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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 23 - Jahrgang 1938
1Sam 2,12-17 – Ewigneues Altes Testament, Gedanken zum 1. Buch Samuel, Die Söhne Elis1Sam 2,12-17 – Ewigneues Altes Testament, Gedanken zum 1. Buch Samuel, Die Söhne Elis
Es gibt wohl keine traurigeren Gestalten als die gottlosen Söhne frommer Menschen. Oft genug entschuldigt man das Verhalten solcher jungen Leute mit dem Hinweis, sie seien zu streng und eng erzogen worden, und ihre Sünde sei die Reaktion auf eine allzu stramme häusliche Erziehung. Heutzutage ist dieser Erziehungsfehler wohl selten. Auf jeden Fall sehen wir, daß bei Hophni und
Pinehas das Gegenteil Wirklichkeit war. Eli wird getadelt, weil er seinen Söhnen nicht gewehrt habe, obwohl er sie ernstlicherweise ermahnt hatte, von ihrem Treiben abzulassen (V. 24.25). Es wird von ihm gesagt, er habe seine Söhne mehr geehrt als Gott (V. 29). Wahrscheinlich hätte er ihnen den Dienst im Tempel untersagen müssen. Aber welcher Vater stellt seine Söhne öffentlich bloß? Als ich einmal über den „verlorenen Sohn“ im Alten Testament sprach (5Mo 21,18-21), von dem es heißt, daß sein Vater und seine Mutter ihn außerhalb des Lagers hinausführen sollten, damit er gesteinigt werde, fragte mich ein Vater von Söhnen: „Hat das jemals ein Vater getan?“ - Wir können mit Eli fühlen. Wie groß ist doch die Schuld dieser gottlosen Söhne! Ihretwegen liegt der alte Mann, der angstvoll am Wege saß, nach einem Boten ausspähend, dahingestreckt mit gebrochenem Rückgrat und gebrochenem Herzen im Tore Silos (Kap. 4,18). Schändlich ist's, wenn ein junger Mensch, der durch sein schlechtes Benehmen sich den „Fluch Gottes zugezogen“ hat (Kap. 3,13), hinterher seine betende Mutter, seinen frommen Vater für sein Elend verantwortlich macht. Er lernte seine Sünden doch wahrlich nicht im Elternhause. Möge er aufrichtig sein und bekennen, daß er sich selbst den Fluch zugezogen hat!
Wie gefährlich war für den kleinen Samuel diese Umgebung von Priestersöhnen, die die Opfergaben verachteten und der Heiligkeit Gottes spotteten! Sicher erfuhr Hanna bei ihren jährlichen Besuchen von dem Treiben der Söhne Elis, so oft sie ihrem Kind sein neues Oberkleid brachte. Sie wird gewiß manchmal mit bekümmertem Herzen nach Hause gegangen sein. Doch Gott sei Dank, es gibt eine „bewahrende Gnade“. Sie hatte ihr Kind Gott übergeben, und unter Seinem Schutz wußte sie Samuel wohl verwahrt.
Zum Nachdenken: Es gibt keinen Fleck Erde, der so heilig ist, daß Sünde nicht dort hinkommen könnte.
Ein Mann Gottes straft Eli
(Kap. 2,27-36)
Was hier von dem Knaben Samuel (V. 26) gesagt wird, wird später von dem Knaben Jesus gesagt (Lk 2,52). Jeder nahm zu in der Gnade bei Gott und Menschen, obwohl Samuel damals
Gott noch nicht persönlich kannte (Kap. 3,7). Das kam erst später. Gott bereitete ihn vorerst zu für seine Lebensaufgabe. Auf ihn können wir auch wohl das dem Cyrus gesagte Prophetenwort anwenden: „Ich gürtete dich, und du kanntest mich nicht.“ (Jes 45,5). Auch wir dürfen erfahren, daß der gnädige Gott die Schritte junger Menschen, ja, von Kindern lenkt, ehe Er Sich ihnen persönlich offenbart.
Der Vorwurf, den der ungenannte Mann Gottes Eli macht, offenbart uns etwas von den Grundsätzen der Wege Gottes mit dem Menschen.
1. Die Ehre Gottes geht den nächsten natürlichen Verpflichtungen voraus (Vgl. Lk 14,26). Eli hatte mit angesehen, wie seine Söhne die Opfergaben entheiligten, wie sie das Schlachtopfer mit Füßen traten und „sich mästeten von den Erstlingen aller Opfergaben“ (V. 29). Als Hoherpriester war er so mitschuldig. Er duldete, daß die Leute die Opfergaben verachteten. (V. 17).
2. „Die Mich ehren, werde Ich ehren, und die Mich verachten, werden gering geachtet werden.“ (V. 30).
Je gottloser ein Mensch ist, desto größer denkt er meist von sich selbst, aber Gott schätzt ihn anders ein. Der Grundsatz, der in dem Wort zum Ausdruck kommt: „Die Mich ehren, werde Ich ehren“, kann allgemein angewandt werden. Z. B.: Wer am Tage des Herrn seinen eigenen Geschäften nachgeht, kann vielleicht dadurch verdienen, aber nur an materiellen Gütern. Was höher ist als Geld und Gut: Herzensfrieden, Gewissensfrieden, wird Gott einem solchen nicht schenken. Er wird ihn nicht dadurch ehren, daß Er ihm Sein Heil zusichert. Wahrscheinlich wird ein solcher aber auch äußerlich nicht viel Nutzen haben. Die Erfahrung hat gezeigt, daß bei einer Arbeit ohne siebenten Ruhetag nicht mehr geleistet wird, als wenn nur sechs Tage hintereinander gearbeitet wird. Wer Gott nicht ehrt in seinem Trachten, zu Reichtum und Ehre zu gelangen, wird am Ende finden, daß er einen trügerischen Gewinn davonträgt. Es ist besser, arm und von Gott geehrt zu sein, als reich zu sein und zu leicht von Ihm erfunden zu werden.
Zum Nachdenken: Es ist des höchsten Preises der Welt wert, die Ehre, die vor Gott gilt, zu gewinnen.
Der Herr ruft Samuel
(Kap. 3,1-10)
Wenn in Vers 3 von dem Tempel Jehovas die Rede ist, so ist damit natürlich die Stiftshütte gemeint, die einst am Berg Sinai errichtet und dann vierzig Jahre lang von den Kindern Israel durch die Wüste getragen wurde. Jetzt stand die Stiftshütte in Silo. Der erste Tempel wurde bekanntlich von Salomon erbaut. Das war hundertfünfzig Jahre später.
Die Tatsache, daß, wie wohl aus Vers 3 gefolgert werden kann, die „Lampe Gottes“, d. h. das Licht des siebenarmigen goldenen Leuchters, nachts erlosch, zeigt uns, daß nicht nur Gottes Gebote bei den Opfergaben mißachtet wurden, sondern daß auch der gesamte übrige Tempeldienst in Unordnung geraten war. Wir lesen 2Mo 27,20, daß die Israeliten die Lampe beständig brennend erhalten sollten.
Die Zeit war jetzt gekommen, daß der Herr Sich dem Tempelkind, Hannas geliebtem Sohn Samuel, offenbaren konnte. Dieser Zeitpunkt muß im Leben eines jeden Dieners Gottes kommen. Es macht uns Mut, zu sehen, daß Gott Sich auch Kindern offenbaren kann. Dieses Tun Gottes stimmt ganz mit der Freude des Herrn überein, von der Lk 10 berichtet. Wir lesen da in Vers 21: „In selbiger Stunde frohlockte Jesus im Geiste und sprach: Ich preise Dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, daß Du dies vor Weisen und Verständigen verborgen hast, und hast es Unmündigen geoffenbart.“ Wir können anderen wohl von Jesus erzählen. Aber es genügt nicht, daß man etwas über Jesus oder von Ihm weiß. Man muß Ihn Selbst „erkennen“ - darin liegt das ewige Leben (Joh 17,3). „Samuel kannte Jehova noch nicht, und das Wort Jehovas war ihm noch nicht geoffenbart.“ (V. 7). Dieser Vers lehrt uns also, daß die Kenntnis des Herrn durch das Wort Gottes geschieht, das dem Herzen des Menschen geoffenbart werden muß (Vgl. Lk 24,32). Mögen wir doch nicht müde werden, den Menschen - und da kommen zuallererst die Unsrigen in Betracht - die Worte der Schrift nahezubringen. Sind wir treu darin, so dürfen wir damit rechnen, daß Gott ihnen eines Tages das Verständnis für dieselben öffnen und Sich ihnen darin offenbaren wird.
Zum Nachdenken: Samuels einfache Antwort auf den Ruf Gottes bestand in den Worten: „Rede, denn Dein Knecht hört.“ - Wie oft heißt es bei uns:
Höre, Herr, Dein Knecht redet!