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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 13 - Jahrgang 1928
1Kor 13 – Liebe (1)1Kor 13 – Liebe (1)
Wenn wir die Worte des 13. Kapitels des 1. Korintherbriefes auf unser Herz und Gewissen wirken lassen, so werden wir uns bewußt, wie wenig wir diesen Worten unseres Gottes entsprechen, und Betrübnis erfüllt unser Herz bei dem Gedanken, so wenig wirkliche Liebe zu betätigen.
Dieser Schriftabschnitt (1Kor 13) ist geschrieben, damit wir ihn auf uns anwenden. Wir sind vielleicht geneigt, zu denken, dieses Wort von der Liebe könne nur auf unseren Herrn angewandt werden. Gewiß können wir die hier beschriebene Liebe, vollkommen zum Ausdruck gebracht, nur bei Ihm finden, als Er hienieden wandelte; wir dürfen, ja sollen beim Betrachten dieses Abschnittes Seine Liebe und Seine Herrlichkeit anschauen, um durch den Heiligen Geist mehr und mehr in Sein Bild umgestaltet zu werden. Möchten wir dieses Wort als einen Spiegel gebrauchen, in den wir hineinschauen und uns persönlich betrachten zum Nutzen, zur Beugung, zur Buße, zum Ausstrecken und Streben nach der Liebe. Und „Gott ist es, der in uns wirkt, sowohl das Wollen als auch das Vollbringen“.
Laßt uns zunächst beachten, daß die Liebe aus Gott ist und der aus Gott Geborene durch den Heiligen Geist befähigt ist, diese von Gott gewirkte Liebe in Seinem Leben zu betätigen! Und weiter laßt uns beachten, daß Gott Liebe ist und die Liebe nimmer vergeht. (1Joh 4,7.8; 1Kor 13,8).
Gott ist auch Licht. Nie dürfen wir diese Tatsache zurückstellen, wenn wir an Gottes Liebe denken. Wenn wir dieses nicht beachten, so kommen wir zu falschen Vernunftschlüssen (2Kor 10,5), die mit dem Schriftganzen nicht in Übereinstimmung sind.
Oft finden wir im Worte beide Seiten zusammengefügt; z. B. Gnade und Wahrheit in Joh 1,14, Güte und Wahrheit in Ps 25,10; Gottes Liebe und Heiligkeit werden uns ganz besonders nahe verbunden am Kreuze geoffenbart. Dort sehen wir, daß Seine Liebe und Gerechtigkeit die Strafe für den schuldigen Sünder und das Gericht über die sündige Natur fordern mußten. Aber auf wen legte Gott die Forderungen Seiner Gerechtigkeit und Heiligkeit? Auf Seinen geliebten Sohn, der Sein Wohlgefallen war. Und warum? Weil Gott uns liebt. Ein anderer Weg zu unserem Heile war nicht möglich. O unbegreifliche Liebe, o unfaßbare Wahrheit! Ihm, unserem Gott und Vater und unserem Herrn Jesus Christus sei ewig Dank!
Gehen wir nun zu unserem Schriftabschnitt zurück, so finden wir, daß bei einem Kinde Gottes die Möglichkeil besteht, Gaben zu betätigen und Werke zu üben, ohne daß dabei die Liebe wirksam ist (V. 1-3). Dann finden wir die Kennzeichen wahrer Liebe (V. 4-7), dann, daß die Liebe ewig ist (V. 8) und daß sie die größte ist unter den erwähnten Stücken Glaube, Liebe, Hoffnung (V. 13).
Gaben ohne Liebe. „Wenn ich mit den Sprachen der Menschen und der Engel rede, aber nicht Liebe habe, so bin ich ein tönendes Erz geworden oder eine schallende Zimbel. Und wenn ich Prophezeiung habe und alle Geheimnisse und alle Erkenntnis weiß, und wenn ich allen Glauben habe, so daß ich Berge versetze, aber nicht Liebe habe, so bin ich nichts“ (V. 1.2). Nach 1Kor 12,10.11 war das Reden in Sprachen eine durch den Heiligen Geist gewirkte Gabe. Wurde diese Gabe aber ohne Liebe ausgeübt, so war das Kind Gottes dabei nichts anderes geworden als ein tönendes Erz oder eine schallende Zimbel. Beides sind leblose Werkzeuge, die, durch Menschenhand betätigt, wohl einen lieblich anzuhörenden Ton hervorbringen, aber sie selbst haben keinen lebendigen Anteil an dem Hervorgebrachten.
Und wenn ein Kind Gottes Prophezeiung hätte ohne Liebe, so wäre es nichts. Und wüßte ich alle Geheimnisse, etwa in bezug auf Gottes wunderbaren Ratschluß mit Christus und der Gemeinde, oder hätte ich alle Erkenntnis in bezug auf das kostbare Wort Gottes, hätte aber der Liebe nicht, so wäre ich nichts. Und wenn ich großen Glauben hätte und die Liebe fehlte, so wäre ich nichts.
Gott wird die Gaben gewiß zum Segen Seiner Geliebten benutzen, denn die Gaben sind von Ihm zur Auferbauung der Gemeinde gegeben, aber ich Selbst, der ich sie etwa ohne Liebe ausübe, bin nach Gottes Wort nichts. - Welch ein erstes Wort! Der Geist Gottes vermag vielleicht die Gabe zur Entfaltung zu bringen, aber Er will mehr als dieses, Er will sie auch durch die Liebe wirken lassen (Gal 5,6). Es ist sehr ernst, daß wir die anvertrauten Pfunde nicht vergraben, daß wir vielmehr damit wuchern, d. h. daß wir die Gaben ausüben. Doch ebenso ernst ist es, daß wir sie in Liebe ausüben.
Werke ohne Liebe. „Und wenn ich alle Habe zur Speisung der Armen austeilen werde, und wenn ich meinen Leib hingebe, auf daß ich verbrannt werde, aber nicht Liebe habe, so ist es mir nichts nütze“ (V. 3). Die Welt übt Werke ohne Liebe. Aber auch wir sind in Gefahr, Werke zu tun ohne Liebe, denn dieses Wort gilt uns Kindern Gottes. Selbst wenn ich meine Habe zur Speisung der Bedürftigen gebe, viel Not und Elend dadurch lindere, aber keine Liebe habe, so nützt es mir nichts. Doch nicht nur, daß ich ohne Liebe mich aller meiner Güter entäußern kann, ich kann sogar ohne Liebe meinen Leib hingeben, auf daß ich verbrannt werde, ohne daß mir dies alles etwas nützt. Viele Kinder Gottes haben ihr Leben aus Liebe zum Herrn preisgegeben, haben ihre Güter in Liebe dem Herrn geopfert. - Viel, ja sehr viel wird es ihnen nützen, wenn Er kommt und Sein Lohn mit Ihm (Off 22,12). Der Herr allein erforscht mich und kennt mich, Er allein kennt die Beweggründe meines Tuns und Lassens. Er weiß, ob ich Seine Ehre suche oder meine eigene und ob Liebe mich auf das Wohl des anderen bedacht sein läßt.
Der Herr redet in Seinem Wort sehr ernst. In V. 1 u. 2 zeigt Er uns, wie wir nichts sind, wenn wir geistliche Gaben ohne Liebe betätigen, und in V. 3 werden wir belehrt, wie nutzlos es für uns ist, wenn wir irdische Güter ohne Liebe opfern.
Kennzeichen wahrer Liebe. „Die Liebe ist langmütig, ist gütig; die Liebe neidet nicht; die Liebe tut nicht groß, sie bläht sich nicht auf, sie gebärdet sich nicht unanständig, sie sucht nicht das Ihrige, sie läßt sich nicht erbittern, sie rechnet Böses nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sondern sie freut sich mit der Wahrheit, sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie erduldet alles“ (V. 4-7).
Die Liebe ist langmütig.
Welche Langmut sehen wir doch bei unserem Gott! Die Langmut Gottes harrte in den Tagen Noahs, während die Arche zugerichtet wurde (1Pet 3,20), auf die Umkehr der einzelnen Seelen. Gott war langmütig gegen Israel und wartete, nachdem es den Herrn verworfen und gekreuzigt hatte, noch ca. 37 Jahre, ehe Er das Gericht über Jerusalem hereinbrechen ließ. Gott ist langmütig mit den Völkern und mit dem einzelnen Menschen. Er ist langmütig gegen uns, Seine Kinder, angesichts unserer Untreue, unserer Trägheit im Verstehen und Verwirklichen Seiner Gedanken.
Wenn nun die Liebe bei uns wirksam ist, so wird sie sich in Langmut offenbaren. Langmut zeigt sich auch darin, daß wir nicht schnell den Mut verlieren, wo es aussichtslos scheint, etwas zu erreichen, sei es im Ertragen unseren Geschwistern (Eph 4,2) oder auch den Ungläubigen gegenüber. Wie schnell sind doch unsere Herzen von Natur geneigt, z. B. die Hoffnung auf die Bekehrung unserer Angehörigen aufzugeben! Die Liebe ist langmütig!
Die Liebe ist gütig.
Welche Güte offenbarte doch unser Herr und Heiland, als Er auf Erden wandelte! Er ging umher und tat wohl, denn Er war gekommen, um wohlzutun. Wer bei Ihm Hilfe suchte, der fand sie. Kranke heilte Er, Hungrige speiste Er. Ja, Er gab Sich Selbst für uns - soweit ging Seine Güte, Sein Wohlwollen zu uns. Mit Ihm ist uns nun alles geschenkt. Welche Fülle geistlicher Segnungen (Eph 1) sind uns mit Ihm von unserem Gott geschenkt worden! Und wieviel Güte erfahren wir von Ihm in irdischen Dingen; Er versorgt uns, Er trägt uns, Er erquickt uns, Er neigt Sich zu unseren Gebeten und hört und erhört uns, wenn wir etwas nach Seinem Willen bitten. Seine Güte ist groß - und noch mehr - sie währt ewiglich (Ps 136). Sein Name sei gepriesen!
(Fortsetzung folgt s. G. w).
O. D.