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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 16 - Jahrgang 1931
3Mo 23,23-25 - Die Feste Jehovas - Das Fest des Posaunenhalles (7)3Mo 23,23-25 - Die Feste Jehovas - Das Fest des Posaunenhalles (7)
Das Fest des Posaunenhalles.
Das Fest des Posaunenhalles führt uns zur Wiederkunft des Herrn Jesus für Sein Volk und zu unserem Hinaufversammeltwerden zu Ihm. Wenigstens ist dies die Bedeutung für die Genossen der himmlischen Berufung. Wir können von nun an in jedem Feste eine doppelte Bedeutung unterscheiden, obschon beide Bedeutungen in sehr naher Beziehung zueinander stehen. Die eine bezieht sich auf die Gemeinde - die Genossen der himmlischen Berufung -, die andere auf Israel, Sein irdisches Volk.
Die silbernen Posaunen.
Ehe wir uns nun mit dem Feste selbst beschäftigen, dürfte es gut sein, einen Augenblick unsere Aufmerksamkeit auf das zu richten, was wir in der Schrift über die symbolische Bedeutung der Posaunen finden. Wir werden dann sehen, daß die silbernen Posaunen einen wesentlichen Platz in dem Walten Gottes mit Seinem Volke einnehmen. Laßt uns das 10. Kapitel des 4. Buches Mose aufschlagen und die ersten zehn Verse sorgfältig lesen!
Die Posaunen, von welchen hier geredet wird, mußten aus Silber gemacht werden. Jeder, der sich mit den sinnbildlichen Belehrungen der Stiftshütte bereits eingehender beschäftigt hat, wird auch mit den Gedanken, die Gott mit dem Silber verknüpft hat, vertraut sein, nämlich, daß Gott in dem Silber uns einen Hinweis auf die Erlösung gegeben hat. - Der ganze Bedarf an Silber, der für die Arbeit des Zeltes der Zusammenkunft gebraucht wurde, wurde zusammengebracht, wenn das Volk gemustert wurde, durch den Tribut von einem halben Sekel Silber, den jeder Gemusterte nach dem Befehl Jehovas zu zahlen hatte. Dieser halbe Sekel Silber wurde „das Sühngeld“ oder das Geld der Erlösung genannt. Außerdem lag darin auch ein dankbares Anerkennen und Gedenken der Kinder Israel, daß sie durch Gottes Kraft aus der Knechtschaft Ägyptens erlöst worden waren. (2Mo 30,11-16; 38,25-28)
Dieser Hinweis auf die Bedeutung des Silbers ist deshalb wichtig, weil die Posaunen aus Silber hergestellt werden mußten. Welche Befehle und Anordnungen Gott Seinem Volke auch geben mochte, immer wurden sie durch die Posaunen vermittelt. Sollten die Lager zur Weiterreise aufbrechen - sollte die ganze Gemeinde sich am Eingang des Zeltes vor Jehova versammeln - sollten die Fürsten, die Häupter des Volkes zusammenkommen - sollte bei nahenden Gefahren Alarm gegeben werden - in allem und jedem Falle mußte die Botschaft Jehovas mittelst der Posaunen dem Volke übermittelt werden.
Die Bedeutung von allem diesem ist einfach und klar. Als Gott die Kinder Israel an den Berg Sinai gebracht hatte und im Begriff war, ihnen Sein heiliges Gesetz zu geben, redete Er sie mit den Worten an: „Ihr habt gesehen, was Ich an den Ägyptern getan habe, wie Ich euch getragen auf Adlers Flügeln und euch zu Mir gebracht habe.“ (2Mo 19,4) Es war ein erlöstes Volk, dem Er Seine Gebote gab. Alle Seine Worte - vom ersten bis zum letzten -, welche Er an Sein Volk richtete, gründeten sich eben auf die Erlösung.
So sehen wir, daß mit den silbernen Posaunen eine ganz bestimmte, nicht mißzuverstehende Absicht verbunden war. Auch wurde das Volk durch die Posaunen beständig an die Gnade Gottes erinnert, die es zuerst aus dem Hause der Knechtschaft befreit und nun auf der ganzen Reise durch die Wüste führte, belehrte und warnte.
Die Anwendung des Vorbildes.
Die Anwendung des Vorbildes der silbernen Posaunen auf das gegenwärtige Zeitalter liegt klar auf der Hand. Auch wir sind aus der Knechtschaft Ägyptens befreit und pilgern durch eine Wüste. Während dieser unserer Pilgrimschaft richtet Gott Worte der Unterweisung und Ermahnung an uns, Sein erlöstes Volk. Auch wir sind Sein Eigentumsvolk auf dem Grunde der Erlösung, und Er fordert auf diesem Grunde unsere völlige Übergabe an Ihn. „Ihr seid nicht euer selbst. Denn ihr seid um einen Preis erkauft worden, verherrlicht nun Gott in eurem Leibe.“ (1Kor 6,19.20) „Er ist für alle gestorben, auf daß die, welche leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben ist und ist auferweckt worden.“ (2Kor 5,15)
Aber während Silber (das Material, aus welchem die Posaunen hergestellt waren) Gottes bestimmtes Vorbild der Erlösung ist, bezeugt uns andrerseits der Gebrauch der Posaunen, daß eine Entfernung zwischen dem Redenden und denen, zu welchen geredet wurde, vorhanden war. Manche von uns sind mit dem Gebrauch der Trompeten bei den militärischen Übungen vertraut. Der Kommandeur kann bei der großen Menge der Soldaten, die unter seinem Kommando stehen und die über einen weiten Raum zerstreut sind, seine Stimme nicht allen hörbar machen. An seiner Seite befindet sich immer eine kleine Anzahl Trompeter, und in genau festgelegten Tönen leiten diese jeden seiner Befehle in weithin vernehmbaren Signalen weiter. Durch diese Trompetensignale erfahren die Truppen, die sich gänzlich aus dem Bereich der Stimme und vielleicht auch des Sehfeldes des Generals befinden, seinen Willen.
In 1Kor 14,8 spricht der Apostel von der Ausübung der geistlichen Gaben im Dienste des Wortes Gottes. Der Apostel vergleicht jene, die die Botschaft Gottes verkünden, mit solchen Trompetern und fordert mit Nachdruck, daß die Posaune einen deutlichen Ton geben muß. “Denn auch wenn die Posaune einen undeutlichen Ton gibt, wer wird sich zum Kampfe rüsten?“ Sind die Bläser Stümper, so wird durch ihr Blasen nichts weiter als nur Verwirrung unter den Truppen hervorgerufen werden. Und wie wahr ist dies in bezug auf die Gemeinde! Wo es an dem deutlichen Ton der Erlösung mangelt, muß Unsicherheit und Verwirrung die Folge sein. Wird die wichtigste Grundlage - das rechte Teilen des Wortes der Wahrheit (2Tim 2,15) - außer Acht gelassen, so wird alles in Verwirrung gebracht. Und so sehen wir heute gar oft, daß das, was den Kindern Gottes gesagt ist, auf die Kinder der Welt angewandt wird, und wiederum, daß die ernsten Warnungen des Wortes an die Ungläubigen auf die Gläubigen bezogen werden.
Das Wiederkommen des Herrn .
Unter solchen Umständen braucht man sich nicht zu wundern, daß die kostbare Hoffnung der Wiederkunft des Herrn Jesus verloren gegangen war. Ist je ein schönerer Ton aus der silbernen Posaune der Erlösung hervorgegangen als das vom Herrn Selbst oft wiederholte Wort: „Siehe, Ich komme bald!“? Dieser Ton aber ist nur für die Ohren der Erlösten und nicht für die Welt ein Ton der Freude und Wonne. Je mehr ein Kind Gottes die Macht und Größe der erlösenden Gnade kennt, desto inbrünstiger wird es darauf antworten: „Amen, komm, Herr Jesus!“ Die ganze Stellung und Haltung eines Kindes Gottes ist jetzt eine wartende, ein Warten auf die letzte Posaune - ein Warten auf den Sohn Gottes vom Himmel.
Wir können deshalb gut verstehen, warum Paulus, wenn er von dem Kommen des Herrn redet, von der „letzten Posaune“ spricht: „Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden zwar nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden, in einem Nu, in einem Augenblick, bei der letzten Posaune, denn posaunen wird es, und die Toten werden auferweckt werden unverweslich, und wir werden verwandelt werden.“ (1Kor 15,51.52) Er spricht hier wieder (wie in 1Kor 14,8) von der Posaune, aber dort wurde sie erwähnt in Verbindung mit der Rüstung zum Kampfe, hier aber ist aller Kampf vorüber, und der freudige Ton der letzten Posaune ruft zur vollkommenen Ruhe und ewigen Seligkeit. Es ist die letzte Posaune, denn alle Posaunen zuvor leiteten, ermutigten und ermahnten durch das Wort zum Kampf und zum treuen Stehen für unseren unsichtbaren Herrn . Durch den Ton der „letzten“ Posaune aber werden wir in Seine Herrlichkeit gerufen, Sein Angesicht zu sehen und Seine Stimme zu hören. Nach diesem Posaunenton ist kein anderer mehr nötig, denn die Braut des Lammes wird alsdann teilhaben an Seiner Herrlichkeit und für immer bei dem Herrn sein.
Die siebente Posaune.
Manche haben gemeint, diese „letzte Posaune“ stehe mit der „siebenten“ Posaune in Offenbarung 11 in Zusammenhang. Bei einem aufmerksamen Betrachten aber werden wir keine Verbindung zwischen diesen beiden finden. Der Brief an die Korinther wurde von Paulus etwa 36 Jahre früher geschrieben, als Johannes die Offenbarung schrieb. Dieser Brief wurde zu dem Zweck an die Gemeinde in Korinth gerichtet, um sie in bezug auf gefährliche, falsche Dinge und Lehren, die bei ihnen Eingang gefunden hatten, zurechtzubringen. Wie könnte er Ausdrücke enthalten, die sich auf
Dinge bezogen, die noch nicht geoffenbart waren und deshalb auch gar nicht von ihnen verstanden werden konnten. Zudem waren ja die meisten jener Gläubigen, die durch den Brief zurechtgebracht werden sollten, schon entschlafen, als Johannes die Offenbarung empfing. Und die sieben Gerichtsposaunen sind doch nur im Zusammenhang mit den prophetischen Gesichten zu verstehen.
Außerdem sind die sieben Posaunen in Offenbarung Kap. 8-11 Posaunen der Engel, wogegen jene Posaune, durch welche die Heiligen gerufen werden, dem Herrn in der Luft zu begegnen, die „Posaune Gottes“ genannt wird: „Denn der Herr Selbst wird mit gebietendem Zuruf, mit der Stimme eines Erzengels und mit der Posaune Gottes herniederkommen vom Himmel, und die Toten in Christo werden zuerst auferstehen.“ (1Thes 4,16) Auch in dieser Stelle wird das Versammeltwerden zum Herrn hin mit dem Erschallen der Posaune verbunden, so daß wir eine völlige Bestätigung in bezug auf die Bedeutung des Festes des Posaunenhalles haben, wenigstens so weit es uns, die Genossen der himmlischen Berufung, betrifft.
Aber nicht nur die Gemeinde, auch Israel soll nach Gottes Plan gesammelt werden, und das Fest des Posaunenhalles bezieht sich zweifellos auf beide Sammlungen.
Wie schon gesagt, haben die weiteren Feste eine doppelte Bedeutung. Das Volk Israel ist in dem jetzigen Zeitalter beiseite gesetzt, es ist „Lo-Ammi“ - „Nicht-Mein-Volk“ (Hos 1,9). Und demzufolge vollführt Gott gegenwärtig Seine Vorsätze, die Er über Seine Gemeinde hat. Wenn die Gemeinde von der Erde weggenommen sein wird, wird Gott Sein Volk Israel wieder sammeln und in das verheißene Land zurückführen, so daß beide, das himmlische Volk im Himmel und das irdische Volk auf Erden, sich gleichzeitig der Gnade Gottes erfreuen werden.
Die Posaunen in Beziehung zu Israel.
Wir müssen also noch betrachten, was die Schrift uns über die Sammlung des Volkes Israel sagt. Laßt uns mit den Belehrungen, die der Herr Seinen Jüngern in Mt 24 gibt, beginnen! Wir haben besonders zu beachten, daß der ganze Gegenstand in diesem Kapitel sich auf die Juden und auf Jerusalem bezieht. Das vorhergehende Kapitel schloß der Herr mit einer feierlichen Anklage wider die Schriftgelehrten und Pharisäer und einer herzbewegenden Klage über Jerusalem: „Jerusalem, Jerusalem, die da tötet die Propheten und steinigt, die zu ihr gesandt sind! Wie oft habe Ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küchlein versammelt, und ihr habt nicht gewollt!“ (Mt 23,37) Unmittelbar darauf spricht Er dann zu Seinen Jüngern von der Zerstörung des Tempels, und ihre Frage, wann dieses geschehen werde, beantwortet Er mit der Voraussage der Ereignisse, die sich besonders auf Jerusalem und das Land Judäa beziehen.
Die ganze Prophezeiung findet ihren Abschluß in den Versen 30 und 31: „Und dann wird das Zeichen des Sohnes des Menschen in dem Himmel erscheinen, und dann werden wehklagen alle Stämme des Landes, und sie werden den Sohn des Menschen kommen sehen auf den Wolken des Himmels mit Macht und großer Herrlichkeit. Und Er wird Seine Engel aussenden mit starkem Posaunenschall, und sie werden Seine Auserwählten versammeln von den vier Winden her, von dem einen Ende der Himmel bis zu ihrem anderen Ende.“ Hier wird wieder von den Posaunen geredet und wieder in bezug auf die Sammlung des Volkes Israel. Doch bemerken wir hier sehr bezeichnende Gegensätze, die zwischen den beiden Sammlungen bestehen. Die Sammlung der Gemeinde ist gänzlich die eigene persönliche Handlung des Herrn : „Ich komme wieder und werde euch zu Mir nehmen, auf daß, wo Ich bin, auch ihr seiet.“ (Joh 14,3) Aber in bezug auf die Sammlung des zerstreuten Volkes Israel gebraucht Er die Engel als Seine Werkzeuge. Und in diesem Zusammenhange wird von Ihm als dem „Sohn des Menschen“ geredet, ein Titel, der immer mit Seinem Gericht über die Nationen und Seiner irdischen Regierung zusammenhängt, während in dem anderen Falle von Ihm in dem Titel als „Herr“ geredet wird: „Der Herr Selbst wird ... herniederkommen“, ein Titel, der insbesondere Seine Beziehung zu uns ausdrückt.
Die Zurückbringung Israels.
In den Schriften des Alten Testamentes haben wir keine direkte Weissagung über die Entrückung der Gemeinde. Wir können sie in Schatten und Vorbildern angedeutet finden, aber mehr nicht. Etwas ganz anderes aber ist es, wenn es sich um die Zurückführung Israels in sein Land handelt. Dies war ein immer wiederkehrendes Thema in den Zeugnissen der Propheten. Die Anführung einiger ihrer Aussprüche wird uns den auffallenden Unterschied erkennen lassen, der besteht zwischen der plötzlichen, in einem Nu sich vollziehenden Entrückung der Gemeinde in Wolken auf den Posaunenruf des Herrn hin und der mehr stufenweise fortschreitenden Sammlung des zerstreuten Volkes Israel aus allen vier Winden in das Land der Verheißung.
Wenden wir uns zuerst zu Jesaja 11,11 usw.: „Und es wird geschehen an jenem Tage, da wird der Herr noch zum zweiten Male Seine Hand ausstrecken, um den Überrest Seines Volkes, der übrigbleiben wird, loszukaufen aus Assyrien und aus Ägypten und aus Pathros und aus Äthiopien und aus Elam und aus Sinear und aus Hamath und aus den Inseln des Meeres. Und Er wird den Nationen ein Panier erheben und die Vertriebenen Israels zusammenbringen, und die Zerstreuten Judas wird Er sammeln von den vier Enden der Erde.“ Wenn der Prophet hier von einem „zum zweiten Male“ spricht, daß der Herr Seine Hand ausstrecken wird, um den Überrest Seines Volkes zu lösen, so bezieht sich das ohne Zweifel auf das „erste Mal“, als Er einen Überrest nach und nach aus der siebzigjährigen Gefangenschaft löste. Aber weiter unten wird dann Bezug genommen auf die Zeit, als Gott zuerst Israel aus dem Lande Ägypten herausführte (V. 16). Damals machte Er einen Weg durch die Meereszunge Ägyptens (das Rote Meer), alsdann aber wird Er die Meereszunge Ägyptens zerstören - gänzlich austrocknen, Er wird Seine Hand über den Strom - den Nil - schwingen und ihn in sieben Bäche zerschlagen, so daß keines, weder das eine noch das andere, ein Hindernis für Sein zurückkehrendes Volk sein kann. (Siehe Jes 11,15.16)
Den gleichen Gegenstand finden wir wieder am Schluß von Jes 27,12.13: „Und es wird geschehen an jenem Tage, da wird Jehova Getreide ausschlagen von der Strömung des Euphrat bis zum Bache Ägyptens, und ihr werdet zusammengelesen werden, einer zu dem anderen, ihr Kinder Israel. Und es wird geschehen an jenem Tage, da wird in eine große Posaune gestoßen werden, und die Verlorenen im Lande Assyrien und die Vertriebenen im Lande Ägypten werden kommen und Jehova anbeten auf dem heiligen Berge zu Jerusalem.“ Hier finden wir wieder den Posaunenhall für die Zurückbringung der Verlorenen und Vertriebenen Israels in ihr Land. In welchem Gegensatz steht dazu die Entrückung der Heiligen „in einem Nu, in einem Augenblick“ dem Herrn entgegen in die Luft!
In den beiden Ausdrücken „ausschlagen“ und „zusammenlesen“ in Vers 12 finden wir einen außerordentlich schönen Hinweis auf den Befehl, den Gott Seinem Volke gab, die Felder, Wein- und Olivengärten nicht gänzlich abzuernten, sondern einen Teil für den Armen und den Fremdling zu lassen. So lesen wir 3Mo 19,9.10: „Und wenn ihr die Ernte eures Landes erntet, so sollst du den Rand deines Feldes nicht gänzlich abernten und sollst keine Nachlese deiner Ernte halten ... für den Armen und für den Fremdling sollst du sie lassen.“ Und wiederum in 5Mo 24,20 lesen wir: „Wenn du deine Oliven abschlägst, so sollst du nicht hinterdrein die Zweige absuchen; für den Fremdling, für die Waise und für die Witwe soll es sein.“ Das Wort „abschlagen“ hier ist dasselbe hebräische Wort, welches wir in Jes 27,12 wiederfinden, während das Wort „nachlesen“ (3Mo 19,9.10) dasselbe ist, welches wir in dieser Jesaja-Stelle mit dem Worte „zusammenlesen“ übersetzt finden.
Der Gedanke, der darin ausgedrückt ist, scheint folgender zu sein: Wenn Israel seine Ernte einsammelte, mußte es etwas zum Nachlesen zurücklassen. Es durfte, wenn es die Oliven abschlug, die Zweige hinterher nicht absuchen. Wenn aber Gottes Erntezeit der Einsammlung Seines Volkes gekommen sein wird, so wird Er abschlagen und Zweig für Zweig absuchen, bis nicht eine einzige Olive zurückgelassen - bis alle Kinder Israel, einer zu dem anderen zusammengelesen sein wird.
An jenem Tage.
Wir möchten noch auf einige andere Schriftstellen von gleicher Wichtigkeit Bezug nehmen, z. B. auf Jes 49,11-13, Jes 37,15-28, Amos 9,9-15 usw., denn, wie wir bereits sagten, ist es ein Gegenstand, der sich durch alle prophetischen Schriften des Alten Testamentes hindurchzieht. Es mag eingewendet werden, daß einige dieser Prophezeiungen auf die Zurückführung aus der siebzigjährigen Gefangenschaft verweisen, und zweifellos ist es so, ebenso beziehen sich manche auf Johannes, den Täufer, und auf den Herrn Jesus, deren völlige Erfüllung infolge der Verwerfung Israels aufgeschoben sind, aber sie werden alle erfüllt werden „an jenem Tage“ Es ist klar, daß die in diesen angeführten Schriftstellen verheißenen Segnungen noch nicht erfüllt sind. „Und Ich werde sie in ihrem Lande pflanzen, und sie sollen nicht mehr herausgerissen werden aus ihrem Lande, das Ich ihnen gegeben habe, spricht Jehova, dein Gott.“ (Amos 9,15) „Und Ich werde sie zu einer Nation machen im Lande, auf den Bergen Israels, und sie werden allesamt einen König zum König haben; und sie sollen nicht mehr zu zwei Nationen werden und sollen sich fortan nicht mehr in zwei Königreiche teilen“ (Hes 37,22). Diese und andere Weissagungen warten heute noch auf ihre Erfüllung. Gottes Gedanken aber sind unwandelbar, und beide Ereignisse werden geschehen: 1. Die Entrückung der Brautgemeinde, welche alsdann an der Herrschaft des Sohnes teilhaben wird, und 2. die Sammlung des weitzerstreuten Samens Abrahams in das Land Immanuels. Beide, sowohl die Brautgemeinde als auch das Volk Israel, werden durch lauten Posaunenschall zusammengerufen werden. Jehova hat darum einen Gedenktag - ein besonderes Fest des Posaunenhalles - in die sinnbildlichen Feste des Jahres eingefügt, um uns Seine große Freude, mit welcher Er Seine Erlösten in Seine Gegenwart bringt, kundzutun.
Fortsetzung folgt, s. G. w.