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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen Band 5 -Jahrgang 1917
Ps 23,2 - „Gelagert auf grünen Auen“Ps 23,2 - „Gelagert auf grünen Auen“
Der Herr sagt von denen, die durch Ihn zur Tür eingehen und errettet werden, daß sie „ein- und ausgehen und Weide finden“.( Joh 10,9) Unter der Hand der falschen Hirten fanden die Schafe Israels keine Weide, da war nur Unruhe und Unzufriedenheit. Unter der sorgenden Führung des guten Hirten findet das Schaf grüne Auen und volle Befriedigung.
Manche blicken auf die schmerzlichen Umstände und vergleichen diese mit den lieblichen, als ob darin die grünen Auen lägen. Aber in diesen bestehen die grünen Auen des guten Hirten nicht. Von den Dingen hienieden sind sie völlig geschieden. Gerade im Gegenteil, in den niederdrückendsten Verhältnissen finden wir oft die Seelen, die auf den göttlichen Auen in glücklicher Zufriedenheit ruhen.
Maria von Bethanien fand diese Weide, als sie zu Jesu Füßen saß und auf Seine Worte achtete.( Lk 10,38-42) Martha, vom Herrn geliebt,( Joh 11,5) suchte Ihm alle Ihm gebührende Aufmerksamkeit zu erzeigen, aber ihre Seele war darin von Unruhe und Sorge erfüllt. Je mehr sie fühlte, welche Ehre Ihm gebührte, um so größer wurde ihre Sorge, unfähig zu sein, Ihm diese zu ihrer Zufriedenheit zu erzeigen, so daß sie den Herrn auffordert, ihrer Schwester zu sagen, ihr zu helfen. So köstlich Marthas Eifer, und so gut auch ihre Absichten sein mochten, sie lagerte nicht auf grünen Auen, ihre Seele war nicht gesättigt und befriedigt. „Eines aber ist not“, antwortete der HErr. „Maria hat das gute Teil erwählt, welches nicht von ihr genommen werden wird.“ Was war das eine gute Teil, worin das Herz glücklich sein konnte und das der Herr selbst „gut“ nennet? Von einem „besseren“ Teil (wie einige sagen) spricht der Herr nicht. Er spricht nur von einem Teil, welches gut ist, aber nicht im Vergleich mit anderem „besser“ ist. Dieses „gute Teil“ ist gewiß die Freude deiner Gemeinschaft, in der wir die Mitteilungen Seiner und Seines Vaters Liebe empfangen. In vollkommener Ruhe und Abgeschiedenheit von den störenden Einflüssen der Umstände saß sie zu Seinen Füßen und horchte Seiner Stimme.
Ist dies unser Teil? Kennen wir einen solchen Platz? Wenn dies der Fall ist, so wird unser Herz es bestätigen, daß es eine grüne Aue ist, wo wir nicht nur Nahrung finden, sondern uns lagern in glücklicher Zufriedenheit und göttlicher Ruhe. Laßt uns das Wort des Psalmisten beachten: Er lagert mich auf grünen Auen. Welche Mühe würde es machen, ein hungerndes Schaf dahin zu bringen, sich zu lagern, aber ein gesättigtes, befriedigtes Schaf legt sich fröhlich nieder, um das Genossene wiederzukäuen. Das Bild ist so einfach: Es zeichnet die volle Genüge und glückliche Ruhe der Seele unter der führenden Hand des Hirten. Abseits von dem Getriebe und Getöse dieser armen Welt folgen wir Ihm auf Glaubenswegen zu den stillen Wassern, an denen wir die Liebe des Vaters genießen. Da erfahren wir die Wahrheit Seiner Worte: „Wer irgend von dem Wasser trinken wird, das Ich ihm geben werde, den wird nicht dürsten in Ewigkeit; sondern das Wasser, das Ich ihm geben werde, wird in ihm eine Quelle Wassers werden, das ins ewige Leben quillt.“ (Joh 4,14) Welch köstliches Teil können wir haben und genießen, während wir durch diese dunkle Welt gehen.
Aber wie ist es mit den niederdrückenden Umständen? Auch solche finden wir in der Geschichte der Maria von Bethanien in Joh 11. Die Krankheit und der Tod des geliebten Bruders war wohl der schwerste Schlag, der dieses zarte Herz treffen konnte. Aber sie hatte eine Zufluchtsstätte. Weinend fiel sie zu den Füßen des Herrn Jesu nieder. Dort, an diesem ihr so wohl bekannten Platze, sah sie Seine heiligen Tränen, lernte sie Sein mitfühlendes Herz kennen, das ihren Schmerz und das Weh des Todes teilte. Dort wurde ihr Herz herausgehoben aus den Umständen und zu dem Ruheplatz Seiner Liebe hingeführt.
So finden wir es auch in Joh 12. Sie hatten dem Herrn ein Abendessen gemacht und auch der aus den Toten auferweckte Lazarus war da. Aber weder das Mahl noch Lazarus beschäftigten Marias Herz. Den natürlichen Gefühlen nach wäre es der Bruder gewesen (denn wir hangen an dem, was wir verloren und wieder empfangen), aber es ist Seine Liebe und Seine Herrlichkeit, welche ihr Auge und Herz erfüllen, und so spendet sie Ihm das Köstlichste ihres Besitzes, die „sehr kostbare Narde“. Nichts auf Erden fesselte sie, nichts war ihr größer als Er, ihr Alles fand sie in Ihm, und die Hingabe ihres köstlichsten Besitzes zeigte ihre Gemeinschaft mit dem Wege Seiner Leiden, Seines Todes und Begräbnisses.
Die schmerzlichen Umstände mit all ihrer Bitterkeit offenbarten, daß sie bei Ihm die Auen der vollen Genüge und der seligen Ruhe gefunden hatte.
Im Gefängnis zu Philippi finden wir dieselbe Wahrheit. Der mitternächtliche Lobgesang des Paulus und Silas zeigt uns, daß sie lagerten auf grünen Auen, obgleich ihre Rücken von Ruten wundgeschlagen waren. Und aus dem Gefängnis in Rom bezeugte Paulus den Philippern seine Freude in dem Herrn, inmitten der niederdrückendsten Umstände. „Freuet euch in dem Herrn allezeit! wiederum will ich sagen: Freuet euch!“( Phil 4,4) Wie köstlich ist diese glückliche, völlige Genüge! Diese grünen Auen sind da für jeden Gläubigen, aber, ach! nicht alle erfreuen sich derselben.
Und wie kommen wir in den Genuß derselben? Beachte die Worte: „Er lagert mich“ (oder „Er läßt mich lagern“) ... „Er leitet mich“ ... Unsere Sache ist, uns willenlos Seinen Händen zu überlassen! Er weiß, wie Er uns zu führen hat, damit unsere Seele sich in Genüge und Freude auf den Auen Seiner Sorge und Liebe lagert. Er hat gesagt: „Wer zu Mir kommt, wird nicht hungern, und wer an Mich glaubt, wird nimmer mehr dürsten.“( Joh 6,35) Laßt uns allewege zu Ihm kommen, Ihm glauben, und wir werden die Untrüglichkeit Seines Wortes erfahren.
R. - K.
Erstellt: 21.03.2024 21:13, bearbeitet: 02.09.2024 14:37