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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 8 -Jahrgang 1921/22
„Alles neu!“„Alles neu!“
(Gedanken aus einem Gespräch mit Junggläubigen). „Daher, wenn jemand in Christus ist, da ist eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, alles ist neu geworden.“ (2Kor 5,17).
Was heißt das: „alles“ ist neu geworden? Ist nicht in unserem Fleische noch manches Gute zu finden? Hat nicht vor unserer Bekehrung schon das Sehnen in uns gelegen, das Gute zu tun, Gott wohlzugefallen? Da konnte doch der Heilige Geist schon Anknüpfungspunkte in uns finden, wir suchten doch Gott und liebten Ihn schon? Wohl waren wir verloren, aber daß nichts in uns sein soll, was gut ist, kann ich nicht glauben, wir tragen doch vom Paradies her noch einen Keim von Gottes Natur in uns. Wohl gebe ich zu, daß die Macht des Teufels groß in meinem Leben war und ich der Sünde diente, bis Jesus mich befreite von Satans Macht. Aber doch finde ich in meinem Leben noch Gutes, was aufrichtig Gott dienen wollte, und das soll ich nun als untauglich erklären? Schon als Kind liebte ich Gottes Wort und betete zu Ihm, immer trug ich das Sehnen nach Erlösung in mir. So glaube ich doch, daß Gott dies Gute in uns anerkennt und dann daran anknüpft durch den Heiligen Geist und uns so zur Erlösung hinführt. - Auch in meinem Leben ist nach der Bekehrung alles neu geworden, aber in einem ganz absoluten Sinn ist es doch wohl nicht zu verstehen? Denn ich finde vieles in mir, was auch vor der Bekehrung schon vorhanden war, nur jetzt ist es reiner und geheiligter, viel schöner tritt es hervor, weil wir unsere alte, sündige Natur täglich durchheiligen lassen und sie unters Kreuz bringen!
Solche und ähnliche Gedanken habe ich manchmal von Gotteskindern aussprechen hören, und immer hat es mich tief geschmerzt, solche traurigen Dinge zu vernehmen. Gläubige, die so sprechen, haben die Erlösung und das Kreuz von Golgatha und die Auferstehung noch nicht voll und ganz verstanden! Aber sie haben auch sich selbst noch nicht erkannt in dem Lichte eines heiligen Gottes. Sie haben, trotz der Erkenntnis ihres verlorenen Zustandes und ihrer aufrichtigen Bekehrung, sich mehr mit dem beschäftigt, was an ihnen noch Gutes sein könnte und was sie noch alles aus ihrer alten Natur machen könnten durch Heiligung, um damit Gott zu gefallen. Statt sich soviel mit dieser verkehrten Heiligung des Fleisches zu beschäftigen, sollten die teuren Geschwister sich versenken ins Anschauen Seiner Person und die Herrlichkeit des Herrn in ihr Herz aufnehmen, um zu wachen in der Erkenntnis Jesu Christi, sie würden gar bald merken: „in mir, d. h. in meinem Fleische, wohnt nichts Gutes“. Unser ganzes Leben ist durch die Sünde völlig verdorben, und für den heiligen Gott (vor dem die Seraphim ihre Angesichter bedecken und rufen: „Heilig, heilig, heilig ist Jehova ...“) gibt es nichts in uns, wo Er hätte einen Anknüpfungspunkt finden können. Dann hätte Gottes Sohn nicht ans Kreuz zu gehen brauchen.
Das vermeinte, sogenannte Gute in uns war nur ein unflätiges Kleid, in dem wir vor Gott nicht erscheinen konnten. Es war so verdorben, daß es den Sohn Gottes ans Kreuz brachte. Alle deine Sehnsucht, die du schon, als du noch Kind warst, in deinem Herzen spürtest, war das Erbarmen Gottes, der dich schon frühe, in deiner Jugend, zum Sohn ziehen wollte. Nichts ging von dir aus, alles von Gott; denn das Fleisch, deine alte sündige Natur suchte nicht Gott. Es war schon das zarte Werben des Heiligen Geistes in dir, der an dir arbeitete, bis du Ihm dein sündiges Leben gabest und „ja“ sagtest zu Gott, als Er dich rief durch Sein Evangelium. Und dort bei der Bekehrung erkanntest du grundsätzlich an, daß unser alter Mensch mit Christo gekreuzigt worden ist und du als Mensch im Fleische dort dein Ende gefunden hast. Du machst ja das Kreuz Christi zunichte, wenn du in dir selber noch etwas anerkennst von der alten Natur! Dein Fleisch bringt nie göttlich gewirkte Frucht und Leben hervor. Dein Fleisch verbessern wollen bis vielleicht zur Sündlosigkeit desselben ist eine völlig falsche Heiligung, die niemals biblisch ist. Das Fleisch ist am Kreuz für immer gerichtet worden. Beschäftige dich nicht mehr mit deiner alten Natur, sondern mit Christus, und du wirst Kraft haben durch den Heiligen Geist, die alte Natur (die noch in unserem sterblichen Leibe ruht, solange, bis die Erlösung vollendet und wir diesen Leib der Sünde vertauschen dürfen mit dem Herrlichkeitsleib, Phil 3,20.21) im Tode halten zu können und dich zu erfreuen der neuen göttlichen Natur in dir, des Auferstehungslebens! Mit Christo gestorben, begraben und auferstanden! Wo das alte Wesen wieder hervorkommt bei uns und der Satan, der uns täglich zu Fall bringen möchte, uns versucht, da hat Gottes wunderbare Liebe Sorge getragen, daß wir nicht zu verzagen brauchen. Wir haben einen großen Hohenpriester und einen Fürsprecher beim Vater, Christus, der in Seiner eigenen Person für uns eintritt und für uns Fürbitte tut. - Lieber Bruder, liebe Schwerer, lies in deiner Bibel einmal alle Stellen durch, die sich auf unsere himmlischen Segnungen beziehen, und du wirst erkennen, wieviel dir durch Christi Leiden, Sterben und Auferstehung geschenkt worden ist; du mußt diese himmlischen Güter nur in Besitz nehmen und endlich dein nutzloses Ringen und Mühen, dein Fleisch bessern zu wollen und aus ihm Gott Frucht hervorbringen zu wollen, aufgeben. „Siehe, es ist alles neu geworden“, das Alte ist vergangen! Freue dich dieses köstlichen Wortes! In Christo bist du zu einer neuen Schöpfung geworden - was hat diese neue Schöpfung noch mit deiner allen Natur zu tun? Kann Finsternis sich vermischen mit dem Licht? Niemals! So wie die Finsternis völlig hinweggetan wird, wenn die Tageshelle mit ihrem Sonnenglanz hervortritt, so wenig hat die neue Schöpfung, die wir in Christo besitzen, etwas gemeinsam mit unserer alten Natur; dieselbe ist völlig aus Gottes Augen hinweggetan worden, und darum haben wir auch kein Recht mehr, uns mit ihr zu beschäftigen. „Siehe! Alles ist neu geworden!“ Wie kostbar, wie anbetungswürdig ist das! Der Herr schenke uns Gnade, bewußter im Auferstehungsleben zu stehen und würdig der neuen Schöpfung zu wandeln, der wir in Christus teilhaftig geworden sind. „Ihn anschauend“ (laßt es uns nicht vergessen)!, „werden wir verwandelt in Sein Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, als durch den Herrn, den Geist“! (2Kor 3,18). Und nur auf diesem Wege können wir Ihm Frucht bringen, die Ihn preist! Darum laßt uns einander erinnern: „in uns, in unserem Fleische wohnt nichts Gutes“, es bleibt Fleisch und darum unverbesserlich. Demgegenüber steht das köstliche Wort: „Daher, wenn jemand in Christus ist, da ist eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, alles ist neu geworden.“
E. K.