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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen Band 17 - Jahrgang 1932
Joh 1-21 - Der Fremdling vom Himmel
Der Fremdling vom Himmel (3)Der Fremdling vom Himmel (3)
Einige Gedanken über das Johannesevangelium.
(Schluß)
Dieser Liebe zwischen dem Vater und dem Sohne begegnen wir in unserem Evangelium auf Schritt und Tritt. Die Juden mochten fragen: „Wo ist Dein Vater?“ (Joh 8,19), sie mochten Ihn hassen; von den Jüngern mochten viele zurückgehen und nicht mehr mit Ihm wandeln (Kap. 6,66) - der Vater aber war stets bei Ihm. „Ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei Mir.“ (Kap. 16,32) Der Sohn Gottes war Fremdling auf Erden, aber die Liebe des Vaters begleitete den Weg des Eingeborenen bis zum Kreuze. Es war die ewige Liebe Dessen, bei dem Er Schoßkind war; es war die unermeßliche Liebe Dessen, zu dem der Herr aufschauen konnte: „Vater, Ich danke Dir, daß Du Mich erhört hast. Ich aber wußte, daß Du Mich allezeit erhörst.“ (Kap. 11,41.42) Keine sichtbare Erscheinung war diesem Gebet vorausgegangen: Die Gemeinschaft zwischen dem Vater und dem Sohne war eine verborgene. Doch um der Volksmenge willen sprach der Herr diese Worte, auf daß sie glaubten, daß der Vater Ihn gesandt habe (Kap. 11,42). Jedoch - in die Geheimnisse dieser Gemeinschaft konnte der Mensch nicht eindringen. Als in Kap. 12,28 eine Stimme aus dem Himmel kam, meinte die Volksmenge, es habe gedonnert; andere sagten, ein Engel hat mit Ihm geredet. Der natürliche Mensch faßt nicht, was des Geistes Gottes ist.
Wie sollte er auch solch göttlich reine, ununterbrochene Harmonie begreifen können, wie sie zwischen dem Vater und dem Sohne bestand! Der einsame Fremdling auf Erden stand in ständiger Berührung mit dem Herzen des Vaters. Der Blick der Liebe und des Wohlgefallens Gottes ruhte ständig auf Ihm, und mit dem Vater konnte Er sich in vollkommener Weise aussprechen, wenn wir diesen unter Menschen gebräuchlichen Ausdruck hier in aller Ehrfurcht anwenden dürfen. Wie oft sehen wir Ihn in einsamen Stunden der Nächte mit dem Vater allein. In Kap. 6,15 heißt es: „Er entwich wieder auf den Berg, Er Selbst allein“, in Kap. 8,1: „Jesus aber ging nach dem Ölberg“. Der eingeborene Sohn war im Schoße des Vaters - nie verließ Er diesen Platz (Kap. 1,18) -, der Sohn des Menschen war im Himmel, auch wenn Er auf Erden wandelte (Kap. 3,13). Und in Kap. 17 sprach Er gleichsam im Allerheiligsten jenes wunderbare Gebet für die Seinen, die in der Welt waren. Dort läßt Er auch die Seinen an dieser Gemeinschaft teilhaben. Möchten wir sie mehr genießen! Sie ist unser kostbarstes Gut auf dieser Erde. Sie ist mit dem Vater und mit Seinem Sohne Jesus Christus. (1Joh 1,3)
Dann geht der Herr den letzten Weg, den Er in der Welt schreitet, den Weg ans Kreuz. Und wenn hier die Feindschaft der Juden und der Welt ihren Höhepunkt erreichte, wenn Satan alle Macht aufbot, Ihm Haß und Gewalt entgegenzustellen, so ging Er ihn doch, den Willen des Vaters erfüllend. Sein Werk diente der Verherrlichung Gottes. Er wurde auf den Altar gelegt, und der Wohlgeruch des Brandopfers, ganz Gott geweiht, stieg zu Ihm empor. Von den drei Stunden des Verlassenseins hören wir hier nichts. Der Sohn des Menschen war erhöht worden, Er hing zwischen Himmel und Erde - nun offenbarte sich Seine Herrlichkeit in Seinem Tode. Das Werk wurde vollbracht, und in der vollen Kraft freiwilliger Hingabe übergab Er den Geist.
Wir lesen hier nichts von dem Zerreißen des Vorhangs, nichts von dem Erdbeben, nichts von dem Zeugnis des römischen Hauptmanns. Die Herrlichkeit des Sohnes Gottes entfaltete sich, wenn wir so sagen können, in sich selbst.
Nun konnte die Welt die Schritte des göttlichen Fremdlings nicht mehr sehen. Nach Seiner Auferstehung erblickten Ihn nur mehr die Seinen. Die Welt hatte Ihn ans Kreuz gebracht. Ihren Augen blieb und bleibt Er verborgen, bis Er in Herrlichkeit erscheinen und sie richten wird. Die Zeit Seines Pilgerns durch eine Welt der Sünde und des Todes war vorüber. Wenn Er wiederkommt, wird Ihm der Erdkreis untertänig sein. Jedes Knie wird sich vor Dem beugen, der Sich Selbst zu nichts gemacht hatte. Und wie bald wird dies geschehen! Die Zeiten sind reif geworden. Die Zeit der Gnade eilt ihrem Ende zu. Es kommt die Nacht, da niemand wirken kann. Möchten wir die gegenwärtigen Tage ausnutzen! Möchten wir den Spuren unseres Herrn nachschreiten, wie Er uns Kraft gibt, möchten wir Seinen Fremdlingsschritten nachfolgen in einem dürren und lechzenden Land ohne Wasser! Bald werden wir ja bei Ihm sein und in Vollkommenheit die Herrlichkeit schauen, die der Vater Ihm gegeben hat. „Wir werden Ihm gleich sein; denn wir werden Ihn sehen, wie Er ist“. (1Joh 3,2)
Th. Bu.
Erstellt: 13.05.2024 22:00, bearbeitet: 27.10.2024 17:16