verschiedene Autoren
Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 19 - Jahrgang 1934
Wie kam es? (6)Wie kam es? (6)
(Fortsetzung).
In der letzten Lieferung betrachteten wir die Gründe, infolge deren Achan, Eva und das Ehepaar Ananias und Sapphira nicht das ihnen von Gott gesetzte Lebensziel erreichten, sondern schmählich zu kurz kamen und so, statt gute Vorbilder zu sein, nur ein trauriges Bild darbieten, so recht als Beweise für die geistliche bleibende Wichtigkeit des uns gleichsam vom Hintergrund aus immer neu beschäftigenden Wortes: „Wer da stehe, der sehe wohl zu, daß er nicht falle!“ (1Kor 10,12) Wenn wir die nun schon betrachteten Typen miteinander vergleichen, so drängt sich uns stets mehr der Eindruck auf, wie so ganz anders das Leben dieser Menschen hätte verlaufen können, wenn sie weise gewesen wären, nämlich weise durch das Wort Gottes, das ihnen nicht verborgen war, das sie aber eben nicht so beachteten, wie es dies verdient. Was Gott sagt oder uns sagen läßt, ist unendlich viel wichtiger als was der Teufel, die Welt, das Fleisch zu sagen hat oder sich einbildet, uns sagen zu dürfen. Hier sei noch einmal an das in letzter Lieferung am Schluß betonte Wort erinnert: Ps 119,11: „In meinem Herzen habe ich Dein Wort verwahrt, auf daß ich nicht wider Dich sündige.“ Ja, hätten sich z. B. das Weib, die Eva, und Adam nur nach dem Worte Jehova Gottes gerichtet, wären sie gehorsam gewesen, - wie anders wäre ihr Leben verlaufen, wie anders aber auch wären die Folgen für die Menschheit gewesen! (Vgl. Röm 5,19)!
Ja, „der Ungehorsam des einen Menschen“ - was hat er uns eingetragen! Und Ungehorsam war es bekanntlich bei Saul, den wir als ersten betrachteten, und Ungehorsam war es auch bei dem Manne, den wir uns jetzt ein wenig ansehen wollen und der, obwohl er nicht zu den Gläubigen gehört, doch auch uns Gläubigen viel zu sagen hat, können wir doch aus allem lernen, was geschrieben steht. Dieser Mann den wir uns jetzt in schlichten, einfachen Belehrungen vor Augen stellen wollen, ist Herodes, d. h. nicht Herodes der Große, berühmt und berüchtigt durch die Zeit der Geburt des Herrn unter seiner Herrschaft in Israel und durch seinen grausamen Kindermord (Mt 2), sondern dessen einer Sohn Herodes Antipas (vgl. meinen Aufsatz „Hütet euch vor dem Sauerteig“, fortl. in Bd. 16, und da wieder Seite 199ff. „Sauerteig des Herodes“). Über diesen Herodes lesen wir des öfteren in den Evangelien, so u. a. in Mt 14, aber besonders ausführlich in Mk 6. Es ließe sich nun sehr viel sagen über das schlechte Gewissen des Königs, wie es aus seiner Redeweise V. 14 und 16 hervorgeht, sowie über seine spiritistische „Gläubigkeit“, daß ein aus den Toten Auferstandener „solche Wunderkräfte“ habe, aber über diese und andere Punkte (gottloser Eid z. B.)! zu schreiben ist jetzt nicht meine Aufgabe, auch nicht über das verderbliche Wirken des Weibes auch hier in dieser Geschichte usw. Der Vers vielmehr, in dem sich das ganze Wesen dieses zwiespältigen Charakters, der wirklich gar keinen rechten eindeutigen Charakter hatte, zeigt, ist V. 20. In den acht Punkten dieses Verses offenbart sich alles; aus ihnen sehen wir klar, warum und wieso es mit der Folgerichtigkeit des Teufels zu dem grausamen, boshaften, scheußlichen und hinterlistigen Verhalten dieses Mannes gegen den treuen Johannes den Täufer kommen mußte. Und mit diesem Verhalten war das Verderben des Herodes, wie ich für bestimmt glaube, besiegelt; für ihn gab es kein Zurück mehr, keine Rettung, keine Gnade. Hätte sonst nicht vielleicht der Herr doch wenigstens mit einem Worte ihm gedient? Aber Er hielt ihn keines Wortes (mehr) für würdig! (Lk 23,9)! Eine kurze Kennzeichnung von V. 20 möge folgen: Die Herodias konnte eine Zeitlang ihr teuflisches Ziel nicht erreichen, da Herodes, Punkt 1, den Johannes „fürchtete“! Fürchtete er ihn ehrfürchtig, oder fürchtete er seine strafenden Worte, oder beides, oder wie fürchtete er ihn? Einerlei: er fürchtete ihn! Wie so oft Ungläubige eine ihnen schier unheimliche Scheu vor Gläubigen haben, so daß sie in ihrer Gegenwart keine faulen Witze wagen und sich am liebsten davonmachen, wenn Gotteskinder ins Zimmer treten. Ein gutes Zeichen für das Wesen und den Wandel solcher Gläubigen! - 2. „da er wußte ...“ Er wußte etwas über und von Johannes! Keine Unsicherheit betr. dessen Person und deren Wirken war bei ihm. Diese Person flößte Wissen ein; man war sich klar über ihn und den Ernst seinem Worte und seines Handelns. Geliebte - nur nebenbei! - wissen die Menschen um uns? Wissen sie von uns? Was? Gutes? - Schlechtes, Nachteiliges? Daß wir doch den Menschen keine Rätsel aufgäben durch unser Verhalten, indem am Ende Wort und Werk bei uns auseinanderklaffen könnten hinsichtlich dessen, was man von uns hört und an uns sieht! - Was wußte Herodes von Johannes? Daß er 3. ein gerechter und 4. heiliger Mann war! Wunderbar, was er wußte! Ein (3). gerechter Mann war Johannes, ja, gerecht in seiner Handlungsweise wie in seiner Predigt! Dafür nur je ein Beispiel: Bei seiner Bußpredigt hatte er keinen Unterschied gemacht zwischen den Berufen wie zwischen Hoch und Niedrig (siehe Lk 3,10-14); und wie hatte er mit den religiösen Größen jener Zeit geredet! „Otternbrut!“ (Mt 4,7), und hatte er wohl vor der Person des Herodes Antipas haltgemacht? Keineswegs, wie ja gerade Mk 6,18 zeigt: „es ist dir nicht erlaubt, das Weib deines Bruders zu haben!“ Aber er wußte auch (4)., daß Johannes ein heiliger Mann war, heilig = für Gott abgesondert in seinem Tun und Lassen. Dafür Beispiele zu nennen erübrigt sich, aber man denke an seine Demut (Joh 1,19ff)., an seine Zurückgezogenheit von den Freuden der Welt, an sein Auftreten usw.! Brüder und Schwestern! Wie redet das doch alles zu unseren Herzen und Gewissen! Was sehen die Leute an uns? Wie schätzen uns gerade die ein, denen wir die Wahrheit sagen mußten? Gerecht und heilig? - 5. „Er verwahrte ihn“, er gab acht auf ihn; man kann vielleicht auch sagen, daß Herodes, im Blick auf die Feindschaft der Herodias gegen den Johannes, ihn in Schutzhaft gehalten habe, damit sie nicht an ihn heran konnte, um sich zu rächen, wie sie wollte. Also war's doch ein schöner Zug bei ihm? Ja, natürlich „schön“, gerade so, wie man's oft findet in der Welt: Mischmasch im Wesen, Grausamkeit mit gelegentlicher Güte vermischt und dergleichen? Aber vielleicht noch besser: er gab acht auf ihn! - ja - nur leider nicht genügend! - 6. „Wenn er ihn gehört hatte ...“ Also: er hörte ihn! Man denke - welche Gnade für diesen gottlosen Mann: er durfte sich rühmen (sicher rühmte er sich gerne)!, den Johannes zu hören! Johannes, wenn auch schon der Gefangene der Feste Machärus, war doch sozusagen der Hofprediger des Königs. Und wie zu allen Zeiten die Könige der Erde sich dann und wann einmal tüchtig die Wahrheit sagen ließen (aber unverbindlich für sie)!, so er auch! Er hörte ihn! O Geliebte: hören auch wir ihn? Wen? Den Johannes? Ja, z. B. in Evang. Joh 1,35-37 oder 3,30 usw.? Aber mehr: hören wir den Herrn Jesus? Wie es heißt, d. h. wie Gott Selber sagt: „Ihn höret!“ (Mt 17,5; Lk 9,35) Aber der Herr sagt auch: „Sehet zu, wie ihr höret!“ (Lk 8,18) und „Sehet zu, was ihr höret!“ (Mk 4,24), und Er sagt ferner: „Höret Mich alle und verstehet!“ (Mk 7,14) Es ist eine große Verantwortung, hören zu dürfen, aber es kommt darauf an, ob wir mit hörenden Herzen hören, und auch, ob wir nach dem Rechten hinhorchen oder nach Falschem, nach „Falschpropheten“ (Mt 7,15 usw)., und ob wir verstehen wollen und noch mehr, ob wir tun wollen, gehorchen wollen! Jak 1,22! - 7. Und Herodes? - o „er tat vieles, wenn er ihn gehört hatte“! Manche Reform in seinem Lande mochte der Predigt des Johannes zuzuschreiben sein! Manche „moralische Anwandlung“ mochte sich unter dem Eindruck der Worte des großen „Predigers der Wüste“ in des Herodes Leben geltend gemacht haben! Mancher erbärmliche Wicht in des Königs Umgebung mochte zusammengeschreckt sein, wenn der oft tieferschütterte König anfing, sein Leben zu bessern und zu verlangen, daß seine Höflinge es auch täten! „Ja, wir müssen uns bessern!“ Wie mancher hat unter den wuchtigen Schlägen geistgesalbt verkündeten Wortes dies schon bekannt und zugegeben! Und es ist nicht mal immer nur dabei geblieben! Manchmal ist wirklich manches geschehen durch die Predigten großer, wahrer Prediger an der Könige Höfe. Aber, aber ...! Aber, wenn er auch „vieles“ tat - er tat nicht alles, er tat nicht die Hauptsache, er tat nicht das, was des Johannes Lebenszweck in seinem Wirken war: er tat nicht Buße! Und wenn er auch 8. den Johannes gern hörte, so war dies Gernhören doch vielleicht nur eine Art Selbstbetrug, eine Art Ausweichen vor der Ganzheit der geforderten Umkehr. „Vieles“ tun - „gern“ hören paßt psychologisch so gut zusammen; nicht gern hören, weil man alles, die Hauptsache, Buße tun muß und schließlich auch tut - das ist eine bessere Zusammenstellung; aber das geht der Natur entgegen; doch „geht's der Natur entgegen, so geht's, wie Gott es will!“ - aber das ist und war nicht nach des Königs Geschmack - und darum mußte es dazu kommen, daß das Haupt des treuen Predigers fiel, freilich unter besonderen Umständen, auf die ich nicht einzugehen brauche (hier) - genug, er ward enthauptet! Warum? Weil Herodes, sein König, kein ganzer, gehorsamer Mann war, sondern weil er schielte nach der Welt, weil er mit Augenlust liebäugelte, weil er sich aus Menschenurteil etwas machte, statt wahrhaft gottesfürchtig zu sein („um derer willen, die mit zu Tische lagen“, V. 26), weil er spielte mit seinem Reich (V. 23) und mit Gottes Gedanken, deshalb scheiterte er - aber alle diese bösen Eigenschaften sprangen hervor aus der einen: Er tat vieles, aber nicht die Hauptsache, er tat nicht Buße, bekehrte sich nicht, und so mußte ein Böses nach dem anderen aus seinen Sünden hervorgehen ... Es ist bei uns nicht anders, auch wenn wir längst gläubig sind: Der Ungehorsam bringt manche böse Folgen mit sich, Vieles tun, aber die Hauptsache unterlassen, ist sehr gefährlich, weil es auch zur Selbstbespiegelung führt und mit der Selbstsucht nie aufräumt. Und so kam es bei Herodes, einem Manne, der das Heil leicht hätte ergreifen können, wenn es ihm ernst gewesen wäre, der aber seine Vorrechte verscherzte, nicht Buße tat und somit um eines lüsternen Tanzes willen das Haupt des Johannes fallen macht und sein eigenes Geschick mitbesiegelt. Möge der Herr Gnade schenken, daß wir Gläubige aus dieser sehr einfachen Geschichte lernen, uns nicht selbst zu betrügen, nicht zu denken, daß uns nichts Schlimmes geschehen könne, da wir ja gläubig seien, wir könnten wandeln, wie wir wollten! Viel würden wir einbüßen, und viel würden wir auch anderen im Wege sein. Darum gehorsam Seinem Worte, lieber nicht vieles tun, sondern weniges, aber die Hauptsache (die jeweilige) dabei! Der Herr gebe uns Licht und Weisheit! -
Für heute will ich's bei den schlichten Belehrungen, die uns der unglückliche Herodes gibt, bewenden lassen, jener Mann, der seinen Geburtstag so feiert, daß er statt, wie es sonst oft vorkommt, an solchem Freudentage eine Amnestie (Strafnachlaß) auszurufen, vielmehr an demselben seinem besten und vielleicht einzigen Freunde hienieden den Garaus macht! So erreichte der Teufel sein Ziel - aber wäre Herodes den Worten des Johannes restlos gefolgt, so wäre ihm solch schauerlicher Racheakt - eigentlich der Herodias, aber unter seiner Verantwortung! - erspart geblieben. Aber auch ihm gilt: „Du hast nicht gewollt!“- Und wir? sind wir gehorsam und treu? 1Kor 10,12! Der Herr segne uns Sein ernstes heiliges Wort!
F. K. (Fortsetzung folgt, s. G. w).