verschiedene Autoren
Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Inhaltsverzeichnis
verschiedene Autoren
Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 15 - Jahrgang 1930
Apg 27,1-29 - „Auf Hoffnung! Kurze Gedanken über den Text“Apg 27,1-29 - „Auf Hoffnung! Kurze Gedanken über den Text“
Unser Leben verbringen wir im Hoffen und Wünschen; wir eilen über die Gegenwart weit hinaus in die uns angenehmere Zukunft - und doch wickelt sich all unser Erleben in der Gegenwart ab. Gebunden wie Paulus an einen vom Herrn gewollten oder zugelassenen Weg, erleben wir in der Welt und im Weltgeschehen die sonderbarsten Dinge. Und doch wird am Ende alles gut werden.
Auf einer Reise wie jener, welche Paulus nicht gewollt, geht's auch bei uns über Land und Meer - Gefangene auf Hoffnung. Im Anfang geht's durch Plätze „längs der Küste“, in Gemeinschaft des gläubigen Aristarchus und des Weltlings Julius. Man legt in „Sidon“ an, um mit geistlichen Freunden Gemeinschaft zu haben und ihre liebevolle Fürsorge zu genießen. Aber dann geht's unter „Cypern“ hin, der schönen Insel, und auf diesem Boden der Absonderung ist uns der „Wind entgegen.“ Das letzte Land verlieren wir aus den Augen; es geht „durchs Meer“ von Cilicien (= Rundfahrt: kein rechtes inneres Vorwärtskommen) und „Pamphylien“ (= durch alle Nationen). Damit wir nicht müde werden, landen wir in „Myra“ (= Balsam), denn wir brauchen auch Erquickungen auf dem Wege des Glaubens. Aber dann werden wir notwendigerweise „umgeschifft“, und von dieser Fahrt heißt es: „Viele Tage - langsam vorwärts - mit viel Mühe“, und bei Knidus läßt uns der „Wind“ nicht heran, und unter „Kreta“ muß es weiter gehen nach „Salmone“ (= Ruhe), denn nicht nur Equickungen, auch eine innere Glaubensruhe ist auf dem Wege zur Herrlichkeit eine unbedingte Voraussetzung. Die „Mühen“ hören nicht auf, und doch sind wir auf dem Wege nach „Schönhafen“.
Noch sind wir nicht am Ziel - „viel Zeit“ verfließt, die Fahrt wird „unsicherer“, „Ermahnungen“ werden notwendig. In dem Kapitel ist die Rede von der Fahrt mit „Ungemach“, „mit großem Schaden“, verloren gegangenen Werten, Emflußlosigkeit auf die Welt. In der Zeit der „Kälte“ ist kein geeigneter Platz zu finden. Das „Raten der meisten“ kommt zur Geltung. Versuchsfahrten nach „Phönix“ (= Palmenort) werden unternommen, man wünscht die Ruhe und ist der Mühe satt. Täuschende „Südwinde“ wehen so „sanft“; wir meinen, unsere „Vorsätze“ ausführen zu dürfen; der letzte Halt, die „Anker“ werden gelichtet - aber nicht lange, und „Sturmwinde“ erheben sich; unser Schiff wird fortgerissen, wir können dem Winde der Zeit nicht widerstehen, geben uns leider „preis“ und „treiben dahin“. Bei „Klauda“ (= eine weinende Stimme) sind wir tatsächlich nicht mehr Herr der Lage, und der Name deutet auf unsere innere Verfassung. Da muß eine andere Tätigkeit einsetzen: „Schutzmittel“ werden ums „Schiff gegürtet“; viel, ja, sehr viel Ballast muß „hinausgeworfen“ werden: wir greifen oft sebst zu. Das sind die Zeiten, wo weder „Sonne“ noch „Sterne“ uns scheinen und allerlei „Unwetter“ auf uns liegt, wo wir ängstlich fragen: „Wo soll's hinaus?“ In solcher Zeit leben wir „ohne Speise“! - Da kommt dann das „Nichtgehorchen“ dem Worte und den Ermahnungen teurer Mitverbundener ans Licht. Man blickt nach dort zurück, wo man eigene Wege gegangen und dabei „Ungemach und Schaden“ geerntet hat. Und doch, in solchen Zeiten hat der Herr Ermutigung. Der treue Knecht Paulus konnte allen zurufen, daß kein Leben verloren gehen würde, nur das Schiff; und daß es kostbar sei, dem Herrn zu vertrauen. Nach seinem Wort konnte die Reise kein anderes Ziel haben, als „auf eine gewisse Insel“ verschlagen zu werden, welche Paulus nur im Glauben sah. Der Weg wurde nicht besser, aber das „Senkblei“ (Prüfung der inneren Stellung) wurde eifriger gesenkt; Furcht vor Felsenriffen erfüllte ihr Herz, und sie senkten „vier Anker“ in die Tiefe, damit das Steuer nicht zerschelle. Mit Sehnsucht erwarteten sie den „kommenden Morgen“. Diese Anker müssen auch wir gebrauchen. Der Anker der Hoffnung geht hinein in das Innere des Vorhangs, wo Er als Anfänger und Vollender unseres Glaubens für uns weilt. Der Anker des Glaubes hält stand in den Meerestiefen des Lebens und Leides. Der Anker des Gebetes senkt sich tief hinein in das Wort der kostbaren Verheißungen. Und der Anker der Geduld läßt uns ausharren bis ans Ende. Die Reise muß vollführt werden; wie, weiß der Herr; Er sagt uns, wann die Anker zu senken und zu lichten sind. Ein Trost für den vor uns liegenden Jahreswechsel.
Ed. v. d. K., H.
Erstellt: 25.04.2024 20:52, bearbeitet: 17.11.2024 21:21