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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen Band 9 -Jahrgang 1923/24
Mt 26 ; Joh 12 - „Zu Seinen Füßen“Mt 26 ; Joh 12 - „Zu Seinen Füßen“
Der Herr saß im Hause Simons. Die dankbare Liebe des einst Aussätzigen hatte Ihm ein Mahl bereitet. Draußen ratschlagte die Welt, Ihn zu töten. Drinnen war die Liebe, draußen war der Haß. Das ist das „Drinnen“ und „Draußen“, wie es noch ist.
Die Liebe drinnen tritt uns in ihrer ganzen Schöne in der Maria entgegen. Sie sitzt zu Seinen Füßen. Da ist ihr Platz. Sie lauscht Seiner Rede. Ihr Herz trinkt Seine Worte. Marthas Herz geht im Dienen auf, Marias Seele hängt an Ihm, dem Sohn der Liebe des Vaters. Sie hat schon auf Erden die Quelle entdeckt, die der Born aller Freude im Himmel ist. Sie trinkt von dem Wasser, das in das ewige Leben quillt. Ihr alles ist Jesus. Der Platz zu Seinen Füßen ist ihre Schule, und Ihn kennen zu lernen ihre einzige Aufgabe. Je mehr sie Ihn anschaut, desto mehr verliert sie das Gesicht für alles um sie herum.
Was sie zu Seinen Füßen dort empfand, das durchlebte später Paulus in seiner Seele. Seitdem sein Auge Ihn geschaut, wünschte er nur eins, Ihn mehr zu erkennen; und um der unübertrefflichen Herrlichkeit der Erkenntnis Christi willen achtete er alles andere für Verlust. So ging es auch Maria. Ihr Auge war nicht mit den Jüngern, nicht mit Simon, nicht mit Lazarus noch mit dem Mahl beschäftigt, sie geht ganz in Ihm auf. Was in ihrem Herzen an Liebe für Ihn ist, das drückt sie nicht in Worten aus, sie nimmt die Flasche mit der echten, sehr kostbaren Narde und gießt sie aus über Sein Haupt und über Seine Füße. Sie nahm das ganze Pfund der kostbaren Narde; sie erwog nicht, ob ein halbes oder ein viertel Pfund genüge, um einen guten Geruch hervorzubringen. Sie gab alles; Er war ihr mehr wert als alles, was sie besaß an Kostbarkeiten. Diese Narde war die stille Sprache ihres Herzens, eines Herzens, zu voll, um in Worten auszudrücken, daß Er ihrer Seele der Kostbarste sei.
Was mußte in dieser Stunde des Hasses jener draußen Seinem Herzen diese Sprache der Liebe sein! Ja, Er empfand es, wenn Er geliebt und wenn Er nicht verstanden würde. Er klagte einst, als Er nicht verstanden wurde: „Niemand kennt den Sohn, als nur der Vater“, und Er fand Seinen Trost darin, daß der Vater Ihn kenne. Aber hier in dem Hause Simons, da war ein Herz, das in die Freude des Wohlgefallens des Vaters an Seinem geliebten Sohn einging. Und was mußte das für den Vater sein, als Seine Augen in dieser Welt des Hasses in diesem stillen Weibe solche Hingabe für den Sohn Seiner Liebe erblickte.
Willst du dich nicht fragen, welchen Platz Er in deinem Herzen hat? Ich frage nicht, wieviel du gleich der Martha mit dem Dienen beschäftigt bist. Der Wert des Dienens wird von Ihm nach dem Maße der Liebe bemessen, die in deinem Herzen zu Ihm ist. Soviel Er dein Herz einnimmt, soviel sitzest du zu Seinen Füßen und bringst du Ihm die Narde deiner Liebe dar.
Dieses Beispiel der Maria hat der Herr für uns in Seinem Worte aufgenommen. Möchten wir die Sprache desselben zu unserem Herzen verstehen! v. d. K.
Erstellt: 01.04.2024 14:36, bearbeitet: 08.10.2024 21:46