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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 12 -Jahrgang 1927
Das nahe Ende (2) - Das Ende der Gerichte der GemeindeDas nahe Ende (2) - Das Ende der Gerichte der Gemeinde
Das Neue Testament spricht von der Gemeinde als von einem Bau in zwei Weisen: 1. als von Gott gebaut und 2. als von einem Bau, der der Verantwortlichkeit der Menschen übergeben ist. Jede Seite wird ihren eigenen und besonderen Abschluß finden.
Wir beschäftigen uns zuerst mit der
Gemeinde als einem Bau, welcher der Verantwortlichkeit des Menschen anvertraut ist.
Diese „Gemeinde“ wird ein schreckliches Ende finden. Die wahren und die falschen Christen sind gegenwärtig beide noch miteinander in der Welt. Doch haben sie nichts weiter gemeinsam als nur den Namen. Ich will als Beispiel ein Bild gebrauchen: Wir haben gewiß alle gesehen, wie Kinder einen großen Schneeball auf der Erde entlang rollten und wie dabei eine Menge Schmutz mit dem Schnee zusammengerollt wurde. Schnee bleibt jedoch Schnee und Schmutz bleibt Schmutz. Der Schneeball mag das ihn kennzeichnende schneeweiße Aussehen nicht mehr tragen, aber er wird doch „Schneeball“ genannt. Wie eng beide auch miteinander verbunden zu sein scheinen, so verändern wir doch nicht im geringsten unsere Gedanken über beide. Beide bleiben, was sie sind. Sobald die Sonne mit ihrer Wärme hervorkommt, werden kleine Teile des Schnees in Dunst aufgelöst und verschwinden und fallen vielleicht schon am nächsten Tage in fleckenloser Weiße wieder auf die Erde herab. Wenn aber der ganze Schneeball von der Sonne an einem Tage aufgesogen würde und verschwände, was würde dann zurückbleiben? Ein Haufen Schmutz, der hinweggefegt wird. Und dies wird das tatsächliche Ende der falschen Christenheit sein!
Die Schrift spricht von drei Dingen, die der Wiederkunft des Herrn voraufgehen: dem Abfall, der Entrückung und dem Reinigen Seiner Tenne.
Wenn wir die Gemeinde im Anfang mit der großen Christenheit heute vergleichen, so ist es nicht schwer, den Abfall zu sehen, den die Schrift uns zuvor bezeugt (2Tim 4,3.4; 2Thes 2,3). Die vielen, die heute den Namen „Christ“ tragen, sind ungläubig in bezug auf die Lehre; sie wenden ihre Ohren von der Wahrheit ab und zu den Fabeln hin. Sie meinen, die Gottseligkeit sei ein Mittel zum Gewinn, und sie berechnen sich den Nutzen, den ihnen das Christentum bringt (1Tim 6,5). Ihre Herzen lieben das Vergnügen mehr als Gott. (2Tim 3,4). Dies ist traurig, aber wahr.
So ist der Teufel auf dem Plan. Immer wieder neu umstrickt er die Menschen mit seiner ersten Lüge: „Mit nichten werdet ihr sterben.“ (1Mo 3,4). „Tue recht und scheue niemand!“ „Sei fromm, nähre dich redlich!“ Und weiter lügt er ihnen vor: „Ihr werdet sein wie Gott.“ (1Mo 3,5). „Jeder Mensch trägt Göttlichkeit und Gutes in sich.“ „Die Bibel muß jeder in seiner Weise gebrauchen, und ihm wird nichts geschehen.“
So schrecklich das Böse gegenwärtig schon ist, so wird es doch in der Christenheit noch weitere Fortschritte machen. „Böse Menschen aber und Gaukler werden im Bösen fortschreiten, indem sie verführen und verführt werden.“ (2Tim 3,13). Dieses wird geschehen, ehe die wahren Gläubigen dem Herrn entgegengerückt werden in die Luft. Der völlige Abfall aber, der in der Schrift als „der Abfall“ gekennzeichnet ist (2Thes 2,3), kann nicht kommen, bevor die Gläubigen von hier fortgenommen sind. Die Gegenwart des Heiligen Geistes, wohnend in den Gläubigen, hält noch zurück. Wenn aber der Heilige Geist mit den Gläubigen die Erde verläßt, wird die Gesetzlosigkeit schnell für die Sichel des Gerichtes ausreifen. (2Thes 2,7; Off 14,15-19).
In dreifacher Gestalt wird sich die Gesetzlosigkeit verkörpern:
1. In der verderbten Christenheit. Sie trägt in ihrer Gesamtheit den Namen „Babylon, die große Mutter der Huren“ (Off 17,5). Sie ist das Bild der planmäßigen religiösen Gottlosigkeit und wird uns als auf dem Tiere sitzend gezeigt. Sie hat gleichsam die Zügel und die Leitung in ihrer Hand. Sie treibt ihre politische Tätigkeit so lange, bis durch ihre Unterstützung die Häupter der weltlichen Regierung ihr Ziel erreicht haben. Alsdann werden diese sich ihren religiösen Betrug nicht mehr gefallen lassen.
Sie werden sie hassen und sie öde und nackt machen, ihr Fleisch fressen und sie mit Feuer verbrennen. (Off 17,16).
Dies ist das Ende der falschen Christenheit, die sich auf die Mächte der Welt verließ, welche sie dann, wenn sie ihnen ihre Dienste getan hat, vernichten.
Wieviel Kampf ist heute in der Welt um das politische Übergewicht! Und wo wird in diesem Ringen der Geist Babylons nicht gefunden? Und um was wird so heiß gestritten? Ist es nicht, den führenden Platz auf dem Haupte des Tieres einzunehmen; den Platz zu erreichen, den die Hure auf dem Haupte des Tieres am Ende einnehmen wird? Das Streben aller ist, die Führung für seine Zwecke in die Hand zu bekommen.
2. In der Regierung der Welt. Sie wird so völlig unter dem Einftuß Satans stehen, daß sie unter dem Bild eines Tieres gezeigt wird, eines Tieres mit zehn Hörnern und sieben Köpfen, die Namen der Lästerung tragen. (Off 13,1).
3. In dem jüdischen Antichrist. Dieser wird auch „das andere Tier“ (Off 13,11), „der falsche Prophet“ (Off 19,20) genannt. Er wird in dem heiligen Lande erscheinen, sich in den Tempel setzen und sich selbst als Gott darstellen. Er wird in engem Bündnis mit dem politischen Tiere stehen und diesem an satanischer Macht gleich sein. Beide werden, wenn der Herr in Herrlichkeit erscheint, lebendig in den Feuersee geworfen. (Off 19,11-20).
Wir betrachten nun die Gemeinde, wie Gott sie bildet.
Sie nahm ihren Anfang am Pfingsttage. Das Geheimnis der Gemeinde hat Gott den früheren Geschlechtern der Menschen nicht geoffenbart. (Eph 3,5). Das, was die Gemeinde nach den Gedanken Gottes in Wahrheit ist, wurde auch nicht bei ihrer Gründung am Pfingsttage geoffenbart, sondern erst später durch Paulus. Es ist wunderbar, daß die erste Offenbarung des großen Geheimnisses „dem größten oder ersten der Sünder“ (1Tim 1,15) bei seiner Bekehrung zuteil wurde. Dieses Geheimnis wird „groß“ genannt (Eph 5,32); es schließt die Einheit all derer mit Christo in sich, die auf Erden Seinen Geist empfangen haben. Die Stimme des Herrn vom Himmel: „Was verfolgst du Mich?“ (Apg 9,4.5; 22,7) war die erste Ankündigung des Geheimnisses, die Paulus empfing. Der Herr zeigte ihm in diesen Worten, daß die Heiligen auf der Erde ein Teil von Ihm Selbst waren. Die volle Offenbarung aber finden wir später in den Briefen des Apostels Paulus. (Röm 16,25.26; Eph 3,3-12; 5,23-33; Kol 1,26,27).
Mit Recht möchte man fragen: Wie vermögen schwache Menschen in dieser Welt für eine Einheit mit der herrlichen und erhabenen Person im Himmel passend zu sein? Um diese Frage unseres Herzens zu lösen, war eine andere Offenbarung nötig, und der, welcher sie empfing, war der Jünger, der sein Haupt an die Brust Jesu legte. Vor dem Kreuze Christi und vor dem Herabkommen des Heiligen Geistes spricht Johannes von „Jesus und Seinen Jüngern“; und von denselben Personen, die Johannes so nennt, spricht Paulus als von „Christus und Seiner Gemeinde“, nur waren damals, als Paulus seine Briefe schrieb, auch schon die Heiden in diese wunderbare Einheit eingeschlossen. (Eph 3,3-6).
Eins müssen wir in bezug auf unser Passendsein für diese Verbindung im Auge behalten, nämlich, daß dasselbe sich nicht auf das gründet, was wir von Natur sind. Wer und was wir auch sein mögen, der natürliche Mensch hat kein Teil und Recht an dieser Einheit. Die Braut in Off 21,16 wird in dem Bilde einer viereckigen Stadt gezeigt. Wir finden in der Natur nichts, was viereckig wächst. Das gleichmäßige Viereck der Stadt weist uns deshalb auf eine wirkende Hand hin; diese Hand aber ist nicht die eines Menschen, sondern Gottes Hand, denn die Stadt ist auch ebenso hoch, wie sie lang ist. Sie ist Gottes Werk, nicht gebildet aus altem Material, sondern eine neue Schöpfung „in Christo Jesu“ (Eph 2,10). Dies zeigt uns, daß nur das, was von Christo durch den Heiligen Geist in uns gewirkt ist, mit Ihm verbunden werden kann.
Aber, möchte jemand fragen, wie verhält es sich mit dem, was vom Fleisch geboren, noch in uns ist? Auch dies ist nicht von Gott in der Schrift übersehen worden. Sie sagt uns, daß Gott alles dieses in dem Tode Christi gerichtet und der auferstandene und verherrlichte Christus (nicht der auf der Erde lebende) das Haupt Seines Leibes ist; und Seine Glieder sind die mit Ihm Auferweckten. Diesem wunderbaren Gedanken begegnen wir im Anfang schon in Adam und Eva. Der Vereinigung Evas mit Adam ging „der tiefe Schlaf“ voran. Hiermit laßt uns die Worte Joh 12,24 vergleichen: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, so bleibt es allein.“
In bezug auf die Frage unseres Fähig- oder Passendseins für die Einheit mit Christo gibt Gott uns durch Johannes köstliche Belehrungen zu unserer Stärkung und Ermutigung. Nur ganz kurz einige Punkte. Er zeigt uns:
Einen göttlichen Ursprung: „Ihr seid aus Gott, Kinder“ usw (1Joh 4,4). „welche ... aus Gott geboren sind.“ (Joh 1,13).
Ein geistliches Verbundenen: Wenn wir vom Vater zum Sohne gezogen sind, ist Christus uns unentbehrlich. Dies ist ein Kennzeichen, welches alle Gläubigen tragen. Sie können nicht von Ihm weggehen, können nicht ohne Ihn und Sein Werk sein. Das Wort Petri: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens“ ist heute noch die Sprache aller. (Joh 6,44.67-69).
Eine neue Verwandtschaft: Als der Herr das Gericht am Kreuze getragen und aus den Toten auferstanden war, sagte Er zu Maria: „Gehe hin zu Meinen Brüdern und sprich zu ihnen: Ich fahre auf zu Meinem Vater und eurem Vater, und zu Meinem Gott und eurem Gott.“ (Joh 20,17).
Einen gleichen Geist des Lebens: Durch den Sieger über den Tod empfangen sie von dem Leben, welches Er als das auferstandene Haupt besaß: „Er hauchte in sie und sprach zu ihnen: Empfanget Heiligen Geist!“ (Joh 20,22).
Reinigung von Befleckung, ausgedrückt in den Worten „rein“ und „ganz rein“ (Joh 13,10; 15,3). „Das Blut Jesu Christi, Seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde.“ (1Joh 1,7).
Gerechtfertigt gegen Beschuldigung: „Weil euch die Sünden vergeben sind um Seines Namens willen,“ (1Joh 2,12) „... und kommt nicht ins Gericht.“ (Joh 5,24; vgl. Röm 8,32ff).
Völliges Passendsein: „Ihr habt die Salbung von dem Heiligen.“ Gottes Geist wohnt in uns und ist bei uns; wir haben Freimütigkeit an dem Tage des Gerichts (1Joh 2,20-27; 4,17). „Wenn es offenbar werden wird, werden wir Ihm gleich sein.“ (1Joh 3,2).
Gegenseitige Zuneigung: Geliebt von dem Vater, geliebt von dem Sohne. „Geliebt bis ans Ende.“ „Wir lieben Ihn, weil Er uns zuerst geliebt.“ „Ihr habt Mich geliebt.“ (Joh 13,1; 14,21.23; 16,27; 1Joh 4,19).
Erwählt von dem Sohne: „Weil ihr nicht von der Welt seid, sondern Ich euch aus der Welt auserwählt habe, darum haßt euch die Welt.“ (Joh 15,19).
Das Haupt Selbst offenbart durch Seinen Geist unser vollkommenes Passendsein und unser Ihm-Angemessensein. Aber dieses Ihm-Angemessensein ist noch nicht Einheit. Paulus war es gegeben, die wunderbare Einheit zu offenbaren: „In einem Geist sind wir alle zu einem Leibe getauft worden.“ (1Kor 12,13). Er ist das Haupt des Leibes, der Gemeinde. (Kol 1,18). „Wir sind Glieder Seines Leibes, von Seinem Fleisch und von Seinen Gebeinen.“ Eph 5,30).
Laßt uns hier auch die zweifache Tätigkeit des Heiligen Geistes beachten! Er versiegelt unzählige Heilige im Blick auf die Erlösung ihres Leibes, aber durch die Taufe des Geistes verbindet Er alle Gläubigen miteinander zu Gliedern des einen Leibes Christi (Vgl. Röm 8,23; 1Kor 12,13). Jeder „Partei“-Leib ist deshalb eine offenkundige Verleugnung des einen Leibes, den Gott durch die Taufe des Heiligen Geistes gebildet hat. „Gott hat die Glieder gesetzt, jedes einzelne von ihnen an dem Leibe, wie es Ihm gefallen hat.“ (1Kor 12,18). Und Christus wird Sich Seine Gemeinde verherrlicht darstellen gleich einer sehr kostbaren Perle (Mt 13,46), „die nicht Flecken oder Runzeln oder dergleichen habe“ - heilig und tadellos (Eph 5,27). Alsdann wird unser völliges Passendsein in Herrlichkeit offenbar werden.
Um so in Herrlichkeit offenbar zu werden, müssen wir diesen Platz der Niedrigkeit verlassen. So war es bei dem Auferstandenen - dem Erben, so wird es auch mit uns sein, den Miterben. Der Herr sagt: „Über ein Kleines, und die Welt sieht Mich nicht mehr.“ (Joh 14,19). Er ist den Blicken der Welt entrückt. Und so wird Gott auch die Gemeinde, welche Er Sich durch das Blut Seines Eigenen erworben hat, der Welt plötzlich entrücken. Der Herr Selbst wird vom Himmel herniederkommen, und die Toten in Christo werden auferstehen, und die noch auf der
Erde lebenden (wahren) Glieder der Gemeinde werden in einem Nu verwandelt und alle zusammen und zugleich dem Herrn entgegengerückt werden in die Luft (1Kor 15,51.52; 1Thes 4,16.17). Dies ist der Abschluß der Gemeinde Gottes auf Erden.
Der Tag der Ankunft.
Ein Freund des Schreibers hatte einen Hund, der genau wußte, wenn die Rückkehr seines Herrn nach langer Abwesenheit nahe sei. Er lief dann zum Gartentor, blickte auf die Straße hinab und kehrte mit einem Winseln der Enttäuschung zurück, oder er sprang auf einen Stuhl, schaute aus dem Fenster und zeigte durch lautes Bellen seine Freude über das baldige Kommen seines Herrn an; und so tat er, bis sein Herr kam. Wie aber wußte er, daß die Rückkehr seines Herrn nahe war? Er merkte, daß bestimmte Vorbereitungen stattfanden. Seines Herrn Zimmer wurde gereinigt, Betten gelüftet usw. Aus früheren Vorbereitungen hatte er gelernt, was dies bedeutete.
So ist es gleichsam mit allen, die die Erscheinung des Herrn liebhaben. Welche Freude ist es für sie, an den Tag zu denken, an welchem die ganze Erde sich Seinem Zepter beugt und alles, was Odem hat, Seinen Namen lobt! Die Schrift zeigt uns klar, was jenen Tag einleiten wird. Je mehr diese An- und Kennzeichen nun sichtbar werden, um so gewisser sehen sie den Tag Seiner Ankunft nahen. Die Vorbereitungen im Hause des heimkehrenden Gatten haben ihren Beweggrund in der Liebe; sie geschehen, um diesen zu erfreuen. In Verbindung mit der Rückkehr des Herrn gibt es aber noch andere Dinge und Kennzeichen, zu welchen unser Bild nicht paßt; ich meine Handlungen, die aus anderen Motiven als aus der freudigen Erwartung Seiner Rückkehr hervorkommen, die das böse Herz offenbaren, welches sagt: „Mein Herr verzieht, zu kommen“ (Mt 24,48), und mit diesen bösen Knechten wird der Herr, wenn Er kommt, abrechnen.
Nehmen wir an, die Habe eines Herrn wäre in dessen Abwesenheit arg verwirtschaftet worden, weil der größte Teil der Knechte nicht treu und nur einige wenige nach seinem Willen getan hätten. Und nehmen wir weiter an, er hätte geschrieben, daß er zurückkomme und mit den Untreuen abrechnen und die Verwaltung selbst in die Hand nehmen werde, daß er aber, ehe er dieses tue, zuerst seine treuen Diener bei seiner Ankunft am Bahnhof sehen, ihre Sachen prüfen, ordnen und dann mit ihnen zu seiner Habe zurückkehren wolle.
Dies mag ein Bild sein, wie es tatsächlich bei dem Kommen des Herrn und unserem darauffolgenden Offenbarwerden mit Ihm geschehen wird. Manche sind bei dem Gedanken an das Kommen des Herrn mehr beunruhigt als erfreut. Warum ist ihnen Sein Kommen kein Trost und keine Freude? Drei Dinge mögen die Ursache sein.
1. Da sind manche, die wohl glauben und wissen, daß Christus für ihre Sünden starb, aber sie sind unklar und bedrückt über die in ihnen wohnende Sünde. Bei Prüfung der Sicherheit ihrer Annahme bei Gott blicken sie auf sich selbst, und die in ihnen wohnende Sünde scheint ihnen ein ernstes Hindernis in der Gewißheit ihrer Annahme zu sein. Wäre dies so, so wäre keiner der Heiligen auf Erden für die Annahme bei Gott passend. Wollten wir die in uns wohnende Sünde leugnen oder sagen, daß wir keine Sünde haben, so würden wir „uns selbst betrügen und die Wahrheit wäre nicht in uns“ (Röm 7,17.18; 1Joh 1,8). Und wollten wir die Notwendigkeit, dieselbe zu verurteilen, außer acht lassen, so hieße das, Gottes Gerechtigkeit beiseite zu setzen. In Christi Tod aber hat die in uns wohnende Sünde ihr verdientes Urteil empfangen. Gott hat die Sünde im Fleisch verurteilt (Röm 8,3) und Ihn, der Sünde nicht kannte, für uns zur Sünde gemacht. (2Kor 5,21).
Unsere Annahme bei Gott gründet sich nicht auf das, was wir etwa aus uns selbst hervorbringen könnten, sondern auf das, was wir in Christo durch Gottes Gnade geworden sind. Der Glaube erkennt dies an und erfaßt für sich, daß Seine Gnade uns angenehm gemacht hat in dem Geliebten. (Eph 1,6).
Über das, was uns in Christo zuteil geworden ist, vermögen wir nur in Bewunderung anzubeten und andererseits das in uns wohnende Böse in Übereinstimmung mit Gott zu richten. Nur in dieser göttlich gewirkten Verurteilung der Sünde kommen wir zur Befreiung, und nur in dem, was Gott in Christo sieht, finden wir die Sicherheit unserer Annahme: „Ihr seid vollendet in Ihm.“
(Kol 2,10). Wenn der Herr kommt, werden wir in unseren auferweckten und verwandelten Leibern keine in uns wohnende Sünde mehr haben. Unser Leib wird dann Seinem Leibe gleichförmig sein, und in Ihm wohnt keine Sünde. Dann kennzeichnet uns die Abwesenheit der Sünde; jetzt kennzeichnet uns die Verurteilung derselben während ihrer Anwesenheit.
2. Andere wieder unterscheiden nicht in der Wiederkunft des Herrn den ersten Akt, in welchem der Herr gleichsam im Lufthimmel Halt macht und Seine Heiligen von der Erde zu Sich nimmt (1Thes 4,17), von dem dann folgenden Akt Seines Herabkommens mit ihnen aus dem Lufthimmel, um die Welt zu richten und in Gerechtigkeit zu regieren.
Diese Tatsache, daß der Herr mit Seinen Heiligen hemiederkommen wird, ist vielen etwas Fremdes, und doch spricht die Schrift so klar darüber. (Jud 14.15; Kol 3,4; 1Joh 3,2 u. a).
Nur in dem Werke des Heilandes und Seinem Verdienst liegt unser einziges Recht, dort einzugehen. Lohn aber empfangen wir dort für unser Werk. Wir sollten dies wohl beachten und unterscheiden. Wenn Gläubige sprechen, nur gerade noch einen Platz darinnen erlangen zu wollen, so zeigt es, daß sie für ihr Recht, dort einzugehen, nicht allein mit Seinem Werk und Seinem Verdienst beschäftigt sind; und weiter, daß sie die Sorge, dort vollen Lohn für ihr Werk auf Erden zu empfangen, nicht von dem Recht, um Seines Werkes willen selig zu werden, unterscheiden.
Andere wieder meinen, ihre schriftwidrige Stellungnahme hier unten damit abtun zu können, daß sie leichthin sagen: Der Herr werde sie wohl nicht fragen, wie Sie hier für Ihn gestanden und wo sie ihre Verbindungen gehabt haben. Solche vergessen, daß, wenn der Herr uns zu Sich nimmt, wir vor Seinem Richterstuhl offenbar werden. (2Kor 5,10). Unser Lauf wird dort enthüllt und durchschaut werden und wird von Ihm belohnt werden in der besonderen Stellung, die Er einem jeden in Seinem Reiche zuteilen wird. Er ist der gerechte Richter, der jeden treuen Dienst während der Zeit Seiner Abwesenheit dann lohnen wird (Vgl. Lk 19,11-13; 1Kor 3,8-15; 4,5; 2Tim 4,7.8; 1Pet 5,4; Off 19,8-10). Für unser Passendsein, dort eingehen zu dürfen, kommt kein Dienst oder Werk von unserer Seite - für den Lohn aber, der dort ausgeteilt wird, kommt jedes Werk und jeder treue Dienst von unserer Seite in Frage.
3. Hat Seine Liebe unser Herz hingenommen, dann kann die Freundschaft der Welt, die Ihn haßte und tötete, unser Herz nicht anziehen. Wie kann Sein Kommen mir ein Trost und eine Freude sein, wenn mein Herz mit denen verbunden ist, die ihr Glück ohne Ihn hienieden suchen!
Stehe einen Augenblick still und frage dich, wo die Stunde der Entrückung dich finden wird. Wirst du an dem freudigen Jubel der Erlösten teilnehmen, oder wirst du mit Erschrecken zurückbleiben? Die Tür der Buße ist dann für alle die geschlossen, die dem Evangelium der Gnade Gottes nicht gehorcht haben, aber nicht geschlossen für die Menschen, welche niemals den Ruf des Evangeliums vernommen haben. Allen diesen wird durch den Geist Gottes die gute Botschaft von dem kommenden König nahe gebracht werden. (Jes 66,19).
Lieber Leser, wenn du Seine Liebe geschmeckt hast, so sei Ihm treu; wenn du sie noch nicht geschmeckt hast, dann komme zu Ihm! Gott sagt: „Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge. Seid nun besonnen und seid nüchtern zum Gebet“ (1Pet 4,7).
G. C. (v. d. K).