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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 20 - Jahrgang 1935
Apg 4,36; 11,24 - Barnabas (2)Apg 4,36; 11,24 - Barnabas (2)
Wir kommen nun zu einem Wendepunkt in der Geschichte dieser beiden gesegneten Männer: Barnabas und Paulus. Stunden der Prüfung werden keinem Diener des Herrn erspart, und eine solche kam jetzt über Barnabas und Paulus. Klar und deutlich hatte der Heilige Geist einst diese beiden Brüder in Antiochien für den gemeinsamen Dienst der Reise ausgesondert, und wunderbar hatte der Herr diesen Dienst gesegnet.
Als Paulus und Barnabas sich nun nach ihrer Rückkehr von Jerusalem eine Zeitlang wieder in Antiochien aufgehalten und mit anderen Brüdern das Wort des Herrn verkündigt hatten, sprach Paulus zu Barnabas: „Laß uns nun zurückkehren und die Brüder besuchen in jeder Stadt, in welcher wir das Wort des Herrn verkündigt haben, und sehen, wie es ihnen geht.“ (Apg 15,36)
Barnabas scheint mit dem Vorschlag Pauli sofort einverstanden gewesen zu sein, dann aber stellte sich eine Meinungsverschiedenheit heraus. Barnabas beabsichtigte, wie auf der ersten Reise, auch Johannes (genannt Markus) wieder mitzunehmen, „Paulus aber hielt es für billig, den nicht mitzunehmen, der aus Pamphylien von ihnen gewichen und nicht mit ihnen gegangen war zum Werke“ (Apg 15,38). Jeder der beiden Brüder glaubte mit seiner Meinung und seinem Vorhaben im Rechte zu sein, und da jeder auf seinem Sinn bestand, kam es zu einem erbitterten Streit und schließlich zu einer Trennung dieser beiden so reich gesegneten Männer.
Welch ein Schmerz und wie demütigend ist es, zwei geliebte Brüder in Erbitterung sich trennen zu sehen! Dieser Auftritt, diese Erbitterung und Trennung war sicher kein Werk des Heiligen Geistes, sondern die Folge der Wirksamkeit des Fleisches, und nicht etwa nur auf einer, sondern auf beiden Seiten. Die Schrift verschweigt die Fehltritte der Heiligen nicht - auch nicht die der größten und würdigsten Knechte Gottes. So demütigend ein solches Vorkommnis ist, so kann es uns doch auch wieder vor Verzagtheit bewahren, wenn wir sehen, daß keiner durch diese Welt gegangen ist, der nicht mit dem Psalmisten bekennen muß: „Mein Fuß hat gestrauchelt; aber Deine Gnade, HErr, hielt mich.“
(Ps 94,18 Luth). Nur einer ist vollkommen, unser hochgelobter Herr. Wie gut, unseren Blick immer wieder von unserem eigenen Fehlen auf Ihn und Seine Gnade richten zu können, der sowohl uns als auch unsere Fehltritte zum besten wenden kann.
Die Frage steigt natürlich in unserem Herzen auf: „Wie war es möglich, daß diese beiden bewährten Knechte Christi so verschiedenen Sinnes über Markus und dessen Verhalten sein konnten? Auf ihrer ersten Missionsreise hatten sie Markus als Diener und Gehilfen mitgenommen. Als sie bis Perge in Pamphylien gekommen waren, gab Markus die weitere Mitreise auf und kehrte nach Jerusalem zurück. Damit, daß er die beiden Brüder verließ, darf nicht gefolgert werden, daß er den Herrn verlassen, noch daß er mit der Aufgabe des Reisedienstes die Arbeit im Werke des Herrn aufgegeben habe. Keinesfalls haben wir ein Recht, seine Rückkehr nach Jerusalem für Sünde zu erklären. Wenn sein Verhalten Sünde gewesen wäre, hätten sicher zwei Männer wie Paulus und Barnabas ein gleiches Urteil darüber gehabt. Aber eben, weil mit dem Verhalten des Markus nicht Sünde verbunden war, war je nach der Seite, von der aus es angesehen wurde, auch eine verschiedene Beurteilung dieses seines Verhaltens möglich. Einheitlichkeit ist ja nicht möglich, wenn Auffassung und Beurteilung einer Sache von verschiedenen Stand- oder Gesichtspunkten aus geschehen. Hier finden wir vielleicht die Lösung für das betrübende Aneinandergeraten dieser beiden Brüder.
Aus welchem Grunde Markus als Diener die weitere Reise mit Paulus und Barnabas aufgab, wissen wir nicht. Die Schrift berichtet nur ganz kurz: „Johannes aber sonderte sich von ihnen ab und kehrte nach Jerusalem zurück.“ (Apg 13,13) Ob ihm die Beschwerden und Anstrengungen der Reise zu groß wurden - ob ihn die Sorge um die verwitwete Mutter heimwärts zog - ob ihm das schöne und wichtige Werk des Herrn in Jerusalem anziehender und wichtiger erschien als die Reise als Diener mit Paulus und Barnabas oder ob er sich mit Paulus weniger gut verstand - wissen wir nicht - jedenfalls haben wir kein Recht, irgendwelche Verfehlungen damit zu verbinden.
Vielleicht sah Barnabas die Sache von dieser - wir möchten sagen - menschlich natürlichen Seite aus an, die seinem Naturell entsprechen mochte (er war „ein guter Mann“ - „ein Sohn des Trostes“, Apg 11,24 u. 4,36), konnte doch auch Markus in der Zwischenzeit gereifter und gegründeter geworden sein, kurz, Barnabas hielt ihn durchaus für fähig und geeignet, wieder mit auf die Reise genommen zu werden.
Paulus war aber ganz entgegengesetzter Meinung und weigerte sich entschieden, Markus als Begleiter mitzunehmen. Hieraus sehen wir deutlich, daß Paulus das Verhalten des Markus von einer ganz anderen Seite aus angesehen haben muß als Barnabas. „Er hielt es für billig, den nicht mitzunehmen, der aus Pamphylien von ihnen gewichen und nicht mit ihnen gegangen war zum Werk.“ (Apg 15,38) Er nahm das Umkehren des Markus sehr ernst und sah darin einen Mangel an Treue und Ausharren und urteilte (gewissermaßen vom geistlichen Standpunkt aus), daß der, welcher sie einmal verlassen und in dem Werke nicht ausgeharrt hatte, sich des hohen Vorrechtes, an solcher Arbeit teilzunehmen, unwert gemacht habe. Sicher war es, vom Standpunkte des Dienstes aus gesehen, keine geringfügige Sache, in der Arbeit, die der Heilige Geist den beiden Knechten Gottes angewiesen hatte, versagt zu haben. - Als ein Kenner des Gesetzes mochte Paulus sich auch der Worte Moses erinnern: „Wenn du wider deine Feinde zum Kriege ausziehst ... Wer ist der Mann, der ... verzagten Herzens ist? Er gehe und kehre nach seinem Hause zurück, damit nicht das Herz seiner Brüder verzagt werde wie sein Herz“ (5Mo 20,1.8) und hielt es deshalb für billig, den, dem die Anforderungen des Kampfes zu schwer geworden und der von ihnen gewichen war, nicht wiederum mitzunehmen, damit nicht andere leicht und geringfügig über die Arbeit im Werke denken möchten, als könne man daran nach Belieben teilnehmen oder nicht.
Kommen heute solche Dinge des Streites und der Erbitterung nicht mehr vor? Können manche Dinge, die zur Erbitterung und Entzweiung unter Brüdern führen, nicht auch von verschiedenen Gesichtspunkten aus gesehen und beurteilt werden? Auch hier stellt die Schrift nur die Erbitterung fest: „So daß sie (beide) sich voneinander trennten.“ Sie entschuldigt weder den einen noch den anderen. Beweist nicht jeder Hader - jeder Zank - jede Zwietracht - die Tätigkeit des Fleisches? (Gal 5,19.20) Wie schnell sind wir doch oft miteinander fertig und halten womöglich noch das, was vom Fleische war, für Geist! Ach, wenn der Herr so schnell mit uns fertig wäre, wie wir miteinander, wo wären wir?
Obwohl beide Brüder sich jetzt in der gemeinsamen Arbeit trennten, so doch nicht in der Arbeit im Werke des Herrn. Wir sehen dieses aus dem Jahre später geschriebenen 1. Korintherbrief (Kap. 9,6). Paulus stellt dort Barnabas, seinen früheren Mitarbeiter, neben sich, woraus hervorgeht, daß Barnabas also nach der Trennung, wenn auch nicht im Reisedienst, so doch in der Heimatarbeit im Werke des Herrn und auch in Ansehen stand.
Wenn wir den Namen des Barnabas nach der Trennung somit auch nicht mehr in den Berichten der Missionsreisen in der Apostelgeschichte finden, so darf daraus kein Werturteil über seine weitere Arbeit oder gar über seinen inneren Herzenszustand gefolgert werden. Wir würden solches nie wagen auszusprechen; das hat Der Sich vorbehalten, Der allein in das Herz sehen kann. Er wird das Urteil sprechen, wenn Er kommt. Unser Lob oder Tadel haben keinen Wert, köstlich aber wird es sein, wenn einem jeden sein Lob von Gott werden wird. (1Kor 4,5)
Barnabas zog, wie es scheint, bald nach dem Zwiespalt von Antiochien fort und nahm Markus mit (Die Schrift bringt wenigstens den Bericht seiner Abreise im unmittelbaren Anschluß an die Erbitterung). Was mochte nach diesem traurigen Zusammenstoß in der Seele der beiden Brüder vorgehen? Warum reiste Barnabas sobald ab? War sein Herz verzagt geworden, weil sich kein Verstehen - keine Einigungsmöglichkeit zwischen ihm und Paulus geboten hatte? War er mutlos geworden, wie es einst die Herzen der Jünger waren, als Petrus sagte: „Ich gehe hin fischen!“? (Joh 21,2) Wie leicht werden wir müde und matt im Werke, wenn sich Schwierigkeiten unter Brüdern einstellen! Ach, und wie oft sind Mangel an Demut - an brüderlicher Gesinnung und Anerkennung - an einem Eingehen in das, was des anderen ist - die Hindernisse im gegenseitigen Verstehen!
Barnabas war der Ältere im Glaubensleben und wahrscheinlich auch an Jahren. Bald nach Pfingsten schon finden wir ihn in der Gemeinde zu Jerusalem und so wertgeschätzt, daß die Apostel ihm den Namen Barnabas („Sohn des
Trostes“) gaben, Saulus dagegen wird bei der Steinigung des Stephanus als „Jüngling“ bezeichnet. Nach dessen Bekehrung war es Barnabas, der ihn in die Gemeinde zu Jerusalem einführte, und wiederum war es Barnabas, der ihn später aufsuchte und auch in die Arbeit in Antiochien einführte. Wir sehen aus allem, daß Barnabas ein geliebter und tätiger Führer war. Unter den Namen der Propheten und Lehrer in Antiochien finden wir seinen Namen an erster und den Namen Saulus an letzter Stelle. Und so finden wir es weiter. Immer wird der Name des Barnabas als der des Älteren und Führers zuerst genannt.
Dann aber tritt in Paphos eine ganz bedeutungsvolle Wendung in doppelter Hinsicht ein. Im Kampf dort mit den Mächten der Finsternis wird Paulus mit dem Heiligen Geiste erfüllt und von da ab nicht mehr mit seinem hebräischen Namen Saulus, sondern nur mit seinem römischen Namen Paulus genannt. Und nicht dieses allein, von jetzt an finden wir Paulus als den Wortführer und Handelnden und seinen Namen dem des Barnabas vorangestellt (mit Ausnahme von Apg 14,14; 15,12 u. 25). Diesem entsprechend werden die Reisegefährten nun mit ihm (gleichsam der Hauptperson) verbunden. Wir lesen Apg 13,13: „Als aber Paulus und seine Begleiter von Paphos abgefahren waren.“ Bis dahin stand Barnabas im Vordergrund als Führer. Jetzt aber sehen wir, wie das „auserwählte Rüstzeug“ plangemäß seiner Bestimmung zugeführt wird. Wie nahm Barnabas - wie nahm Markus dieses auf? Ist es nicht vielsagend, wenn die Schrift gerade in diesem Zusammenhang dann berichtet: „Johannes (Markus) aber sonderte sich von ihnen ab und kehrte nach Jerusalem zurück.“ (Apg 13,13) Man fühlt, daß hier Zusammenhänge und Verbindungen liegen, die vielleicht auch in der Erbitterung, als die Absonderung des Markus wieder zur Sprache kam, auf das Verhalten des Barnabas und ebenso auf das des Paulus einwirkten. Gott aber hat über diese Dinge den Schleier gezogen. Möchten auch wir lernen, den Schleier über Dinge zu ziehen, die nicht zum Guten dienen!
Wie aber nahm Barnabas die Führerschaft des Paulus auf? Es ist so köstlich, zu sehen, er, der Ältere tritt zurück und bewahrt den Charakter eines Knechtes Jesu Christi, der die Souveränität seines Herrn anerkennt, jeden Knecht an den Platz zu stellen, wo Er ihn gebrauchen will. Er geht nicht mit Markus zurück. Neidlos ordnet er sich in die Reihe der „Begleiter“ des Paulus ein und beendet mit ihm die erste Missionsreise, die gewissermaßen unter seiner Führerschaft begonnen wurde. Ja, er ist auch willig, ihn auf der zweiten Reise zu begleiten.
Wieviel können wir hier von Barnabas lernen! Prüfe jeder einmal sein Herz! Bleibt es still, wenn die Arbeit, die dir bisher anvertraut war, einem anderen übergeben wird und der Herr dir einen in Menschenaugen bescheideneren Dienst anweist? Ja, freut sich dein Herz, wenn Gott dessen Dienst segnet? - Wenn alles Gute, was du empfängst, von oben herabkommt, so empfängt dein Bruder sein Gutes auch von dort her. - „Jede gute Gabe ... kommt von oben herab.“ (Jak 1,17) - Warum soll dann dein Herz dem nicht zugetan sein, dem Gott Seine Güte erweist?
Wir fühlen, wie nötig es ist, die Lenden unserer Gesinnung zu umgürten (1Pet 1,13). Geben wir dem Neid und der Mißgunst erst Raum in unserem Herzen, dann ist es nur noch ein Schritt, und das „Ich“ sucht in der Herabsetzung des anderen sich hervorzuheben und zur Geltung zu bringen. O daß wir mehr über unser Herz wachten! Die Schrift sagt: „Behüte dein Herz mehr als alles, was zu bewahren ist; denn von ihm aus sind die Ausgänge des Lebens.“ (Spr 4,23) Selbstliebe und Selbstsucht vermögen unser Auge so zu blenden, daß wir es gar nicht merken, wie das armselige „Ich“ bei uns aus allen Löchern herausschaut. Seine Gnade bewahre uns davor!
Barnabas reiste mit Markus zunächst nach Cypern in die alte Heimat zurück. Ach, daß Barnabas, der einst die Jünger so lieblich ermahnte, mit Herzensentschluß bei dem Herrn zu verharren, sich jetzt des Wortes des Herrn erinnerte: „Wer glaubt, wird nicht ängstlich eilen.“ (Jes 28,16) Aber schnell entschlossen löste er das vom Heiligen Geiste selbst gefügte Band der Arbeitsgemeinschaft mit Paulus.
Es möchte jemand sagen: „Ist es nicht ganz gleich, wo Barnabas und Markus dem Herrn dienen, ob in Jerusalem oder Cypern oder an der Seite des Paulus in Syrien und Cilicien?“ Gewiß ist der Dienst für den Herrn an einem Orte so wichtig wie an dem anderen. In diesem Falle jedoch handelt es sich um eine andere Frage: Was war die Ursache - der Grund, daß Barnabas und Markus nach Cypern und Jerusalem gingen und nicht mit Paulus nach Syrien und Cilicien? Hatte der Heilige Geist sie zu dieser Rückkehr veranlaßt, oder war es ihr eigener Entschluß und Wunsch? Abgesehen von dieser Frage müssen wir gewiß festhalten, daß die Heimatarbeit genau so wichtig ist wie der Dienst in der Ferne. Ja, der Dienst in der Heimat ist sogar fast immer die Vorschule für den Dienst in der Ferne, wie wir dieses auch bei Barnabas und Paulus sehen. Möchte deshalb die Wichtigkeit der Arbeit in der Heimat viel mehr erkannt, verstanden und geschätzt werden!
Auf schmerzlichem Wege mußte Barnabas lernen und oftmals auch wir. Gottes Gnade aber, die auch unser Fehlen zum besten zu wenden vermag, waltete sicher auch über Barnabas, indem Er ihm andere Aufgaben zuteilte, wenn auch in kleinerem Ausmaße als einst in der Verbindung mit Paulus.
Nicht nur Barnabas, auch Markus und Paulus hatten zu lernen. Der Herr kommt mit uns zum Ziele. Solange wir hienieden sind, sind wir in Gottes Schule. Wenn wir uns von dem Blick Seiner Augen - durch Sein Wort nicht leiten lassen, dann läßt Er unsere Verkehrtheiten geschehen, damit wir unsere Torheiten erkennen und, wenn auch auf schmerzlichem Wege, davon geheilt werden.
Markus hatte sein unbeständiges Wesen kennenzulernen. Kurz entschlossen konnte er freudig Barnabas und Saulus begleiten und ebenso schnell dann auch wieder verlassen und dann wiederum bereit sein, mit ihnen auf die Reise zu gehen. - Jetzt mußte er lernen, daß es keine leicht zu nehmende Sache war, in einem vom Heiligen Geist gewiesenen Werke nicht auszuharren.
Wie wunderbar Gottes Gnade zurechtbringen und sich verherrlichen kann, das sehen wir in besonderer Weise bei Markus. Gott führte diesen Seinen fehlenden Knecht (Markus) in das Licht Seines vollkommenen Knechtes, an dem Seine Seele Wohlgefallen hatte (Jes 42,1). Wie tief muß Markus, der in der Treue und im Ausharren zu kurz gekommen war, in das Leben des „treuen Zeugen“ hineingeschaut und sich in seinem Mangel gesehen haben, daß Gott gerade ihn mit der köstlichen Aufgabe betrauen konnte, in dem Markusevangelium das Leben Seines Sohnes zu beschreiben als des Knechtes Jehovas, der da kam, nicht um bedient zu werden, sondern um zu dienen, und der in der Knechtsgestalt gehorsam war bis zum Tode am Kreuz.
Und auch Paulus mußte in seiner strengen Ablehnung des Dienstes des Markus vom Herrn unterwiesen werden. Wie lieblich ist es, zu sehen, wie Paulus dem Manne, dessen Dienst er einst bis zur Erbitterung ablehnte, Grüße sendet, ihn lieben und schätzen lernt und ihn zu sich ruft und erklärt: „Er ist mir nützlich zum Dienst!“ (2Tim 4,11) Aus allem diesen sehen wir, wieviel wir noch zu lernen haben. Möchten auch diese Unterweisungen uns lehren, in der Demut einer den anderen höher zu achten als uns selbst. (Phil 2,3)
Doch wir können diese Betrachtung nicht schließen, ohne noch kurz auf die Stunde der Erbitterung zurückzukommen. Paulus wählte sich nach derselben Silas zum Mitarbeiter und zog mit ihm aus, von den Brüdern der Gnade Gottes befohlen. Lag nicht eine Wolke über dieser Abschiedsstunde? Konnte es anders sein? Stand sie doch unter dem Druck der Erbitterung! Wieviel Segen hatte der Herr einst der Gemeinde durch diese beiden Brüder vermittelt! Ein ganzes Jahr hatten beide, geliebt und geehrt von allen, in ihrer Mitte gearbeitet, und eine zahlreiche Menge war dem Herrn hinzugetan worden. Und nun gingen beide in Erbitterung getrennte Wege! Barnabas war bereits abgereist; Paulus hatte sich Silas als Mitarbeiter erwählt; so konnten sie diese nur noch der Gnade Gottes befehlen. Wenn sie an die erste Abschiedsstunde dachten, wie ganz anders war diese gewesen! Da standen sie unter der Segenswolke des Heiligen Geistes. Die Gemeinde hatte gefastet und gebetet, und beiden waren die Hände aufgelegt worden. - Es kann nicht anders sein: Uneinigkeit und Erbitterung unter Brüdern werfen ihre Schatten auch auf die Gemeinde und bringen Kummer und Schmerz auch über diese. Der Herr bewahre uns, nicht an der Gnade Gottes Mangel zu leiden, daß nicht irgendeine Wurzel der Bitterkeit aufsprosse und uns beunruhige und viele durch diese verunreinigt werden! (Heb 12,15) Hinter allem steht der Satan, und seine Gedanken sind uns nicht unbekannt. (2Kor 2,11)
Eins aber laßt uns noch aus dem weiteren Verlauf lernen, daß die Erbitterung zwischen diesen Brüdern nicht zu einer Trennung unter den Gemeinden führte und sie auch nie dahin führen sollte. Wir schließen diese Betrachtung mit dem letzten Wort der Heiligen Schrift: „Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit allen Heiligen!“ (Off 22,21) „Auf dem so schmalen Pfade gelingt uns ja kein Tritt,
Es geh' denn Seine Gnade bis an das Ende mit.“
(R). A. v. d. K.