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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 8 -Jahrgang 1921/22
2Tim 1,14 - „Der Heilige Geist, der in uns wohnt“
2Tim 1,14 - „Der Heilige Geist, der in uns wohnt“ (7)2Tim 1,14 - „Der Heilige Geist, der in uns wohnt“ (7)
(Fortsetzung von Seite 151).
Einigen Lesern mag die Unterscheidung zwischen „Taufe“ und „Gabe“ des Heiligen Geistes in dem Ereignis am Pfingsttage für einen Augenblick befremdend sein. Wenn der Herr aber vom „Geben“, „Kommen“ und „Empfangen“ des Heiligen Geistes redet, meint Er dann, was Er sagt? Ist „geben“, „kommen“, „empfangen“ für Ihn wirklich „geben“, „kommen“ und „empfangen“? Und andererseits, wenn Er von der „Taufe“ mit Heiligem Geiste redet, meint Er dann wirklich „taufen“? Wir können sicher sein, der Herr sagt, was Er meint, und meint, was Er sagt. Die Verheißung des Vaters (welche das Geben, das Kommen, das Empfangen des Heiligen Geistes umfaßt) und die Taufe mit Heiligem Geiste sind niemals ein und dasselbe.
Zu einer Gabe gehört ein Geber; zum Kommen eine Person; zum Empfangen ein Empfänger; zum Taufen ein Täufer. Die Schrift unterscheidet dieses alles sehr genau. Wenn sie von der Gabe des Heiligen Geistes redet, so sagt sie uns, daß der Geber sowohl der Vater als auch der Sohn ist. (Joh 14,16; 15,26; Apg 11,17). Wenn sie aber von der Taufe mit Heiligem Geiste redet, so nennt sie uns allein den Herrn als den Täufer (Mt 3,11; Mk 1,8; Lk 3,16; Joh 1,33). Niemals aber sagt sie, daß der Vater auch dieses tut, und noch viel weniger der Heilige Geist. Gedankenlos bitten manche, vom Heiligen Geiste getauft zu werden, als ob der Heilige Geist mit Heiligem Geiste taufe.
Wenn wir ferner beachten, daß der Herr Seinen Jüngern sagte, daß sie sich nicht von Jerusalem entfernen sollten, bis Er ihnen die Verheißung des Vaters gesandt habe, so er sehen wir daraus, daß ihnen diese in Jerusalem zuteil werden sollte - und ebenso sagte der Herr von der Taufe, daß sie „nach nunmehr nicht vielen Tagen“ mit (wörtlich „in“) dem Heiligen Geiste getauft werden sollten. Diese Worte sagen uns deutlich, daß der Herr schon den Pfingsttag vor Augen hatte, an welchem das Herabkommen des Heiligen Geistes und die Taufe mit Heiligem Geiste und ebenso das Empfangen des Heiligen Geistes stattfinden sollte.
Liegt es uns nun nicht nahe, den Bericht des Pfingsttages aufmerksam zu betrachten, um zu forschen, wie diese großen, bedeutungsvollen und doch so grundverschiedenen Ereignisse zur Ausführung gebracht wurden? Sollte nichts davon in dem Berichte enthalten sein? Ich meine, es sei nicht schwer, (wie wir auf Seite 124ff. bereits betrachteten), diese Dinge in dem göttlichen Pfingsttagsbericht klar zu unterscheiden.
Wenn diese verschiedenen Ereignisse am Pfingsttage nicht stattfanden, wann fanden sie dann statt? Denn nach dem Pfingsttage wird von ihnen als von geschehenen Tatsachen berichtet. Paulus schreibt: „Wir alle sind in einem Geiste zu einem Leibe getauft worden“; und er erinnert die Gläubigen daran, daß sie den Heiligen Geist empfangen und in sich wohnend haben.
Über die Taufe mit Heiligem Geiste bestehen heute viele Anschauungen, und wir bedürfen der Gnade, um nicht über das, was die Schrift sagt, hinauszugehen. So wurde mir wiederholt geäußert, daß durch die Taufe mit Heiligem Geiste ein Werk in den Gläubigen geschehe und jeder sich deshalb nach der Taufe mit Heiligem Geiste auszustrecken habe, und weiter, daß in der Taufe jeder ein gewissem Teil von dem Geiste empfange, in welchem er getauft werde.
Wenden wir uns aber zur Schrift, so finden wir nichts derartiges, daß durch die Taufe ein Werk in uns geschieht. Nicht um ein Werk in uns handelt es sich in der Taufe, sondern um ein Werk an und mit uns. Durch die Taufe mit Heiligem Geiste wurde ein Werk an den Gläubigen gewirkt: Sie wurden alle zu einem Leibe verbunden.
Dem Sichausstrecken nach der Taufe mit Heiligem Geiste liegt der Gedanke zugrunde, daß diese Taufe heute noch stattfinde und Einzelnen zuteil werde. Die Schrift aber, und das ist sehr beachtenswert, kennt keine Taufe mit Heiligem Geiste, die an einzelnen Personen vollzogen wurde. Die Taufe mit Heiligem Geiste fand nach den Worten des Herrn am Pfingsttage in Jerusalem statt und wurde (im Gegensatz zur Wassertaufe) nicht an einzelnen Personen, sondern an den Gläubigen in ihrer Gesamtheit vollzogen. Sie wurde nicht (wie die Wassertaufe) an den einzelnen - bald hier, bald dort - ausgeführt, sondern sie war eine einmalige Handlung des Herrn an alle in Gesamtheit; sie war das einmalige Werk des Herrn, womit Er Seine Gemeinde aufrichtete und in welcher alle, die den Heiligen Geist empfangen, eingeschlossen sind, so wie die Schrift sagt: „In einem Geist sind wir alle zu einem Leibe getauft“.
Und nie spricht die Schrift von anderen Taufen mit Heiligem Geiste, als ob solche öfter stattfinden könnten. Können wir noch einmal zu einem Leibe getauft werden? Kann die Gemeinde öfter als einmal gegründet werden? Das ist kein guter Baumeister, der seinen Bau öfter als einmal anfängt. Wenn die Gemeinde am Pfingsttage errichtet wurde, kann sie dann wieder aufgerichtet werden? Kann der Leib Christi noch einmal seinen Anfang nehmen? Niemals! In der Taufe mit Heiligem Geiste am Pfingsttage fand diese Vereinigung der Glieder zu dem einen Leibe, dem Leibe Christi statt, und nie redet die Schrift von einer Wiederholung. Wohl offenbarte der Herr in der Anfangs- und Entwicklungszeit durch besondere Ereignisse (wie wir sie in Apg 10 bereits sahen) ihre Weite und Bedeutung, aber nie finden wir eine Wiederholung. Jeder Gläubige, der das Siegel des Heiligen Geistes empfängt, ist dem einen Leibe, der am Pfingsttage seinen Anfang nahm, hinzugetan. Das Kind, welches geboren wird, tritt in die Familie ein, welche an einem früheren Tage gegründet wurde, aber es findet keine neue Familiengründung für jedes Kind statt, das geboren wird. Alle sind in dem einmal vollzogenen Akt der Familiengründung eingeschlossen. So findet auch keine neue Taufe für jeden einzelnen statt, sondern alle sind durch die Gabe des Heiligen Geistes in diese einmal geschehene Taufe, durch welche die himmlische Familie gegründet wurde, eingeschlossen, so daß Paulus selbst den fleischlich wandelnden Korinthern schreiben konnte, daß sie in einem Geiste zu einem Leibe getauft seien. Es war das Teil aller und nicht etwa nur einzelner, nach dem Urteil der Menschen besonders geförderter Gläubigen.
Noch ein Wort zu dem letzterwähnten Punkte des Empfangens in der Taufe. Wo auch das Wort Taufe in der Schrift gebraucht wird, nie finden wir den Gedanken damit verbunden, daß den Getauften etwas von dem Elemente, in welchem er getauft wird, zuteil wird. Also von dem Geiste, weil er im Geiste getauft wird, oder vom Wasser, weil er im Wasser getauft wird, oder von der Wolke und dem Meere, worin Israel getauft wurde. Der Gedanke, den die Schrift mit der Taufe verbindet, ist nicht der des Etwas-Empfangens, sondern mehr der des Verbundenseins und des Herausgehens aus einem Gebiet und des Hinübergehens in ein anderes. Z. B., Israel wurde in der Wolke und im Meere getauft. Es wurde ihnen nichts von der Wolke und dem Meere zuteil, aber es war das Herausgehen aus der alten Verbindung und der Eintritt in eine neue. Durch die Taufe in der Wolke und dem Meere wurden sie in der Wolke verbunden mit der Herrlichkeit und Gegenwart Gottes, und das Meer trennte sie von Ägypten, und so betraten sie die Wüste. In der Wassertaufe wird uns nichts von dem Wasser zuteil, aber indem wir „mit Ihm einsgemacht“ sind (Röm 6,4.5), ist sie für uns das Verlassen des ganzen Lebensgebietes des ersten Menschen und das Eintreten in den Lebenskreis des zweiten Menschen, sie ist gleichsam der Trennstrich zwischen zwei Menschen (dem alten und dem neuen) und ihren Lebenskreisen (dem irdischen und dem himmlischen). So auch in der Taufe mit Heiligem Geiste. Wir empfangen durch sie nichts vom Heiligen Geiste. Sie ist das Herausgehen aus dem, was wir zuvor waren: Juden, Griechen, Sklaven oder Freie, und die Einverleibung mit hinein in den einen Leib, welcher die Gemeinde Christi ist.
Andere haben in der Taufe mit Heiligem Geiste das Reden in Sprachen verbunden und dieses als ein Kennzeichen des Getauftseins mit dem Heiligen Geiste hingestellt. Diese Ansicht beruht auf einer falschen Folgerung. Die Korinther, denen Paulus schrieb, daß sie alle mit Heiligem Geiste getauft seien, redeten durchaus nicht alle in Sprachen (1Kor 12,29.30). Die Schrift lehrt uns deshalb weder, daß der einzelne Gläubige mit dem Heiligen Geiste getauft wird, noch, daß dieser Taufe das Reden in Sprachen folgen muß. Selbst am Pfingsttage finden wir das Reden in Sprachen nicht mit der Taufe, sondern mit dem „Erfülltwerden“ des Heiligen Geistes verbunden. Aber auch für das „Erfülltsein“ mit dem Heiligen Geiste ist das Reden in Sprachen kein Kennzeichen. Als später viele gläubig wurden und mit dem Heiligen Geiste erfüllt wurden (Apg 4,31), finden wir nicht, daß sie in Zungen redeten. Auch als Paulus mit Heiligem Geiste erfüllt wurde (Apg 9,17), wird uns wohl von der Freimütigkeit seines Zeugnisses berichtet, aber nicht, daß er mit Zungen redete.
Wieviel wird heute im Gegensatz zur Schrift aus dem Sprachen- und Zungenreden gemacht! In dem ganzen Zeitraum, vielleicht zehn Jahren, der zwischen Pfingsten und der Bekehrung des Kornelius (Apg 10) liegt, finden wir in der Apostelgeschichte wohl Berichte von großen Zeichen und Wundern, aber keine Erwähnung oder Andeutung vom Sprachen- und Zungenreden. Und wieder in dem folgenden Zeitraum von ca. vierzehn Jahren zwischen Kornelius und den Jüngern in Ephesus (Apg 19) finden wir keine Erwähnung vom Reden in Sprachen. Und wiederum von Apg 19 bis zum Schluß der Apostelgeschichte (ein Zeitraum von ca. sieben Jahren) wird uns nichts vom Reden in Sprachen oder Zungen berichtet. Diese drei Fälle, die wir in der Apostelgeschichte finden, standen, wie wir bereits betrachtet haben, in einer besonderen Beziehung zu Unterweisungen, die der Herr den Seinigen in jenen Tagen gab. Dann finden wir, außer in dem ersten Korintherbriefe, in keinem Buche der Bibel mehr etwas vom Reden in Sprachen und Zungen. Und welchen Platz geben heute manche den Zungen, von welchen die Schrift sagt, daß sie aufhören werden. (1Kor 13,8).
Wer aus der Schrift erkannt hat, daß der Herr in der Taufe mit Heiligem Geiste die Vereinigung der Seinigen zu einem Leibe vollzog, für den sind alle diese Fragen betreffs Pfingstens keine Schwierigkeiten mehr. Wohl wissen wir, daß die Verheißungen, welche Gott durch den Mund Joels Israel gegeben hat, an einem späteren Tage ihre volle Erfüllung noch finden werden. Aber in der gegenwärtigen Verwaltungsperiode Gottes haben wir keine Wiederholung des Pfingstereignisses zu erwarten. v. d. K.