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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 17 - Jahrgang 1932
Off 21,1-11 - Eine Betrachtung über den Text
Off 21,1-11 - Eine Betrachtung über den Text (2)Off 21,1-11 - Eine Betrachtung über den Text (2)
(Schluß).
In der kurzen Beschreibung des ewigen Zustandes in unserem Kapitel (Off 21) wird uns gesagt, daß das Erste vergangen sei. Gott ruht in dem Werke Seiner Liebe: „Die Hütte Gottes ist bei den Menschen.“ Gott hat das Ziel Seines Vorsatzes erreicht. Er ist umgeben von den Geschöpfen Seiner Liebe. Sein Herz ist befriedigt, Sein Werk vollendet. Es ist die Ruhe Gottes.
Welch ein Gebiet heiliger Liebe wird uns in den ersten Versen dieses Kapitels enthüllt! Nichts Böses kann mehr hier Eingang finden: „Nicht wird in sie eingehen irgend etwas Gemeines und was Greuel und Lüge tut.“ (Off 21,27) Nicht nur wird dort nichts Unreines gefunden, es kann dort auch nicht eintreten. Unreines war nicht in der ersten Schöpfung, aber es kam herein. Und wie? Der erste Mensch öffnete die Tür dafür. In die neue Schöpfung kann es nicht eintreten. Und warum nicht? Der letzte Adam hat es für immer in den Feuersee eingeschlossen. Gottes Ruhe wird niemals gestört werden. Seine Hütte ist bei den Menschen. Er ist ihr Gott - sie sind Seine Söhne. Er ist nicht als ein Besucher unter ihnen. Das Vaterhaus ist jetzt das Heim Seiner Kinder.
Alles, was von dem ersten Menschen war, ist vergangen, und alles ist neu geworden. Was ist dieses Neugewordene? Auch die Schöpfung in 1. Mose 1 war wundervoll. Die Morgensterne jubelten miteinander, und alle Söhne Gottes jauchzten darüber vor Freude. Aber sie machte kein Menschenherz vor Freude singen. Ein unschuldiger Mensch würde sich an den Werken Gottes in Seiner Schöpfung erfreuen. Aber in dem sündenbedeckten Gebiete des Todes bedarf das arme, beladene Menschenherz mehr als ein Zeugnis der Macht Gottes, um singen zu können. Diese erste Schöpfung zeigt uns das Werk Seiner Finger und Seiner Hand. Die wenigen Verse obigen Kapitels zeigen uns aber nicht das Werk Seiner Finger, sondern das Werk Seines Herzens. Und wenn das Herz des Menschen wie Stein wäre, muß es ihn nicht bis in die Tiefe bewegen, daß Gott jede Träne von den Augen abwischen und daß der Tod nicht mehr sein wird, noch Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz? In dieser Schöpfung wird Gottes Herz, in der ersten Schöpfung Gottes Hand gesehen.
Obgleich in der ersten Schöpfung alles durch die Sünde befleckt ist, vermag unser Auge doch wunderbare Schönheiten in derselben zu schauen. Jedes Seiner Werke preist Ihn. In 1. Mose 1 mußte die „Tiefe“ schwinden, um eine bewohnbare Stätte zu schaffen, auf der Gott den ersten Menschen prüfen wollte. Gutes und Böses, Gehorsam und Sünde, Liebe und Haß konnten sich hier im Menschen auswirken. Hier wurde der erste Mensch durch den Feind Gottes zu Fall gebracht, und hier wurde der ruhelose Verderber in seiner Festung durch den zweiten Menschen überwunden. Hier hat Gott Seine Liebe und die Macht Seiner Gnade enthüllt. Und durch die Botschaft Seiner Gnade errettet Gott in der Kraft des Heiligen Geistes Menschen, deren Herzen so verfinstert, kalt und hart sind, wie sie der Gott dieser Welt nur machen kann. - Diese Welt der Finsternis aber muß zur bestimmten Zeit der Welt des Lichtes und der Liebe Platz machen - der Welt, in der die Herrlichkeit Gottes sich entfalten und in welcher das Licht der himmlischen Stadt strahlen wird und nach der die Glaubensmänner der vergangenen Zeitalter ausschauten. Sie trägt die Herrlichkeit Gottes, sie ist Seine Hütte, Sein Wohnplatz. Es ist kaum nötig, zu erwähnen, daß der erste Wunsch des erlösten Volkes (2. Mose 15,2): „Ich will Ihn verherrlichen“ oder „Ihm eine Wohnung machen“, weit über den Rahmen der Schöpfung in Unschuld hinausging. Dies vermochte allein Christus zu tun. O, daß unsere Herzen es mehr erfassen möchten, was Gott in Christus gefunden hat!
Im zweiten Verse unseres Kapitels (Off 21) lesen wir: „Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, aus dem Himmel herniederkommen von Gott.“ Was ist dies für eine Stadt, die ihren Ursprung nicht von dieser Erde hat? Dieses neue himmlische Jerusalem ist die Braut Christi, Seine Gemeinde, die Er geliebt und für die Er Sich Selbst gegeben hat. Sie bildet die Hütte Gottes, und diese ist bei den Menschen. Die, welche diese Hütte Gottes bilden, sind die Erretteten des gegenwärtigen Zeitalters. Die Menschen, bei denen Er in dieser Hütte wohnt, sind die Erretteten aus allen anderen Zeitaltern. Die Schrift spricht von vielen Familien: von dem Volke Gottes vor der Flut - nach den Patriarchen - dann von den Auserwählten aus Israel - dann von denen, welche nach der Entrückung der Gemeinde gerettet werden - dann von den Familien derer, die in der Zeit der tausendjährigen
Herrschaft Christi auf Erden gerettet werden. Alle diese Familien im Himmel und auf Erden werden alle von dem Vater benannt (Eph 3,15). Gott wohnt in der Hütte und ist umgeben von Menschen. Sein ewiger Ratschluß war, Menschen um Sich zu haben, bei denen Er wohnen wollte. Als Er Sich ein Volk aus Ägypten errettete, machte Er eine Hütte und kam diesen Menschen so nahe, wie Er es nur konnte. Aber es war ein Vorhang zwischen Ihm und ihnen. Hinter demselben konnte Er nicht hervorkommen, und sie konnten nicht hineingehen. Hier ist aber kein Vorhang mehr; sie werden Sein Angesicht sehen. Der Wunsch des Herzens Gottes ist erfüllt.
Wir lesen weiter: „Bereitet wie eine für ihren Mann geschmückte Braut.“ Dieser Urgedanke Gottes kam schon in Adam und Eva zum Ausdruck. Alles auf Erden war Adam unterstellt, und alle Dinge im Himmel und auf Erden sind Ihm, dem letzten Adam, unterworfen, und auch Er hat Seine Eva, die auf immerdar Seine Herrlichkeit mit Ihm teilt.
Hierzu hat Gott uns bestimmt. Wir gehen der herrlichen Zukunft entgegen, Ihm gleich zu sein. Jetzt ist noch vieles in einem jeden von uns, was Ihm sehr ungleich ist. Vieles wird noch vom ersten Menschen an uns gesehen, aber Gott hat angefangen, Christus in uns zu gestalten, und Er wird vollenden, was Er angefangen hat, selbst an unserem Leibe. „Wie wir das Bild dessen von Staub getragen haben, so werden wir auch das Bild des Himmlischen tragen.“ (1Kor 15,49) Durch den Heiligen Geist ist das Leben Christi uns mitgeteilt. Gott macht uns nicht mit dem, was von Adam ist, eins, sondern mit Christo. Vielleicht fragst du: „Was ist es aber mit dem, was vom ersten Menschen stammt?“ Das ist von Gott im Kreuze Christi gerichtet worden. Alles, was von Adam ist, ist durch den Tod Christi für immer von Gott entfernt. Unser alter Mensch ist mit Christo gekreuzigt worden. Dies ist es, was Gott getan hat, und ich habe das, was Gott schon gerichtet hat, auch in mir zu richten, wenn Christus in mir sichtbar werden soll. Niemand denke, daß, weil Gott alles, was vom Fleische ist, schon gerichtet hat, wir nun leicht darüber hinweggehen könnten. Es muß von uns gerichtet und in der Kraft des Geistes ständig im Tode gehalten werden. „Ja“, sagst du, „das Fleisch aber gelüstet wider den Geist.“ Gewiß, aber beachte den 24. Vers von Gal 5, dort heißt es: „Die aber des Christus sind, haben das Fleisch gekreuzigt samt den Leidenschaften und Lüsten.“ Und das ist es, was praktisch durch den Glauben verwirklicht wird.
Wenn auch das in Offenbarung 21 Gesagte noch nicht tatsächlich in Erscheinung getreten ist, so stehen wir doch schon auf dieser neuen Grundlage; wir sind nicht mehr im Fleische, sondern im Geiste, und sind nicht mehr auf der Grundlage des ersten Menschen, sondern sind mit Christus verbunden und suchen und pflegen das, was Christus in uns ist. Gott hat unser Auge und Herz für den Menschen geöffnet, der Sein Wohlgefallen hat, und wir ziehen Ihn jedem anderen Menschen vor. Der Schächer war einer der schlechtesten Menschen, und wir können gut verstehen, daß ein solcher Mensch Christus sich selbst vorzog. Aber auch Paulus zog Christus sich selbst vor, obgleich er, wie die Welt sagen konnte, der beste Mensch war. In Phil 3 spricht Paulus von allem, was Wert für den ersten Menschen hat, und er achtet dieses alles für Dreck im Vergleich mit Christus. Wenn Christus vor meinem Auge steht, so werde ich mich selbst verabscheuen, aber sonst nicht.
Möchte Christus vor unserem Herzen stehen! Laßt uns in die Gedanken Gottes über Christus eingehen und in Gemeinschaft mit Seinem Herzen sein! Er will uns Seinem Bilde gleich gestalten. Christi Schönheit soll auch in uns gesehen werden, damit Er Sein Wohlgefallen auch an uns haben kann.
Der herrliche Tag der Ewigkeit, wie er uns in dem 21. Kapitel der Offenbarung gezeigt wird, ist sehr nahe. In Kürze wird die gegenwärtige Welt der zukünftigen Welt Platz machen, in der Gott in dem Werke Seiner Liebe ruhen wird. Möchte das Licht jener Welt schon jetzt so in unser Herz leuchten, daß Christus uns alles in allem sei, so wie Er es für Gott ist!
B-d. (A. v. d. K).