht darin gefunden werden. Und warum? Weil Er uns segnen will mit Seiner vertrauten Liebe.
Wie kommt es aber, daß so manche Kinder Gottes, ja selbst Diener am Worte Gottes nicht nur in solch einem „ungleichen Joche“ sind, sondern solchen schriftwidrigen Verbindungen auch noch das Wort reden und sie rechtfertigen? Ja, wie kommt es? Wenn es nicht Eigenwille ist, dann ist es Unwissenheit über Gott. Diesen Gläubigen in Korinth mußte Paulus zu ihrer Beschämung schreiben: „Etliche sind in Unwissenheit über Gott“ (1Kor 15,34). Hätten sie besser erkannt, was Gott ist, so würden sie sehen, daß Gott nicht verbunden werden kann mit Dingen, die Seinem Worte entgegen sind. Kann Gott in „unserer Mitte wohnen und wandeln“, wenn wir mit „Ungerechtigkeit“, „Finsternis“, „Belial“, „Ungläubigen“, „Götzen“ verbunden sind? Kann Sich Gott damit verbinden? Wenn nicht, können wir damit verbunden sein, wenn wir Gott in unserer Mitte haben wollen? Wie wenig denken solche Kinder Gottes darüber nach, daß die Genossenschaft der Gläubigen mit Ungläubigen oder mit den Dingen und Einrichtungen der Menschen und des Unglaubens eine Verbindung des Namens des Herrn mit Ungerechtigkeit ist. Der Herr gebietet deshalb, daß jeder, der den Namen des Herrn nennt, von der Ungerechtigkeit abstehen soll (2Tim 2,19). Für ein ernstes Kind Gottes, welches den Segen der Gemeinschaft mit dem Vater schätzt, gibt es nur einen Weg, und der ist der göttlich gewiesene: „Gehet aus aus ihrer Mitte ... und rühret Unreines nicht an!“ -
Tiefschmerzlich ist es, zu sehen, daß manche Kinder Gottes solche Worte der Schrift nicht lieben. Man muß sehen, daß, sobald nur jemand es wagt, auf solche Forderungen des Herrn den Finger zu legen, sich sofort die Stimme des Widerspruches und Unwillens erhebt über Lieblosigkeit und Engherzigkeit. Warum aber sind denn solche Worte der Schrift so unbeliebt? Gehören sie nicht zur Schrift? Hat der Herr sie nicht geredet? Zweimal wird uns gerade hier gesagt, daß der Herr sie spricht! Sollten wir dann nicht um so mehr sie beachten? Ist es nicht besser, die Wahrheit zu erfahren, als mit den Worten des Herrn im Widerspruch zu sein? Warum gehen Kinder Gottes solchen Worten des Herrn aus dem Wege? Ach, oft ist es, weil sie fühlen, daß sie ihr Gewissen berühren und ihre Verantwortlichkeit vermehren. Gewiß! Das Erkennen Seines Willens fordert Gehorsam, und dem möchten manche aus dem Wege gehen. Hinter diesem allen aber steht der Feind, der Gottes Volk nicht ziehen lassen will. An dem Verhalten Pharaos, als Gott die Scheidung, den Auszug Seines Volkes forderte, lernen wir so recht das Verhalten des Feindes kennen, wenn der Auszug der Gläubigen aus der Mitte der Ungläubigen gefordert wird. Diese Forderung war ihm damals ebenso mißliebig, wie sie es ihm heute noch ist. Welche List und Tücke wandte er an, und mit welcher Verschlagenheit suchte er das Volk zu hindern, sein Land zu verlassen. Und mit nicht weniger Trug und List sucht er heute die geraden Wege des Herrn zu verkehren, um die Gläubigen zu verhindern, die Scheidung zwischen gläubig und ungläubig zu vollziehen.
Soll ich dir einige seiner betrügerischen Redensarten nennen? Er sagt dir: „Du kannst doch niemand ins Herz sehen und deshalb gar nicht wissen, wer ein Ungläubiger ist“. Oder: „Du wirst doch nicht dem geistlichen Hochmut verfallen und dich für besser und heiliger halten als andere und dich absondern?“ Oder: „Unsere heiligen Gebräuche, Gottesdienste, Einrichtungen, Verfassungen, Verbände haben sich Jahrhunderte hindurch als gut und nützlich erwiesen. Was ist da Böses drin?“ Oder: „Wenn du dich absonderst, so ist es mit deiner Arbeit für den Herrn vorbei. Du hast in der Verbindung mit den Ungläubigen viel bessere Gelegenheit, sie für den Herrn zu gewinnen“; u. a. m.
Solche betrügerischen Worte sind so alt wie der Garten Eden, und sind so fein ersonnen wie die, denen Eva zum Opfer fiel. Es ist nur so niederdrückend traurig und zum Weinen schmerzlich, daß Kinder Gottes solche hohlen Redensarten willig aufnehmen und gedankenlos nachsprechen.
Laßt sie uns etwas näher ansehen. Fangen wir bei der ersten an!
Wahr ist, daß wir niemand ins Herz sehen können, aber daß wir deshalb nicht wissen können, wer ein Ungläubiger ist, das ist Lüge. Die Weise, Wahrheit und Lüge zusammen zu mischen, kennzeichnet die Sprache der Schlange. Die Lüge ohne die Beimischung von Wahrheit wäre für ein Kind Gottes zu leicht als Trug erkennbar, deshalb wird sie mit Wahrheiten und oft mit hohen und köstlichen Wahrheiten vermischt. Die meisten Irrtümer, denen Kinder Gottes anheimgefallen sind, sind ihnen zuerst ins Herz hineingeschmuggelt worden, indem sie in köstliche Wahrheiten hinein versteckt wurden. Wie sollten wir Lektüren meiden, in denen Irrtümer mit Wahrheiten gemischt sind!
Doch kehren wir zu dem ersten Einwand zurück. Laß mich dich fragen, lieber Leser, wenn du ein Kind Gottes bist und den Heiligen Geist empfangen hast: „Kannst du Gläubige und Ungläubige nicht unterscheiden?“ Kinder Gottes, die solche Worte reden, denken nicht daran, daß sie damit die ganze Schrift aufheben, denn sie bringt beständig diese Unterscheidung. Wie durften die Apostel von den Thessalonichern sagen, daß sie „bekehrt“ waren, da man doch niemand ins Herz sehen kann? Und wie kann uns Gott heißen, „die Brüder“ zu lieben, ja schuldig zu sein, für „die Brüder“ das Leben zu lassen (1Joh 3,16), die wir doch nach solcher Behauptung gar nicht kennen können? Nein, nicht ins Herz sollen wir sehen, um einen Ungläubigen zu erkennen, sondern „an den Früchten werdet ihr sie erkennen“, so hat der Herr gesagt (Mt 7,16-20). Dies ist das uns gegebene Erkennungszeichen. Gott kennt jeden dem Herzen nach, wir aber erkennen den Baum an der Frucht.
Heute haben wir kaum noch nötig, nach der Frucht zu blicken. Die meisten bekennen es selbst von sich, ungläubig zu sein. So dunkel ist die Nacht des Unglaubens in der Christus verwerfenden Christenheit geworden, daß man es ungeniert tut. Nicht etwa nur die Hurer, Trunkenbolde und Lästerer, nein, die fromm und ehrbar wandelnden Gemeindeglieder, die noch auf Religion halten, bekennen frei heraus, daß sie hinter Christi Geburt und Auferstehung ein Fragezeichen machen und Er ihnen nicht der ewige Sohn Gottes ist. Kannst du sie nicht kennen? Was willst du machen mit dem göttlichen Befehl aus dem Himmel: „Gehet aus ihr heraus, Mein Volk, auf daß ihr nicht ihrer Sünden mitteilhaftig werdet, und auf daß ihr nicht empfanget von ihren Plagen“ (Off 18,4)?
Vielleicht sagt jemand: „Du vergißt, daß die uns umgebende Christenheit nicht die „Gemeinde Gottes“ ist, sondern eine „Volkskirche“! Eben deshalb! Gottes Gemeinde ist keine Volkskirche, und eine Volkskirche ist nicht Gottes Gemeinde. Sage, welche Zusammengehörigkeit hat ein Kind Gottes mit einer solchen Körperschaft? „Welches Teil ein
Gläubiger mit einem Ungläubigen? ... denn ihr seid der Tempel des lebendigen Gottes ... darum gehet aus aus ihrer Mitte ... und Ich werde euch aufnehmen ... spricht der HErr.“
Tust du es willig oder mit schwerem Herzen? Die Antwort, die dir dein Herz auf diese Frage gibt, sagt dir deutlich, wie du zum Herrn stehst. Denke dir, du hättest einen Sohn, den du liebst, und du sähest ihn unter den Siechen im Siechenhause und würdest zu ihm sagen: „Gehe heraus - ich werde dich aufnehmen“. Würde er verstehen, was du meinst? Und wenn du weiter zu ihm sagst, daß er zu dir ins Vaterhaus gehöre, aber nicht dorthin, so würde er fühlen, daß es die Wahrheit ist. Wenn du nun aber siehst, daß er nicht mit willigem, sondern mit schwerem Herzen vor deiner Aufforderung steht, was würde dir das sagen, was würdest du empfinden? So gibt auch unser Verhalten dem Herrn die Antwort, wie unser Herz zu Ihm und Seinem Worte steht. - Wie mußte es Gott erfreuen, als Er Abraham sah, daß „er ging, wie Jehova ihm geboten hatte“! -
Gehen wir nun zum zweiten Einwand, dem des krankhaften, geistlichen Hochmutes und des Sich-besser-dünkens.
Würde sich ein Gläubiger deshalb absondern, weil er sich besser und heiliger dünkte als andere, so wäre das abscheulicher Pharisäismus. Der Herr aber fordert nicht unsere Absonderung, weil wir besser seien, sondern weil wir mit Ihm und Er mit uns verbunden sein will. Wie klar gibt Er in unserer Schriftstelle den Grund für die Absonderung an: „Darum“, sagt der Herr in V. 17. Was sagt das Wort? „Seid nicht in einem ungleichen Joche mit Ungläubigen, 1. Denn welche Genossenschaft hat Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit ... 2. Denn ihr seid der Tempel des lebendigen Gottes ... Darum gehet aus aus ihrer Mitte“. In dem ersten „Denn“ bringt Gott zum Ausdruck, daß es keine
Verbindung gibt zwischen Ihm und „Gesetzlosigkeit“, „Finsternis“, „Belial“, „Ungläubigen“ und „Götzenbildern“. In dem zweiten „Denn“ zeigt Er uns, daß, wenn wir damit verbunden sind, wir Ihn damit verbinden, weil Er in uns wohnt als in Seinem Tempel. Und nun folgt als Folgerung Seine Forderung: „Darum gehet aus aus ihrer Mitte und sondert euch ab, spricht der HErr, und rühret Unreines nicht an - und Ich werde euch aufnehmen ...“. Kann Gott deutlicher reden? Wenn du aufrichtig gewillt bist, die Wahrheit zu haben und ihr zu folgen, sage: ist sie so schwer zu verstehen? Sieh' auf die Belehrungen des Alten Testamentes. Abraham mußte aus seinem Vaterhause herausgehen, nicht, weil er besser oder heiliger war als die anderen Hausgenossen, sondern weil Gott ihn aufnehmen und segnen wollte.
Israel war ein ebenso sündiges Volk wie die Ägypter und stand genau so unter dem Gerichte Gottes wegen seiner Sünde wie sie. Warum forderte Gott dann den Auszug, da es doch nicht reiner war? Eben, weil Gott das Volk mit Sich verbinden und durch das Blut des Lammns ohne Fehl mit Sich versöhnen wollte. Auf Grund des „Besser-seins“ hatte das Volk kein Recht, sich abzusondern. Gott aber machte die Scheidung. Er sagte zu Pharao: „Ich werde eine Scheidung setzen zwischen Meinem Volke und deinem Volke“ (2Mo 8,23). Er forderte die Scheidung, und das Volk hatte zu gehen. Um dessen willen, was wir sind, haben wir gewiß kein Recht, uns abzusondern, aber wenn Gott die Scheidung setzt und fordert, um dessen willen, was Er ist und weil Er uns auf Grund des Blutes mit Sich verbunden hat, so müssen wir nach Seiner Forderung „aus ihrer Mitte“ herausgehen, oder wir sind in Auflehnung gegen Seinen Willen.
Gott will nicht bloß das Bekenntnis unserer Lippen, Er will auch eine klare Stellungnahme. Bekennst du, dem Herrn anzugehören und nicht der Welt? Hast du einmal darüber nachgedacht, was das in sich schließt? Du bekennst, einen anderen „Herrn“ zu haben als die Welt, und doch bleibst du in Verbindung mit der Welt? Du bezeugst, daß der Ungläubige unter der Macht und Herrschaft des „Fürsten der Welt“ steht, du aber unter der des „Fürsten des Lebens“, gibt es denn unter diesen beiden „Fürsten“ eine Verbindung? Wenn nicht, kann es dann eine Verbindung zwischen den Untertanen der beiden Fürsten geben? „Welche Übereinstimmung hat Christus und Belial?“ So wenig wie es hier eine Übereinstimmung gibt, so wenig auch zwischen dem Gläubigen und dem Ungläubigen. „Welche Gemeinschaft“, fragt der HErr, „hat Licht mit Finsternis“? „Welches Teil der Gläubige mit dem Ungläubigen“? „Welchen Zusammenhang der Tempel Gottes mit Götzenbildern? Denn ihr seid der Tempel des lebendigen Gottes ... darum gehet aus aus ihrer Mitte und sondert euch ab, spricht der HErr, und rühret Unreines nicht an, und Ich werde euch aufnehmen.“
Bekennst du, daß Christus dein Herr ist, dann sei mit nichts verbunden, wo jenem „Fürsten“ und dessen Volke Zugeständnisse gemacht werden oder wo deines „Herrn“ Wort nicht allein maßgebend ist. Unsere Verbindung kann nur sein mit Seinem Volke, „mit denen, die den Herrn anrufen aus reinem Herzen“ (2Tim 2,22). Von denen, „die das Vergnügen mehr lieben als Gott, die eine Form der Gottseligkeit haben, deren Kraft aber verleugnen, von diesen“, sagt der HErr, „wende dich weg“ (2Tim 3,5).
Wir kommen jetzt zum dritten Einwand, zur Frage, was in den guten, Jahrhunderte alten gottesdienstlichen Einrichtungen und Gebräuchen Böses sei. Es handelt sich gar nicht darum, wie alt, gut oder nützlich sie sind, sondern ob das, was im Hause Gottes geschieht, von Gott gegeben und angeordnet ist. Hat Gott sie nicht angeordnet, welches
Recht und welchen Wert haben solche Anordnungen dann? Wo kommen sie her, wenn sie nicht von Gott kommen? Wer hat sie angeordnet, wenn Gott sie nicht angeordnet hat? Können wir Gott dienen, wie es uns beliebt? Können wir die Dinge in Seinem Hause (Seiner Gemeinde) einrichten und ordnen, wie wir wollen oder wie es uns gut und nützlich erscheint? Hat Gott nicht Selbst bestimmt, wie wir Ihm dienen und Ihn anbeten sollen? Wir bestimmen in unserem Hause die Ordnung, und Gott hat in Seinem Hause die Ordnung bestimmt und festgelegt. Wir empfinden es als Eingriffe in unsere Rechte, wenn jemand in unserem Hause andere Anordnungen trifft; und so empfindet es auch Gott als Eingriffe in Seine Rechte, wenn wir von Seiner Anordnung abweichen und andere Dinge einführen. Wenn dies in den Gebräuchen der Fall ist, dann ist es sicher böse.
Man hört oft sagen: Diese Dinge sind mehr als 100 Jahre gelehrt und als richtig angenommen worden, sie müssen doch wahr sein. Sind sie wahr? Die katholische Kirche lehrt Dinge mehr als 1000 Jahre, sind sie deshalb wahr? Die Wahrheit Gottes ist mit soviel Menschenlehren vermischt worden, daß wir fast alle von Jugend an mehr oder weniger mit verdorbenen Lehren gespeist worden sind. Wir müssen deshalb zur Schrift zurückkehren in diesen Fragen. Sie allein ist uns „von Gott gegeben und nütze zur Lehre (des Willens Gottes), zur Überführung (bei Widersprüchen und Irrtümern), zur Zurechtweisung (bei Abweichungen vom Willen Gottes), zur Unterweisung (über alle Dinge) (2Tim 3,16.17)“. Sie ist unsere alleinige Autorität, die in allen Fragen entscheidend ist und die jedem Widerspruch ein Ende macht. Als Gott Sein Volk zurückrief, zeigte Er Hesekiel den Bau Seines Hauses, in dem Er wohnen wollte, und sagte ihm dann: „Berichte über dieses Haus, damit sie sich ihrer Missetaten schämen und den Bau messen. Und wenn sie sich schämen alles dessen, was sie getan haben, dann zeige ihnen die Form des Hauses und seine Einrichtung, und seine Ausgänge und seine Eingänge ... und schreibe es vor ihren Augen auf, damit sie seine ganze Form und alle seine Satzungen behalten und sie tun.“ (Hes 43,10.11). So wichtig war es dem Herrn, daß Hesekiel es „vor ihren Augen“ aufschreiben mußte, damit sie alles behalten und tun möchten.
Das ist es, was auch wir zu tun haben. Auch wir müssen das Musterbild Seiner Gemeinde, wie Er es uns in der Schrift hat aufzeichnen lassen, anschauen, „damit wir uns schämen und den Bau messen“. „Vor unseren Augen“ soll ständig dies Musterbild stehen, damit wir beständig vergleichen und nachmessen, ob die „Einrichtungen“, „Eingänge“, „Ausgänge“, die „ganze Form“ und Gestalt der Gemeinde, der wir angehören, nach dem Muster ist.
Laßt uns nur einige wesentliche Einrichtungen nachmessen, ob sie stimmen mit dem uns von Gott vorgezeichneten Bau. Laßt uns die Schrift fragen:
Wer sind die Glieder der Gemeinde? Die Schrift sagt, daß es solche sind, die der Herr durch Glauben und Wiedergeburt hinzugetan hat (Apg 2,41.42; 5,13.14), daß es die „Geheiligten in Christo Jesu“ sind (1Kor 1,1.2). Wie stimmt es damit? Werden heute auch noch andere der Gemeinde hinzugetan als solche, die in lebendigem Glauben zu Christo gekommen sind und das Siegel des Geistes tragen? Dann sind die „Eingänge“ breiter gemacht. Und wenn Ungläubige auch Zugehörigkeit und Gliedschaft haben, so erlaubt die Schrift dem Gläubigen nicht, in einem Joche mit Ungläubigen zu sein.
Wie wird der Dienst am Worte Gottes ausgeübt? Die Schrift sagt, daß der Herr Seiner Gemeinde Evangelisten, Hirten und Lehrer gibt (Eph 4,11), daß Er durch Seinen
Geist die „Gaben“, durch welche die Gemeinde erbaut werden soll, austeilt „wie Er will“ und daß Raum für die Wirksamkeit des Geistes Gottes und der freien Ausübung der Gaben sein soll (1Kor 12 und 14). Wie stimmt es hiermit? Wenn an Stelle des freien Wirkens des Heiligen Geistes ein „Geistlicher Stand“, ein Predigerstand, getreten ist, und anstatt, daß der Herr die Hirten, Lehrer, Evangelisten gibt usw., Menschen sich selbst dazu bestimmen oder von Menschen dazu bestimmt werden, die oft nicht einmal gläubig sind, so sind das Veränderungen der Ordnung des Hauses Gottes, die unrecht sind. Und der Herr sagt: „Wer den Namen des Herrn nennt, stehe ab von der Ungerechtigkeit (2Tim 2,19).
Wie wird die Zucht in der Gemeinde geübt? Die Schrift sagt: „Tut den Bösen von euch hinaus“ (1Kor 5,2.11-13). Wie stimmt es damit? Werden die Hurer, die Trunkenbolde, die Habsüchtigen usw. hinausgetan aus der Mitte der Gemeinde, oder wird diese Ordnung des Hauses Gottes nicht ausgeübt?
Wie wird die Taufe und das Abendmahl gehandhabt? Die Schrift sagt, daß die Taufe das „Begraben“ solcher ist, die „mit Christo gestorben sind“ (Röm 6), und weiter, daß solche, die das Evangelium „hörten“, „glaubten“, „getauft“ wurden (Apg 18,8). Wie stimmt die heutige Praxis damit? Wenn die Taufe zur Brücke gemacht ist, um den Menschen im Fleische über die göttliche Kluft zwischen gläubig und ungläubig hinwegzutragen, so ist das unrecht. Das Abendmahl gab der Herr nur Seinen Jüngern, daß sie es feiern sollen „zu Seinem Gedächtnis“. Und die Schrift sagt: „Ein Brot, ein Leib sind wir, die vielen, denn wir alle sind des einen Brotes teilhaftig“ (1Kor 10 und 11). Wenn das Abendmahl zu etwas anderem als „zum Gedächtnis“ des Herrn genommen und wenn andere Personen daran teilnehmen als solche, die durch den Heiligen Geist als Glieder des „einen Leibes“ legitimiert sind, so sind das Veränderungen der Anordnung des Herrn, die unrecht und böse sind und mit denen Gläubige nichts gemein haben.
Welchen Platz hat das Wort Gottes? Die Schrift sagt uns, daß sie von Gott eingegeben, unser Licht und Unterweiser für den Weg ist. Sie ist Ausrüstung und Autorität für den „Menschen Gottes“ (2Tim 3,15-17). Wenn im Hause Gottes Verfassungen, Statuten usw. mit zu entscheiden haben und das Wort Gottes nicht allein entscheidend ist, so ist der Boden der Schrift verlassen und die Grundlage aufgegeben.
Prüfe alles an der Schrift! Tritt mit Ernst an Sein Wort heran! Wir müssen, wenn wir Ihm „wohlgefällig“ dienen wollen, aufhören mit dem Schalten und Walten nach unserem Gutdünken in Seinem Hause. Wir befinden uns nicht in unserem Hause, nicht in unserer Gemeinde, sondern in Seiner Gemeinde, wo alles Seinem Willen gemäß sein soll. Er achtet darauf, was in Seinem Hause vorgeht. Das sehen wir an Nadab und Abihu (3. Mose 10,1-3). Von ihnen können wir lernen, daß es keine leichte Sache ist, von Gottes Vorschriften abzuweichen. Nur anderes, fremdes Feuer hatten sie vor Jehova gebracht, „das Er ihnen nicht geboten hatte. Da ging Feuer aus von Jehova und verzehrte sie, und sie starben“. Wir haben es mit Ihm zu tun, das sollen wir wissen, wenn wir uns Ihm nahen und uns mit den Dingen Seines Hauses befassen. Deshalb ermahnt uns die Schrift: „Gott wohlgefällig zu dienen mit Frömmigkeit und Furcht. Denn auch unser Gott ist ein verzehrendes Feuer“ (Heb 12,28.29). Ja, Gott nimmt es genau! Alles Fremde, alles Abweichen von Seinem Worte, das Menschen „in den Ratschlägen und dem Starrsinn ihres Herzens“ eingeführt haben, nennt Gott „ihre Scheusale“, die sie „in das Haus gebracht haben, das nach Seinem Namen genannt ist“ (Jer 7,8-30; Hes 7,20; Amos 5,21-23). Wenn Gott so darüber urteilt, können wir dann noch fragen: „Was ist darin Böses?“
Wie kommt es, daß diese Dinge so wenig von Kindern Gottes beachtet werden, und warum werden sie behandelt, als seien sie untergeordneter Natur? Ach, ist es nicht deshalb, weil wir so selbständig im Hause Gottes geworden sind? Aber das ist es ja gerade, was der Satan uns beibringen will, daß wir selbständig und selbstbestimmend handeln können. Hat er das erreicht, dann sind die Türen offen, das Verderben hereinzubringen.
Pauli schönster Titel war: ein Knecht Jesu Christi zu sein. Ihm war es eine Ehre, sich gebunden zu halten an das Wort des Herrn. Heute aber ist es anders geworden. Heute ist es eine Ehre, selbständig zu sein. Kinder Gottes bewundern solche, die so auftreten; dagegen von solchen, die sich gebunden an das Wort halten, wendet man sich verächtlich ab. Das ist engherzig. Ja, man ist weitherzig geworden gegen das Böse.
Die Schrift warnt uns vor solchen „eigenwilligen Gottesdiensten“ (Kol 2,23). Sie dienen „zur Befriedigung des Fleisches“, Gott aber sind sie nicht wohlgefällig. Der Mensch findet seine Ehre und Verherrlichung, der Herr steht daneben. „Dieses Volk ehrt Mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist weit entfernt von Mir“ (Mk 7,6).
Und so trefflich weiß man die eigenen Anordnungen mit dem Schein des Besseren und des der Zeit Entsprechenden zu umgeben, daß der Herr sagt: „Trefflich schaffet ihr das Gebot Gottes ab, auf daß ihr eure Satzungen haltet“ (Mk 7,9-13). Wie weit die Anmaßung von Selbständigkeit im Hause Gottes und andererseits die Gefühllosigkeit gegen den Herrn und Seine Rechte geht, sieht man in dem Entschuldigen und Gutheißen alles Abweichens von der Schrift und den Ordnungen Seines Hauses, sobald dabei nur „Korban“ gesagt wird; d. h. daß es besser und nützlicher für Gottes Sache sei.
Wenn wir demgegenüber die scharfen Worte und strengen Gerichte Gottes sehen, so ist es kaum zu verstehen, wie Kinder Gottes so leichtfertig über das Abweichen vom Worte Gottes hinweggehen können. Ein kleines Abweichen kostete Nadab und Abihu das Leben; ein kleines Abweichen kostete Mose den Eingang ins Land; ein kleines Abweichen bezahlte Ussa mit dem Tode. Und wie groß unser Verlust ist, wenn wir unsere Hände zusammenschlagen in Genossenschaft mit solchen Dingen der Gesetzlosigkeit, das wird offenbar werden am Richterstuhl Christi, wenn der Herr kommt und Sein Lohn mit Ihm (Off 22,12).
Der Herr sagt uns deshalb nicht nur, in keinem ungleichen Joche mit Ungläubigen zu sein, sondern Er fragt auch: „Welche Genossenschaft hat Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit?“ Jede Verbindung Seines Namens mit Dingen, die nicht mit Seinem Worte übereinstimmen, ist eine Entweihung - ein Mißbrauch Seines Namens. „Jeder, der den Namen des Herrn nennt, stehe ab von der Ungerechtigkeit“ (2Tim 2,19). „Habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, vielmehr aber strafet sie auch“ (Eph 5,11).
Wir kommen jetzt zum vierten Einwand, besser für den Herrn arbeiten zu können, wenn man sich nicht absondert. Es ist woht kaum nötig, hierüber noch etwas zu sagen. Einige Worte mögen genügen.
Denke darüber nach: Besser dem Herrn dienen zu können, wenn man nicht tut, was Er gebietet! Besser Seelen für den Herrn gewinnen zu können auf Wegen des Ungehorsams als der Treue! Man tut das Böse, damit schließlich das Gute hervorkommen möchte. Wie nahe kommen solche Worte dem jesuitischen Grundsatze: „Der Zweck heiligt die Mittel.“ - Bruder! Wie muß dein Herz von den Vernunftschlüssen gefangen genommen sein und wie mußt du den Stand der Abhängigkeit des Knechtes Jesu Christi aufgegeben haben, daß ein solcher Trug dich noch blenden kann! Konnte Lot in Sodom mehr für den Herrn wirken, mehr Segen verbreiten, als Abraham außerhalb Sodoms? Ach, Lot wäre in und mit Sodom umgekommen, wenn nicht die Engel ihn und die Seinen bei der Hand ergriffen und hinausgeführt hätten. Was hätte Jonathan für David sein können, wenn er das Haus Sauls verlassen hätte! Aber er ging nicht und verlor alles und sein Leichnam hing mit dem Leichnam Sauls an der Mauer von Beth-Schan (1Sam 31,12; Off 18,4).
Und wie viele andere Ausreden werden gebracht, um das göttliche Gesetz der Absonderung kraftlos zu machen. Ja, selbst das Wort Gottes und die Person des Herrn und die Apostel werden herbeigezogen, um den so klaren Befehl des Herrn zu verdunkeln. Man sagt, der Herr und die Apostel seien als Juden geboren und seien Juden geblieben und Paulus sei allen alles geworden. Das, was Paulus in 1Kor 9,20-23 von der „Weise“ seines Dienstes redet, wie er den Juden und den Heiden sich anpaßte, um sie zu erretten aus dem Judentum und aus dem Heidentum heraus, das wendet man fälschlich an als auf seine persönliche Stellung. Man redet so, als ob die Errettung der Seelen bei Paulus an erster Stelle gestanden und die Forderung des Herrn an zweiter. Niemals war es so bei Paulus. Vielmehr bezeugt er, daß, obwohl er nicht „unter Gesetz“ und nicht „ohne Gesetz“ sei, sei er doch „Christo gesetzmäßig unterworfen“. Wie er sich auch den Juden oder den Heiden in der Weise der Verkündigung des Evangeliums anpaßte, so war er doch Christo unterworfen und in keinem gleichen Joche mit ihnen. Niemals erlaubte er sich etwas, worin er im Widerspruch mit seinem Herrn stand. Er lief in der Rennbahn so, daß er den Preis erlangte (1Kor 9,24-27).
Wer sich auf dieses Wort gern berufen will, der handle auch wie Paulus, indem er zuerst aus dem ungleichen Joch herausgeht und dann sucht, auf „allerlei Weise“ Sünder zu Christo zu führen. Die „Weise“, wie man sich Sündern mit religiösen Vorurteilen (Juden) und Sündern in Unwissenheit über Gott (Heiden) anpaßt, um ihnen das Heil zu bringen und etliche zu erretten, ist sicher verschieden. Die „allerlei Weise“ muß aber wie bei Paulus in Übereinstimmung mit dem Worte Gottes sein. Paulinische Anpassungsfähigkeit tut wohl not, aber nicht schriftwidrige.
Daß der Herr Jesus auf Erden und die Apostel nicht aufhörten, Juden zu sein, ist selbstredend, wie auch wir nicht aufhören, Deutsche oder Schweizer zu sein, aber wenn man damit sagen will, daß der Herr oder die Apostel nicht mit der toten Orthodoxie des Judentums, dem jüdischen Kultus, gebrochen hätten und daß wir deshalb die Scheidung des Gläubigen von den Ungläubigen - das Herausgehen aus ihrer Mitte - nicht zu vollziehen hätten, so ist das ein großer, krasser Irrtum. Von dem Tage an, als der Herr den Juden sagte, daß sie das Haus Seines Vaters zur Mördergrube gemacht hätten, nannte Er den Tempel nie wieder „Seines Vaters Haus“, sondern „Euer - der Juden - Haus“. Und so völlig löste Er Sich von ihrem Kultus, daß Er nicht zum Laubhüttenfest hinaufging, und als Er hinaufging, ging Er nicht hinauf, um teilzunehmen, sondern die dürstenden Seelen herauszurufen, zu Ihm zu kommen. So löste auch Stephanus die Verbindung mit den Juden. Nachdem er in seiner Rede (Apg 7) mehr als siebenmal von „unseren“ Vätern zu den Juden gesprochen hatte, mußte er ihnen durch den Heiligen Geist sagen, daß sie „Halsstarrige“ und „Unbeschnittene“ an Herz und Ohren seien und jetzt, mitten in der Rede, wechselt er sein Zeugnis. Jetzt sagt er nicht mehr „unsere Väter“ sondern „eure
Väter“. Er bricht das Band der Genossenschaft und sagt sich damit los von jeder Verbindung mit ihnen. (Vergl. Joh 2,16; Mt 23,38; Lk 13,35; Joh 7; Apg 19,9.
Aber zeigen uns die vielen Einwendungen nicht, wie ungern man solche Worte des Herrn hat? Oder sind Seine Worte so unverständlich und dunkel? Ist es so schwer zu verstehen, wenn der Herr sagt: „Sondert euch ab“, „Gehet heraus aus ihrer Mitte“ (2Kor 6,17; Off 18,4)? „Von solchen wende dich weg“ (2: Tim. 3,5). „Stehe ab von der Ungerechtigkeit“ (2Tim 2,19-22). „Habe nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, vielmehr strafe sie“ (Eph 5,10.11 usw). Ein Kind kann das verstehen!
Viele Kinder Gottes, in ihrem Gewissen berührt, haben die Scheidung zwischen Gottes Volk und der Welt mit ihren Verbindungen vollzogen. Andere fühlen, daß auch sie gehorsam sein sollten, aber sie möchten die Absonderung nicht so gänzlich vollziehen. Da ist so manches, was dem Fleische angenehm ist. Wohl mag es nicht ganz mit der Schrift stimmen, aber man möchte es doch nicht entbehren. Das „Brot Gottes“ aus dem Himmel und die Liebe des Herrn allein befriedigt sie nicht ganz, ein wenig von dem Schönen Ägyptens, seiner Redeweisheit, Kunst usw. möchten sie zur Erhöhung des Genusses doch dabei haben. Solchen kommt Pharao weitherzig entgegen mit dem Vorschlag: Gehet heraus, geht in die Wüste, opfert dort! „Ich“, sagt er, „will euch ziehen lassen, daß ihr Jehova, eurem Gott, opfert in der Wüste, nur entfernt euch nicht so weit“. Ja, er wünscht sogar, durch sie gesegnet zu werden und fügt noch hinzu: „flehet für mich“ (2Mo 8,28). Manche sind seiner List zum Opfer gefallen! Sie zogen aus - aber nur in gewissen Grenzen. Sie gingen - aber „nicht so weit“. Sie sonderten sich ab - aber nicht völlig. Sie ähnelten, obwohl Gläubige, dem ungläubigen Herodes, der „vieles“ tat, was Johannes ihm sagte - aber er tat nicht alles (Mk 6,20). Sie vollführten nicht die „drei Tagereisen“-Entfernung bis über das Rote Meer hinweg. Sie gingen - aber nicht so weit, daß die Verbindung mit Pharaos Volk aufgehoben wurde.
Mose war nicht so weitherzig wie Pharao. Er behauptete die göttliche Forderung der „vollkommenen“ - der „drei“ Tagereisen-Entfernung von Pharaos Volk.
Gottes Volk muß ganz aus „ihrer Mitte“ heraus. Manche meinen, es genüge, sich von gewissen Personen oder von gewissen Stätten fernzuhalten. Der Herr aber sagt: „Gehet aus aus ihrer Mitte!“ Pharao verstand besser als manche Gläubige heute, was Gott damit meint. Er sagte am Schluß: „Machet euch auf, ziehet weg aus der Mitte meines Volkes.“ Er wußte, daß das kein Bleiben in nächster Nähe war, sondern ein Verlassen seines Volkes samt allem, was mit seinem Volke zusammenhing. So ist auch unser Herausgang aus der Mitte der Ungläubigen ein Verlassen alles dessen, was mit ihnen zusammenhängt, seien es die Dinge ihrer Lust oder ihrer Gottesverehrung. Es ist dasselbe Volk, ob es im Ball- oder Abendmahlskleid - im Gewand der Sünde oder im Gewand der Frömmigkeit erscheint! - Das ist das Herausgehen „aus ihrer Mitte“.
Aber, sagst du, es sind noch Gläubige in ihrer Mitte und sogar, (wenn auch wenige) gläubige Hirten und Lehrer, die den Herrn lieben, und ich bin doch nicht mehr als sie?! Diese Frage ist wieder so eine Trug- und Ablenkungsfrage. Sicherlich sind wir nicht mehr als sie. Es ist auch gar nicht unsere Aufgabe, die Beweggründe ihres Verhaltens zu erforschen oder zu beurteilen. Das tut ein anderer - das tut der HErr. Aber deswegen bleibt das Wort Gottes doch für sie und uns bestehen, „nicht in gleichem Joche mit Ungläubigen“ zu sein, den „Bau zu messen“ und „abzustehen von der Ungerechtigkeit“; und (so schwer ein solcher Glaubens- und Gehorsamsweg auch scheinen mag) die gläubigen Hirten und Lehrer sollten darin vorangehen! Wie dem auch sei -sie stehen und fallen dem Herrn. Aber ihr Verhalten hat nichts mit unserem Verhalten zu tun. Will man das Verhalten solcher Brüder uns als Maßstab und Muster hinstellen, so ist das nichts anderes als ein Trick des Feindes, unser Auge von Christo und Seinem Worte abzuwenden und es auf Menschen hinzurichten. Das zu sehen ist doch nicht schwer?! Nicht Brüder sind unser Muster und Maßstab, sondern allein Christus; und unser Wegweiser ist Sein Wort. Was mit Christo und Seinem Worte nicht übereinstimmt, muß fallen, selbst wenn es ein Engel vom Himmel redete (Gal 1,8). Begabte Brüder, denen der Herr viel anvertraut hat, haben eine große Verantwortung, auch die „geraden Wege nach der Wahrheit“ zu wandeln. Wir wissen alle, daß der Besitz großer Gnadengaben keineswegs das Wandeln in dem Lichte verbürgt. Licht haben und ein Folgen dem Lichte, das ist zweierlei. Wir sehen dies bei Petrus. Gott hatte ihm Licht gegeben, daß die Wand zwischen Juden und Heiden abgetan sei (Apg 10), und dann kam ein Tag der Probe für ihn, und er mit anderen folgten nicht dem Lichte. Da stand der jüngste der Apostel - Paulus - auf und strafte den älteren Apostel, daß er „nicht den geraden Weg nach der Wahrheit“ wandelte (Gal 2,11-14). Wenn wir so sehen, daß selbst ein Apostel dem Lichte der Wahrheit unterstellt war, dann stehen alle, auch die angesehensten Brüder, unter dem Urteil des Wortes. Und Paulus, der so mutig mit der Wahrheit einem angesehenen Apostel entgegentrat, sagt zu uns: „Seid meine Nachahmer, gleichwie auch ich Christi“ (1Kor 11,1).
Es ist auch vorgekommen, daß Gläubige ihr Nichtabsondern zu decken suchten mit dem Worte: „Seid klug wie die Schlangen“ - aber sie vergessen meist die Fortsetzung des Wortes „und ohne Falsch wie die Tauben“ (Mt 10,16). Bruder, das eine nicht ohne das andere! Die uns vom Herrn empfohlene Klugheit darf nicht mit Ungehorsam und Unlauterkeit gegen Gott und Sein Wort verbunden sein. Diese Schlangenklugheit muß auch vor Menschen rein sein.
Schließlich sei noch der Einrede gedacht, daß in den Kreisen solcher, die sich abgesondert hätten, es nicht lauterer und reiner sei als da, wo es nicht geschehen, und man deshalb nicht nötig habe, sich abzusondern. Untreue, ob innerhalb oder außerhalb, ist stets eine ernste Sache, und der Herr wird mit jedem handeln. Wenn aber das Zukurzkommen oder das Vorkommen von Sünde dazu gebraucht wird, um es als Grund hinzustellen, nicht den klaren göttlichen Befehl der Absonderung zu erfüllen, so ist das ein Verkehren der geraden Wege des Herrn. Es wird uns auch nicht gesagt, aus der Mitte der Ungläubigen herauszugehen, um in die Mitte der Vollkommenen hineinzugehen (Eine vollkommene Gemeinde finden wir nicht, selbst die Urgemeinde war nicht vollkommen). Wir sollen auch nicht zu Brüdern hinausgehen, sondern zu „Ihm“ außerhalb des Lagers. Sünden kamen in der Urgemeinde vor, Sünden kommen leider auch heute in der Mitte der Kinder Gottes vor. Es handelt sich aber bei dem Befehl des „Herausgehens“ gar nicht um die Frage der größeren Reinheit oder Unreinheit, sondern um die Frage von gläubig oder ungläubig. Weiter darum, ob mit dem Bösen und Unrechten schriftgemäß verfahren wird: ob es gerichtet oder abgelegt bezw. aus der Mitte hinausgetan wird (d. h. wenn es nicht zur Buße darüber kam), oder ob Unrechtes und Schriftwidriges geduldet oder gar noch verfassungsgemäß festgehalten und behauptet wird.
Von Fehltritten und den Folgen der Schwachheit haben wir uns nicht zu trennen, diese sollen zuerst zur Buße und zum Ablegen gebracht werden. Wenn aber Unrechtes oder Schriftwidriges, wie gesagt, durch Statuten und Verfassungen festgelegt, als zu Recht bestehend anerkannt wird und das Wort Gottes schweigen muß, so ist das eine ganz andere Sache, und da heißt es für das Kind Gottes: „Wer den Namen des Herrn nennt, stehe ab von der Ungerechtigkeit“ (2Tim 2,19). „Welche Genossenschaft hat Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit?“ „Sondert euch ab, spricht der HErr, und rühret Unreines nicht an.“
Schwachheit und Unvollkommenheit, ja, Sünden sind sicher in den Kreisen der Abgesonderten wie überall zu finden. Und man ist nicht blind dafür, aber es wird damit nach der Schrift gehandelt, das Wort wird bewahrt. Wer nach großer Kraft ausschaut, wird sie auch dort nicht finden. Wir sind nicht in den Tagen der „großen Kraft“. Der Herr sagt: „Du hast eine - kleine Kraft, und hast Mein Wort bewahrt und Meinen Namen nicht verleugnet“ (Off 3,8). Der Herr fordert nicht große Kraft - aber Treue. Wer von Herzen dem Herrn die Treue halten will, der empfängt von Ihm auch die Kraft.
Warum erscheint der Weg manchem Kinde Gottes so schwer? Weil ihre Augen nicht auf das Endziel Gottes und den für sie darin enthaltenen Segen gerichtet sind. Kann Gott Seinen Kindern etwas gebieten, was ihnen Unheil oder Nachteil bringt? Sind nicht alle Seine Forderungen für uns zum Schutz und zum Wohl? Enthalten sie nicht alle für uns Segen und Glück? Warum zittern wir denn so, als ob sie uns nichts Gutes brächten? Ist es nicht oft: weil sich unsere Seele nur mit dem „Herausgehen“, aber nicht mit dem „Aufgenommenwerden“ beschäftigt?
Wir sehen nur auf das, was wir aufgeben, aber nicht auf das, was wir empfangen. Vor uns stehen nur Menschen und deren Weggenossenschaft - aber nicht die Weggenossenschaft Christi. (Heb 3,14).
Gewiß, wir haben Verlust. Wir verlieren die Gemeinschaft mit den Dingen und Werken der Ungerechtigkeit, der Finsternis, des Belial, der Ungläubigen und der Götzen; aber Gott gibt uns mehr und besseres, als wir verlieren. Er gibt die Gemeinschaft mit den Dingen und Werken der Gerechtigkeit, des Lichtes, Christi, der Gläubigen und des Tempels Gottes und noch mehr: den Stand des Sohnes und der Tochter.
Bruder, siehst du nicht die Liebe deines Gottes in dem Befehl der Absonderung, der dir so schwer erscheint? Er will dich frei machen, dich schützen vor den Gefahren des Unglaubens. Er will dich trennen von den Ungläubigen, von ihren Gewohnheiten, ihren Zielen, ihrer Politik, ihren Beschäftigungen, ihren Freuden, ihren Gottesdiensten und ihrer Frömmigkeit, damit du so gelöst und abgesondert die Gemeinschaft der Söhne und Töchter finden sollst, um mit ihnen als Söhnen und Priestern in der Freimütigkeit und Seligkeit, wie Vaterliebe sie gibt, sich Ihm in Lob und Anbetung zu nahen. Gott will Seine Freude an dir haben, so wie ein Vater sich seines Sohnes, seiner Tochter freut. Diesen Lobgesang vor dem Vater will Er, der Sohn, der „die vielen Söhne zur Herrlichkeit führt“, jetzt schon in dem Herzen der Söhne anstimmen. Er sagt: Inmitten der Gemeinde will Ich Dir lobsingen“ (Heb 2,12). Aber ehe Er den Lobgesang in deinem und meinem Herzen inmitten der Gemeinde anstimmen kann, müssen wir „aus ihrer Mitte, der Mitte der Ungläubigen“ herausgegangen sein. Wir können nicht den Lobgesang singen im Verbundensein mit Ungläubigen, nicht zu Gottes Freude sein im Verbundensein mit dem, was nicht recht ist in Seinen Augen.
Zuweilen sind mit diesem Wege irdische Verluste verbunden: Du büßtest deinen Beruf, dein Amt, deinen Verdienst oder viel Geld ein. Ja, es kann sein, daß wie bei Paulus die Treue zum Herrn dich deinen Stand und Rang, deine Freunde, dein irdisches Glück und dein Leben kostet. Nur der Glaube kann einen solchen Weg gehen. Aber es bleibt bestehen: der Weg des Gehorsams ist der Weg des Segens. Wie tröstlich ist es, daß der Herr Seiner Anforderung nicht nur hinzufügt: „Und Ich werde euch aufnehmen“, sondern auch noch: „und Ich werde euch zum Vater sein“. Er ist der Vater aller Seiner Kinder, aber in dieser Schriftstelle ist es eine besondere Verheißung für die, die den Weg der Absonderung gehen. Er sagt diesen: „Ich werde euch zum Vater sein.“ Und dieser Vater ist „der HErr, der Allmächtige“. Auch in den zeitlichen Dingen sind Seine Hände mächtig.
Siehe auf Amazja (2Chr 25,1-10). Amazja hatte 100000 Helden für 100 Talente Silber aus Israel angeworben. Das war eine sehr große Summe. Da kam der Mann Gottes und sagte ihm, daß Jehova nicht mit diesen Männern sei, er solle sie entlassen, und fügt hinzu: „Bei Gott ist Macht, zu helfen und zu Fall zu bringen“. Nun war die Sache schwierig betreffs der großen Summe, und der König fragte, was er nun zu tun habe, da er das Geld schon gegeben habe. Höre die Antwort: „Jehova hat, um dir mehr zu geben als dieses“. Amazja ließ das Geld fahren und sonderte die Männer ab, und er gewann einen großen Sieg. Der Herr ist treu. Er beachtet den Gehorsam.
Es mag auch sein, daß wir diesen Weg einsam und verlassen zu gehen haben, daß wir von der Welt und von Brüdern angegriffen und für Narren gehalten werden. Das kann uns nicht entmutigen. Von den Tagen Abels an war es so. Henoch, Josua und Kaleb, David, Daniel usw. standen allein, und ihnen wurde widersprochen. Der Herr hatte kein anderes Los. Und Paulus sagt von den Gläubigen: „Alle, die in Asien sind, haben sich von mir abgewandt ...“ „Niemand stand mir bei, alle verließen mich; es werde ihnen nicht zugerechnet“ (2Tim 1,15; 4,16). Aber der Herr gibt denen, die diesen Weg wandeln, etwas, das nur der kennt, der den Weg wandelt, nämlich das Zeugnis des Wohlgefallens Gottes (Heb 11,5). Und das ist unsagbar köstlich.
Solche Kinder Gottes, die Glaubens- und Gehorsamspfade gehen, sind dem Feinde ein Ärgernis und das Ziel seiner Angriffe, um ihr Zeugnis zu verderben und sie mundtot zu machen, denn er weiß gut, daß die Wahrheit frei macht. Wir brauchen nur an Stephanus zu denken. Ja,
Satan konnte sogar einen Petrus gebrauchen, selbst den Herrn zu „strafen“, „anzufahren“, als Er Seinen Jüngern sagte, daß Er Wege des Gehorsams bis zum Tode gehen werde. Können wir uns dann wundern, wenn es uns auf Wegen des Gehorsams ebenso geschieht?!
Sollten diese Blätter in die Hand eines Bruders kommen, der auch seine Lippen hat vom Feinde gebrauchen lassen, gegen Kinder Gottes zu reden, die sich auf den Boden „außerhalb des Lagers“ gestellt haben, die „zu Ihm hinausgegangen“ sind, so laß mich dich bitten: „Stehe ab davon!“ Du redest wider die Wahrheit Gottes. Nicht jene sind die Irrenden, sondern du. Forsche in der Schrift, bitte den Herrn um Licht, um mit aufrichtigem Herzen Seinen Willen tun zu können, und du wirst bald die Wahrheit der Absonderung erkennen. Und dann folge im Glauben und tritt an die Seite jener, die den Weg „zu Ihm hinaus, außerhalb des Lagers“ (Heb 13,13) vor dir gegangen sind und „Seine Schmach tragen“.
Gehe dem Lichte der Wahrheit nicht aus dem Wege! Du betrübst den Heiligen Geist, der dich „in die ganze Wahrheit“ leiten will (Joh 16,13). Manche reden viel von der Liebe zum Herrn. Der Herr aber sagt, der ist es, der Ihn liebt, der, was Er geboten hat, hält (Joh 14,21). Auch hier handelt es sich um nichts anderes als um die Frage: „Hast du Mich lieb?“ Das göttliche Gebot der Absonderung wendet sich an deine Liebe.
Willst du den Willen des Herrn tun? Der Herr sagt: „Wenn jemand Seinen Willen tun will, so wird er von der Lehre wissen, ob sie aus Gott ist“ (Joh 7,17). Beachte dies! Der Herr spricht hier einen Grundsatz von tiefer Bedeutung aus. Er sagt, daß mit dem entschiedenen Willen zum Gehorsam das Empfangen des Lichtes über die göttliche Lehre verbunden ist. Ach, manche sind im tiefsten Herzensgrunde gar nicht gewillt, die Wahrheit zu erkennen. In solchen Seelen hat der Feind Spielraum. Selbstsucht, Menschen-Verherrlichung und -Gefälligkeit, geheime Sündenwurzeln und andere Ungehorsamsquellen liegen da oft im Herzen versteckt.
Ja, lieber Leser, das Verstehen der Lehre des Herrn hängt von deinem Herzenszustand ab. Dein Gewissen muß offen stehen, sich vom Lichte Gottes berühren zu lassen. Nicht deine Verstandesfähigkeit fordert der Herr für Seine Wahrheit, sondern dein Herz. Wer auf „heiligem Wege“ wandeln will, der mag ein „Tor“, ein „Einfältiger“ sein, aber er wird „nicht irregehen“ (Jes 35,8).
Den Gläubigen in Philadelphia konnte der Herr sagen: „Du hast Mein Wort bewahrt“ (Off 3,8). „Mein Wort!“ Wer Ihn liebt, dem ist es ein unsagbar großer, köstlicher, gnadenvoller Schatz. „Mein Wort bewahrt!“ Möchte es uns allen tief ins Herz hineinklingen: „Gehet aus aus ihrer Mitte und sondert euch ab, spricht der HErr, und rühret Unreines nicht an, und Ich werde euch aufnehmen; und Ich werde euch zum Vater sein, und ihr werdet Mir zu Söhnen und Töchtern sein, spricht der HErr, der Allmächtige.“ v. d. K.