Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen Band 13 - Jahrgang 1928
LeidenLeiden
Niemals, mein Bruder, meine Schwester, würde Gott uns Leiden und Trübsale senden, die unseren Lebensweg verdunkeln und leidvoll machen, wenn Er wüßte, daß wir das helle, strahlende Sonnenlicht des Glückes stets ertragen könnten, ohne im Glauben schwach zu werden.
Wir würden uns nicht so fest an Seine leitende, führende Hand klammern, wenn der Weg immer hell vor uns läge und wir nicht durch finstere Täler voll Todesschatten zu wandeln hätten. Wir würden auch nicht so sorgfältig und achtsam durch Glauben wandeln, wenn unser Lebensweg ganz eben, klar und geordnet vor unserem Auge ausgebreitet wäre.
Wenn Er es für nötig hält, können uns zuweilen Schmerz und Angst, ja Seelenqualen nicht erspart bleiben, die unserem niedergebeugten und kummervollen Herzen schwer zu tragen sind. Auch manche Dornenkrone mag uns von harter Hand auf's müde Haupt gedrückt werden, unter der wir gebeugt einhergehen.
Und dennoch ist es nur Seine vollkommene Liebe, die uns Leidenspfade gehen heißt, denn Er weiß, wie wenige von uns das Ziel, die Herrlichkeit droben erreichen würden, um dort den vollen Lohn zu erlangen, den Kampfpreis ungeschmälert in Besitz zu nehmen, wenn nicht das Leid uns Ihm so nahe führte, daß wir keinen Schritt mehr ohne Ihn wagen, abseits vom Wege, der uns zum Ziele führen soll.
Darum sendet Er Dunkelheit um uns, in der wir gleichsam wie Blinde tappen, weil wir den nächsten Schritt nicht mehr erkennen können. Er legt uns in den Schmelztiegel der Trübsal, in den siebenmal erhitzten Schmelzofen, auf daß die Schlacken und alle Unreinheit verbrennen mögen und das Gold hervorkomme und strahle zu Seiner Ehre, zu Seinem Ruhm.
Laßt uns glauben, daß dies der einzige Weg ist, um uns zu Seinen Füßen zu bewahren, um uns „allezeit betend“ zu erhalten. So wird Er allein unser Führer, unsere Kraft sein, und unser Glaube wird wachsen und erstarken in der Bewährung.
Es ist gar leicht für den alten Menschen und auch für das neue Leben in uns, fröhlich des Weges zu gehen und zu reden von dem Glaubenskampf, wenn das Leben so glücklich, so lieblich und sonnig dahingleitet, aber der Glaube ist dann unerprobt und unbewährt. Doch im Leid, da schmiegen wir so gern unsere Hand in unseres Vaters Hände, die da stark und treu sind und die uns festhalten und führen durch Nacht und Dunkel, und blind folgen wir im Glauben, weil wir wissen, er führt Sein Kind auf rechtem Wege zum Vaterhause.
Wenn wir so im Leid unser müdes Haupt an unseres Herrn Brust legen und Seine Liebe verstehen lernen, dann erwacht das Lob in unserem Herzen, und wir lernen Ihn in der Trübsal preisen. Dann werden wir Ihn verherrlichen, und andere, die gleich uns Leidenswege zu gehen haben, werden durch unser Vorbild ermuntert zum Ausharren, wenn ihr Herz verzagen will.
Unsere Lippen mögen in tiefem Weh des Herzens beben, und unsere Augen mögen weinen, aber unsere Seele wird, wenn auch leidgebeugt, ihren Herrn preisen und Ihm Loblieber singen. Wir werden die ewige Liebe rühmen, die uns durch Trübsale führte, um auch uns „durch Leiden vollkommen“ zu machen. Alsdann wird Sein Auge in Wohlgefallen auf uns ruhn, und wir werden „erfunden werden zu Lob und Herrlichkeit und Ehre in der Offenbarung Jesu Christi.“ (Vergl. 1Pet 1,5-8)!
E. K.
Erstellt: 20.03.2024 14:05, bearbeitet: 29.10.2024 16:59
Quelle: www.clv.de