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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 22 - Jahrgang 1937
Apg 14,22 – Durch viele Trübsale ins Reich GottesApg 14,22 – Durch viele Trübsale ins Reich Gottes
Unser Weg zur Herrlichkeit geht durch Leiden. Das war auch der Weg des Herrn. Und Paulus sagt uns: „Daß wir durch viele Trübsale in das Reich Gottes eingehen müssen.“ Dieses „muß“ will uns oft nicht gefallen. Wir möchten den Weg ebener - lieblicher haben. Wenn es uns aber mit der Nachfolge des Herrn und dem Eingang ins Reich Gottes ernst ist, dann geht es durch Kreuz zur Krone und durch Leiden zur Herrlichkeit. Wenn der Herr Selbst und Paulus und alle Heiligen durch viele Trübsale zur Herrlichkeit gingen, können wir dann ohne diese dort eingehen? Wenn Sein Haupt mit Dornen gekrönt wurde, haben wir Besseres zu erwarten?
Möchten wir lernen, weniger auf die Trübsale zu sehen als vielmehr auf das Ende des Weges - die Herrlichkeit! Diese Leiden gehören zu den Fußtapfen, die der Herr uns hinterlassen hat. „Ihr werdet von allen gehaßt werden um Meines Namens willen.“ (Mt 10,22) „Ein Knecht ist nicht größer als sein Herr.“ (Joh 15,20) „Und wer nicht sein Kreuz aufnimmt und Mir nachfolgt, ist Meiner nicht würdig.“ (Mt 10,38) Von dem Herrn heißt es prophetisch: „Für Meine Liebe feindeten sie Mich an ... Und sie haben Mir Böses für Gutes erwiesen, und Haß für Meine Liebe.“ (Psalm 109,4.5) Auch das müssen Kinder Gottes in der Nachfolge des Herrn erfahren. Von der Welt erwarten wir nichts anderes, aber wenn es von Gläubigen geschieht, so ist der Schmerz unvergleichlich größer.
Paulus erfuhr solches. Er war ein Gefangener in Rom, und das Todesurteil des Kaisers stand ihm bevor. Von dort aus schrieb er seinen Brief an die Philipper und berichtete diesen, daß die meisten der Brüder durch seine Bande viel mehr erkühnt worden seien, das Wort Gottes zu reden ohne Furcht. Aber etliche von diesen Brüdern predigten Christum aus Neid und Streit, indem sie seinen Banden Trübsal zu erwecken suchten. Wie schwer mußte es Paulus sein, daß sie seinen Leiden und seinen Kümmernissen und Trübsalen noch hinzuzufügen suchten!
Aber er wußte, wohin er sich in diesen Stunden der Dunkelheit zu wenden hatte. Welcher Friede, welche Ruhe liegen in seinen Worten, wenn er inmitten dieser Umstände den Philippern schreibt: „Freuet euch in dem Herrn allezeit! Wiederum will ich sagen: Freuet euch!“ (Phil 4,4) Aus diesen Verhältnissen heraus vermochte er sie zu ermutigen: „Seid um nichts besorgt, sondern in allem lasset durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden.“ Das war es, was er tat. In diesen Worten verrät er den Philippern das Geheimnis seiner Kraft, und er gibt ihnen zugleich die Zusicherung, daß, wenn sie so handeln würden, der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, ihre Herzen und Sinne bewahren würde in Christo Jesu. Er hatte seine Sorgen in Gottes Hand gelegt, seine Anliegen in Gebet und Flehen vor Ihn gebracht, und nun erfüllte Gottes Friede sein Herz trotz des Gefängnisses und der Trübsale, die ihm Brüder zufügten.
Ähnliches finden wir auch in Davids Leben.
Der 3. Psalm läßt uns einen Blick in Davids Herz tun, als er in den Tagen der Bedrängnis vor seinem Sohne Absalom floh. Der eigene Sohn verfolgte den Vater. David hatte seinen Sohn trotz seiner großen Sünde, über die er sich nicht gedemütigt, in sein Haus aufgenommen. Und als Antwort auf diese Liebe Davids suchte derselbe nun in Neid und Herrschsucht den Platz, den Gott seinem Vater gegeben hatte, an sich zu reißen.
Aus 2Sam 15 ersehen wir, wie tief David unter der Undankbarkeit seines Sohnes litt. Er ging die Anhöhe der Olivenbäume hinauf und weinte. Sein Haupt war verhüllt, und er ging barfuß. Im nächsten Kapitel lesen wir dann von einem
Manne vom Hause Sauls; sein Name war Simei. Dieser fluchte David, warf mit Steinen nach ihm und beschimpfte David als einen Mann des Blutes und nannte ihn einen Mann Belials, den Gott jetzt für seine Sünden bestrafe.
Wie schwer dies auf Davids Seele lag, das sehen wir aus dem 3. Psalm. Er sah die Menge seiner Bedränger, die sich wider ihn erhoben hatten, die ihn so verurteilten, daß sie sagten, für einen Mann, wie er es sei, gäbe es keine Rettung mehr bei Gott. Kann ein Weh größer sein als dieses im Leben Davids? Als er diese Worte im 3. Psalm geschrieben hatte, stellte er dahinter ein „Sela“, eine Pause.
Im 3. Verse sehen wir David dann als einen Mann, der Gott kennt und Ihn zwischen sich und seine Feinde stellt. Er sagt: „Du aber, Jehova, bist ein Schild um mich her.“ Gott war sein Schild, mit dem er dem Angriff des Feindes begegnen und sich schützen konnte. Er erhebt seine Stimme zum Herrn, und nicht umsonst. Gott antwortet ihm von Seinem heiligen Berge. Und wiederum macht er nach dem vierten Verse eine Pause und schreibt ein „Sela“.
Und was folgt jetzt? Sind seine Feinde nicht mehr da? Ist Absalom besiegt? Ist Simeis Lästerung verstummt? Sind die, die da sagten, daß es bei Gott keine Rettung mehr für ihn gebe, schon zuschanden geworden? Nichts von alledem. Die Umstände sind unverändert, auch seine Feinde haben sich nicht verändert; aber im Herzen Davids ist eine Veränderung geschehen. Seine Hilfe kam von dem Herrn, und der Friede Gottes erfüllte seine Seele. Er konnte sich niederlegen zum Schlaf, und er erwachte mit dem Bewußtsein, daß die Macht des Herrn ihn stütze. Wohl waren die Zehntausende des Volkes, die sich wider ihn gesetzt hatten, noch da, aber er fürchtet sich nicht; er erwacht nicht, um zu weinen und zu klagen, sondern um zu preisen. Er hatte seine Rettung in die Hand seines Gottes gelegt. Und wenn der Herr für uns ist, wer will wider uns sein? Aber noch mehr. David hat gelernt, daß Segen das Ziel der Trübsal ist, und er rühmt: „Vom Herrn ist die Rettung; Dein Segen ist auf Deinem Volke.“ Und wiederum schreibt er ein „Sela“.
Auch wir müssen lernen, daß Gott uns Wege der Trübsal gehen läßt, um uns zu segnen. Deshalb ermahnt uns auch Jakobus: „Nehmet, Brüder, zum Vorbild des Leidens und der Geduld die Propheten“, und weist uns hin auf das Ausharren Hiobs und auf das Ende des Herrn. Hiob mußte lernen, daß Gott ihm in den Drangsalen etwas zu sagen hatte. In der Drangsal öffnet Gott das Ohr (Hiob 36,15). Wir können Drangsale nicht entbehren; wir müssen durch viele Trübsale in das Reich Gottes eingehen. Dieses „muß“ ist unseres Herzens Härtigkeit wegen notwendig. In den Trübsalen lernen wir uns selbst erkennen und den Herrn suchen. Und noch mehr, wir lernen Ihn kennen und Ihm vertrauen und machen Erfahrungen Seiner Treue und Seiner Hilfe. Der Psalmist sagt: „Am Tage meiner Drangsal suchte ich den Herrn.“ (Ps 77,2) Er nimmt seine Zuflucht zu Gott und bekennt, daß Stärke und Hilfe in den Drangsalen reichlich bei Ihm gefunden werden (Ps 46,1). Und er nennt Ihn seine hohe Feste in den Zeiten der Drangsal. (Ps 9,9)
Wenn wir unsere Drangsale und unsere Leiden mit denen vergleichen, die ein Paulus, ein David u. a. durchzumachen hatten, wie klein kommen sie uns dann vor! Und wenn wir sie mit der Herrlichkeit vergleichen, die an uns geoffenbart werden soll, dann fühlt unser Herz, daß sie nicht einmal eines Vergleiches wert sind (Röm 8,18). „Da wir eine so große Wolke von Zeugen um uns haben, laßt auch uns ... mit Ausharren laufen den vor uns liegenden Wettlauf ...“, auf daß wir nicht ermüden, indem wir in unseren Seelen ermatten. (Heb 12,1-3)
Alb. v. d. Kammer.