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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen Band 23 - Jahrgang 1938
Die Gleichnisse des Herrn in Mat 13
Mt 13,33 – Der SauerteigMt 13,33 – Der Sauerteig
Dem Gleichnis vom Sauerteig ist dasselbe Unrecht geschehen wie dem vom Senfkorn. Man hat hineingelesen, was der Herr nie sagen wollte. Nach bekannter Auslegung ist das Mehl die Welt, in die das Weib (die Gemeinde) etwas Sauerteig (der den Einfluß des Evangeliums darstellen soll) hineinmischt. Der Sauerteig beginnt nun seine gute Wirkung und durchdringt das Ganze. Er macht also alles christlich! Wäre aber der Sauerteig in Wirklichkeit der Einfluß des Evangeliums, dann müßte man doch den Erfolg als geradezu arm bezeichnen, denn es gibt in den 1900 Jahren bis heute weder christliches Land, Volk, noch Stadt, ja, nicht einmal ein Dorf, in dem alle Bewohner wirklich aus Gott geboren worden sind.
Das Gleichnis zeigt unseres Erachtens das Gegenteil. Es lehrt, wohin die bekennende Christenheit gekommen ist.
Was bedeutet der Sauerteig? Die Zuhörer des Gleichnisses wußten alle, was der Herr mit dem Bilde des Sauerteiges meinte. Als Juden wußten sie, daß der Sauerteig in der Schrift ausnahmslos das Bild bösen Einflusses ist. Beim Passahmahl war der Gebrauch des Sauerteiges streng verboten (2. Mose 12,14-28). Auch bei allen Feueropfern war Sauerteig strengstens verboten. (3. Mose 2,11). Wenn der Herr Jesus an anderen Stellen vom Sauerteig redet, so meint Er stets das Böse. Er redet vom Sauerteig der Pharisäer, der Heuchelei ist. (Lk 12,1). Weiter redet Er vom Sauerteig des Herodes, der Weltliebe darstellt (Mk 8,15). Auch redet Er vom Sauerteig der Sadduzäer, der Unglaube ist (Mt 16,6.11). Paulus schreibt auch vom Sauerteig, aber auch nur als von etwas Bösem. Den Galatern schreibt er, daß ein wenig Sauerteig den ganzen Teig durchsäuere (Gal 5,4.8.9). Paulus nannte jene Vermischung der Galater von Gesetz und Gnade Sauerteig. In 1Kor 5,6-8 mußte er bei den Korinthern Lauheit in der Gemeindezucht rügen. Sie duldeten das Böse, das Paulus auch Sauerteig nannte. In keiner Stelle meint die Schrift unter dem Einfluß des Sauerteiges etwas anderes als das Böse. Die Jünger, die nicht einmal die verhältnismäßig einfachen ersten zwei Gleichnisse verstanden, sondern um Auslegung baten, sagten aber hier, daß sie das Gleichnis verstanden hätten (Vers 51). Nie aber hätten sie es verstanden, wenn der Herr entgegen der üblichen Anwendung des Ausdrucks „Sauerteig“ etwas Gutes gemeint hätte. Nur Feuer kann den Gärungsprozeß des Sauerteigs aufhalten. Das wird geschehen, wenn der Herr das
Weib, das hier den Sauerteig in das Feinmehl tut, mit Feuer verbrennen wird.
Wer ist das Weib im Gleichnis? In den drei vorhergehenden Gleichnissen sahen wir stets den Mann als Handelnden, hier aber ist es ein Weib. Der Herr hat in der Gemeinde das Weib vom Dienst am Wort ausgeschaltet (1Kor 14,34; 1Tim 2,12). Hier aber ist es das Weib, das wirkt. Das Weib ist keine andere als jene in Thyatira (Off 2,20), jene aus dem Lande Sinear (Sach 5), die wir am Ende als die große Hure benannt finden (Off 17). Sie verdirbt das Mehl mit ihrem Sauerteig. Als z. B. Abraham dem Herrn ein Mahl machte, nahm er drei Maß Feinmehl und ein Kalb. Beide sind Sinnbilder der Person und des Werkes Christi. Der Herr, der Sich das Weizenkorn nennt, das in die Erde fiel und starb, brachte viel Frucht, d. h. viel Feinmehl, um der Menschheit das Brot des Lebens zu geben. Das Weib aber macht solches daraus, das der Gläubige ausfegen soll, Sauerteig. (1Kor 5,7).
Die geschichtliche Darstellung. Im Gleichnis des Senfkorns sahen wir die Entwicklung der Christenheit nach außen, ihre mächtige Entfaltung, die sie annahm, als sie sich mit der Welt unter Konstantin verband. Dieses Gleichnis aber zeigt uns die innere Entwicklung der Christenheit. In diesem Gleichnis sowie im Sendschreiben an Thyatira sehen wir in beiden Fällen das Weib. Beide, das Gleichnis und das Sendschreiben, bilden die mittleren von den sieben. Das Weib im Gleichnis und die Isebel im Sendschreiben machen ihren ganzen Einfluß durch böse Belehrung geltend. An Stelle des nackten Glaubens an den Herrn und Seine Erlösung traten all die Werke des Menschen, die ihn selig machen sollten. Die Wirkung des Evangeliums ist ganz anders, sie erweist sich nicht als Masse, sondern am einzelnen Herzen. Die Wiedergeburt ist die Wirkung am einzelnen Menschen. Das Weib aber hat durch ihren verderblichen Einfluß alles durchseucht. Der Prozeß der Wiedergeburt geht nicht allmählich und an der Masse, sondern schnell und persönlich am einzelnen vor sich.
Bis daß die ganze Masse durchsäuert ist. Der ganze Teig ist immer noch nicht ganz durchsäuert. Dem steht nämlich ein Hindernis im Wege, das ist die Gemeinde inmitten dieser Welt.
Mächtiglich wirkt das Geheimnis der Bosheit, aber solange die Gemeinde da ist, kann es sich nicht vollkommen entfalten (2Thes 2,1-12). Bald aber wird die Gemeinde entrückt werden, und nachher kann sich der Sauerteig vollends entwickeln und die ganze Masse durchsäuern, bis das Feuer von oben ihm Einhalt gebieten und das Weib und ihr ganzes System verbrennen wird. Das wird geschehen beim Gericht über Babylon. (Off 17).
Erstellt: 25.05.2024 15:42, bearbeitet: 28.10.2024 13:58