verschiedene Autoren
Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 12 -Jahrgang 1927
Vier Bedingungen für fruchtbaren Dienst
1Thes 1,5 - Vier Bedingungen für fruchtbaren Dienst (2)1Thes 1,5 - Vier Bedingungen für fruchtbaren Dienst (2)
Wir haben manche Beispiele in der Schrift von der das Wort begleitenden Kraft Gottes, und eins der erschütterndsten ist das von Nathan und David in 2Sam 12 mit dem Höhepunkt: „Du bist der Mann!“ (V. 7) und der nachfolgenden Bußrede des Propheten. Da war die Kraft Gottes wirksam, da war das Wort lebendig und scheidend Seele und Geist nach Heb 4,12, da gab's denn auch einen sofortigen Zusammenbruch, Beugung und Buße im Leben des geliebten Königs David. Aber mehr als das: was David selber gesagt hatte, V. 6, auch das ward zu einem lebendig wirkenden Wort: vierfältig mußte er selber erstatten, indem gleichsam ein „Lamm“ nach dem anderen sterben mußte um seiner Schuld willen, die Gott ihm persönlich wohl vergeben, die Er aber in den Wegen Seines gerechten Waltens an seinem Hause derart heimsuchte, daß David vier seiner Kinder darangeben mußte, worunter seinen Absalom! Gott ist heilig, und Sein Wort ist heilig und „schärfer als jedes zweischneidige Schwert“ (Heb 4,12), und wenn in Davids Leben auch (wie in unserem) die Gnade triumphierte und „die Barmherzigkeit sich rühmte wider das Gericht“ (Jak 2,13), so bricht das doch nichts von Gottes Heiligkeit ab (vgl. Gal 6,7.8). In jener Begebenheit sehen wir also Gottes Kraft Gottes Wort begleiten, und mit welchen Wirkungen! O möchte in unserem Zeugnis Gottes Kraft gefunden werden! Vielleicht mag es aber auch schon so gewesen sein, daß durch unser Zeugnis Gewissen offenbar wurden, die sich sonst nie gebeugt hätten. Solche haben dann wohl nach einer Versammlung gesagt: „Woher weiß der Redner von diesen Dingen in meinem Leben, wer hat ihm etwas von mir verraten?“ Und wenn sie dann hören mußten: „Keiner!“ dann sahen sie: es war Gottes Kraft, die Gottes Wort auf ihren Zustand lebendig anwandte, um sie zum Zusammenbruch zu bringen. Das ist oft wunderbar und sollte alle die, welche „am Wort dienen“, mehr dahin bringen, der Leitung des Herrn allein zu vertrauen und sich auch nicht durch vorherige Erzählungen über andere voreinnehmen zu lassen. Gar zu leicht wird im Vortrag, verblümt natürlich, ein Wort fallen gelassen über die, von deren schlechtem geistlichen Zustand man hörte, und wenn solche dann nachher fragen: „Woher wußten Sie von mir?“ so kann man dann nicht sagen: „Gottes Kraft hat zu Ihnen geredet, ich wußte von nichts“, man muß zugeben, etwas erfahren zu haben, und - der Erfolg ist, wenn überhaupt einer da war, verschüttet und das Vertrauen dieser Seele verscherzt für lange Zeit. Es kann auch vorkommen, daß einem Bruder nicht geglaubt wird, wenn er sagt, er habe nichts gewußt; zu deutlich hatte er geredet, und manche Gläubige glauben nur theoretisch an Gottes Kraft, nicht daß sie tatsächlich wirksam sein könnte in so augenfälliger Weise - tut nichts, Bruder, wenn man dir nicht glaubt; wenn der Herr nur weiß, wie es zusammenhing! (1Kor 4,1-5). Aber noch einmal: vertrauen wir mehr dem Wort und Gottes Kraft! Gott kennt die Herzen! Laßt uns uns weniger vorher bei Menschen „informieren“, uns von ihnen beeinflussen - wir sind Menschen, wie leicht sind wir beeinflußt! -, und dafür mehr Gott vertrauen, wir werden Wunder erleben, wie Er das Wort anwenden kann als „Feuer und als Hammer, der Felsen zerschmettert“ (Jer 23,29). Das ist dann „nicht im Worte allein, sondern auch in Kraft“, nicht in eigener, sondern in Gottes Kraft geredetes wirksames Evangelium, und das ist kostbar!
Das dritte, was Paulus dann von seinem Evangelium betont, ist: und „im Heiligen Geiste“.
Über diesen Punkt muß ich mich kürzer fassen, da derselbe an sich schon der vielleicht umfangreichste wäre.
Das Evangelium des Paulus war „im Heiligen Geiste“, so kam es zu den Thessalonichern und bewirkte ihre Rettung. Es fehlt nichts an diesem Evangelium! Das Wort und die Kraft Gottes und der Heilige Geist wirken zusammen darin, und zwar wirken sie Glaubensgehorsam und Annahme dessen, was Christus ist und getan hat. Der Heilige Geist kennt keine größere Aufgabe nach Joh 16,12ff., als von dem Seinen, von dem, was Christi ist, zu nehmen und den Seinen zu verkünden; Er verherrlicht den Sohn. Aber ehe die Menschen die Seinen sind, da überführt Er, der Heilige Geist, sie von ihrer Sünde, daß sie nicht an Jesum glauben (Joh 16,9). Das tut Er als „der Sachwalter“, und als „der Geist der Wahrheit“ würde Er sie (die Gläubiggewordenen) „in die ganze Wahrheit leiten“, verhieß der Herr Jesus (V. 13). Der Heilige Geist tut viele Dienste hienieden, nachdem Christus hinaufgegangen und Ihn herabgesandt hat; besonders wichtig ist Ihm der Zeugendienst, durch den Er die Gläubigen fähig macht, Christi Zeugen zu sein (Apg 1,8). Er weckt aber auch als der himmlische Elieser die Sehnsucht nach dem himmlischen Bräutigam, Er wirkt in den Herzen der Gläubigen das „Komm, Herr Jesus“ (Off 22,17.20), wie Er bemüht ist, die himmlische Brautgemeinde hienieden zu sammeln, abzusondern von der Welt, und zu schmücken auf den Tag ihrer Vereinigung mit ihrem Bräutigam. Welche Mühe gibt Er Sich mit der Gemeinde des Herrn, deren Glieder Ihn so oft betrüben durch Untreue und Ungehorsam gegen das Wort Gottes (Eph 4,30) und die so leicht im Fleische statt im Geiste wandeln (Gal 5,16-25); wie möchte er so gern die wahre „Frucht des Geistes“ (Gal 5,22) in ihnen hervorbringen, wie so sehr strebt Er danach, sie in das Bild Christi umzugestalten (2Kor 3,18) usw. usw. Das ist so eine kleine Blütenlese von der Tätigkeit des Heiligen Geistes hienieden, und das wende an auf die Tatsache, daß Pauli Evangelium unter ihnen im Heiligen Geiste gewesen war! Dem, was der Geist Gottes hienieden zu erreichen wünscht, dem suchte Er in der Arbeit des treuen Apostels in Thessalonich Gestalt und Auswirkung zu geben. Paulus arbeitete nicht im eigenen menschlichen, klugen Geist (vergl. wieder 1Kor 2 ganz), er verließ sich nicht auf seine Weisheit, sein Können, seine geistigen Fähigkeiten (die wahrlich nicht gering waren!)!, er wirkte im Heiligen Geist, abhängig von Ihm, gehorsam Seiner Stimme, bemüht, auf Seine Gedanken einzugehen, die drauf aus sind, Christum, den zweiten Menschen, den vom Himmel, zu verherrlichen und den ersten Menschen beiseite zu tun, als gekreuzigt mit Christo darzustellen (Röm 6) - doch im Heiligen Geist auch suchte Paulus selbst zu wandeln. Er, der noch vor dem ersten Thessalonicher- den Galaterbrief geschrieben hat, er selber lehrte praktisch durch seinen eigenen Wandel, wie wir im Geiste, durch den wir das Leben haben, wandeln können (Gal 5,25) und „die Frucht des Geistes“ in unserem kleinen Leben ausweisen, d. h. Christum Jesum praktisch ausleben können im „Liebe, Friede, Freude usw.“ (5,22) im Heiligen Geiste! Wie trachtete er danach, dem Herrn wohlzugefallen, selbst „ein Brief Christi an die Menschen, geschrieben durch den Geist“ zu sein, wie er die Korinther gleichsam der Welt vorstellt (2Kor 3). Im Heiligen Geiste! Da war nichts Unreines, Häßliches, Gemeines in seinem Leben und Dienst, alles war offenbar, und er selber hoffte dem Gewissen der Gläubigen offenbar zu sein (2Kor 4) und so fort.
Wirklich - nur ein Mensch, aber ein Mensch Gottes, dessen Leib in Wahrheit ein Tempel des Heiligen Geistes geworden war (1Kor 6,19), so daß er auch andere so ermahnen und auch die Herrlichkeit des Wohnens des Heiligen Geistes in der Gemeinde Gottes (1Kor 3,19) offenbaren kann. So hatten ihn die Thessalonicher kennen gelernt, so später auch die Korinther, so durfte er sie auch hinweisen auf praktische Heiligkeit, indem er sie daran erinnert, daß auch ihnen Gott Seinen Heiligen Geist gegeben habe (4,8). Im Heiligen Geist - welch ein Wort! Welch ein Evangelium hat Paulus verkündet! Wie war doch Lehre und Leben bei ihm gleichlaufend, wie war bei ihm Treue im Kleinen und Betrautsein mit dem Größten nebeneinander! Ein Mensch im Geist - ein Evangelium im Geist!
Wie ist unser Evangelium, Brüder? wie unser Dienst? wie unser Zeugnis, Geschwister? Tragen wir selbst praktisch den Charakter des Heiligen Geistes - so wird auch unser Dienst ihn tragen, sind wir fleischlich - wie kann dann unser Dienst geistlich sein? O, wie ernst ist doch das Wort, wie heilig doch unser Gott, wie genau nimmt Er es mit den Seinen (vgl. noch einmal David und lies Psalm 51)! Welch ein Vorbild war Paulus, der selbst Dem nacheiferte, Der „den Geist nicht hatte nach Maß“ (Joh 3,34), dem einzig Vollkommenen! O möchten wir lernen von dem treuen Apostel und Diener, zu wandeln, zu beten (Eph 6,18), zu leben im Geist, möchten wir jedes Winkelchen unseres Herzens und Lebens Ihm überlassen, keine „Rumpelkammern“ im Herzen dulden, in die wir Sein heiliges Licht nicht hineinlassen; laßt uns vielmehr „im Lichte wandeln, wie Er im Lichte ist“! (1Joh 1,7). Es kommt so unsagbar viel darauf an, daß das Christentum nicht nur gelehrt, sondern daß es auch gelebt wird - und wie? Das sehen und lernen wir an und von Paulus.
Und dazu gehört das 4. Stück, die 4. Vorbedingung eines gesegneten Dienstes. Er schreibt: sein Evangelium („unser Evangelium“; Silas und Timotheus [V. 1] sind stets mit eingeschlossen)! sei gewesen „in großer Gewißheit“.
Was heißt das? (Hiermit müssen wir uns eingehender beschäftigen)! Heißt das etwa (nur), Paulus und seine Mitarbeiter seien sich dessen gewiß gewesen, was sie verkündeten? Ich glaube nicht, daß der Apostel dies betont haben würde; wenn er weiter nichts habe sagen wollen, als daß man wissen müsse, was man sage, daß man sich seiner Sache gewiß sein müsse, ehe man sie ausspreche, so schiene mir das fast ein Armutszeugnis zu sein. Denn das ist doch selbstverständlich! Wenn wir beispielsweise bei unserer Evangeliumsverkündigung Unsicherheit in irgendeinem Punkt durchblicken lassen würden, wenn die Zuhörer merken könnten, wir seien uns unserer Sache nicht felsenfest sicher, wir seien selbst nicht von der Richtigkeit, der Wahrheit des Gesagten überzeugt, dann wäre es sicherlich um den Erfolg geschehen. Nein, das ist natürlich das allererste Erfordernis jeder erfolgreichen Arbeit im Werk des Herrn, daß wir mit solcher auch äußerlich erkennbaren Gewißheit - die sich in dem Ernst unserer Darbietungen offenbart - sprechen, daß den Hörern sich der Gedanke „ob er wohl selber glaubt, was er sagt?“ eigentlich garnicht aufdrängen kann; sie müssen gleichsam „mitgerissen“ werden von dem Ernst und der Gewißheit, mit der ihnen die Dinge des Evangeliums vorgetragen werden. - Wem diese äußerlich erkennbare innere Gewißheit fehlt, der prüfe die Fundamente seines Glaubens und frage sich, ob er überhaupt berufen sein könne, das Evangelium zu verkünden!! Irgendwelche Unsicherheit in den Grundlehren der Heiligen Schrift, z. B. in der Erschaffung und dem Sündenfall des Menschen - im schroffsten Gegensatz zu der teuflischen Descendenz- und Evolutions- (Entwicklungs-) Lehre, die den Menschen unverantwortlich sein läßt dem unpersönlichen Schöpfer (? der Natur?) gegenüber, irgendwelches unsichere Stocken bei Gesprächen über die Grundlehren des Christentums, irgendwelches Offenlassen auch anderer Möglichkeiten (Wiederbringungs- [Allversöhnungs]-Lehre!)! zum Seligwerden als Wiedergeburt, Buße, Bekehrung und Glauben an den Herrn Jesus, an Sein Kreuz, an Sein Blut usw. wäre der Tod der verkündeten Wahrheit. „Das Wort ist gewiß!“ Wie oft ist von Gewißheit des Wortes die Rede, z. B. in 1Tim 1,15; 3,1; 4,9 usw. Was gewiß ist, ist gewiß, ist zuverlässig, und es kann im Grunde genommen nicht gewisser sein, als es ist. „Gewiß“ ist absolut, unbeschränkt und bedarf an sich keiner Verstärkung. - Sind wir uns unserer Sache gewiß? Ist es zu merken, daß es so ist? Oder sind wir manchmal unsicher? ungewiß? Welch ein Schaden! Und wo könnte der Grund liegen zu solchem vielleicht sich-manchmal-nicht-so-ganz-sicher-Sein?
Ich glaube, daß wir die große Gewißheit des Apostels nicht genügend berücksichtigen und kennen. „Große Gewißheit?“ Kann etwas gewisser sein als gewiß, wenn das Wort „gewiß“ an sich absolut ist? Kann man sich einer Sache noch gewisser sein als gewiß? Was will Paulus damit sagen? Wie wird aus der Gewißheit eine große Gewißheit?
Der Ausdruck für „Gewißheit“ kommt im Grundtext noch an mehreren Stellen vor, und stets in der Bedeutung der Fülle, ja der Überfülle in der Gewißheit, so Röm 4,21; Kol 2,2; Heb 6,11 und 10,22; aber nur in 1Thes 1,5 ist von „großer“ oder „vieler“ Gewißheits(-Überfülle) die Rede, und das steht m. E. in Verbindung mit dem Gegenstand des Briefes. Paulus lebte so in den Dingen des Briefes (in jedem Kapitel spricht er davon)! daß er - unter der Leitung des Geistes - gleichsam nach einem Ausdruck sucht, um diese Herrlichkeit gebührend zu würdigen. Sein ganzes Leben bewies seine Gewißheit. Er gibt am Schluß von Vers 5 einen Beweis oder Darstellung seiner „großen Gewißheit“: „Wie ihr ja auch wisset, was für welche wir unter euch waren um euretwillen“, d. h. wie unser Benehmen, unser Betragen unter euch war (vgl. damit in dem Zusammenhang dieses Briefes 2Pet 3,11-14!)!. Das Leben des Paulus brachte in ihm die große Gewißheit hervor. Zunächst war er sich dessen gewiß, was er verkündigte - natürlich, er hatte das Wort ja vom Herrn Selbst? (4,15)! -, dann aber lebte er so in den Gegenständen der Wahrheit, daß diese sein Leben umgestaltete (vgl. Joh 8,32). Dieses sich Tag für Tag geistlicherweise erneuernde Leben des inneren Menschen (2Kor 4,16) wurde dann für ihn selber zu einem Born stets neuer geistlich-umfangreicherer Gewißheit der Tatsachen des Evangeliums. Er sah sein Leben, er sah die in seinem auf Golgatha- und Auferstehungsboden erneuerten Leben sich mehr und mehr vollziehende Kraft des reinigenden Wortes, des heiligenden Geistes Gottes, und so wurde er tatsächlich mit einer derartigen überströmenden Fülle von Gewißheit
überschüttet, daß seine Evangeliumspredigt unbedingt gesegnet sein mußte: die Thessalonicher z. B. mußten „seine Nachahmer und des Herrn“ werden, sie konnten an solchem Beispiel nicht vorbei, sie mußten - wie so viele andere damals - das Wort annehmen, wenn auch unter großer Drangsal (V. 6). Das Christentum ist ja eine Kette von Paradoxien, d. h. Widersinnigkeiten, gegenüber der Vernunft des Menschen wie gegenüber aller Weisheit dieser Welt - welcher Widersinn z. B., daß im Menschen von Natur garnichts Gutes sei, um nur eine Paradoxie von vielen zu nennen! -, sollte solch Evangelium, das „Wort vom Kreuz“, seinen Siegeszug durch die Welt antreten können in der damaligen religiös übersättigten Menschheit, dann mußte es vorgetragen werden von Boten Gottes, die selbst darin lebten, und nicht nur das, sondern deren Leben ein derart überzeugender Beweis von der Wahrheit und der Kraft derselben war, daß ein Widerspruch dagegen schlechthin unmöglich und Torheit war und daß man nur mit schlechtem Gewissen sich der Offenbarung der Wahrheit Gottes gegenüber ablehnend verhalten konnte. Die Boten Gottes mußten gleichsam „wandelnde Bibeln“ sein, um die Welt zu überzeugen und dann - wer dann, wenn sie so waren, sie und ihr Wort abwies, der mußte es tun, weil er einzig und allein lieber in der Finsternis der Sünde als im Licht der Wahrheit bleiben wollte (Joh 3,20). Paulus war solch „wandelnde Bibel“, er war, soweit es einem Menschen möglich, das, was er predigte. In Wahrheit konnte das nur der Herr Jesus Selber von Sich sagen (Joh 8,25), aber soweit es einem Menschen möglich war, hätte Paulus es von sich sagen können (in Schwachheit). Mit größerer Zuversichtlichkeit und Gewißheit, als es durch Paulus geschah, konnte das Evangelium nicht von einem Menschen, der nur ein Mensch war, verkündet werden, denn er lebte aus, was er sprach, und sprach nur aus, was er mit seinem Leben vertrat. Und nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch in der Verborgenheit, wenn kein Mensch ihn sah („der Mensch sieht [ja nur], was vor Augen ist“), wenn er nur unter den (wie sehr)! beobachtenden Blicken der unsichtbaren Welt Gottes (vgl. Kap. 2,4 Schluß)! und der des Teufels stand! Was ein Mensch im Verborgenen ist, das ist er wirklich! Und er lebte für seinen Herrn und darum, Ihm nach, für andere. Aus Liebe! (vgl. 2Kor 12,15!)! Darum konnte er sagen: „Was für welche wir waren um euretwillen“ (V. 5, Schluß). Dies wunderbare Wort bestätigte er durch Kap. 2, das sozusagen Anmerkungen zu Kap. 1 enthält. In diesem 2. Kap. zeigt er V. 3-6 in sieben Punkten, wie er nicht gewesen ist, als er bei ihnen war, und V. 2.4 und 7-12 in wohl 12 Punkten, wie er unter ihnen gewesen war. Das hier näher auszuführen, reicht der Raum nicht, jeder kann dies köstliche Kap. 2 unter diesen Gesichtspunkten selber für Sich durchforschen. Aber beachte beispielsweise die Sprache des Geistes in V. 10! Das durfte ein Mensch von sich sagen!!
Sein Leben gab ihm die große Gewißheit in seinem Zeugnis und den Segenserfolg desselben, durch den er zugleich die Gewißheit der Auserwählung der Thessalonicher hatte. Sein Leben, seine Lebenserfahrung von der Kraft Christi! Dieser Apostel konnte gegen Ende seines Lebens sein Lebensbekenntnis aussprechen: „Für mich ist das Leben Christus“ (Phil 1,21); dieses Wort, von uns meist sehr oberflächlich verstanden, umfaßt alles! Die große Gewißheit war herausgeboren aus einem Leben, das die Züge Christi trug. Es war das Leben eines „Gestorbenen“, der kein anderes Leben mehr anerkannte als Christus (Gal 2,20!)!. Am Anfang seines schriftlichen Dienstes steht Gal 2,20, gegen den Schluß Phil 1,21! - Geliebte, was ist unser Leben?
Wem die obige Darstellung zu schwierig scheint, um sie zu begreifen, dem dient vielleicht folgender „Beweis“ aus unserer eigenen Lebenserfahrung:
Mit Gewißheit können wir reden und Zeugnis ablegen, wenn uns „das Wort gewiß“ ist, denn es wankt nicht und ist Tatsache, auch wenn wir es nicht in allem erfahren. Aber in großer Gewißheit, in Überfülle von vollster Gewißheit reden wir nur dann, wenn wir praktisch Erfahrung von der Wahrheit haben. Zum Beispiel: Du redest von der Tatsache, daß in Christo Sieg über alle Gebundenheiten des Fleisches ist, seien es welche auch immer. Was du sagst, ist Wahrheit und wird sich als Wahrheit erweisen. Aber, mein Bruder, wenn du nicht selber diese Wahrheit erfährst (dauernd und immer wieder), so ist deine Gewißheit wohl gestützt und getragen durch das wahrhaftige lebendige Wort, aber sie findet in dir keine Bestätigung, keinen Widerhall, keine Klangfülle, im Gegenteil, du mußt dich vielleicht, während du redest, Selber anklagen, und - die große Gewißheit oder Freimütigkeit ist getrübt oder fehlt gar, und statt Freude erfüllt Traurigkeit dein Herz. Die Bewährung in der Wahrheit, die du vorträgst, fehlt, und die eigene innere Gewißheit ist gestört, vielleicht mußt du gar dich innerlich einen Heuchler oder leeren Schwätzer nennen, weil du durch deine Schuld nicht bist, was du scheinst - und meinst du, der Heilige Geist könnte dir dann die große Gewißheit geben? Gewiß nicht! Und mögen Worte deinen inneren Mangel decken vor Menschen - dein innerer Verlust ist groß und - wenn auch Gott Sein Wort segnen mag, dessen Gewißheit unantastbar ist - der Segen der großen Gewißheit, dieses Überströmtsein von Gewißheit, bleibt dir versagt, und nach außen wird dies früher oder später seine Wirkungen zeitigen. - Lernen wir von Paulus! Gebe der Herr uns Gnade, das zu sein, was wir reden, dann wird diese Überfülle von Gewißheit ihre gesegneten Folgen nicht zurückhalten können, und wir werden einer Welt voller brandender Zweifelswogen und voller tödlicher Verneinung gegenüber wie Felsen im Sturm stehen, die Rettung nicht nur bezeugen und anbieten, sondern auch selber vertreten und ausleben; und wer mit uns in Berührung kommt, der findet in uns Menschen, die nur von Einem reden und Einen auszuleben trachten: Christus Jesus, den Retter, den Weg, die Wahrheit und das Leben! Ihm zu leben, das ist das Leben mitten im Lande des Todes. Das tat Paulus, das sei auch unser Wille und Ziel! Kraft und Gnade dazu ist vorhanden! „Für mich ist das Leben Christus“!
Ich bin nunmehr mit meinen Darlegungen am Ende angelangt.
Sage ich zuviel, wenn ich behaupte, daß diese vier herrlichen Stücke von 1Thes 1,5 in einem so engen inneren Zusammenhang stehen, daß sie eigentlich nicht voneinander unabhängig zu betrachten sind? Das Wort bedarf der Kraft (Gottes) zu solcher Wirksamkeit, wie sie hier gezeigt ist, und der Heilige Geist muß in beidem sich auswirken, dann wird auch die große Gewißheit nicht fehlen, sondern herausgeboren aus der Erfahrung eines Lebens, das Christus heißt, wird sie ein Leben bezeugen, das zu leben und zu erproben sich lohnt und das nicht ohne nachhaltige Frucht bleiben kann.
Möchte es dem Heiligen Geiste gelingen, diese vier Dinge uns so wichtig zu machen, wie sie Ihm sind und waren, als Er sie dem darin lebenden Apostel Paulus in die Feder gab, der damit aussprechen durfte, auf welchen Grundlagen oder von welchen Vorbedingungen getragen sein Dienst am Evangelium in Thessalonich und anderswo das wurde, was er zur Ehre seines und unseres geliebten Herrn sein sollte, ein Dienst, den Gott überströmend segnen konnte! Er lehre uns, diese Bedingungen für gesegneten Dienst auch in unserem kleinen Lebensrahmen zu kennen und zu verwirklichen, Ihm zum Ruhm! (1Kor 1,31). - Er aber sei gepriesen für Sein ewig-wunderbares Wort.
F. K.