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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen Band 13 - Jahrgang 1928
Mancherlei kleine Winke für Schriftforscher
Mancherlei kleine Winke für Schriftforscher (3)Mancherlei kleine Winke für Schriftforscher (3)
Mein Aufsatz in Lieferung 1 d. J. hat wegen der Betonung der Zahlen in der Schrift und der Deutung derselben bei den einen Freude und rege Zustimmung ausgelöst, bei anderen Befremden und Ablehnung. Zunächst möchte ich weiteres über dieses mir nach wie vor sehr kostbare Gebiet der Schrift in den „Handreichungen“ nicht mehr bringen.
Auf Wunsch aber des Schriftleiters des ersten Teils der „Handreichungen“ möchte ich heute noch einen abschließenden kleinen Aufsatz zur Prüfung vorlegen, in dem ich die wesentliche Frage der Gegner jener Methode der Schriftforschung zu beantworten suche, die nach dem Schriftgrund für die angenommene Bedeutung der Zahlen.
Die Frage ist etwa so zu formulieren: Wo steht in der Schrift buchstäblich, daß z. B. die Zahl 7 die Zahl der Vollkommenheit in Gottes Gedanken mit uns oder daß die Zahl 10 die der menschlichen Verantwortlichkeit oder die 4 die Zahl der Vollständigkeit bezüglich der geschaffenen Welt ist usw.?
Ich möchte zur Beantwortung mit einer Gegenfrage aufwarten: Wo steht in der Schrift buchstäblich, daß das Matthäus-Evangelium uns den Herrn als den König, Markus Ihn als Knecht, Lukas Ihn als Menschen kennzeichnet?
Nicht wahr, buchstäblich steht das nirgends! (Doch siehe Hes 1,10 u. Off 4,7)! Aber woher wissen wir es denn? Wie können wir damit so selbstverständlich umgehen? Wir wissen es aus der Schrift selber, also durch Offenbarung. Die einzelnen Schriftteile, in diesem Falle die drei synoptischen Evangelien, enthalten jeweilig in besonderem Maße solche Züge des Herrn , daß wir zu obiger Erkenntnis gedrängt werden. Im vierten Evangelium ist dies in noch viel deutlicherer Weise der Fall; es zwingt uns geradezu, Ihn als den Sohn, das fleischgewordene Wort, zu sehen.
Genau so, wenn auch gewiß nicht so einfach, ist es mit den Zahlen. Man nehme eine Konkordanz zur Hand und betrachte sämtliche Stellen mit der 4; man wird dann zu dem Urteil kommen - d. h. wenn man überhaupt in den Zahlen mehr sieht als die äußeren Ziffern -, daß die vier Winde (Mt 24,31 z. B)., die vier Himmelsrichtungen (z. B. 1Mo 13,14), der viererlei Acker (Lk 8) usw. die irdische Vollständigkeit andeuten. Gewiß, feste einseitige Behauptungen aufzustellen steht uns nicht zu, aber aus der Schrift diese Erkenntnis zu gewinnen ist doch erlaubt und gesegnet! Wenn andere das nicht anerkennen wollen - gut, aber wer in diesen Dingen Forschungen anstellt, der bekommt Eindrücke von der Harmonie und „mathematischen Genauigkeit“ der Schrift, daß er aus dem Staunen nicht herauskommt und die allerklarsten „Beweise“ für ihre Wahrheiten findet. Man mache nur einmal solche Versuche, z. B. auch mit der 2, der Zahl der kleinsten Gemeinschaft und der Zeugenschaft, und bilde sich selber ein Urteil! Die 6 ist ja ziemlich leicht als Zahl des Menschen erwiesen aus Off 13,18, aber wie leicht z. B. auch aus den sechs Arbeitstagen!
Bezüglich mancher Zahlen kann man gewiß verschiedene Erkenntnis haben, so bezüglich der 5 (vergl. den Aufsatz „Drei und Fünf“ von Fr. Btchr. in Jahrb. 9, S. 206), aber wir forschen doch auch über andere Gebiete, ohne immer ein sofortiges feststehendes eigenes Urteil zu haben! Woher wissen wir z. B., daß der Prediger, daß das Hohelied, Esther u. a. inspiriert („gotteingehaucht“) sind (d. h. natürlich abgesehen davon, daß sie im alttestamentlichen Kanon enthalten waren, was an sich schon genügend Beweis ist)? Wo steht‘s buchstäblich? Wir wissen es durch die Offenbarung der Schrift aus ihr selbst heraus, aus ihrem Wesen heraus, wir wissen alles überhaupt „nur“ durch Offenbarung; wenn Gott Sich uns nicht offenbarte, wüßten wir gar nichts über Ihn und Sein Wort - aber enthebt uns das des sorgfältigen Forschens? Der Herr sagt, daß die Schrift von Ihm zeugt (Joh 5,39) - forschen wir nicht darüber nach und finden stückweis Herrlichkeiten? Wir finden Ihn z. B. in den Vorbildern des Alten Testaments, aber ehe einer Ihn z. B. in Jephta findet - in Joseph ist's leichter, Ihn zu sehen -, da muß er doch gründlich forschen und dann - Herrlichkeiten überall! Ich bin überzeugt, daß wir Ihn auch in Zahlen finden, aber wenn Forschungen auf diesem und jenem Gebiet nicht wiedergegeben werden können, ohne als („interessante Meinungen“) neben der Schrift stehend, nicht in ihr begründet angezweifelt zu werden, wie kann es dann je Erkenntniserweiterungen geben?! In der Schrift liegt unendlich vieles nicht an der Oberfläche!
Auf diesem Gebiete haben wir nicht klar umrissene, gehorsam zu befolgende Lehren und zu beobachtende Grundsätze; hier können wir nur schürfen und prüfen, wobei der eine dieses, der andere jenes entdeckt und nicht jeder alles sich zu eigen machen kann, da seine Erkenntnis nicht so weit oder auch weiter reicht. Es war auch von vornherein nur mein Gedanke, durch „Winke“ (nicht durch Lehren) zum Forschen auf diesem oder jenem Gebiet anzuregen, und ich bin dessen sicher: Mancher wird dieser Anregung betreffs der Zahlen-Erforschung gefolgt sein. Alles sei zu Seiner Ehre! „Mein Teil, Jehova, habe ich gesagt, ist, Dein Wort zu bewahren!“ (Ps 119,57).
F. K.
Erstellt: 20.03.2024 14:05, bearbeitet: 01.11.2024 19:39