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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 7 -Jahrgang 1920
2Kön 18,4 - „Nechustan“2Kön 18,4 - „Nechustan“
Sieben Jahrhunderte waren vergangen seit jenem wunderbaren Tage, an dem den Israeliten ein Heilmittel geschenkt wurde gegen den tödlichen Schlangenbiß, der ihnen zur Strafe und zur Zerbrechung diente (4Mo 21,4-9), ein Heilmittel, töricht für den Unglauben - wie heute das Kreuz Christi -, köstlich für den Glauben wie jenes, aber ein Heilmittel, das nur für jenen Tag galt, ein Heilmittel ferner, das in sich nichts war und das keine Kraft offenbarte, wenn nicht der Glaubensblick eines Gebissenen es traf. Und jenes Heilmittel, die eherne Schlange, nahmen die Israeliten mit sich als Erinnerung, ja, mit fort nach Kanaan. Ob Mose es wußte und billigte? Wichtiger noch: ob Jehova es wohl billigte? - Ach, der Mensch hängt sein Herz gern an Sichtbares, und wenn auch unter der Führerschaft des Mose und später des Josua sicher noch keine äußerlich sichtbare Verehrung jenem Rettungssymbol zuteil geworden ist - manches Herz mag schon damals innerlich dem Sinnbild, dem Israel selbst den Namen „Nechustan“ (Ehernes) gab, mehr Kraft zugetraut haben als dem Wort des Herrn, das allein dem Glaubensblick auf die eherne Schlange Rettung vom Tode verhieß. Und in der Folgezeit gelang es dem Feinde, der kein größeres Interesse hat, als dem Herrn die Ehre, die Ihm allein gebührt, zu rauben, das Volk Israel dahin zu bringen, Götzen anzubeten. Welchen bösen Anteil an der Verbreitung des Götzendienstes im Volke Gottes der große König Salomo hatte, soll hier nicht erörtert werden, so ernste Belehrungen 1Kön 11 auch für uns enthält - aber sicher ist es, daß von seiner Zeit an ein gewisser Götzendienst sozusagen als Beimengsel der jüdischen gottgewollten Nationalreligion nicht nur stillschweigend geduldet, sondern geradezu durch das Beispiel der meisten Könige empfohlen wurde. Nur die frommen Könige gingen gegen diese Entehrung Jehovas vor, und unter ihnen ganz besonders Hiskia. Von ihm heißt es, daß er wandelte wie sein Vater David (V. 3), d. h. er ging zurück bis zu dem, was im Anfang war (vgl. 1Joh 2,24), das war für ihn, was im Anfang des jüdischen Königtums war: die Grundsätze des nach dem Willen Jehovas lebenden und Ihm dienenden Königs David. Und weil er - durch Gnade befähigt - sich danach richtete, was Jehova dem David gesagt hatte, deshalb rottete er völlig aus, was nicht mit diesen Grundsätzen zusammenpaßte, den gesamten Götzendienst und damit auch die Verehrung der ehernen Schlange, die traditionelle, menschlich überlieferte Verehrung eines toten Gegenstandes, der einstmals Bedeutung gehabt hatte und der in sich durchaus nichts enthielt, was der Verehrung wert gewesen wäre. In nichts unterschied sich dieser abergläubische Götzendienst von der Verehrung der übrigen Götzen, ja, schlimmer noch: diese waren Götter der nichtjüdischen Völker, und die Juden hatten sie nur übernommen, eben weil sie sich so gern an Sichtbares klammerten, die eherne Schlange aber hatte mit den heidnischen Nationen nichts zu tun, sie war durch jüdische Hände gebildet worden auf Befehl Jehovas, und wenn die Juden sie nun anbeteten, so handelten sie im schärfsten Widerspruch zu dem Gebot: „Du sollst dir kein Gleichnis machen“ - ja, sie stellten durch ihr ungöttliches Tun geradezu Gott so hin, als habe Er ihnen ein Gleichnis zu machen und zu verehren befohlen. Welche Verirrung! Aber Hiskia räumte damit auf, und wer sich durch ihn leiten ließ, der räumte auch in seinem Herzen damit auf. „Arglistig ist das Herz“ - die Namenchristenheit machte aus dem Kreuz, das ohne die Person Christi durchaus keine Kraft hatte noch hat, einen Verehrungsgegenstand, ein „Nechustan“, aber mehr noch, sogar Stücke des Kreuzes werden verehrt, und vielleicht würden solche „Christen“ die Stücke des zertrümmerten „Nechustan“ sorgfältig gesammelt und erst recht der Beweihräucherung und Verehrung zugänglich gemacht haben! - Aber es ist nur die Namenchristenheit! - oder etwa nicht? Teurer Bruder, werte Schwester im Herrn, was sollen die Kreuzeszeichen, die so viele tragen? was sollen die Kruzifixe auch in Zimmern der Gläubigen? Mancher denkt vielleicht, ich sei „gesetzlich“, wenn ich auf diese Dinge den Finger lege? Gewiß nicht. Das Gesetz fordert Gehorsam vom Menschen im Fleisch und verkündet dem Übertreter den Tod - wir stehen nicht mehr unter Gesetz, sondern unter der Gnade (Gal.-Brief), und ich fordere keineswegs, wenn ich ungöttliche Dinge beleuchte, sondern ich bitte um des Herrn willen, der uns befreit hat von dem eitlen Wandel nach väterlicher Weise (1Pet 1,18) durch Sein kostbares Blut, ich bitte uns alle, die wir Sein Eigen sind: laßt uns zusehen, daß wir keine „Nechustans“ haben in unseren Häusern, in unseren Herzen! Gewiß steht es keinem von uns zu, wie gesetzliche „Bilderstürmer“ die Gewissen zu belasten und durch unsere Erkenntnis solche zu knechten, die da noch nicht mitkönnen - und ich für mein Teil möchte mich ängstlich hüten, mich zum Gewissen für andere zu machen -, aber ebenso gewiß haben wir die Aufgabe, die Gläubigen davor zu warnen, mit Dingen zu liebäugeln oder sie zu hegen aus irdischen Gründen der Pietät, so wie die eherne Schlange verehrt wurde (traditionell), Dinge, die in der Überlieferung (Tradition) der Christenheit sehr ehrwürdig aussehen, aber mit der Schriftlehre im Widerspruch stehen. Was ein jeder der Seinen, die ja den Heiligen Geist bekommen haben, um durch Ihn (nicht durch menschliche Überlieferungen) in die ganze Wahrheit geleitet zu werden (Joh 16,13), dann mit der Schriftlehre tut, ob er sie befolgt oder nicht, ist seine Sache, er steht und fällt allein seinem Herrn. Aber Aufgabe derer, denen die Augen geöffnet sind, ist es, den Blinden zum Sehen zu verhelfen! Doch das Sehendwerden ist oft nur sehr wachstümlich (vgl. Mk 8,22-26), besonders in diesen Dingen! Und nun noch einmal de Frage: haben wir unter uns „Nechustans“ - oder ist es dem großen Hiskia, dem Heiligen Geist gelungen, uns in die Linien der Wahrheit zu leiten, in die des Wortes? Wieviel geheimnisvoll-magische Wirkung wird doch dem Kreuzeszeichen in der christlichen Tradition zugemessen (man denke einmal an das Kreuzschlagen und „Sichbekreuzen“)!, wieviel seligmachende oder die Rettung fördernde Wirkung wird der durch und durch schriftwidrigen menschlich überlieferten Säuglingstaufe (die, in welcher Form auch immer und ob von ungläubigen oder gläubigen Eltern ausgeübt, keine Ähnlichkeit mit der schriftgemäßen Taufe hat) zugeschrieben, auch noch von Gläubigen, die doch durch ihre eigene Bekehrung ihr ganzes Leben verurteilt haben, also auch die an ihnen ohne ihr Zutun geschehene Taufe - wieviel geheimnisvolle Wirkung sehen noch heute nicht nur (selbstverständlich) die Weltmenschen, sondern auch Gläubige in der menschlich überlieferten Art der Abendmahls (sogar Krankenheilungskraft)! oder auch in dem Beten des Vaterunsers (so schön dieses Gebet an seinem Platze auch ist), in der äußeren Zugehörigkeit zu einem nicht von Gott, sondern von sündigen Menschen eingesetzten Priestertum, heilig sein sollenden Gewändern und Gebräuchen, die sich oft nur durch die Anrufung des einen Gottes und Vaters in Christo unterscheiden von alttestamentlichen heidnischen Gebräuchen!
Brüder, Schwestern! Was ist Bekehrung? (Vgl. 1Thes 1,9.10). Kehrtmachen, Sichabkehren von allem, was nicht unbedingt und allein die Schrift, und zwar für uns das Neue Testament, zur Grundlage hat! Sind wir bekehrt? Was sind uns die „Nechustans“, also die menschlichen Überlieferungen der Welt? Jenes eigentliche Nechustan hatte einmal eine Bedeutung gehabt, und für immer war es beiseile gesetzt. Die meisten der heutigen „Nechustans“ sind nur armselige Nachbildungen von unverstandenen und umgedeuteten Dingen der Schrift; aber in sich selbst alle ganz ohne Bedeutung! Warum? Weil Christus da ist und in Ihm das Vollkommene, das Urbild aller altteltamentlichen Symbole (Sinnbilder), der Inhalt aller alten Schattenbilder (Kol 2,16ff., vgl. auch Joh 3,14-16). Wir brauchen nichts Wesenhaftes, Geheimnisvolles neben Ihm, und alle „geschichtlich gewordenen“ Nechustans sind wertlos, alle menschlichen religiösen Traditionen schädlich, weil sie Ihn verdunkeln, alle magischen Vermittlungen (durch Taufe, Abendmahl, Priester, Beichte, „Kirche“ usw). Torheit und Verunehrung Seiner Person, weil Er, Christus Jesus, der einzige Mittler ist. Wir haben Ihn und was Er gesagt hat: Sein Wort, lebendiggeworden für uns durch Seinen Geist. Dieser löst uns von allen „Nechustans“ sowie allen Götzen, sowohl den grob-sinnlichen wie den feinen, geistigen - wenn wir uns lösen lassen wollen! Er zeigt uns die Bedeutung des Kreuzes und des Glaubenblickes auf Christum, Er belehrt uns über dir eine wahre Wassertaufe, die das Begraben derer abbildet, die im Glauben gestorben sind mit Christo (Röm 6) - wie könnte und dürfte also ein nicht glaubenkönnender Säugling getauft werden?! Warum also in gläubigen Familien, gläubigen Häusern solch „Nechustan“ einer irdisch-menschlichen, ja, betrügerischen Überlieferung?! - Er zeigt uns, wer getauft werden soll, wie Er uns auch in köstlichster Weise durch die Feder des Paulus hineinleitet in das Verständnis des keineswegs magisch wirkenden Gedächtnismahles des Herrn (1Kor 11), durch Ihn sind wir zu einem Leibe getauft und in die Gemeinde des Herrn gebracht (1Kor 12,13), Er verklärt uns Christum und ist bemüht, uns in Sein Bild zu verwandeln (2Kor 3,18), Er will uns, wie Hiskia zu seiner Zeit, in das einführen, „was im Anfang war“, dorthin, wo unsere einzige Sicherheit ist: auf den Boden des untrüglichen Wortes Gottes, das zu bewahren und zu halten unsere schönste und fruchttragendste Aufgabe ist (Off 3,8); Er lehrt uns auch rufen: „Komm, Herr Jesu!“ (Off 22,17). Was brauchen wir noch „Nechustans“, grobe oder feine? Brüder, wohin sind wir gebracht, und wo sind wir?! Was ist uns die Welt? Ist sie uns der Schauplatz, wo Er nicht ist, wo Er verworfen ist, hinausgeworfen sogar aus Seiner Stadt? Was wollen wir noch von der Welt? Ihre „Nechustans“ und den Herrn daneben? Oder ist Er uns genug?
O, mein und dein Herz spreche in Anbetung: „Wenn ich nur Dich habe, frage ich nichts nach Himmel und Erde!“ (Ps 73,25). „HErr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens, und wir haben geglaubt und erkannt, daß Du der Heilige Gottes bist“ (Joh 6,68.69).
F. K.